Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_152.001 Eine systematische Einführung in die Probleme der Weltliteraturwissenschaft pwe_152.024 1 pwe_152.040
Albert Guerard, Preface to World Literature. New York 1940. pwe_152.001 Eine systematische Einführung in die Probleme der Weltliteraturwissenschaft pwe_152.024 1 pwe_152.040
Albert Guérard, Preface to World Literature. New York 1940. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0158" n="152"/><lb n="pwe_152.001"/> Die Auswahl und übersichtliche Ordnung eines so ungeheuren bibliographischen <lb n="pwe_152.002"/> Materials von 33000 Titeln ist ein Problem, das kaum je befriedigend <lb n="pwe_152.003"/> zu lösen sein wird. Unter dem Titel „Generalities, Intermediaries, <lb n="pwe_152.004"/> Thematology, Literary Genres“ ist vorausgenommen, was zur komparatistischen <lb n="pwe_152.005"/> Prinzipienlehre und darüber hinaus z. T. zur allgemeinen Literaturwissenschaft <lb n="pwe_152.006"/> gehört. Ein zweites Buch behandelt die Quellgebiete der <lb n="pwe_152.007"/> europäischen Literatur (Antike, Orient usw.) in ihren Wirkungen auf die <lb n="pwe_152.008"/> spätere Zeit; ein kurzes drittes Buch „Aspects of Western Culture“ gilt der <lb n="pwe_152.009"/> abendländischen Literatur seit dem Mittelalter in ihren Hauptströmungen, <lb n="pwe_152.010"/> Epochen und den Beziehungen zwischen den nationalen Komplexen, ein <lb n="pwe_152.011"/> viertes Buch „The Modern World“ den Einflüssen der einzelnen Nationalliteraturen <lb n="pwe_152.012"/> – vom Keltischen bis zum Slavischen – auf die neuere Literatur. <lb n="pwe_152.013"/> Buch zwei und vier fragen also nach den „emitters“ von Einflüssen, <lb n="pwe_152.014"/> wogegen das zentrale Buch drei eine Gliederung des europäischen Gefüges <lb n="pwe_152.015"/> nach nationalen Komplexen, Epochen und geistigen Mächten selbst bietet. <lb n="pwe_152.016"/> Auch wenn so die eigentliche Frage des <hi rendition="#i">Komparatismus,</hi> d. h. die Frage <lb n="pwe_152.017"/> nach den gegenseitigen Beziehungen und Abhängigkeiten, nach der europäischen <lb n="pwe_152.018"/> Einheit als Beziehungsnetz zwischen „emitters“ und „receivers“, <lb n="pwe_152.019"/> im Vordergrund steht und damit ausdrücklich die Erforschung der Nationalliteraturen <lb n="pwe_152.020"/> die Basis aller Literaturforschung bleibt, führt das Werk doch <lb n="pwe_152.021"/> auch wieder darüber hinaus in die Probleme der Poetik und einer weiteren <lb n="pwe_152.022"/> Weltliteraturwissenschaft.</p> <lb n="pwe_152.023"/> <p> Eine systematische Einführung in die Probleme der Weltliteraturwissenschaft <lb n="pwe_152.024"/> will <hi rendition="#k">Albert Guerards</hi> Buch<note xml:id="PWE_152_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_152.040"/> Albert Guérard, <hi rendition="#i">Preface to World Literature.</hi> New York 1940.</note> geben, das im Prinzipiellen ähnlich <lb n="pwe_152.025"/> umfassend ist wie <hi rendition="#k">Friederichs</hi> Bibliographie. Es betont die Einheit der <lb n="pwe_152.026"/> Literatur auf Grund der Einheit des Menschlichen: „Literature should be <lb n="pwe_152.027"/> taught as Literature in English, not as English Literature“. Weltliteratur <lb n="pwe_152.028"/> erscheint als die Einheit des wahrhaft Lebendigen, nicht als die bloße Gesamtheit <lb n="pwe_152.029"/> („universal literature“) aller Literaturen und Werke. Jene einheitliche <lb n="pwe_152.030"/> Weltliteratur aber gliedert er nach ihren verschiedenen „tendencies“ <lb n="pwe_152.031"/> (d. h. nach den Typen Klassik und Romantik, Realismus und Symbolismus), <lb n="pwe_152.032"/> nach den Gattungen und schließlich nach den Perioden. Damit interessieren <lb n="pwe_152.033"/> ihn weniger die Probleme der zwischenliterarischen Beziehungen <lb n="pwe_152.034"/> („comparative literature“) als die Prinzipien von Poetik und Historik, die <lb n="pwe_152.035"/> er „general literature“ nennt; vor allem die Poetik wird hier zum Hauptgebiet <lb n="pwe_152.036"/> der Weltliteraturwissenschaft. Dem gegenüber scheint uns die prinzipielle <lb n="pwe_152.037"/> Trennung von Poetik und Weltliteraturwissenschaft, wie wir sie <lb n="pwe_152.038"/> im Vorstehenden durchgeführt haben, richtiger und klarer zu sein; Weltliteratur <lb n="pwe_152.039"/> ist für uns eine dynamische, geschichtliche Größe, im Gegensatz zu </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [152/0158]
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Die Auswahl und übersichtliche Ordnung eines so ungeheuren bibliographischen pwe_152.002
Materials von 33000 Titeln ist ein Problem, das kaum je befriedigend pwe_152.003
zu lösen sein wird. Unter dem Titel „Generalities, Intermediaries, pwe_152.004
Thematology, Literary Genres“ ist vorausgenommen, was zur komparatistischen pwe_152.005
Prinzipienlehre und darüber hinaus z. T. zur allgemeinen Literaturwissenschaft pwe_152.006
gehört. Ein zweites Buch behandelt die Quellgebiete der pwe_152.007
europäischen Literatur (Antike, Orient usw.) in ihren Wirkungen auf die pwe_152.008
spätere Zeit; ein kurzes drittes Buch „Aspects of Western Culture“ gilt der pwe_152.009
abendländischen Literatur seit dem Mittelalter in ihren Hauptströmungen, pwe_152.010
Epochen und den Beziehungen zwischen den nationalen Komplexen, ein pwe_152.011
viertes Buch „The Modern World“ den Einflüssen der einzelnen Nationalliteraturen pwe_152.012
– vom Keltischen bis zum Slavischen – auf die neuere Literatur. pwe_152.013
Buch zwei und vier fragen also nach den „emitters“ von Einflüssen, pwe_152.014
wogegen das zentrale Buch drei eine Gliederung des europäischen Gefüges pwe_152.015
nach nationalen Komplexen, Epochen und geistigen Mächten selbst bietet. pwe_152.016
Auch wenn so die eigentliche Frage des Komparatismus, d. h. die Frage pwe_152.017
nach den gegenseitigen Beziehungen und Abhängigkeiten, nach der europäischen pwe_152.018
Einheit als Beziehungsnetz zwischen „emitters“ und „receivers“, pwe_152.019
im Vordergrund steht und damit ausdrücklich die Erforschung der Nationalliteraturen pwe_152.020
die Basis aller Literaturforschung bleibt, führt das Werk doch pwe_152.021
auch wieder darüber hinaus in die Probleme der Poetik und einer weiteren pwe_152.022
Weltliteraturwissenschaft.
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Eine systematische Einführung in die Probleme der Weltliteraturwissenschaft pwe_152.024
will Albert Guerards Buch 1 geben, das im Prinzipiellen ähnlich pwe_152.025
umfassend ist wie Friederichs Bibliographie. Es betont die Einheit der pwe_152.026
Literatur auf Grund der Einheit des Menschlichen: „Literature should be pwe_152.027
taught as Literature in English, not as English Literature“. Weltliteratur pwe_152.028
erscheint als die Einheit des wahrhaft Lebendigen, nicht als die bloße Gesamtheit pwe_152.029
(„universal literature“) aller Literaturen und Werke. Jene einheitliche pwe_152.030
Weltliteratur aber gliedert er nach ihren verschiedenen „tendencies“ pwe_152.031
(d. h. nach den Typen Klassik und Romantik, Realismus und Symbolismus), pwe_152.032
nach den Gattungen und schließlich nach den Perioden. Damit interessieren pwe_152.033
ihn weniger die Probleme der zwischenliterarischen Beziehungen pwe_152.034
(„comparative literature“) als die Prinzipien von Poetik und Historik, die pwe_152.035
er „general literature“ nennt; vor allem die Poetik wird hier zum Hauptgebiet pwe_152.036
der Weltliteraturwissenschaft. Dem gegenüber scheint uns die prinzipielle pwe_152.037
Trennung von Poetik und Weltliteraturwissenschaft, wie wir sie pwe_152.038
im Vorstehenden durchgeführt haben, richtiger und klarer zu sein; Weltliteratur pwe_152.039
ist für uns eine dynamische, geschichtliche Größe, im Gegensatz zu
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Albert Guérard, Preface to World Literature. New York 1940.
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