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Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.

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ler, Rothacker, N. Hartmann
) und der Tiefenpsychologie aller Arten pwe_120.002
gewonnenen Einsichten. Hand in Hand mit der Psychologie ging dabei die pwe_120.003
Arbeit der Volkskunde mit ihrer Erforschung primitiver Kultur- und pwe_120.004
Bewußtseinsformen und der Soziologie mit ihren Untersuchungen der kollektiven pwe_120.005
Gesellschaftsphänomene. Vor allem aber erwies sich die moderne pwe_120.006
Psychologie als entscheidend beteiligt bei der dichterischen Produktion selber, pwe_120.007
von Proust und Joyce bis Rilke, Thomas Mann und Hesse, um nur pwe_120.008
ein paar wichtigste Namen zu nennen (eine Darstellung dieser Beziehungen pwe_120.009
gibt das Werk von Hoffmann1). Die neueröffneten Perspektiven betreffen pwe_120.010
sowohl die Literaturwissenschaft, in allen Bereichen des Schaffens, des pwe_120.011
Werks und des Verstehens, wie auch die Geschichte, die damit den linearen pwe_120.012
Charakter ideeller oder biologischer Entwicklungen verlor oder überhaupt pwe_120.013
wesenlos wurde, da sie als ein Schichtengefüge mit der jederzeitigen pwe_120.014
Präsenz auch der unbewußten, primitiven, kollektiven Gründe erscheinen pwe_120.015
muß.

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Diese psychologischen Interessen machen sich vor allem in der angelsächsischen pwe_120.017
Literaturwissenschaft geltend. Die beste Besprechung dieser Bewegung pwe_120.018
gibt wohl das betreffende Kapitel von Hyman, wobei das Buch der pwe_120.019
C. G. Jung-Schülerin Maud Bodkin2 in den Mittelpunkt gestellt ist. Für pwe_120.020
Deutschland ist der direkte Einfluß von Psychoanalyse und komplexer pwe_120.021
Psychologie
weniger tief gegangen (vgl. die Auseinandersetzung pwe_120.022
bei Strich3 und, vom "existentialistischen" Standpunkt aus, pwe_120.023
pongs4). Offenbar war die idealistisch-geisteswissenschaftliche Tradition zu pwe_120.024
stark. Als ein Versuch, der Geistesgeschichte wenigstens eine sozial-psychologisch pwe_120.025
gesehene Seelengeschichte entgegenzustellen, verdienten Fritz Brüg- pwe_120.026
gemanns
Darstellung der Aufklärungsliteratur in der Sammlung Deutsche pwe_120.027
Literatur in Entwicklungsreihen
5 und die von ihm herausgegebenen Beiträge pwe_120.028
zu einer Psychogenetik der Literatur
6 hervorgehoben zu werden. Vor pwe_120.029
allem aber: Deutschland schuf sich so etwas wie einen "arteigenen", dafür

1 pwe_120.030
Frederick J. Hoffmann, Freudianism and the Literary Mind. Louisiana 1945.
2 pwe_120.031
Maud Bodkin, Archetypical Patterns in Poetry. Psychological Studies of pwe_120.032
Imagination.
Oxford 1934.
3 pwe_120.033
Fritz Strich, Das Symbol in der Dichtung (in: Der Dichter und die Zeit. pwe_120.034
Bern 1943).
4 pwe_120.035
Hermann Pongs, Psychoanalyse und Dichtung. Euphorion 34 (1933) 38 ff. pwe_120.036
Auch in: Das Bild in der Dichtung Bd. 2.
5 pwe_120.037
Deutsche Literatur in Entwicklungsreihen. Reihe Aufklärung. Herausgegeben pwe_120.038
von Fritz Brüggemann. 15 Bände. Leipzig 1928-1938.
6 pwe_120.039
Literatur und Seele. Beiträge zu einer Psychogenetik der Literatur. Herausgegeben pwe_120.040
von Fritz Brüggemann. Berlin 1931 ff.

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Maud Bodkin, Archetypical Patterns in Poetry. Psychological Studies of pwe_120.032
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Zitationshilfe: Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wehrli_poetik_1951/126>, abgerufen am 25.11.2024.