Weerth, Georg: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Hamburg, 1849.geerbt, sondern auch noch seit 1839 den Besitz der sämmtlichen Güter ihrer ältern Schwester angetreten. Diese ihre älteste Schwester, welche wir schon früher, als die Erfinderin der berühmten schwarzen Haar-Tinktur erwähnten, war nämlich plötzlich gestorben. Ob sie, wie die alte Mars, eben an der Tinktur starb: haben wir nie ergründen können. Die Mars, die viele Jahre lang an unsäglichen Kopfschmerzen litt, soll nämlich dadurch zu Grunde gegangen sein, daß die Tinktur allmählig durch die Poren in das Innere des Körpers drang, und diesen langsam vergiftete. Genug, die alte Herzogin starb und ihr Tod erregte große Sensation, da man die Herzogin allgemein für unsterblich hielt. Es ist nicht zu verwundern, wenn die englische Aristokratie, bei ihrer gesunden, vernünftigen Lebensweise, in den meisten Fällen ein wahrhaft alttestamentliches Alter erreicht; wenn aber der lasterhaftere französische oder deutsche Adel sich bis in die achtzig oder neunzig versteigt, so heißt dies wirklich dem lieben Gotte einen Streich spielen. Die Herzogin hatte sich, wie gesagt, den Tod länger vom Halse zu halten gewußt, als dies die kühnsten Sterndeuter für möglich hielten. Ein fünfzigjähriges Genießen, im weitesten Sinne des Wortes, geerbt, sondern auch noch seit 1839 den Besitz der sämmtlichen Güter ihrer ältern Schwester angetreten. Diese ihre älteste Schwester, welche wir schon früher, als die Erfinderin der berühmten schwarzen Haar-Tinktur erwähnten, war nämlich plötzlich gestorben. Ob sie, wie die alte Mars, eben an der Tinktur starb: haben wir nie ergründen können. Die Mars, die viele Jahre lang an unsäglichen Kopfschmerzen litt, soll nämlich dadurch zu Grunde gegangen sein, daß die Tinktur allmählig durch die Poren in das Innere des Körpers drang, und diesen langsam vergiftete. Genug, die alte Herzogin starb und ihr Tod erregte große Sensation, da man die Herzogin allgemein für unsterblich hielt. Es ist nicht zu verwundern, wenn die englische Aristokratie, bei ihrer gesunden, vernünftigen Lebensweise, in den meisten Fällen ein wahrhaft alttestamentliches Alter erreicht; wenn aber der lasterhaftere französische oder deutsche Adel sich bis in die achtzig oder neunzig versteigt, so heißt dies wirklich dem lieben Gotte einen Streich spielen. Die Herzogin hatte sich, wie gesagt, den Tod länger vom Halse zu halten gewußt, als dies die kühnsten Sterndeuter für möglich hielten. Ein fünfzigjähriges Genießen, im weitesten Sinne des Wortes, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0227" n="221"/> geerbt, sondern auch noch seit 1839 den Besitz der sämmtlichen Güter ihrer ältern Schwester angetreten.</p> <p>Diese ihre älteste Schwester, welche wir schon früher, als die Erfinderin der berühmten schwarzen Haar-Tinktur erwähnten, war nämlich plötzlich gestorben. Ob sie, wie die alte Mars, eben an der Tinktur starb: haben wir nie ergründen können. Die Mars, die viele Jahre lang an unsäglichen Kopfschmerzen litt, soll nämlich dadurch zu Grunde gegangen sein, daß die Tinktur allmählig durch die Poren in das Innere des Körpers drang, und diesen langsam vergiftete.</p> <p>Genug, die alte Herzogin starb und ihr Tod erregte große Sensation, da man die Herzogin allgemein für unsterblich hielt.</p> <p>Es ist nicht zu verwundern, wenn die englische Aristokratie, bei ihrer gesunden, vernünftigen Lebensweise, in den meisten Fällen ein wahrhaft alttestamentliches Alter erreicht; wenn aber der lasterhaftere französische oder deutsche Adel sich bis in die achtzig oder neunzig versteigt, so heißt dies wirklich dem lieben Gotte einen Streich spielen.</p> <p>Die Herzogin hatte sich, wie gesagt, den Tod länger vom Halse zu halten gewußt, als dies die kühnsten Sterndeuter für möglich hielten. Ein fünfzigjähriges Genießen, im weitesten Sinne des Wortes, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [221/0227]
geerbt, sondern auch noch seit 1839 den Besitz der sämmtlichen Güter ihrer ältern Schwester angetreten.
Diese ihre älteste Schwester, welche wir schon früher, als die Erfinderin der berühmten schwarzen Haar-Tinktur erwähnten, war nämlich plötzlich gestorben. Ob sie, wie die alte Mars, eben an der Tinktur starb: haben wir nie ergründen können. Die Mars, die viele Jahre lang an unsäglichen Kopfschmerzen litt, soll nämlich dadurch zu Grunde gegangen sein, daß die Tinktur allmählig durch die Poren in das Innere des Körpers drang, und diesen langsam vergiftete.
Genug, die alte Herzogin starb und ihr Tod erregte große Sensation, da man die Herzogin allgemein für unsterblich hielt.
Es ist nicht zu verwundern, wenn die englische Aristokratie, bei ihrer gesunden, vernünftigen Lebensweise, in den meisten Fällen ein wahrhaft alttestamentliches Alter erreicht; wenn aber der lasterhaftere französische oder deutsche Adel sich bis in die achtzig oder neunzig versteigt, so heißt dies wirklich dem lieben Gotte einen Streich spielen.
Die Herzogin hatte sich, wie gesagt, den Tod länger vom Halse zu halten gewußt, als dies die kühnsten Sterndeuter für möglich hielten. Ein fünfzigjähriges Genießen, im weitesten Sinne des Wortes,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-01-04T15:10:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universitätsbibliothek Frankfurt am Main: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-01-04T15:10:31Z)
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Faksimile 0150)
(2013-01-04T15:10:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-01-04T15:10:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |