Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_016.001 Stärkere Anstöße gingen wohl von den modernen philosophischen Bewegungen pwe_016.009 1 pwe_016.034 Martin Heidegger, Erläuterungen zu Hölderlins Dichtung. Frankfurt a. M. pwe_016.035 (1944). - Ders., Holzwege. Frankfurt a. M. (1950). - Martin Heideggers Einfluß pwe_016.036 auf die Wissenschaften. Festschrift aus Anlaß seines sechzigsten Geburtstages. pwe_016.037 Bern 1949. 2 pwe_016.038
Erik Lunding, Kierkegaard und die existentielle Literaturwissenschaft. Im pwe_016.039 Anhang zu: Adalbert Stifter (Studien zur Kunst und Existenz Bd. I). Kjobenhavn pwe_016.040 1946. - Willi Perpeet, Kierkegaard und die Frage einer Ästhetik der Gegenwart. pwe_016.041 Halle 1940. pwe_016.001 Stärkere Anstöße gingen wohl von den modernen philosophischen Bewegungen pwe_016.009 1 pwe_016.034 Martin Heidegger, Erläuterungen zu Hölderlins Dichtung. Frankfurt a. M. pwe_016.035 (1944). – Ders., Holzwege. Frankfurt a. M. (1950). – Martin Heideggers Einfluß pwe_016.036 auf die Wissenschaften. Festschrift aus Anlaß seines sechzigsten Geburtstages. pwe_016.037 Bern 1949. 2 pwe_016.038
Erik Lunding, Kierkegaard und die existentielle Literaturwissenschaft. Im pwe_016.039 Anhang zu: Adalbert Stifter (Studien zur Kunst und Existenz Bd. I). Kjobenhavn pwe_016.040 1946. – Willi Perpeet, Kierkegaard und die Frage einer Ästhetik der Gegenwart. pwe_016.041 Halle 1940. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0022" n="16"/><lb n="pwe_016.001"/> Darüber hinaus wurde das Problem der dichterischen Gattungen <lb n="pwe_016.002"/> und Arten wieder aktuell, sei es, daß man historisch das Walten morphologischer <lb n="pwe_016.003"/> Gesetzmäßigkeiten in Gattungsgeschichten aufzuzeigen suchte <lb n="pwe_016.004"/> oder eine solche Morphologie systematisch erstrebte. Daß dabei Goethes <lb n="pwe_016.005"/> naturwissenschaftliche Morphologie und Typenlehre – so bei <hi rendition="#k">Ermatinger</hi> <lb n="pwe_016.006"/> und neuerdings wieder bei <hi rendition="#k">G. Müller</hi> – zu Gevatter stand, war für die <lb n="pwe_016.007"/> Germanistik naheliegend, aber doch eine Art Rückfall in den Idealismus.</p> <lb n="pwe_016.008"/> <p> Stärkere Anstöße gingen wohl von den modernen philosophischen Bewegungen <lb n="pwe_016.009"/> aus. Die phänomenologischen Untersuchungen über die Seinsweise <lb n="pwe_016.010"/> des Dichtwerks und des dichterischen „Gegenstandes“ (z. <hi rendition="#k">B. Roman <lb n="pwe_016.011"/> Ingarden</hi>) oder überhaupt über die Struktur des personalen, objektiven <lb n="pwe_016.012"/> und objektivierten Geistes (<hi rendition="#k">Nicolai Hartmann</hi>) zeigten, welche Problemfülle <lb n="pwe_016.013"/> hier verborgen lag. Der Existentialismus schließlich hat nicht nur zu <lb n="pwe_016.014"/> einer politisch-volksmäßigen Aktualisierung geführt, sondern auch zu legitimeren <lb n="pwe_016.015"/> Ergebnissen. Entscheidend geworden ist hier die Wendung, die <lb n="pwe_016.016"/> <hi rendition="#k">Martin Heidegger</hi><note xml:id="PWE_016_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_016.034"/> Martin Heidegger, <hi rendition="#i">Erläuterungen zu Hölderlins Dichtung.</hi> Frankfurt a. M. <lb n="pwe_016.035"/> (1944). – Ders., <hi rendition="#i">Holzwege.</hi> Frankfurt a. M. (1950). – <hi rendition="#i">Martin Heideggers Einfluß <lb n="pwe_016.036"/> auf die Wissenschaften. Festschrift aus Anlaß seines sechzigsten Geburtstages.</hi> <lb n="pwe_016.037"/> Bern 1949.</note> seit den Dreißigerjahren von der Metaphysik zur <lb n="pwe_016.017"/> Interpretation des Phänomens Dichtung geführt hat, in seinen Erläuterungen <lb n="pwe_016.018"/> zu Hölderlin als dem „Dichter des Dichters“ wie in seiner Abhandlung <lb n="pwe_016.019"/> zum Ursprung des Kunstwerks. Die Dichtung erhält selbst eine Schlüsselstellung <lb n="pwe_016.020"/> in der Auslegung des menschlichen Daseins; jenseits idealistischer <lb n="pwe_016.021"/> oder psychologisch-historischer Ansätze wird Dichtung wieder radikal als <lb n="pwe_016.022"/> ursprunghaftes Geschehen, als „worthafte Stiftung des Seins“ und nicht <lb n="pwe_016.023"/> nur als Ausdruckserscheinung oder Kulturleistung unter anderen begriffen. <lb n="pwe_016.024"/> Die phänomenologische Beschreibung des Kunstwerks erhält damit eine <lb n="pwe_016.025"/> neue Begründung, traditionelle literaturwissenschaftliche Termini wie Stil, <lb n="pwe_016.026"/> Gattung, Stimmung erhalten im Rahmen der Existentialphilosophie einen <lb n="pwe_016.027"/> neuen Inhalt. Diesen zu umschreiben war die Leistung verschiedener selbständig <lb n="pwe_016.028"/> fortschreitender Gelehrter, die innerhalb der Literaturwissenschaft <lb n="pwe_016.029"/> selbst eine neue poetische Stilkritik begründeten, die über die bisherige <lb n="pwe_016.030"/> kunstgeschichtliche oder linguistische Stilistik hinausging (<hi rendition="#k">J. Pfeiffer, Kom- <lb n="pwe_016.031"/> merell, Staiger</hi> u. a.). Es fehlte auch nicht an Versuchen, das Problem <lb n="pwe_016.032"/> einer existentialistischen Ästhetik wieder direkt von <hi rendition="#k">Kierkegaard</hi> aus zu <lb n="pwe_016.033"/> stellen<note xml:id="PWE_016_2" place="foot" n="2"><lb n="pwe_016.038"/> Erik Lunding, <hi rendition="#i">Kierkegaard und die existentielle Literaturwissenschaft.</hi> Im <lb n="pwe_016.039"/> Anhang zu: <hi rendition="#i">Adalbert Stifter (Studien zur Kunst und Existenz</hi> Bd. I). Kjobenhavn <lb n="pwe_016.040"/> 1946. – Willi Perpeet, <hi rendition="#i">Kierkegaard und die Frage einer Ästhetik der Gegenwart.</hi> <lb n="pwe_016.041"/> Halle 1940.</note>. Schließlich muß auch <hi rendition="#k">J. P. Sartre</hi> erwähnt werden. Wenn hier </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [16/0022]
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Darüber hinaus wurde das Problem der dichterischen Gattungen pwe_016.002
und Arten wieder aktuell, sei es, daß man historisch das Walten morphologischer pwe_016.003
Gesetzmäßigkeiten in Gattungsgeschichten aufzuzeigen suchte pwe_016.004
oder eine solche Morphologie systematisch erstrebte. Daß dabei Goethes pwe_016.005
naturwissenschaftliche Morphologie und Typenlehre – so bei Ermatinger pwe_016.006
und neuerdings wieder bei G. Müller – zu Gevatter stand, war für die pwe_016.007
Germanistik naheliegend, aber doch eine Art Rückfall in den Idealismus.
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Stärkere Anstöße gingen wohl von den modernen philosophischen Bewegungen pwe_016.009
aus. Die phänomenologischen Untersuchungen über die Seinsweise pwe_016.010
des Dichtwerks und des dichterischen „Gegenstandes“ (z. B. Roman pwe_016.011
Ingarden) oder überhaupt über die Struktur des personalen, objektiven pwe_016.012
und objektivierten Geistes (Nicolai Hartmann) zeigten, welche Problemfülle pwe_016.013
hier verborgen lag. Der Existentialismus schließlich hat nicht nur zu pwe_016.014
einer politisch-volksmäßigen Aktualisierung geführt, sondern auch zu legitimeren pwe_016.015
Ergebnissen. Entscheidend geworden ist hier die Wendung, die pwe_016.016
Martin Heidegger 1 seit den Dreißigerjahren von der Metaphysik zur pwe_016.017
Interpretation des Phänomens Dichtung geführt hat, in seinen Erläuterungen pwe_016.018
zu Hölderlin als dem „Dichter des Dichters“ wie in seiner Abhandlung pwe_016.019
zum Ursprung des Kunstwerks. Die Dichtung erhält selbst eine Schlüsselstellung pwe_016.020
in der Auslegung des menschlichen Daseins; jenseits idealistischer pwe_016.021
oder psychologisch-historischer Ansätze wird Dichtung wieder radikal als pwe_016.022
ursprunghaftes Geschehen, als „worthafte Stiftung des Seins“ und nicht pwe_016.023
nur als Ausdruckserscheinung oder Kulturleistung unter anderen begriffen. pwe_016.024
Die phänomenologische Beschreibung des Kunstwerks erhält damit eine pwe_016.025
neue Begründung, traditionelle literaturwissenschaftliche Termini wie Stil, pwe_016.026
Gattung, Stimmung erhalten im Rahmen der Existentialphilosophie einen pwe_016.027
neuen Inhalt. Diesen zu umschreiben war die Leistung verschiedener selbständig pwe_016.028
fortschreitender Gelehrter, die innerhalb der Literaturwissenschaft pwe_016.029
selbst eine neue poetische Stilkritik begründeten, die über die bisherige pwe_016.030
kunstgeschichtliche oder linguistische Stilistik hinausging (J. Pfeiffer, Kom- pwe_016.031
merell, Staiger u. a.). Es fehlte auch nicht an Versuchen, das Problem pwe_016.032
einer existentialistischen Ästhetik wieder direkt von Kierkegaard aus zu pwe_016.033
stellen 2. Schließlich muß auch J. P. Sartre erwähnt werden. Wenn hier
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Martin Heidegger, Erläuterungen zu Hölderlins Dichtung. Frankfurt a. M. pwe_016.035
(1944). – Ders., Holzwege. Frankfurt a. M. (1950). – Martin Heideggers Einfluß pwe_016.036
auf die Wissenschaften. Festschrift aus Anlaß seines sechzigsten Geburtstages. pwe_016.037
Bern 1949.
2 pwe_016.038
Erik Lunding, Kierkegaard und die existentielle Literaturwissenschaft. Im pwe_016.039
Anhang zu: Adalbert Stifter (Studien zur Kunst und Existenz Bd. I). Kjobenhavn pwe_016.040
1946. – Willi Perpeet, Kierkegaard und die Frage einer Ästhetik der Gegenwart. pwe_016.041
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Zitationshilfe: | Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wehrli_poetik_1951/22>, abgerufen am 16.07.2024. |