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Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641.

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Gedichte.
So jhre quardy wol zu nennen)
Warnemend daß jhr/ wie dem gold
Schier jederman gefährlich hold/
Schamroht vnd züchtig gleichsam brennen.

Jn jhrem vrsprung war vorzeitten
Die Roß so weisß/ daß mit jhr kaum
Des schnellen wassers frischer schaum
Noch auch des Morgens frost könt streitten;
Noch könt des silbers purer schein/
Der Milchrohn/ noch das helfenbein/
Bey jhrer weissin wol bestehen:
Ja/ weisser war die süsse Roß
Dan auff der kalten erden schoß
Der new-gefalne schnee zu sehen.
Als aber Venus hie auff erden
Durch jhrer schönheit gegenwart/
Mit jhren brüstlein zart vnd hart/
Mit hertz-entzündenden geberden/
Mit seel-ergründend süsser gunst/
Mit gaist-verblindend gailer kunst/
Mit küssen Nectar-gleich befeuchtet/
Mit jhrer augen liebem glantz/
Mit frölich-müdend-jungem dantz
Das volck bereichet vnd erleuchtet:

Da
Q 5

Gedichte.
So jhre quardy wol zu nennen)
Warnemend daß jhr/ wie dem gold
Schier jederman gefaͤhrlich hold/
Schamroht vnd zuͤchtig gleichſam brennen.

Jn jhrem vrſprung war vorzeitten
Die Roß ſo weiſſz/ daß mit jhr kaum
Des ſchnellen waſſers friſcher ſchaum
Noch auch des Morgens froſt koͤnt ſtreitten;
Noch koͤnt des ſilbers purer ſchein/
Der Milchrohn/ noch das helfenbein/
Bey jhrer weiſſin wol beſtehen:
Ja/ weiſſer war die ſuͤſſe Roß
Dan auff der kalten erden ſchoß
Der new-gefalne ſchnee zu ſehen.
Als aber Venus hie auff erden
Durch jhrer ſchoͤnheit gegenwart/
Mit jhren bruͤſtlein zart vnd hart/
Mit hertz-entzuͤndenden geberden/
Mit ſeel-ergruͤndend ſuͤſſer gunſt/
Mit gaiſt-verblindend gailer kunſt/
Mit kuͤſſen Nectar-gleich befeuchtet/
Mit jhrer augen liebem glantz/
Mit froͤlich-muͤdend-jungem dantz
Das volck bereichet vnd erleuchtet:

Da
Q 5
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[233/0251] Gedichte. So jhre quardy wol zu nennen) Warnemend daß jhr/ wie dem gold Schier jederman gefaͤhrlich hold/ Schamroht vnd zuͤchtig gleichſam brennen. Jn jhrem vrſprung war vorzeitten Die Roß ſo weiſſz/ daß mit jhr kaum Des ſchnellen waſſers friſcher ſchaum Noch auch des Morgens froſt koͤnt ſtreitten; Noch koͤnt des ſilbers purer ſchein/ Der Milchrohn/ noch das helfenbein/ Bey jhrer weiſſin wol beſtehen: Ja/ weiſſer war die ſuͤſſe Roß Dan auff der kalten erden ſchoß Der new-gefalne ſchnee zu ſehen. Als aber Venus hie auff erden Durch jhrer ſchoͤnheit gegenwart/ Mit jhren bruͤſtlein zart vnd hart/ Mit hertz-entzuͤndenden geberden/ Mit ſeel-ergruͤndend ſuͤſſer gunſt/ Mit gaiſt-verblindend gailer kunſt/ Mit kuͤſſen Nectar-gleich befeuchtet/ Mit jhrer augen liebem glantz/ Mit froͤlich-muͤdend-jungem dantz Das volck bereichet vnd erleuchtet: Da Q 5

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Zitationshilfe: Weckherlin, Georg Rodolf: Gaistliche und Weltliche Gedichte. Amsterdam, 1641, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weckherlin_gedichte_1641/251>, abgerufen am 17.05.2024.