Wedekind, Frank: Die Büchse der Pandora. Berlin, [1903].
die Befriedigung einer Laune weg. -- Ob es wohl einmal Menschen gegeben hat, die durch Liebe glücklich geworden sind? -- Was ist denn ihr Glück anders, als daß sie besser schlafen und alles vergessen können? -- Herr Gott, ich danke Dir, daß Du mich nicht geschaffen hast, wie diese. -- Ich bin nicht Mensch; mein Leib hat nichts Gemeines mit Menschenleibern. Habe ich eine Menschen- seele? -- Zerquälte Menschen tragen ein kleines enges Herz in sich; ich aber weiß, daß es nicht mein Verdienst ist, wenn ich alles hingebe, alles opfere ... (Lulu öffnet die Thür und läßt Doktor Hilti eintreten. Die Geschwitz bleibt, ohne von beiden bemerkt zu werden, regungslos neben der Thür sitzen.) Lulu. Whence are you coming so late, Sir? Dr. Hilti. I have been in the theatre. There are two thousand ladies lifting up the right leg at the same time; and then the two thousand ladies are lifting up the left leg at the same time. I never saw such handsome girls before. Lulu. Didn't you? But you are not English? Dr. Hilti. No. I am only here the last two weeks. Are you borne in London? Lulu. No Sir. I am French. Dr. Hilti. Ah, vous etes Francaise? Lulu. Oui monsieur, je suis Parisienne. Dr. Hilti. I am coming from Paris, where I was staying for eight days. Lulu. On s'y amuse mieux qu'ici. Vous ne trouvez pas? Dr. Hilti. Oui. I was everyday in the Louvre. I admired the pictures. But I am no French. I am from Zurich in Switzerland. Lulu. Est-ce de la Suisse Francaise, ca? Dr. Hilti. No. Zurich is in German Schwitzerland.
die Befriedigung einer Laune weg. — Ob es wohl einmal Menſchen gegeben hat, die durch Liebe glücklich geworden ſind? — Was iſt denn ihr Glück anders, als daß ſie beſſer ſchlafen und alles vergeſſen können? — Herr Gott, ich danke Dir, daß Du mich nicht geſchaffen haſt, wie dieſe. — Ich bin nicht Menſch; mein Leib hat nichts Gemeines mit Menſchenleibern. Habe ich eine Menſchen- ſeele? — Zerquälte Menſchen tragen ein kleines enges Herz in ſich; ich aber weiß, daß es nicht mein Verdienſt iſt, wenn ich alles hingebe, alles opfere … (Lulu öffnet die Thür und läßt Doktor Hilti eintreten. Die Geſchwitz bleibt, ohne von beiden bemerkt zu werden, regungslos neben der Thür ſitzen.) Lulu. Whence are you coming so late, Sir? Dr. Hilti. I have been in the theatre. There are two thousand ladies lifting up the right leg at the same time; and then the two thousand ladies are lifting up the left leg at the same time. I never saw such handsome girls before. Lulu. Didn’t you? But you are not English? Dr. Hilti. No. I am only here the last two weeks. Are you borne in London? Lulu. No Sir. I am French. Dr. Hilti. Ah, vous êtes Française? Lulu. Oui monsieur, je suis Parisienne. Dr. Hilti. I am coming from Paris, where I was staying for eight days. Lulu. On s’y amuse mieux qu’ici. Vous ne trouvez pas? Dr. Hilti. Oui. I was everyday in the Louvre. I admired the pictures. But I am no French. I am from Zurich in Switzerland. Lulu. Est-ce de la Suisse Française, ça? Dr. Hilti. No. Zurich is in German Schwitzerland. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#GES"> <p><pb facs="#f0088" n="80"/> die Befriedigung einer Laune weg. — Ob es wohl einmal<lb/> Menſchen gegeben hat, die durch Liebe glücklich geworden<lb/> ſind? — Was iſt denn ihr Glück anders, als daß ſie<lb/> beſſer ſchlafen und alles vergeſſen können? — Herr Gott,<lb/> ich danke Dir, daß Du mich nicht geſchaffen haſt, wie<lb/> dieſe. — Ich bin nicht Menſch; mein Leib hat nichts<lb/> Gemeines mit Menſchenleibern. Habe ich eine Menſchen-<lb/> ſeele? — Zerquälte Menſchen tragen ein kleines enges<lb/> Herz in ſich; ich aber weiß, daß es nicht mein Verdienſt<lb/> iſt, wenn ich alles hingebe, alles opfere …</p><lb/> <stage>(Lulu öffnet die Thür und läßt Doktor Hilti eintreten. Die Geſchwitz<lb/> bleibt, ohne von beiden bemerkt zu werden, regungslos neben der<lb/> Thür ſitzen.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker><hi rendition="#g">Lulu</hi>.</speaker> <p> <hi rendition="#aq">Whence are you coming so late, Sir?</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#HIL "> <speaker><hi rendition="#g">Dr. Hilti</hi>.</speaker> <p> <hi rendition="#aq">I have been in the theatre. There<lb/> are two thousand ladies lifting up the right leg at the<lb/> same time; and then the two thousand ladies are<lb/> lifting up the left leg at the same time. I never saw<lb/> such handsome girls before.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker><hi rendition="#g">Lulu</hi>.</speaker> <p> <hi rendition="#aq">Didn’t you? But you are not English?</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#HIL "> <speaker><hi rendition="#g">Dr. Hilti</hi>.</speaker> <p> <hi rendition="#aq">No. I am only here the last two weeks.<lb/> Are you borne in London?</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker><hi rendition="#g">Lulu</hi>.</speaker> <p> <hi rendition="#aq">No Sir. I am French.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#HIL "> <speaker><hi rendition="#g">Dr. Hilti</hi>.</speaker> <p> <hi rendition="#aq">Ah, vous êtes Française?</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker><hi rendition="#g">Lulu</hi>.</speaker> <p> <hi rendition="#aq">Oui monsieur, je suis Parisienne.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#HIL "> <speaker><hi rendition="#g">Dr. Hilti</hi>.</speaker> <p> <hi rendition="#aq">I am coming from Paris, where I was<lb/> staying for eight days.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker><hi rendition="#g">Lulu</hi>.</speaker> <p> <hi rendition="#aq">On s’y amuse mieux qu’ici. Vous ne<lb/> trouvez pas?</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#HIL "> <speaker><hi rendition="#g">Dr. Hilti</hi>.</speaker> <p> <hi rendition="#aq">Oui. I was everyday in the Louvre.<lb/> I admired the pictures. But I am no French. I am<lb/> from Zurich in Switzerland.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#LUL"> <speaker><hi rendition="#g">Lulu</hi>.</speaker> <p> <hi rendition="#aq">Est-ce de la Suisse Française, ça?</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#HIL "> <speaker><hi rendition="#g">Dr. Hilti</hi>.</speaker> <p> <hi rendition="#aq">No. Zurich is in German Schwitzerland.</hi> </p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [80/0088]
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Menſchen gegeben hat, die durch Liebe glücklich geworden
ſind? — Was iſt denn ihr Glück anders, als daß ſie
beſſer ſchlafen und alles vergeſſen können? — Herr Gott,
ich danke Dir, daß Du mich nicht geſchaffen haſt, wie
dieſe. — Ich bin nicht Menſch; mein Leib hat nichts
Gemeines mit Menſchenleibern. Habe ich eine Menſchen-
ſeele? — Zerquälte Menſchen tragen ein kleines enges
Herz in ſich; ich aber weiß, daß es nicht mein Verdienſt
iſt, wenn ich alles hingebe, alles opfere …
(Lulu öffnet die Thür und läßt Doktor Hilti eintreten. Die Geſchwitz
bleibt, ohne von beiden bemerkt zu werden, regungslos neben der
Thür ſitzen.)
Lulu. Whence are you coming so late, Sir?
Dr. Hilti. I have been in the theatre. There
are two thousand ladies lifting up the right leg at the
same time; and then the two thousand ladies are
lifting up the left leg at the same time. I never saw
such handsome girls before.
Lulu. Didn’t you? But you are not English?
Dr. Hilti. No. I am only here the last two weeks.
Are you borne in London?
Lulu. No Sir. I am French.
Dr. Hilti. Ah, vous êtes Française?
Lulu. Oui monsieur, je suis Parisienne.
Dr. Hilti. I am coming from Paris, where I was
staying for eight days.
Lulu. On s’y amuse mieux qu’ici. Vous ne
trouvez pas?
Dr. Hilti. Oui. I was everyday in the Louvre.
I admired the pictures. But I am no French. I am
from Zurich in Switzerland.
Lulu. Est-ce de la Suisse Française, ça?
Dr. Hilti. No. Zurich is in German Schwitzerland.
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