Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641.

Bild:
<< vorherige Seite
Gedichte.
Biß in das grab von der wiegen
Muß alhie
Vnder müh
Vnd ellend der mensch sich biegen:
Dan anfechtung/ Creutz vnd noht
Jhn biß in den bittern tod
Stehts verfolgen vnd bekriegen.
Auch ist sein geburth so kläglich
Daß die plag/
Mit dem tag
Gleich anfangend/ kaum erträglich:
Seine schwachheit vnd der schmertz/
Tödtend seiner Mutter hertz/
Seind empfindlich vnd vnsäglich.
Wan durch schmertzen tieff empfunden
Er voll pein
Schwach vnd klein
Die geburth nu vberwunden:
Wirt Er seinem stand gemäß/
Als ein vbelthäter böß
Eingewicklet vnd gebunden.
Wie offt muß/ jhn zugeschwaigen/
Jhm mit fug
Ohn verzug
Seine Säugam hilff erzaigen;
Vnd den säugling von dem wust
Reinigend/ mit bloser brust
Jn der grösten kältin säugen.

Ne-
Gedichte.
Biß in das grab von der wiegen
Muß alhie
Vnder muͤh
Vnd ellend der menſch ſich biegen:
Dan anfechtung/ Creutz vnd noht
Jhn biß in den bittern tod
Stehts verfolgen vnd bekriegen.
Auch iſt ſein geburth ſo klaͤglich
Daß die plag/
Mit dem tag
Gleich anfangend/ kaum ertraͤglich:
Seine ſchwachheit vnd der ſchmertz/
Toͤdtend ſeiner Mutter hertz/
Seind empfindlich vnd vnſaͤglich.
Wan durch ſchmertzen tieff empfunden
Er voll pein
Schwach vnd klein
Die geburth nu vberwunden:
Wirt Er ſeinem ſtand gemaͤß/
Als ein vbelthaͤter boͤß
Eingewicklet vnd gebunden.
Wie offt muß/ jhn zugeſchwaigen/
Jhm mit fug
Ohn verzug
Seine Saͤugam hilff erzaigen;
Vnd den ſaͤugling von dem wuſt
Reinigend/ mit bloſer bruſt
Jn der groͤſten kaͤltin ſaͤugen.

Ne-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0257" n="239"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gedichte.</hi> </fw><lb/>
              <lg n="4">
                <l>Biß in das grab von der wiegen</l><lb/>
                <l>Muß alhie</l><lb/>
                <l>Vnder mu&#x0364;h</l><lb/>
                <l>Vnd ellend der men&#x017F;ch &#x017F;ich biegen:</l><lb/>
                <l>Dan anfechtung/ Creutz vnd noht</l><lb/>
                <l>Jhn biß in den bittern tod</l><lb/>
                <l>Stehts verfolgen vnd bekriegen.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="5">
                <l>Auch i&#x017F;t &#x017F;ein geburth &#x017F;o kla&#x0364;glich</l><lb/>
                <l>Daß die plag/</l><lb/>
                <l>Mit dem tag</l><lb/>
                <l>Gleich anfangend/ kaum ertra&#x0364;glich:</l><lb/>
                <l>Seine &#x017F;chwachheit vnd der &#x017F;chmertz/</l><lb/>
                <l>To&#x0364;dtend &#x017F;einer Mutter hertz/</l><lb/>
                <l>Seind empfindlich vnd vn&#x017F;a&#x0364;glich.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="6">
                <l>Wan durch &#x017F;chmertzen tieff empfunden</l><lb/>
                <l>Er voll pein</l><lb/>
                <l>Schwach vnd klein</l><lb/>
                <l>Die geburth nu vberwunden:</l><lb/>
                <l>Wirt Er &#x017F;einem &#x017F;tand gema&#x0364;ß/</l><lb/>
                <l>Als ein vbeltha&#x0364;ter bo&#x0364;ß</l><lb/>
                <l>Eingewicklet vnd gebunden.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="7">
                <l>Wie offt muß/ jhn zuge&#x017F;chwaigen/</l><lb/>
                <l>Jhm mit fug</l><lb/>
                <l>Ohn verzug</l><lb/>
                <l>Seine Sa&#x0364;ugam hilff erzaigen;</l><lb/>
                <l>Vnd den &#x017F;a&#x0364;ugling von dem wu&#x017F;t</l><lb/>
                <l>Reinigend/ mit blo&#x017F;er bru&#x017F;t</l><lb/>
                <l>Jn der gro&#x0364;&#x017F;ten ka&#x0364;ltin &#x017F;a&#x0364;ugen.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Ne-</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[239/0257] Gedichte. Biß in das grab von der wiegen Muß alhie Vnder muͤh Vnd ellend der menſch ſich biegen: Dan anfechtung/ Creutz vnd noht Jhn biß in den bittern tod Stehts verfolgen vnd bekriegen. Auch iſt ſein geburth ſo klaͤglich Daß die plag/ Mit dem tag Gleich anfangend/ kaum ertraͤglich: Seine ſchwachheit vnd der ſchmertz/ Toͤdtend ſeiner Mutter hertz/ Seind empfindlich vnd vnſaͤglich. Wan durch ſchmertzen tieff empfunden Er voll pein Schwach vnd klein Die geburth nu vberwunden: Wirt Er ſeinem ſtand gemaͤß/ Als ein vbelthaͤter boͤß Eingewicklet vnd gebunden. Wie offt muß/ jhn zugeſchwaigen/ Jhm mit fug Ohn verzug Seine Saͤugam hilff erzaigen; Vnd den ſaͤugling von dem wuſt Reinigend/ mit bloſer bruſt Jn der groͤſten kaͤltin ſaͤugen. Ne-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/257
Zitationshilfe: Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/257>, abgerufen am 17.05.2024.