Wehrli, Max: Allgemeine Literaturwissenschaft. Zweite, durchgesehen Auflage. Bern u. a., 1969.pwe_097.001 Schon diese terminologischen Schwierigkeiten beruhen wohl darauf, daß pwe_097.026 Da es die Metrik als Lehre von Wesen und Geschichte dieser Schemata pwe_097.038 1 pwe_097.039
Dietrich Seckel, Hölderlins Sprachrhythmus. Mit einer Einleitung über das pwe_097.040 Problem des Rhythmus und einer Bibliographie zur Rhythmusforschung. (Palaestra pwe_097.041 207, Leipzig 1937). Besprechung von Friedrich Beissner DuV 39 (1938) 375 ff. pwe_097.001 Schon diese terminologischen Schwierigkeiten beruhen wohl darauf, daß pwe_097.026 Da es die Metrik als Lehre von Wesen und Geschichte dieser Schemata pwe_097.038 1 pwe_097.039
Dietrich Seckel, Hölderlins Sprachrhythmus. Mit einer Einleitung über das pwe_097.040 Problem des Rhythmus und einer Bibliographie zur Rhythmusforschung. (Palaestra pwe_097.041 207, Leipzig 1937). Besprechung von Friedrich Beissner DuV 39 (1938) 375 ff. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0103" n="97"/><lb n="pwe_097.001"/> und klärenden Ausführungen <hi rendition="#k">Dietrich Seckels</hi><note xml:id="PWE_097_1" place="foot" n="1"><lb n="pwe_097.039"/> Dietrich Seckel, <hi rendition="#i">Hölderlins Sprachrhythmus. Mit einer Einleitung über das <lb n="pwe_097.040"/> Problem des Rhythmus und einer Bibliographie zur Rhythmusforschung.</hi> (Palaestra <lb n="pwe_097.041"/> 207, Leipzig 1937). Besprechung von Friedrich Beissner DuV 39 (1938) 375 ff.</note> und seine Definition <lb n="pwe_097.002"/> des sprachlich-dichterischen Rhythmus „als die individuell charakteristische, <lb n="pwe_097.003"/> gestalthafte Bewegungsform, die sich in dem durch feinste dynamische <lb n="pwe_097.004"/> Abstufungen unterschiedenen Akzenten (Schweregraden) eines sprachlichen <lb n="pwe_097.005"/> Gebildes ausprägt“. D. h., es wird erstens, für die deutsche Sprache <lb n="pwe_097.006"/> wenigstens, das eigentlich führende Gestaltprinzip des Rhythmus in der <lb n="pwe_097.007"/> Tonstärke gesehen, von welcher Tondauer und Tonhöhe meistens beeinflußt <lb n="pwe_097.008"/> sind; auch damit bleibt der Rhythmus nur ein Element innerhalb der <lb n="pwe_097.009"/> komplexen sprachlichen Gesamtform. Und zweitens wird von <hi rendition="#k">Seckel</hi> <lb n="pwe_097.010"/> Rhythmus, mit <hi rendition="#k">Andreas Heusler,</hi> jeder prosaischen oder versmäßigen <lb n="pwe_097.011"/> Redefolge zuerkannt. Auch dann ergeben sich für den Versrhythmus noch <lb n="pwe_097.012"/> zwei verschiedene Verwendungen des Begriffs, da sich im Verse die schematische <lb n="pwe_097.013"/> Ordnung des Metrums mit dem von der konkreten sprachlichen <lb n="pwe_097.014"/> Füllung jeweils mitgebrachtem Rhythmus zu einer höheren Einheit verbindet. <lb n="pwe_097.015"/> Dann kann man entweder von der Spannung zwischen Metrum und <lb n="pwe_097.016"/> Rhythmus im Verse sprechen oder unter Versrhythmus diese höhere Resultante, <lb n="pwe_097.017"/> diese höhere Art von Rhythmus verstehen. Und so möchte <hi rendition="#k">Kayser</hi> <lb n="pwe_097.018"/> schließlich den Begriff Rhythmus am liebsten überhaupt auf die Verssprache <lb n="pwe_097.019"/> einschränken, ohne freilich für die „Prosagliederung“ einen eigenen <lb n="pwe_097.020"/> Ausdruck zu prägen. Daneben bleibt der Name allerdings auch im allgemeinsten <lb n="pwe_097.021"/> Sinne verwendet und wird, als „sinnvolles Einswerden von Ruhe <lb n="pwe_097.022"/> und Bewegung“ (<hi rendition="#k">Theophil Spoerri</hi>), als „Urbewegung des Daseins“ (<hi rendition="#k">Emil <lb n="pwe_097.023"/> Staiger</hi>), als Einheit von Dauer und Wechsel letztlich im Kunstwerk soviel <lb n="pwe_097.024"/> wie Stil.</p> <lb n="pwe_097.025"/> <p> Schon diese terminologischen Schwierigkeiten beruhen wohl darauf, daß <lb n="pwe_097.026"/> das Rhythmische am deutlichsten in Erscheinung tritt dort, wo es in fester <lb n="pwe_097.027"/> Weise geregelt und sozusagen bewußt zu einer eigenen Kunstsprache ausgebildet <lb n="pwe_097.028"/> wird: im <hi rendition="#g">Vers.</hi> Hier wird – im deutschen Vers – durch Vereinheitlichung <lb n="pwe_097.029"/> der Akzentabstände die Rede in Takte und Taktgruppen <lb n="pwe_097.030"/> gezwungen, und werden rhythmische Formen zu bestimmten übertragbaren <lb n="pwe_097.031"/> Schemata von Versen und Strophen abstrahiert. Wobei diese Schemata, <lb n="pwe_097.032"/> dieses <hi rendition="#g">Metrum</hi> in rhythmisch wechselnder Weise realisiert werden, umspielt <lb n="pwe_097.033"/> werden können. Takt (als schematische Erwartung) und konkreter <lb n="pwe_097.034"/> Sprachrhythmus sind dann Gegensätze, die sich z. T. erst gegenseitig hervortreiben <lb n="pwe_097.035"/> und in einem höheren Ganzen finden; <hi rendition="#k">Klages</hi> bezieht den Gegensatz <lb n="pwe_097.036"/> auf den Grundgegensatz von Leben und Geist.</p> <lb n="pwe_097.037"/> <p> Da es die <hi rendition="#g">Metrik</hi> als Lehre von Wesen und Geschichte dieser Schemata <lb n="pwe_097.038"/> mit weithin abstrahierten, dem individuellen Stil entrückten Gebilden zu </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [97/0103]
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und klärenden Ausführungen Dietrich Seckels 1 und seine Definition pwe_097.002
des sprachlich-dichterischen Rhythmus „als die individuell charakteristische, pwe_097.003
gestalthafte Bewegungsform, die sich in dem durch feinste dynamische pwe_097.004
Abstufungen unterschiedenen Akzenten (Schweregraden) eines sprachlichen pwe_097.005
Gebildes ausprägt“. D. h., es wird erstens, für die deutsche Sprache pwe_097.006
wenigstens, das eigentlich führende Gestaltprinzip des Rhythmus in der pwe_097.007
Tonstärke gesehen, von welcher Tondauer und Tonhöhe meistens beeinflußt pwe_097.008
sind; auch damit bleibt der Rhythmus nur ein Element innerhalb der pwe_097.009
komplexen sprachlichen Gesamtform. Und zweitens wird von Seckel pwe_097.010
Rhythmus, mit Andreas Heusler, jeder prosaischen oder versmäßigen pwe_097.011
Redefolge zuerkannt. Auch dann ergeben sich für den Versrhythmus noch pwe_097.012
zwei verschiedene Verwendungen des Begriffs, da sich im Verse die schematische pwe_097.013
Ordnung des Metrums mit dem von der konkreten sprachlichen pwe_097.014
Füllung jeweils mitgebrachtem Rhythmus zu einer höheren Einheit verbindet. pwe_097.015
Dann kann man entweder von der Spannung zwischen Metrum und pwe_097.016
Rhythmus im Verse sprechen oder unter Versrhythmus diese höhere Resultante, pwe_097.017
diese höhere Art von Rhythmus verstehen. Und so möchte Kayser pwe_097.018
schließlich den Begriff Rhythmus am liebsten überhaupt auf die Verssprache pwe_097.019
einschränken, ohne freilich für die „Prosagliederung“ einen eigenen pwe_097.020
Ausdruck zu prägen. Daneben bleibt der Name allerdings auch im allgemeinsten pwe_097.021
Sinne verwendet und wird, als „sinnvolles Einswerden von Ruhe pwe_097.022
und Bewegung“ (Theophil Spoerri), als „Urbewegung des Daseins“ (Emil pwe_097.023
Staiger), als Einheit von Dauer und Wechsel letztlich im Kunstwerk soviel pwe_097.024
wie Stil.
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Schon diese terminologischen Schwierigkeiten beruhen wohl darauf, daß pwe_097.026
das Rhythmische am deutlichsten in Erscheinung tritt dort, wo es in fester pwe_097.027
Weise geregelt und sozusagen bewußt zu einer eigenen Kunstsprache ausgebildet pwe_097.028
wird: im Vers. Hier wird – im deutschen Vers – durch Vereinheitlichung pwe_097.029
der Akzentabstände die Rede in Takte und Taktgruppen pwe_097.030
gezwungen, und werden rhythmische Formen zu bestimmten übertragbaren pwe_097.031
Schemata von Versen und Strophen abstrahiert. Wobei diese Schemata, pwe_097.032
dieses Metrum in rhythmisch wechselnder Weise realisiert werden, umspielt pwe_097.033
werden können. Takt (als schematische Erwartung) und konkreter pwe_097.034
Sprachrhythmus sind dann Gegensätze, die sich z. T. erst gegenseitig hervortreiben pwe_097.035
und in einem höheren Ganzen finden; Klages bezieht den Gegensatz pwe_097.036
auf den Grundgegensatz von Leben und Geist.
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Da es die Metrik als Lehre von Wesen und Geschichte dieser Schemata pwe_097.038
mit weithin abstrahierten, dem individuellen Stil entrückten Gebilden zu
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Dietrich Seckel, Hölderlins Sprachrhythmus. Mit einer Einleitung über das pwe_097.040
Problem des Rhythmus und einer Bibliographie zur Rhythmusforschung. (Palaestra pwe_097.041
207, Leipzig 1937). Besprechung von Friedrich Beissner DuV 39 (1938) 375 ff.
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