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Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.

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eines Dings wird wohl erst gefragt, wenn nicht mehr klar ist, wozu es pwe_054.002
dient" (Max Kommerell). Nicht so sehr dichterisches Leben und Schaffen pwe_054.003
als das Gedicht, das Dichtwerk selbst wird zum Gegenstand der Bemühung. pwe_054.004
"Daß wir begreifen, was uns ergreift, das ist das eigentliche Ziel aller pwe_054.005
Literaturwissenschaft" (E. Staiger). Die "Kunst des Lesens", der Werkauslegung, pwe_054.006
der stilkritischen Untersuchung vor allem des Einzelwerks wird pwe_054.007
Parole. So verschiedene Geister wie der von Stefan George herkommende pwe_054.008
Max Kommerell, wie die sei es von Heidegger, sei es von Kassner inspirierten pwe_054.009
Herausgeber der stilkritischen Zeitschrift Trivium, wie der katholische pwe_054.010
Theologe Romano Guardini1, wie Johannes Pfeiffer, Erich pwe_054.011
Auerbach, Wolfgang Kayser, Kurt May
2, im Bereich der klassischen pwe_054.012
Philologie Wolfgang Schadewaldt3 und viele andere finden sich im pwe_054.013
Ruf nach wissenschaftlicher Beschreibung und Auslegung des ganzheitlichen pwe_054.014
Kunstwerks, nach dem geduldig hinhörenden Umgang mit der Dichtung pwe_054.015
selbst. Der Übergang von einer mehr sprachanalytischen (K. May) pwe_054.016
zu einer werkstilistischen Betrachtung wird dabei natürlich in verschiedenem pwe_054.017
Maß vollzogen.

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Heinz Otto Burger4 hat in seinem instruktiven Sammelwerk von Interpretationen pwe_054.019
durch 28 verschiedene Beiträger einen Überblick über die pwe_054.020
verschiedensten Methoden und Techniken in praktischer Anwendung gegeben; pwe_054.021
neben imposanten Beispielen wahrhaft erhellender Interpretationskunst pwe_054.022
fehlen hier auch nicht Beispiele, wo der Interpret im bloßen Applaudieren pwe_054.023
des Werks oder im Nachweis der Kongruenz von "Inhalt" und pwe_054.024
"Form" stecken bleibt. Und es zeigt sich auch, wie solche Interpretationen pwe_054.025
fast immer nicht nur dem konkreten Gedicht gelten, sondern gewollt oder pwe_054.026
ungewollt größere Zusammenhänge geschichtlicher oder systematischer Art pwe_054.027
im Auge haben, daß es vor allem um die Gewinnung und Bestimmung allgemeiner pwe_054.028
Kategorien der Poetik geht.

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Einen Überblick über die im Bereich der Werkpoetik und Werkinterpretation pwe_054.030
vorliegenden Publikationen, über deren Problemlage und Terminologie pwe_054.031
zu geben, ist besonders schwierig. Gerade der ganzheitliche Charakter

1 pwe_054.032
Romano Guardini, Hölderlin. Weltbild und Frömmigkeit. Leipzig 1939. - pwe_054.033
Ders., Zu Rainer Maria Rilkes Deutung des Daseins. Leipzig 1942, 2. Aufl., pwe_054.034
Bern 1946.
2 pwe_054.035
Kurt May, Faust II. Teil, in der Sprachform gedeutet. (Neue Forschung pwe_054.036
Bd. 30). Berlin 1936. - Ders., Friedrich Schiller, Idee und Wirklichkeit im pwe_054.037
Drama.
Göttingen 1948.
3 pwe_054.038
Wolfgang Schadewaldt, Sappho. Welt und Dichtung. Dasein in der Liebe. pwe_054.039
Potsdam 1950.
4 pwe_054.040
Gedicht und Gedanke. Auslegungen deutscher Gedichte. Herausgegeben von pwe_054.041
Heinz Otto Burger. Halle 1942.

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eines Dings wird wohl erst gefragt, wenn nicht mehr klar ist, wozu es pwe_054.002
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Zitationshilfe: Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wehrli_poetik_1951/60>, abgerufen am 25.11.2024.