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Wedekind, Frank: Die Büchse der Pandora. Berlin, [1903].

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Lulu. Schwöre es mir! Schwöre es mir!
Schigolch (legt seine Hand auf ihr Knie). -- Bei allem,
was heilig ist! -- Heute Nacht, wenn er kommt. --
Lulu. Bei allem, was heilig ist! -- -- Wie das
kühlt!
Schigolch (macht seine Hand frei). Wie das glüht!
Lulu. Fahre nur gleich nach Haus. Sie kommen
in einer halben Stunde! Nimm einen Fiacre!
Schigolch. Ich gehe schon.
Lulu. Rasch! Ich bitte Dich! -- -- -- All-
mächtiger ...
Schigolch. Was starrst Du mich jetzt schon wieder
so an?
Lulu. Nichts ...
Schigolch. Nun? -- Ist Dir Deine Zunge an-
gefroren?
Lulu. Mein Strumpfband ist aufgeg angen ...
Schigolch. Nun ja denn!
Lulu. Was bedeutet das?
Schigolch. Was das bedeutet? -- Ich binde es
Dir, wenn Du still hältst.
Lulu. Das bedeutet ein Unglück!
Schigolch. Nicht für Dich, mein Kind. Sei ge-
trost, ich besorg es ihm. --
(Ab.)
(Lulu setzt den linken Fuß auf einen Schemel, bindet ihr Strumpf-
band und geht ins Spielzimmer ab. -- Rodrigo wird von Casti Piani
in den Salon gepufft.)
Rodrigo. Behandeln Sie mich doch wenigstens
anständig!
Casti Piani. Was könnte mich denn dazu ver-
anlassen?! -- Ich will wissen, was Sie vorhin mit der
Frau hier gesprochen haben!
Rodrigo. Dann können Sie mich gern haben!
Lulu. Schwöre es mir! Schwöre es mir!
Schigolch (legt ſeine Hand auf ihr Knie). — Bei allem,
was heilig iſt! — Heute Nacht, wenn er kommt. —
Lulu. Bei allem, was heilig iſt! — — Wie das
kühlt!
Schigolch (macht ſeine Hand frei). Wie das glüht!
Lulu. Fahre nur gleich nach Haus. Sie kommen
in einer halben Stunde! Nimm einen Fiacre!
Schigolch. Ich gehe ſchon.
Lulu. Raſch! Ich bitte Dich! — — — All-
mächtiger …
Schigolch. Was ſtarrſt Du mich jetzt ſchon wieder
ſo an?
Lulu. Nichts …
Schigolch. Nun? — Iſt Dir Deine Zunge an-
gefroren?
Lulu. Mein Strumpfband iſt aufgeg angen …
Schigolch. Nun ja denn!
Lulu. Was bedeutet das?
Schigolch. Was das bedeutet? — Ich binde es
Dir, wenn Du ſtill hältſt.
Lulu. Das bedeutet ein Unglück!
Schigolch. Nicht für Dich, mein Kind. Sei ge-
troſt, ich beſorg es ihm. —
(Ab.)
(Lulu ſetzt den linken Fuß auf einen Schemel, bindet ihr Strumpf-
band und geht ins Spielzimmer ab. — Rodrigo wird von Caſti Piani
in den Salon gepufft.)
Rodrigo. Behandeln Sie mich doch wenigſtens
anſtändig!
Caſti Piani. Was könnte mich denn dazu ver-
anlaſſen?! — Ich will wiſſen, was Sie vorhin mit der
Frau hier geſprochen haben!
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[52/0060] Lulu. Schwöre es mir! Schwöre es mir! Schigolch (legt ſeine Hand auf ihr Knie). — Bei allem, was heilig iſt! — Heute Nacht, wenn er kommt. — Lulu. Bei allem, was heilig iſt! — — Wie das kühlt! Schigolch (macht ſeine Hand frei). Wie das glüht! Lulu. Fahre nur gleich nach Haus. Sie kommen in einer halben Stunde! Nimm einen Fiacre! Schigolch. Ich gehe ſchon. Lulu. Raſch! Ich bitte Dich! — — — All- mächtiger … Schigolch. Was ſtarrſt Du mich jetzt ſchon wieder ſo an? Lulu. Nichts … Schigolch. Nun? — Iſt Dir Deine Zunge an- gefroren? Lulu. Mein Strumpfband iſt aufgeg angen … Schigolch. Nun ja denn! Lulu. Was bedeutet das? Schigolch. Was das bedeutet? — Ich binde es Dir, wenn Du ſtill hältſt. Lulu. Das bedeutet ein Unglück! Schigolch. Nicht für Dich, mein Kind. Sei ge- troſt, ich beſorg es ihm. — (Ab.) (Lulu ſetzt den linken Fuß auf einen Schemel, bindet ihr Strumpf- band und geht ins Spielzimmer ab. — Rodrigo wird von Caſti Piani in den Salon gepufft.) Rodrigo. Behandeln Sie mich doch wenigſtens anſtändig! Caſti Piani. Was könnte mich denn dazu ver- anlaſſen?! — Ich will wiſſen, was Sie vorhin mit der Frau hier geſprochen haben! Rodrigo. Dann können Sie mich gern haben!

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Zitationshilfe: Wedekind, Frank: Die Büchse der Pandora. Berlin, [1903], S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wedekind_pandora_1902/60>, abgerufen am 24.11.2024.