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Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.

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heißen, daß hier das Geschehen ein "inneres" ist und oft nur noch als das pwe_103.002
Urgeschehen des Rhythmus faßbar wird. Der herkömmliche Begriff der pwe_103.003
Handlung wird im übrigen auch im modernen Roman (Joyce) fraglich. pwe_103.004
"Fabel" ist nach dem üblichen Sprachgebrauch der bereits in bestimmter pwe_103.005
Weise geordnete Faden der Handlung, engl. "Plot", im Gegensatz zum pwe_103.006
noch amorphen Inhalt; wie weit diese Ordnung geht und wie weit ihre pwe_103.007
Funktion im Werkganzen reicht, wird für die Strukturanalyse wesentlich. pwe_103.008
Bei den beschriebenen Elementen lassen sich wiederum stoffliche Substanz pwe_103.009
und Gestaltcharakter nicht trennen. Die Untersuchung kommt von selbst pwe_103.010
von der sinnlich-materiellen Bildsphäre zu den allgemeinen Prinzipien des pwe_103.011
Aufbaus, von der äußeren Technik oder "Darbietungsform" zur inneren pwe_103.012
Struktur des Stils, von einer Wirklichkeit zu apriorischen raum-zeitlichen pwe_103.013
Anschauungsformen.

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Es ist nun wesentlich, daß die jeweilige Vorstellungswelt eines Werkes pwe_103.015
sowenig wie die Erscheinungen der Lautsphäre aus dem Nichts geschaffen pwe_103.016
ist. Die Dichtung bedient sich auch hier bis zu einem gewissen Grad vorgeprägter pwe_103.017
Formen,
verwendet Bildelemente, Vorstellungsgruppen, die pwe_103.018
z. T. der menschlichen Natur an sich zugehören mögen, z. T. einem traditionellen pwe_103.019
Formen- und Formelschatz entstammen, aber im Werk ihren jeweiligen pwe_103.020
stilistischen Sinn erhalten - ganz ähnlich, wie in der Sphäre des pwe_103.021
Lautes metrische und rhythmische Schemata als unumgängliche geschichtliche pwe_103.022
Grammatik dichterischer Sprache immer schon vorliegen. Es ist die pwe_103.023
Welt der "Bilder" im engeren Sinne, der Metaphern und Tropen, der pwe_103.024
Symbole und Motive und schließlich der Stoffe. [Annotation]

Eine genaue Erörterung pwe_103.025
dieser sich mannigfach überschneidenden Begriffe gehört nicht hierher. Ihre pwe_103.026
Schwierigkeit wird aus dem wohl immer noch maßgebenden Buche von pwe_103.027
Pongs1 (Bd. I) deutlich; die Frage führt weit hinein in die schon mehrfach pwe_103.028
berührte Problematik von Zeichen und Symbol und ihrer Erscheinungen pwe_103.029
in Dichtung, Sprache und menschlicher Natur überhaupt; von C. G. pwe_103.030
Jungs
Archetypen wird unten die Rede sein; diesen gegenüber bestehen die pwe_103.031
sechs Essays von C. Day Lewis2 auf der stilistischen Funktion des Bildes pwe_103.032
im Zusammenhang des Werkganzen.

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Die dichterische Metaphorik ist nichts als die aktualisierte Metaphorik pwe_103.034
der Sprache überhaupt, deren notwendig bildhafte Prägungen von der pwe_103.035
Dichtung benützt, erneuert, gesteigert und an die Sprache zurückgegeben pwe_103.036
werden. [Annotation]

Die Art der Bildgestaltung kann daher bei einer personalen, sozialen

1 pwe_103.037
Hermann Pongs, Das Bild in der Dichtung. Bd. I. Morphologie der metaphorischen pwe_103.038
Formen.
Marburg 1927.
2 pwe_103.039
C. Day Lewis, The Poetic Image. London 1947.

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heißen, daß hier das Geschehen ein „inneres“ ist und oft nur noch als das pwe_103.002
Urgeschehen des Rhythmus faßbar wird. Der herkömmliche Begriff der pwe_103.003
Handlung wird im übrigen auch im modernen Roman (Joyce) fraglich. pwe_103.004
„Fabel“ ist nach dem üblichen Sprachgebrauch der bereits in bestimmter pwe_103.005
Weise geordnete Faden der Handlung, engl. „Plot“, im Gegensatz zum pwe_103.006
noch amorphen Inhalt; wie weit diese Ordnung geht und wie weit ihre pwe_103.007
Funktion im Werkganzen reicht, wird für die Strukturanalyse wesentlich. pwe_103.008
Bei den beschriebenen Elementen lassen sich wiederum stoffliche Substanz pwe_103.009
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von der sinnlich-materiellen Bildsphäre zu den allgemeinen Prinzipien des pwe_103.011
Aufbaus, von der äußeren Technik oder „Darbietungsform“ zur inneren pwe_103.012
Struktur des Stils, von einer Wirklichkeit zu apriorischen raum-zeitlichen pwe_103.013
Anschauungsformen.

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  Es ist nun wesentlich, daß die jeweilige Vorstellungswelt eines Werkes pwe_103.015
sowenig wie die Erscheinungen der Lautsphäre aus dem Nichts geschaffen pwe_103.016
ist. Die Dichtung bedient sich auch hier bis zu einem gewissen Grad vorgeprägter pwe_103.017
Formen,
verwendet Bildelemente, Vorstellungsgruppen, die pwe_103.018
z. T. der menschlichen Natur an sich zugehören mögen, z. T. einem traditionellen pwe_103.019
Formen- und Formelschatz entstammen, aber im Werk ihren jeweiligen pwe_103.020
stilistischen Sinn erhalten – ganz ähnlich, wie in der Sphäre des pwe_103.021
Lautes metrische und rhythmische Schemata als unumgängliche geschichtliche pwe_103.022
Grammatik dichterischer Sprache immer schon vorliegen. Es ist die pwe_103.023
Welt der „Bilder“ im engeren Sinne, der Metaphern und Tropen, der pwe_103.024
Symbole und Motive und schließlich der Stoffe. [Annotation]

Eine genaue Erörterung pwe_103.025
dieser sich mannigfach überschneidenden Begriffe gehört nicht hierher. Ihre pwe_103.026
Schwierigkeit wird aus dem wohl immer noch maßgebenden Buche von pwe_103.027
Pongs1 (Bd. I) deutlich; die Frage führt weit hinein in die schon mehrfach pwe_103.028
berührte Problematik von Zeichen und Symbol und ihrer Erscheinungen pwe_103.029
in Dichtung, Sprache und menschlicher Natur überhaupt; von C. G. pwe_103.030
Jungs
Archetypen wird unten die Rede sein; diesen gegenüber bestehen die pwe_103.031
sechs Essays von C. Day Lewis2 auf der stilistischen Funktion des Bildes pwe_103.032
im Zusammenhang des Werkganzen.

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   Die dichterische Metaphorik ist nichts als die aktualisierte Metaphorik pwe_103.034
der Sprache überhaupt, deren notwendig bildhafte Prägungen von der pwe_103.035
Dichtung benützt, erneuert, gesteigert und an die Sprache zurückgegeben pwe_103.036
werden. [Annotation]

Die Art der Bildgestaltung kann daher bei einer personalen, sozialen

1 pwe_103.037
Hermann Pongs, Das Bild in der Dichtung. Bd. I. Morphologie der metaphorischen pwe_103.038
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[103/0109] pwe_103.001 heißen, daß hier das Geschehen ein „inneres“ ist und oft nur noch als das pwe_103.002 Urgeschehen des Rhythmus faßbar wird. Der herkömmliche Begriff der pwe_103.003 Handlung wird im übrigen auch im modernen Roman (Joyce) fraglich. pwe_103.004 „Fabel“ ist nach dem üblichen Sprachgebrauch der bereits in bestimmter pwe_103.005 Weise geordnete Faden der Handlung, engl. „Plot“, im Gegensatz zum pwe_103.006 noch amorphen Inhalt; wie weit diese Ordnung geht und wie weit ihre pwe_103.007 Funktion im Werkganzen reicht, wird für die Strukturanalyse wesentlich. pwe_103.008 Bei den beschriebenen Elementen lassen sich wiederum stoffliche Substanz pwe_103.009 und Gestaltcharakter nicht trennen. Die Untersuchung kommt von selbst pwe_103.010 von der sinnlich-materiellen Bildsphäre zu den allgemeinen Prinzipien des pwe_103.011 Aufbaus, von der äußeren Technik oder „Darbietungsform“ zur inneren pwe_103.012 Struktur des Stils, von einer Wirklichkeit zu apriorischen raum-zeitlichen pwe_103.013 Anschauungsformen. pwe_103.014   Es ist nun wesentlich, daß die jeweilige Vorstellungswelt eines Werkes pwe_103.015 sowenig wie die Erscheinungen der Lautsphäre aus dem Nichts geschaffen pwe_103.016 ist. Die Dichtung bedient sich auch hier bis zu einem gewissen Grad vorgeprägter pwe_103.017 Formen, verwendet Bildelemente, Vorstellungsgruppen, die pwe_103.018 z. T. der menschlichen Natur an sich zugehören mögen, z. T. einem traditionellen pwe_103.019 Formen- und Formelschatz entstammen, aber im Werk ihren jeweiligen pwe_103.020 stilistischen Sinn erhalten – ganz ähnlich, wie in der Sphäre des pwe_103.021 Lautes metrische und rhythmische Schemata als unumgängliche geschichtliche pwe_103.022 Grammatik dichterischer Sprache immer schon vorliegen. Es ist die pwe_103.023 Welt der „Bilder“ im engeren Sinne, der Metaphern und Tropen, der pwe_103.024 Symbole und Motive und schließlich der Stoffe. Eine genaue Erörterung pwe_103.025 dieser sich mannigfach überschneidenden Begriffe gehört nicht hierher. Ihre pwe_103.026 Schwierigkeit wird aus dem wohl immer noch maßgebenden Buche von pwe_103.027 Pongs 1 (Bd. I) deutlich; die Frage führt weit hinein in die schon mehrfach pwe_103.028 berührte Problematik von Zeichen und Symbol und ihrer Erscheinungen pwe_103.029 in Dichtung, Sprache und menschlicher Natur überhaupt; von C. G. pwe_103.030 Jungs Archetypen wird unten die Rede sein; diesen gegenüber bestehen die pwe_103.031 sechs Essays von C. Day Lewis 2 auf der stilistischen Funktion des Bildes pwe_103.032 im Zusammenhang des Werkganzen. pwe_103.033    Die dichterische Metaphorik ist nichts als die aktualisierte Metaphorik pwe_103.034 der Sprache überhaupt, deren notwendig bildhafte Prägungen von der pwe_103.035 Dichtung benützt, erneuert, gesteigert und an die Sprache zurückgegeben pwe_103.036 werden. Die Art der Bildgestaltung kann daher bei einer personalen, sozialen 1 pwe_103.037 Hermann Pongs, Das Bild in der Dichtung. Bd. I. Morphologie der metaphorischen pwe_103.038 Formen. Marburg 1927. 2 pwe_103.039 C. Day Lewis, The Poetic Image. London 1947.

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Zitationshilfe: Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wehrli_poetik_1951/109>, abgerufen am 23.11.2024.