Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_070.001 In anderer, etwas schematischer Weise hat Leonhard Beriger1 den pwe_070.002 Am hartnäckigsten hat wohl Hermann Pongs2 die Probleme dichterischer pwe_070.018 von den Versuchen, der Dichtung von einem spezielleren, nämlich tiefenpsychologischen 1 pwe_070.037 Leonhard Beriger, Der Symbolbegriff als Grundlage einer Poetik. Helicon pwe_070.038 V (1942) 33 ff. 2 pwe_070.039
Hermann Pongs, Das Bild in der Dichtung. Bd. II. Voruntersuchungen zum pwe_070.040 Symbol. Marburg 1939. pwe_070.001 In anderer, etwas schematischer Weise hat Leonhard Beriger1 den pwe_070.002 Am hartnäckigsten hat wohl Hermann Pongs2 die Probleme dichterischer pwe_070.018 von den Versuchen, der Dichtung von einem spezielleren, nämlich tiefenpsychologischen 1 pwe_070.037 Leonhard Beriger, Der Symbolbegriff als Grundlage einer Poetik. Helicon pwe_070.038 V (1942) 33 ff. 2 pwe_070.039
Hermann Pongs, Das Bild in der Dichtung. Bd. II. Voruntersuchungen zum pwe_070.040 Symbol. Marburg 1939. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0076" n="70"/> <lb n="pwe_070.001"/> <p> In anderer, etwas schematischer Weise hat <hi rendition="#k">Leonhard Beriger</hi><note xml:id="PWE_070_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_070.037"/> Leonhard Beriger, <hi rendition="#i">Der Symbolbegriff als Grundlage einer Poetik.</hi> Helicon <lb n="pwe_070.038"/> V (1942) 33 ff.</note> den <lb n="pwe_070.002"/> Symbolbegriff wieder zur Basis der Poetik machen wollen. Symbolik bedeutet <lb n="pwe_070.003"/> nach Goethe das Hervortreten des Allgemeinen im Besonderen. Das <lb n="pwe_070.004"/> gilt aber auch für außerkünstlerische Symbolik. Es bedarf der Ergänzung <lb n="pwe_070.005"/> durch den korrelativen Begriff der Gestalt, der Gestaltung – als der Einheit <lb n="pwe_070.006"/> von Gestalt und Gehalt –, damit die speziell künstlerische Symbolik <lb n="pwe_070.007"/> entsteht. Dann ist „Dichtung ... Offenbarung des allgemeinen Menschenwesens <lb n="pwe_070.008"/> und Menschengeschicks als individuelle Existenz, künstlerisch verwirklicht <lb n="pwe_070.009"/> als Einheit Gehalt-Gestalt“. Die Gleichnisdichtung, speziell die <lb n="pwe_070.010"/> Allegorie – die von Goethe bekanntlich dem Symbol entgegengestellt <lb n="pwe_070.011"/> wird als der Weg vom Allgemeinen zum Besonderen – wäre dann nur <lb n="pwe_070.012"/> eine bestimmte Ausdrucksart, ein bestimmtes Verhältnis von Bild und <lb n="pwe_070.013"/> Sinn, und dem Symbolhaften untergeordnet. Im übrigen versucht auch <lb n="pwe_070.014"/> <hi rendition="#k">Beriger,</hi> den Symbolbegriff nicht nur zur Grundlage einer Morphologie, <lb n="pwe_070.015"/> sondern auch zu einem Wertkriterium (größere oder geringere Spannweite, <lb n="pwe_070.016"/> Reichtum etc.) zu machen.</p> <lb n="pwe_070.017"/> <p> Am hartnäckigsten hat wohl <hi rendition="#k">Hermann Pongs</hi><note xml:id="PWE_070_2" place="foot" n="2"><lb n="pwe_070.039"/> Hermann Pongs, <hi rendition="#i">Das Bild in der Dichtung. Bd. II. Voruntersuchungen zum <lb n="pwe_070.040"/> Symbol.</hi> Marburg 1939.</note> die Probleme dichterischer <lb n="pwe_070.018"/> Symbolik und ihres das ganze Werk bestimmenden Charakters <lb n="pwe_070.019"/> untersucht. Die Aufsätze im zweiten Band seines Werks <hi rendition="#i">Das Bild in der <lb n="pwe_070.020"/> Dichtung</hi> gelten diesem umfassenden Geheimnis des Symbols, das einem <lb n="pwe_070.021"/> „Gemeinschaftsgrund“ und einer „übergreifenden Ordnung des Daseins“ <lb n="pwe_070.022"/> entspringt. Einerseits in Auseinandersetzung mit den Problemen der von <lb n="pwe_070.023"/> der Tiefenpsychologie entdeckten unbewußten Symbolik, anderseits in Untersuchung <lb n="pwe_070.024"/> der „bewußten“ Symbolik vor allem in der deutschen Novelle <lb n="pwe_070.025"/> gelangt <hi rendition="#k">Pongs</hi> zu einer Symbolik der Existenz, in der Bewußtes und Unbewußtes <lb n="pwe_070.026"/> zusammengefaßt ist. Das „Ding-Symbol“ als konstruktives Element <lb n="pwe_070.027"/> etwa einer Novelle wird „mehr und mehr hineingenommen in das <lb n="pwe_070.028"/> Ganze einer symbolisch gefaßten Existenz“ (welche dann bei <hi rendition="#k">Pongs</hi> einen <lb n="pwe_070.029"/> dämonischen oder tragischen Akzent erhält). – <anchor xml:id="we001"/> Wir sind damit auch verwiesen <lb n="pwe_070.030"/> auf die spezielleren Erscheinungen, in denen sich der allgemeine <lb n="pwe_070.031"/> Symbolcharakter der Dichtung besonders zu konkretisieren scheint, in <lb n="pwe_070.032"/> Bild, Metapher, Gleichnis, „Symbol“, Mythos usw., Aufbauelementen des <lb n="pwe_070.033"/> Werks, von denen aus sich dessen Ganzheit aber Schicht um Schicht erschließt <lb n="pwe_070.034"/> und die daher von einzelnen Forschern zum Ausgangspunkt einer <lb n="pwe_070.035"/> Gesamtinterpretation gemacht werden (vgl. <hi rendition="#k">Emrich,</hi> unten S. 105). <anchor xml:id="we002"/> <note targetEnd="#we002" type="metapher" ana="#m1-0-1-1 #m1-2-5 #m1-3-1-0 #m1-9-2" target="#we001"><bibl>Wilhelm Emrich: Die Symbolik von Faust II. Sinn und Vorformen. Berlin 1943.</bibl></note> Auch <lb n="pwe_070.036"/> von den Versuchen, der Dichtung von einem spezielleren, nämlich tiefenpsychologischen </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0076]
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In anderer, etwas schematischer Weise hat Leonhard Beriger 1 den pwe_070.002
Symbolbegriff wieder zur Basis der Poetik machen wollen. Symbolik bedeutet pwe_070.003
nach Goethe das Hervortreten des Allgemeinen im Besonderen. Das pwe_070.004
gilt aber auch für außerkünstlerische Symbolik. Es bedarf der Ergänzung pwe_070.005
durch den korrelativen Begriff der Gestalt, der Gestaltung – als der Einheit pwe_070.006
von Gestalt und Gehalt –, damit die speziell künstlerische Symbolik pwe_070.007
entsteht. Dann ist „Dichtung ... Offenbarung des allgemeinen Menschenwesens pwe_070.008
und Menschengeschicks als individuelle Existenz, künstlerisch verwirklicht pwe_070.009
als Einheit Gehalt-Gestalt“. Die Gleichnisdichtung, speziell die pwe_070.010
Allegorie – die von Goethe bekanntlich dem Symbol entgegengestellt pwe_070.011
wird als der Weg vom Allgemeinen zum Besonderen – wäre dann nur pwe_070.012
eine bestimmte Ausdrucksart, ein bestimmtes Verhältnis von Bild und pwe_070.013
Sinn, und dem Symbolhaften untergeordnet. Im übrigen versucht auch pwe_070.014
Beriger, den Symbolbegriff nicht nur zur Grundlage einer Morphologie, pwe_070.015
sondern auch zu einem Wertkriterium (größere oder geringere Spannweite, pwe_070.016
Reichtum etc.) zu machen.
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Am hartnäckigsten hat wohl Hermann Pongs 2 die Probleme dichterischer pwe_070.018
Symbolik und ihres das ganze Werk bestimmenden Charakters pwe_070.019
untersucht. Die Aufsätze im zweiten Band seines Werks Das Bild in der pwe_070.020
Dichtung gelten diesem umfassenden Geheimnis des Symbols, das einem pwe_070.021
„Gemeinschaftsgrund“ und einer „übergreifenden Ordnung des Daseins“ pwe_070.022
entspringt. Einerseits in Auseinandersetzung mit den Problemen der von pwe_070.023
der Tiefenpsychologie entdeckten unbewußten Symbolik, anderseits in Untersuchung pwe_070.024
der „bewußten“ Symbolik vor allem in der deutschen Novelle pwe_070.025
gelangt Pongs zu einer Symbolik der Existenz, in der Bewußtes und Unbewußtes pwe_070.026
zusammengefaßt ist. Das „Ding-Symbol“ als konstruktives Element pwe_070.027
etwa einer Novelle wird „mehr und mehr hineingenommen in das pwe_070.028
Ganze einer symbolisch gefaßten Existenz“ (welche dann bei Pongs einen pwe_070.029
dämonischen oder tragischen Akzent erhält). – Wir sind damit auch verwiesen pwe_070.030
auf die spezielleren Erscheinungen, in denen sich der allgemeine pwe_070.031
Symbolcharakter der Dichtung besonders zu konkretisieren scheint, in pwe_070.032
Bild, Metapher, Gleichnis, „Symbol“, Mythos usw., Aufbauelementen des pwe_070.033
Werks, von denen aus sich dessen Ganzheit aber Schicht um Schicht erschließt pwe_070.034
und die daher von einzelnen Forschern zum Ausgangspunkt einer pwe_070.035
Gesamtinterpretation gemacht werden (vgl. Emrich, unten S. 105). Wilhelm Emrich: Die Symbolik von Faust II. Sinn und Vorformen. Berlin 1943. Auch pwe_070.036
von den Versuchen, der Dichtung von einem spezielleren, nämlich tiefenpsychologischen
1 pwe_070.037
Leonhard Beriger, Der Symbolbegriff als Grundlage einer Poetik. Helicon pwe_070.038
V (1942) 33 ff.
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Hermann Pongs, Das Bild in der Dichtung. Bd. II. Voruntersuchungen zum pwe_070.040
Symbol. Marburg 1939.
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