Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_125.001 1 pwe_125.038
Kenneth Burke, A Grammar of Motives. New York 1945. - Ders., The pwe_125.039 Philosophy of Literary Form. Baton Rouge 1941. - Ders., Attitudes toward History. pwe_125.040 2 Bände. New York 1937. pwe_125.001 1 pwe_125.038
Kenneth Burke, A Grammar of Motives. New York 1945. – Ders., The pwe_125.039 Philosophy of Literary Form. Baton Rouge 1941. – Ders., Attitudes toward History. pwe_125.040 2 Bände. New York 1937. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0131" n="125"/><lb n="pwe_125.001"/> Werk des Amerikaners <hi rendition="#k">Kenneth Burke</hi><note xml:id="PWE_125_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_125.038"/> Kenneth Burke, <hi rendition="#i">A Grammar of Motives.</hi> New York 1945. – Ders., <hi rendition="#i">The <lb n="pwe_125.039"/> Philosophy of Literary Form.</hi> Baton Rouge 1941. – Ders., <hi rendition="#i">Attitudes toward History.</hi> <lb n="pwe_125.040"/> 2 Bände. New York 1937.</note> wenigstens hingewiesen werden, <lb n="pwe_125.002"/> dem <hi rendition="#k">Hyman</hi> einen entscheidenden Platz in der modernen Literaturwissenschaft <lb n="pwe_125.003"/> einräumt. Es steht in Verbindung mit den in den angelsächsischen <lb n="pwe_125.004"/> Ländern so verbreiteten psychologischen, semasiologischen, behavioristischen <lb n="pwe_125.005"/> Problemstellungen, ist aber durch seinen originellen und umfassenden Ansatz <lb n="pwe_125.006"/> ganz eigenen Gegräges. Das Stichwort heißt: Literatur als „<hi rendition="#i">symbolic <lb n="pwe_125.007"/> action</hi>“, symbolische Handlung, das Kunstwerk als bestimmte „Strategie“ <lb n="pwe_125.008"/> menschlichen Verhaltens. Der Ausdruck Handlung gehört zu einem metaphorischen, <lb n="pwe_125.009"/> auf die Welt des Dramas bezogenen Begriffssystem <hi rendition="#k">Burkes</hi> <lb n="pwe_125.010"/> (scene, agent, act, agency, purpose), unter welcher „dramatistischer“ Deutung <lb n="pwe_125.011"/> er die Gesamtheit menschlicher Verhaltungsprobleme, die Gesamtheit der <lb n="pwe_125.012"/> „motives“ untersucht. Es sollen speziell im Denken und in der Sprache <lb n="pwe_125.013"/> betrachtet und formuliert werden „the basic stratagems which people <lb n="pwe_125.014"/> employ, in endless variations, and consciously or unconsciously, for the <lb n="pwe_125.015"/> ontwittung or cajoling of one another.“ Die Gesamtheit dieser Beweggründe, <lb n="pwe_125.016"/> die nichts weniger als die menschliche Kultur bedeutet, kann unter <lb n="pwe_125.017"/> verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet werden. Unter der Grammatik, <lb n="pwe_125.018"/> der „Grammar of Motives“ versteht <hi rendition="#k">Burke</hi> die Diskussion der fünf dramatischen <lb n="pwe_125.019"/> Grundbegriffe an sich und unter sich, wie sie vor allem in theologischen, <lb n="pwe_125.020"/> philosophischen, juristischen Lehren formuliert werden. Ein anderes <lb n="pwe_125.021"/> ist die Betrachtung der Motive im Aspekt des zwischenmenschlichen Verkehrs <lb n="pwe_125.022"/> und seiner auf Wirkung ausgehenden Äußerungen (parlamentarische, <lb n="pwe_125.023"/> diplomatische, propagandistische Formen), was als „Rhetoric of motives“ <lb n="pwe_125.024"/> zusammengefaßt wird; und schließlich befaßt sich die „Symbolic of Motives“ <lb n="pwe_125.025"/> mit der symbolischen Handlung der Kunst. (Diese drei Aspekte werden <lb n="pwe_125.026"/> ein anderes Mal mit den Stichworten chart, prayer und dream charakterisiert). <lb n="pwe_125.027"/> Die Kunst wird nun – hier kommen Psychanalyse und Volkskunde <lb n="pwe_125.028"/> zu ihrem Recht – als <hi rendition="#i">Ritual</hi> verstanden; die symbolische Handlung <lb n="pwe_125.029"/> des Kunstwerks läßt sich überall zurückführen auf magische Riten <lb n="pwe_125.030"/> der Identität, der Wiedergeburt, Reinigung usw., die das Individuum <lb n="pwe_125.031"/> immer auch in seinen sozialen Zusammenhängen betreffen. In diesem Sinn <lb n="pwe_125.032"/> hat <hi rendition="#k">Burke</hi> in geistreicher Weise zahlreiche Dichtungen interpretiert. <hi rendition="#k">Burke</hi> <lb n="pwe_125.033"/> trifft sich hier weniger mit der Psychologie der „Zürcher“ Schule als mit <lb n="pwe_125.034"/> der religionsgeschichtlich-volkskundlichen „Cambridger“ Schule <hi rendition="#k">J. G. Fra- <lb n="pwe_125.035"/> zers</hi> (die von den Literaturwissenschaften vor allem die klassische Philologie <lb n="pwe_125.036"/> beeinflußt hat, aber – bei <hi rendition="#k">Constance Rourke</hi> – auch eine folkloristische <lb n="pwe_125.037"/> Deutung amerikanischen Geistes ermöglichte).</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [125/0131]
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Werk des Amerikaners Kenneth Burke 1 wenigstens hingewiesen werden, pwe_125.002
dem Hyman einen entscheidenden Platz in der modernen Literaturwissenschaft pwe_125.003
einräumt. Es steht in Verbindung mit den in den angelsächsischen pwe_125.004
Ländern so verbreiteten psychologischen, semasiologischen, behavioristischen pwe_125.005
Problemstellungen, ist aber durch seinen originellen und umfassenden Ansatz pwe_125.006
ganz eigenen Gegräges. Das Stichwort heißt: Literatur als „symbolic pwe_125.007
action“, symbolische Handlung, das Kunstwerk als bestimmte „Strategie“ pwe_125.008
menschlichen Verhaltens. Der Ausdruck Handlung gehört zu einem metaphorischen, pwe_125.009
auf die Welt des Dramas bezogenen Begriffssystem Burkes pwe_125.010
(scene, agent, act, agency, purpose), unter welcher „dramatistischer“ Deutung pwe_125.011
er die Gesamtheit menschlicher Verhaltungsprobleme, die Gesamtheit der pwe_125.012
„motives“ untersucht. Es sollen speziell im Denken und in der Sprache pwe_125.013
betrachtet und formuliert werden „the basic stratagems which people pwe_125.014
employ, in endless variations, and consciously or unconsciously, for the pwe_125.015
ontwittung or cajoling of one another.“ Die Gesamtheit dieser Beweggründe, pwe_125.016
die nichts weniger als die menschliche Kultur bedeutet, kann unter pwe_125.017
verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet werden. Unter der Grammatik, pwe_125.018
der „Grammar of Motives“ versteht Burke die Diskussion der fünf dramatischen pwe_125.019
Grundbegriffe an sich und unter sich, wie sie vor allem in theologischen, pwe_125.020
philosophischen, juristischen Lehren formuliert werden. Ein anderes pwe_125.021
ist die Betrachtung der Motive im Aspekt des zwischenmenschlichen Verkehrs pwe_125.022
und seiner auf Wirkung ausgehenden Äußerungen (parlamentarische, pwe_125.023
diplomatische, propagandistische Formen), was als „Rhetoric of motives“ pwe_125.024
zusammengefaßt wird; und schließlich befaßt sich die „Symbolic of Motives“ pwe_125.025
mit der symbolischen Handlung der Kunst. (Diese drei Aspekte werden pwe_125.026
ein anderes Mal mit den Stichworten chart, prayer und dream charakterisiert). pwe_125.027
Die Kunst wird nun – hier kommen Psychanalyse und Volkskunde pwe_125.028
zu ihrem Recht – als Ritual verstanden; die symbolische Handlung pwe_125.029
des Kunstwerks läßt sich überall zurückführen auf magische Riten pwe_125.030
der Identität, der Wiedergeburt, Reinigung usw., die das Individuum pwe_125.031
immer auch in seinen sozialen Zusammenhängen betreffen. In diesem Sinn pwe_125.032
hat Burke in geistreicher Weise zahlreiche Dichtungen interpretiert. Burke pwe_125.033
trifft sich hier weniger mit der Psychologie der „Zürcher“ Schule als mit pwe_125.034
der religionsgeschichtlich-volkskundlichen „Cambridger“ Schule J. G. Fra- pwe_125.035
zers (die von den Literaturwissenschaften vor allem die klassische Philologie pwe_125.036
beeinflußt hat, aber – bei Constance Rourke – auch eine folkloristische pwe_125.037
Deutung amerikanischen Geistes ermöglichte).
1 pwe_125.038
Kenneth Burke, A Grammar of Motives. New York 1945. – Ders., The pwe_125.039
Philosophy of Literary Form. Baton Rouge 1941. – Ders., Attitudes toward History. pwe_125.040
2 Bände. New York 1937.
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