Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_055.001 Mit dieser gegenseitigen sachlichen Verquicktheit der Probleme hängt es pwe_055.011 Die beste Übersicht über die Probleme der Werkpoetik und Stilkritik pwe_055.029 1 pwe_055.036 Erwin Ackerknecht, Die Kunst des Lesens. 4. Aufl., Heidelberg 1949. 2 pwe_055.037 Fred B. Millett, Reading Fiction. A. Methode of Analysis with Seletions pwe_055.038 for Study. - Reading Drama etc. - Reading Poetry etc. 3 vols. New York 1950. 3 pwe_055.039
Wolfgang Kayser, Das sprachliche Kunstwerk. Eine Einführung in die Literaturwissenschaft. pwe_055.040 Bern 1948. pwe_055.001 Mit dieser gegenseitigen sachlichen Verquicktheit der Probleme hängt es pwe_055.011 Die beste Übersicht über die Probleme der Werkpoetik und Stilkritik pwe_055.029 1 pwe_055.036 Erwin Ackerknecht, Die Kunst des Lesens. 4. Aufl., Heidelberg 1949. 2 pwe_055.037 Fred B. Millett, Reading Fiction. A. Methode of Analysis with Seletions pwe_055.038 for Study. – Reading Drama etc. – Reading Poetry etc. 3 vols. New York 1950. 3 pwe_055.039
Wolfgang Kayser, Das sprachliche Kunstwerk. Eine Einführung in die Literaturwissenschaft. pwe_055.040 Bern 1948. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0061" n="55"/><lb n="pwe_055.001"/> des dichterischen Kunstwerks bringt es mit sich, daß jeder Einzelaspekt <lb n="pwe_055.002"/> das Ganze repräsentiert, daß es kaum möglich ist, Einzelprobleme <lb n="pwe_055.003"/> herauszulösen, weil der Sinn und die Funktion jedes Einzelelements nur <lb n="pwe_055.004"/> im immer wiederholten hermeneutischen Kreislauf zwischen Teil und <lb n="pwe_055.005"/> Ganzheit deutlich werden kann. So ist schon aus sachlichen Gründen die <lb n="pwe_055.006"/> Terminologie im Umkreis der Poetik kein System statischer Begriffe, <lb n="pwe_055.007"/> ganz abgesehen von der hier noch besonders im Fluß befindlichen Situation <lb n="pwe_055.008"/> der Wissenschaft; nicht einmal ein zentraler Terminus wie das Wort <lb n="pwe_055.009"/> „Stil“ wird gleichmäßig und eindeutig verwendet.</p> <lb n="pwe_055.010"/> <p> Mit dieser gegenseitigen sachlichen Verquicktheit der Probleme hängt es <lb n="pwe_055.011"/> zusammen, daß Interpretation einer Dichtung noch weniger als jede andere <lb n="pwe_055.012"/> geisteswissenschaftliche Arbeit über eine feste tradierbare Methode <lb n="pwe_055.013"/> und ein sauber abgestecktes Forschungsfeld verfügt. Man spricht daher, <lb n="pwe_055.014"/> z. T. wohl notgedrungen, von der „Kunst“ der Interpretation, von dem <lb n="pwe_055.015"/> intuitiven oder von dem existentiellen Charakter jedes Versuchs einer <lb n="pwe_055.016"/> Werkerhellung; <hi rendition="#k">Erich Auerbach</hi> braucht den Ausdruck vom „Spiel mit <lb n="pwe_055.017"/> dem Text“, von dem er sich führen läßt. Zahlreiche der hier vorliegenden <lb n="pwe_055.018"/> Arbeiten sind weniger wissenschaftliche Abhandlungen schulmäßigen Stils <lb n="pwe_055.019"/> als literarische Essays, Gestaltungen mit eigenen künstlerischen oder bekenntnishaften <lb n="pwe_055.020"/> Ansprüchen. Wenn man hier von „Dichtung über Dichtung“ <lb n="pwe_055.021"/> spricht oder den Literaturwissenschafter als verhinderten Dichter <lb n="pwe_055.022"/> denunziert, so ist das die übelwollende Umschreibung eines sachlich durchaus <lb n="pwe_055.023"/> begründeten und legitimen Verhältnisses. Schließlich macht sich auch <lb n="pwe_055.024"/> – bei <hi rendition="#k">Kommerell, Pfeiffer, Kayser, Ackerknecht</hi><note xml:id="PWE_055_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_055.036"/> Erwin Ackerknecht, <hi rendition="#i">Die Kunst des Lesens.</hi> 4. Aufl., Heidelberg 1949.</note> z. B. – eine pädagogische <lb n="pwe_055.025"/> Note bemerkbar: anstelle der Theorie tritt die Anweisung, die <lb n="pwe_055.026"/> Initiation. Eine amerikanische Entsprechung bilden die Bücher von Fred <lb n="pwe_055.027"/> <hi rendition="#k">B. Millett</hi><note xml:id="PWE_055_2" place="foot" n="2"><lb n="pwe_055.037"/> Fred B. Millett, <hi rendition="#i">Reading Fiction. A. Methode of Analysis with Seletions <lb n="pwe_055.038"/> for Study. – Reading Drama etc. – Reading Poetry</hi> etc. 3 vols. New York 1950.</note>.</p> <lb n="pwe_055.028"/> <p> Die beste Übersicht über die Probleme der <hi rendition="#g">Werkpoetik</hi> und Stilkritik <lb n="pwe_055.029"/> gibt heute wohl das ausgezeichnete Werk <hi rendition="#k">Wolfgang Kaysers</hi><note xml:id="PWE_055_3" place="foot" n="3"><lb n="pwe_055.039"/> Wolfgang Kayser, <hi rendition="#i">Das sprachliche Kunstwerk. Eine Einführung in die Literaturwissenschaft.</hi> <lb n="pwe_055.040"/> Bern 1948.</note>. <lb n="pwe_055.030"/> Der Untertitel „Eine Einführung in die Literaturwissenschaft“ ist allerdings <lb n="pwe_055.031"/> insofern mißverständlich, als es im wesentlichen nur um die Probleme <lb n="pwe_055.032"/> der Werkinterpretation geht, in der die „eigentliche“ Aufgabe, der <lb n="pwe_055.033"/> „innerste Kreis“ der Literaturwissenschaft überhaupt gesehen wird; das <lb n="pwe_055.034"/> Einzelwerk und seine autonome Würde sollen davor bewahrt werden, in <lb n="pwe_055.035"/> den „Strudel eines psychologischen oder historischen oder nationalen Relativismus“ </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [55/0061]
pwe_055.001
des dichterischen Kunstwerks bringt es mit sich, daß jeder Einzelaspekt pwe_055.002
das Ganze repräsentiert, daß es kaum möglich ist, Einzelprobleme pwe_055.003
herauszulösen, weil der Sinn und die Funktion jedes Einzelelements nur pwe_055.004
im immer wiederholten hermeneutischen Kreislauf zwischen Teil und pwe_055.005
Ganzheit deutlich werden kann. So ist schon aus sachlichen Gründen die pwe_055.006
Terminologie im Umkreis der Poetik kein System statischer Begriffe, pwe_055.007
ganz abgesehen von der hier noch besonders im Fluß befindlichen Situation pwe_055.008
der Wissenschaft; nicht einmal ein zentraler Terminus wie das Wort pwe_055.009
„Stil“ wird gleichmäßig und eindeutig verwendet.
pwe_055.010
Mit dieser gegenseitigen sachlichen Verquicktheit der Probleme hängt es pwe_055.011
zusammen, daß Interpretation einer Dichtung noch weniger als jede andere pwe_055.012
geisteswissenschaftliche Arbeit über eine feste tradierbare Methode pwe_055.013
und ein sauber abgestecktes Forschungsfeld verfügt. Man spricht daher, pwe_055.014
z. T. wohl notgedrungen, von der „Kunst“ der Interpretation, von dem pwe_055.015
intuitiven oder von dem existentiellen Charakter jedes Versuchs einer pwe_055.016
Werkerhellung; Erich Auerbach braucht den Ausdruck vom „Spiel mit pwe_055.017
dem Text“, von dem er sich führen läßt. Zahlreiche der hier vorliegenden pwe_055.018
Arbeiten sind weniger wissenschaftliche Abhandlungen schulmäßigen Stils pwe_055.019
als literarische Essays, Gestaltungen mit eigenen künstlerischen oder bekenntnishaften pwe_055.020
Ansprüchen. Wenn man hier von „Dichtung über Dichtung“ pwe_055.021
spricht oder den Literaturwissenschafter als verhinderten Dichter pwe_055.022
denunziert, so ist das die übelwollende Umschreibung eines sachlich durchaus pwe_055.023
begründeten und legitimen Verhältnisses. Schließlich macht sich auch pwe_055.024
– bei Kommerell, Pfeiffer, Kayser, Ackerknecht 1 z. B. – eine pädagogische pwe_055.025
Note bemerkbar: anstelle der Theorie tritt die Anweisung, die pwe_055.026
Initiation. Eine amerikanische Entsprechung bilden die Bücher von Fred pwe_055.027
B. Millett 2.
pwe_055.028
Die beste Übersicht über die Probleme der Werkpoetik und Stilkritik pwe_055.029
gibt heute wohl das ausgezeichnete Werk Wolfgang Kaysers 3. pwe_055.030
Der Untertitel „Eine Einführung in die Literaturwissenschaft“ ist allerdings pwe_055.031
insofern mißverständlich, als es im wesentlichen nur um die Probleme pwe_055.032
der Werkinterpretation geht, in der die „eigentliche“ Aufgabe, der pwe_055.033
„innerste Kreis“ der Literaturwissenschaft überhaupt gesehen wird; das pwe_055.034
Einzelwerk und seine autonome Würde sollen davor bewahrt werden, in pwe_055.035
den „Strudel eines psychologischen oder historischen oder nationalen Relativismus“
1 pwe_055.036
Erwin Ackerknecht, Die Kunst des Lesens. 4. Aufl., Heidelberg 1949.
2 pwe_055.037
Fred B. Millett, Reading Fiction. A. Methode of Analysis with Seletions pwe_055.038
for Study. – Reading Drama etc. – Reading Poetry etc. 3 vols. New York 1950.
3 pwe_055.039
Wolfgang Kayser, Das sprachliche Kunstwerk. Eine Einführung in die Literaturwissenschaft. pwe_055.040
Bern 1948.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/wehrli_poetik_1951 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/wehrli_poetik_1951/61 |
Zitationshilfe: | Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wehrli_poetik_1951/61>, abgerufen am 16.02.2025. |