Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_153.001 pwe_153.004 b) Weltliteratur und vergleichende Literaturwissenschaft pwe_153.005Was kann "europäische Literatur", "Weltliteratur" bedeuten? Zwei gegensätzliche, pwe_153.006 Es gibt aber auch die Konzeption der Weltliteratur als des Pantheons pwe_153.023 1 pwe_153.034 Hanns W. Eppelsheimer, Handbuch der Weltliteratur. 2. Auflage. Frankfurt pwe_153.035 a. M. 1947 und 1950. 2 pwe_153.036
Encyclopedia of Literature. Edited by Joseph T. Shipley. 2 vols. New York pwe_153.037 1946. pwe_153.001 pwe_153.004 b) Weltliteratur und vergleichende Literaturwissenschaft pwe_153.005Was kann „europäische Literatur“, „Weltliteratur“ bedeuten? Zwei gegensätzliche, pwe_153.006 Es gibt aber auch die Konzeption der Weltliteratur als des Pantheons pwe_153.023 1 pwe_153.034 Hanns W. Eppelsheimer, Handbuch der Weltliteratur. 2. Auflage. Frankfurt pwe_153.035 a. M. 1947 und 1950. 2 pwe_153.036
Encyclopedia of Literature. Edited by Joseph T. Shipley. 2 vols. New York pwe_153.037 1946. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0159" n="153"/><lb n="pwe_153.001"/> dem Phänomen der Dichtung an sich, wie es die Poetik studiert. Sie erscheint <lb n="pwe_153.002"/> damit hier als Gegenstand der Literarhistorie; ihre zwei wichtigsten <lb n="pwe_153.003"/> Konzeptionen sollen im Folgenden umrissen werden.</p> </div> <div n="3"> <lb n="pwe_153.004"/> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#i">b) Weltliteratur und vergleichende Literaturwissenschaft</hi> </hi> </head> <lb n="pwe_153.005"/> <p>Was kann „europäische Literatur“, „Weltliteratur“ bedeuten? Zwei gegensätzliche, <lb n="pwe_153.006"/> aber gleich oberflächliche Möglichkeiten der Auffassung bestehen <lb n="pwe_153.007"/> zunächst darin, sie entweder als <hi rendition="#g">Summe</hi> aller nationalen Einzelliteraturen <lb n="pwe_153.008"/> zu nehmen oder in ihr die engste Auswahl der ganz großen, der zeitlosen <lb n="pwe_153.009"/> weltliterarischen Klassiker zu sehen. Jene additive Methode beherrscht die <lb n="pwe_153.010"/> der reinen Stoffvermittlung dienenden Handbücher, besonders wo es darum <lb n="pwe_153.011"/> geht, eine Mehrzahl von Darstellungen von verschiedenen Bearbeitern durch <lb n="pwe_153.012"/> „Buchbindersynthese“ zu einer Geschichte der Weltliteratur zu vereinigen. <lb n="pwe_153.013"/> <hi rendition="#k">Eppelsheimers</hi><note xml:id="PWE_153_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_153.034"/> Hanns W. Eppelsheimer, <hi rendition="#i">Handbuch der Weltliteratur.</hi> 2. Auflage. Frankfurt <lb n="pwe_153.035"/> a. M. 1947 und 1950.</note> bewährtes Handbuch befriedigt insofern höhere Ansprüche, <lb n="pwe_153.014"/> als es bei aller Beschränkung auf Sammlung und Ordnung des Materials <lb n="pwe_153.015"/> und auf einen praktischen Zweck klug und umsichtig wählt und in ausgezeichneten <lb n="pwe_153.016"/> Stichworten charakterisiert, und als es die abendländischen <lb n="pwe_153.017"/> Literaturen nach den gemeinsamen Epochen ordnet, also die Einheit des <lb n="pwe_153.018"/> literarischen Europa in der Abfolge seiner Stile darzustellen versucht. <lb n="pwe_153.019"/> <hi rendition="#k">Shipleys</hi> Enzyklopädie<note xml:id="PWE_153_2" place="foot" n="2"><lb n="pwe_153.036"/><hi rendition="#i">Encyclopedia of Literature. Edited by</hi> Joseph T. Shipley. 2 vols. New York <lb n="pwe_153.037"/> 1946.</note> ist dagegen eine bloße Sammlung alphabetisch <lb n="pwe_153.020"/> geordneter Abhandlungen über die verschiedenen Literaturen und von <lb n="pwe_153.021"/> kleinen biographischen Artikeln.</p> <lb n="pwe_153.022"/> <p> Es gibt aber auch die Konzeption der Weltliteratur als des <hi rendition="#g">Pantheons</hi> <lb n="pwe_153.023"/> der „großen“ Werke und Dichter, die über ihre Zeit und ihren Raum hinausragen <lb n="pwe_153.024"/> und sich in der menschlichen Allgemeingültigkeit über alle Entfernungen <lb n="pwe_153.025"/> die Hand reichen, ja sich erst gegenseitig erläutern. „Nur wer Hafis <lb n="pwe_153.026"/> liebt und kennt, weiß was Calderon gesungen.“ So sind auch moderne Darstellungen <lb n="pwe_153.027"/> nicht selten, in denen über alle geschichtlichen Bedingungen hinweg <lb n="pwe_153.028"/> Stifter aus Eckhart, Horaz aus Mallarmé und Aristophanes aus Heinrich <lb n="pwe_153.029"/> Heine erläutert werden. In großem Stil, in bewußt dichterischer Vogelschau <lb n="pwe_153.030"/> faßt auch der ungarische Schriftsteller <hi rendition="#k">Michael Babits</hi> die „Weltliteratur <lb n="pwe_153.031"/> als die Literatur des Menschen als solchen“, in „aristokratischem Begriff“, <lb n="pwe_153.032"/> und sucht in ihr „die gemeinsame Währung des Geistes“, immer bestrebt, <lb n="pwe_153.033"/> durch die überraschendsten Querverbindungen diese Geschichtslosigkeit zu </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [153/0159]
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dem Phänomen der Dichtung an sich, wie es die Poetik studiert. Sie erscheint pwe_153.002
damit hier als Gegenstand der Literarhistorie; ihre zwei wichtigsten pwe_153.003
Konzeptionen sollen im Folgenden umrissen werden.
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b) Weltliteratur und vergleichende Literaturwissenschaft pwe_153.005
Was kann „europäische Literatur“, „Weltliteratur“ bedeuten? Zwei gegensätzliche, pwe_153.006
aber gleich oberflächliche Möglichkeiten der Auffassung bestehen pwe_153.007
zunächst darin, sie entweder als Summe aller nationalen Einzelliteraturen pwe_153.008
zu nehmen oder in ihr die engste Auswahl der ganz großen, der zeitlosen pwe_153.009
weltliterarischen Klassiker zu sehen. Jene additive Methode beherrscht die pwe_153.010
der reinen Stoffvermittlung dienenden Handbücher, besonders wo es darum pwe_153.011
geht, eine Mehrzahl von Darstellungen von verschiedenen Bearbeitern durch pwe_153.012
„Buchbindersynthese“ zu einer Geschichte der Weltliteratur zu vereinigen. pwe_153.013
Eppelsheimers 1 bewährtes Handbuch befriedigt insofern höhere Ansprüche, pwe_153.014
als es bei aller Beschränkung auf Sammlung und Ordnung des Materials pwe_153.015
und auf einen praktischen Zweck klug und umsichtig wählt und in ausgezeichneten pwe_153.016
Stichworten charakterisiert, und als es die abendländischen pwe_153.017
Literaturen nach den gemeinsamen Epochen ordnet, also die Einheit des pwe_153.018
literarischen Europa in der Abfolge seiner Stile darzustellen versucht. pwe_153.019
Shipleys Enzyklopädie 2 ist dagegen eine bloße Sammlung alphabetisch pwe_153.020
geordneter Abhandlungen über die verschiedenen Literaturen und von pwe_153.021
kleinen biographischen Artikeln.
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Es gibt aber auch die Konzeption der Weltliteratur als des Pantheons pwe_153.023
der „großen“ Werke und Dichter, die über ihre Zeit und ihren Raum hinausragen pwe_153.024
und sich in der menschlichen Allgemeingültigkeit über alle Entfernungen pwe_153.025
die Hand reichen, ja sich erst gegenseitig erläutern. „Nur wer Hafis pwe_153.026
liebt und kennt, weiß was Calderon gesungen.“ So sind auch moderne Darstellungen pwe_153.027
nicht selten, in denen über alle geschichtlichen Bedingungen hinweg pwe_153.028
Stifter aus Eckhart, Horaz aus Mallarmé und Aristophanes aus Heinrich pwe_153.029
Heine erläutert werden. In großem Stil, in bewußt dichterischer Vogelschau pwe_153.030
faßt auch der ungarische Schriftsteller Michael Babits die „Weltliteratur pwe_153.031
als die Literatur des Menschen als solchen“, in „aristokratischem Begriff“, pwe_153.032
und sucht in ihr „die gemeinsame Währung des Geistes“, immer bestrebt, pwe_153.033
durch die überraschendsten Querverbindungen diese Geschichtslosigkeit zu
1 pwe_153.034
Hanns W. Eppelsheimer, Handbuch der Weltliteratur. 2. Auflage. Frankfurt pwe_153.035
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