Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_091.001 pwe_091.016 Über die fast ebenso verwickelten Theorien des Komischen von pwe_091.017 1 pwe_091.036 Otto Rommel, Die wissenschaftlichen Bemühungen um die Analyse des Komischen, pwe_091.037 DV 21 (1943) 161 ff. - Komik und Lustspieltheorie, a. a. O. 252 ff. 2 pwe_091.038 Christian Janentzky, Über Tragik, Komik und Humor. "Jahrbuch des pwe_091.039 Freien deutschen Hochstifts", Frankfurt a. M. 1936-1940, 1 ff.). 3 pwe_091.040
Joachim Ritter, Über das Lachen. "Blätter für deutsche Philosophie" XIV pwe_091.041 (1940), 1 ff. pwe_091.001 pwe_091.016 Über die fast ebenso verwickelten Theorien des Komischen von pwe_091.017 1 pwe_091.036 Otto Rommel, Die wissenschaftlichen Bemühungen um die Analyse des Komischen, pwe_091.037 DV 21 (1943) 161 ff. – Komik und Lustspieltheorie, a. a. O. 252 ff. 2 pwe_091.038 Christian Janentzky, Über Tragik, Komik und Humor. „Jahrbuch des pwe_091.039 Freien deutschen Hochstifts“, Frankfurt a. M. 1936–1940, 1 ff.). 3 pwe_091.040
Joachim Ritter, Über das Lachen. „Blätter für deutsche Philosophie“ XIV pwe_091.041 (1940), 1 ff. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0097" n="91"/><lb n="pwe_091.001"/> Entfaltung des deutschen Tragödienproblems, die auf einem zurückhaltenden <lb n="pwe_091.002"/> und knappen grundsätzlichen Einleitungskapitel aufbaut, als ein gewisser <lb n="pwe_091.003"/> Abschluß dieser Diskussionen betrachtet werden. „Das Tragische bedeutet <lb n="pwe_091.004"/> für uns eine Grenzsituation, deren eigentümliche, in der Tragödie <lb n="pwe_091.005"/> sichtbar werdende Struktur nur auf paradoxe, das heißt rein logisch betrachtet, <lb n="pwe_091.006"/> widerspruchsvolle Weise sich erfassen läßt.“ Diese Paradoxie kann <lb n="pwe_091.007"/> nach verschiedenen Richtungen umschrieben werden, als Tragik zwischen <lb n="pwe_091.008"/> Freiheit und Notwendigkeit, Sinn und Sinnlosigkeit, Leid und Trost, <lb n="pwe_091.009"/> Selbstbehauptung und Vernichtung. Entscheidend ist auch für <hi rendition="#k">Wiese</hi> das <lb n="pwe_091.010"/> sinnhafte Wesen der tragischen Paradoxie, gegen Staiger, und das heißt <lb n="pwe_091.011"/> wieder nichts anderes als das Verhältnis zum Religösen, das Tragische als <lb n="pwe_091.012"/> „der Weg, auf dem der Mensch seine Beziehung zum Göttlichen in paradoxer <lb n="pwe_091.013"/> Weise zu leben vermag.“ In diesem Licht erscheint die Geschichte der <lb n="pwe_091.014"/> modernen Tragödie unmittelbar als Geschichte der modernen Glaubenskrise.</p> <lb n="pwe_091.015"/> <lb n="pwe_091.016"/> <p> Über die fast ebenso verwickelten Theorien des <hi rendition="#g">Komischen</hi> von <lb n="pwe_091.017"/> Hobbes bis zur Gegenwart hat <hi rendition="#k">Otto Rommel</hi><note xml:id="PWE_091_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_091.036"/> Otto Rommel, <hi rendition="#i">Die wissenschaftlichen Bemühungen um die Analyse des Komischen,</hi> <lb n="pwe_091.037"/> DV 21 (1943) 161 ff. – <hi rendition="#i">Komik und Lustspieltheorie,</hi> a. a. O. 252 ff.</note> eine gute Übersicht gegeben. <lb n="pwe_091.018"/> Die neuere Lehre vom Komischen hat sich immer wieder mit Kants <lb n="pwe_091.019"/> Definition als Affekt „aus der plötzlichen Verwandlung einer gespannten <lb n="pwe_091.020"/> Erwartung in nichts“ auseinanderzusetzen, vor allem im Versuch, dieses <lb n="pwe_091.021"/> „Nichts“ zu korrigieren. Denn offenbar liegt die befreiende Wirkung der <lb n="pwe_091.022"/> komischen Entspannung nicht in einem „Nichts“, sondern trägt – ebenso <lb n="pwe_091.023"/> wie die tragische Lösung – einen positiven Akzent. In der Entspannung, <lb n="pwe_091.024"/> im Herausfallen aus dem Rahmen kommt etwas zur Geltung, „was in <lb n="pwe_091.025"/> selbstverständlicher, fragloser Weise besteht“ und erfolgt die „Umschaltung <lb n="pwe_091.026"/> aus einer gespannten Zeit in ein nacktes, beharrliches Da“ (<hi rendition="#k">E. Stai- <lb n="pwe_091.027"/> ger</hi>). Im Gegensatz zur tragischen Transzendenz bewegt sich das Komische <lb n="pwe_091.028"/> nicht im Absoluten, sondern im Innerweltlichen, im Diesseitig-Realen <lb n="pwe_091.029"/> (<hi rendition="#k">Janentzky</hi><note xml:id="PWE_091_2" place="foot" n="2"><lb n="pwe_091.038"/> Christian Janentzky, <hi rendition="#i">Über Tragik, Komik und Humor.</hi> „Jahrbuch des <lb n="pwe_091.039"/> Freien deutschen Hochstifts“, Frankfurt a. M. 1936–1940, 1 ff.).</note>). Wo wie bei <hi rendition="#k">Ritter</hi><note xml:id="PWE_091_3" place="foot" n="3"><lb n="pwe_091.040"/> Joachim Ritter, <hi rendition="#i">Über das Lachen.</hi> „Blätter für deutsche Philosophie“ XIV <lb n="pwe_091.041"/> (1940), 1 ff.</note> am Begriff des Nichtigen festgehalten <lb n="pwe_091.030"/> wird, da wird es doch gerade in seiner Bedeutung für das Dasein erfaßt: <lb n="pwe_091.031"/> „Was mit dem Lächerlichen ausgespielt und ergriffen wird, ist diese <lb n="pwe_091.032"/> geheime Zugehörigkeit des Nichtigen zum Dasein.“ Komik ist „einer der <lb n="pwe_091.033"/> Wege, auf denen sich die menschliche Begegnung und Auseinandersetzung <lb n="pwe_091.034"/> mit der Welt vollzieht“ (<hi rendition="#k">Ritter</hi>). „Dem Lachen, das auf einen komischen <lb n="pwe_091.035"/> Vorgang folgt, geht ein Akt der unterscheidenden Erkenntnis voraus“, </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [91/0097]
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Entfaltung des deutschen Tragödienproblems, die auf einem zurückhaltenden pwe_091.002
und knappen grundsätzlichen Einleitungskapitel aufbaut, als ein gewisser pwe_091.003
Abschluß dieser Diskussionen betrachtet werden. „Das Tragische bedeutet pwe_091.004
für uns eine Grenzsituation, deren eigentümliche, in der Tragödie pwe_091.005
sichtbar werdende Struktur nur auf paradoxe, das heißt rein logisch betrachtet, pwe_091.006
widerspruchsvolle Weise sich erfassen läßt.“ Diese Paradoxie kann pwe_091.007
nach verschiedenen Richtungen umschrieben werden, als Tragik zwischen pwe_091.008
Freiheit und Notwendigkeit, Sinn und Sinnlosigkeit, Leid und Trost, pwe_091.009
Selbstbehauptung und Vernichtung. Entscheidend ist auch für Wiese das pwe_091.010
sinnhafte Wesen der tragischen Paradoxie, gegen Staiger, und das heißt pwe_091.011
wieder nichts anderes als das Verhältnis zum Religösen, das Tragische als pwe_091.012
„der Weg, auf dem der Mensch seine Beziehung zum Göttlichen in paradoxer pwe_091.013
Weise zu leben vermag.“ In diesem Licht erscheint die Geschichte der pwe_091.014
modernen Tragödie unmittelbar als Geschichte der modernen Glaubenskrise.
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Über die fast ebenso verwickelten Theorien des Komischen von pwe_091.017
Hobbes bis zur Gegenwart hat Otto Rommel 1 eine gute Übersicht gegeben. pwe_091.018
Die neuere Lehre vom Komischen hat sich immer wieder mit Kants pwe_091.019
Definition als Affekt „aus der plötzlichen Verwandlung einer gespannten pwe_091.020
Erwartung in nichts“ auseinanderzusetzen, vor allem im Versuch, dieses pwe_091.021
„Nichts“ zu korrigieren. Denn offenbar liegt die befreiende Wirkung der pwe_091.022
komischen Entspannung nicht in einem „Nichts“, sondern trägt – ebenso pwe_091.023
wie die tragische Lösung – einen positiven Akzent. In der Entspannung, pwe_091.024
im Herausfallen aus dem Rahmen kommt etwas zur Geltung, „was in pwe_091.025
selbstverständlicher, fragloser Weise besteht“ und erfolgt die „Umschaltung pwe_091.026
aus einer gespannten Zeit in ein nacktes, beharrliches Da“ (E. Stai- pwe_091.027
ger). Im Gegensatz zur tragischen Transzendenz bewegt sich das Komische pwe_091.028
nicht im Absoluten, sondern im Innerweltlichen, im Diesseitig-Realen pwe_091.029
(Janentzky 2). Wo wie bei Ritter 3 am Begriff des Nichtigen festgehalten pwe_091.030
wird, da wird es doch gerade in seiner Bedeutung für das Dasein erfaßt: pwe_091.031
„Was mit dem Lächerlichen ausgespielt und ergriffen wird, ist diese pwe_091.032
geheime Zugehörigkeit des Nichtigen zum Dasein.“ Komik ist „einer der pwe_091.033
Wege, auf denen sich die menschliche Begegnung und Auseinandersetzung pwe_091.034
mit der Welt vollzieht“ (Ritter). „Dem Lachen, das auf einen komischen pwe_091.035
Vorgang folgt, geht ein Akt der unterscheidenden Erkenntnis voraus“,
1 pwe_091.036
Otto Rommel, Die wissenschaftlichen Bemühungen um die Analyse des Komischen, pwe_091.037
DV 21 (1943) 161 ff. – Komik und Lustspieltheorie, a. a. O. 252 ff.
2 pwe_091.038
Christian Janentzky, Über Tragik, Komik und Humor. „Jahrbuch des pwe_091.039
Freien deutschen Hochstifts“, Frankfurt a. M. 1936–1940, 1 ff.).
3 pwe_091.040
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Zitationshilfe: | Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wehrli_poetik_1951/97>, abgerufen am 16.02.2025. |