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Wartmann, Sigismund Friedrich: Germaniae Pertvrbatae et Restavratae sive Vnpartheyischer wolmeynender Theologo-Politicorum Discvrsvm Ander vnd dritter Theil. Frankfurt (Main), 1650.

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Dritter Theil.
viro sapienti in paruis a justititia abire, qui in magnis eam saluam velit: daß es an
fleissigen Erinnerungen nicht ermangelt/ der Stein aber nicht weiter zubringen/
noch zuheben gewesen: darumb die Particularen dem Gegentheil zu vielem nach-
grüblen nicht Vrsach geben solten. 2. Wer es je kein Zwang/ solchen anzuneh-
men. 3 Erfolge je die allgemeine Ruhe. 4. Darzu man sich schuldig wisse.
5. Vnndkönne manchem wol wider seinen Willen einige Gutthat wiederfahren.
6. So hetten auch die Stände jhnen selbst nicht helffen können. 7. Vnd mü-
ste nach vielem Blu[t]vergiessen/ oder Schlagen dennoch die eine Parthey in ein
sawern Apffel beissen. 8. So wer es auch nichts newes/ daß vnder vielen Bunds-
genossen einer oder der ander auß sonderbaren Vrsachen abtrette. 9. Vnd daß
jede Parthey sich zum allerbesten gefaßt mache/ bey den Tractaten die Oberhand
zuerhalten. 10. Derowegen bleiben müsse/ was Tacitus meldet. Omne ma-
gnum exemplum habere solet exiniquo aliquid, quod contra singulos vtilitate
publica rependitur.
11. Daß aber Nemo alteri stipulari potest, nicht statt fin-
den könne/ erweise das jusgentium: sintemal der Spruch nur de jure civili. 12.
So hat auch hie metus causa nichts ein zuwenden/ weil nichts vnziemliches/ son-
dern aller Nutz vorgangen vnnd gesucht worden. Wie dann zu Erhaltung ge-
meinen Friedens im H. R. R. alle Chur-Fürsten vnd Stände Geist- vnd Welt-
liche haben geschehen lassen müssen/ daß/ vnangesehen aller Verträge/ Freyheiten/
Jndulten vnnd Herkommen so der Anlage zuwider seyn möchten/ jhnen von allen
Lehen vnd Erbe/ den gemeinen Pfenning zur Türckensteur zugeben/ durch die
Reichs Abschiede/ jnsonderheit den Speyerischen Anno 1544. aufferlegt worden:
darwider sie obbenahmtes Edict nicht anziehen dörffen. Fürnemlich aber hette
man wol bey dem Leipziger Schluß verspühret/ daß etliche Stände jhr absonderli-
ches Absehen geführet vnnd sich nimmermehr mit C. D. zu Sachsen vergleichen
wollen: darumb C. D. zu Sachsen jhro selbsten/ vnnd dann dem Evangelischen
Wesen Sicherheit procurieren müssen. Zugeschweigen der grossen Vngelegen-
heiten/ so auß frembder Nationen Hülff jederzeit entstanden/ wie noch newlich
das Griechische Kayserthumb mit seinem Vndergang erwiesen. Endlich so het-
ten die zu Franckfurt versamblete Stände/ nach ehester Notificirung/ sich wol kön-
nen herbey fügen vnd alle Notturfft erinnern.

Was aber das vermeynte im dunckeln liegende NIS 1 belangt/ werden die
Relationen deß 1629. Jahrs außweisen/ wie es mit dem Reformations Wesen
vor vnnd alsdann gestanden. Der Tag zu Mülhausen were ja vor eine vnver-
bündliche Conferentz gehalten/ welches der Vortrag selbst mit sich bringe/ vnnd
der Geistlichen Güter nicht gedacht worden. Vnnd da die Decision/ wegen
derselben in einem Schreiben Jhrer Kay M. heimgestellet worden/ hette es Chur-
Sachsen nicht vnderschrieben: wer auch/ was im Edict darauß angezogen/ nicht
zu attendiren/ welches doch allhie auffgehoben wird. Taminiqua est curiosa sub-
tilitas, vt nec, quae ipsius bono fiunt, pervideat.
Daß nun Böhmen vnnd die

Oester-

Dritter Theil.
viro ſapienti in paruis à juſtititiâ abire, qui in magnis eam ſaluam velit: daß es an
fleiſſigen Erinnerungen nicht ermangelt/ der Stein aber nicht weiter zubringen/
noch zuheben geweſen: darumb die Particularen dem Gegentheil zu vielem nach-
gruͤblen nicht Vrſach geben ſolten. 2. Wer es je kein Zwang/ ſolchen anzuneh-
men. 3 Erfolge je die allgemeine Ruhe. 4. Darzu man ſich ſchuldig wiſſe.
5. Vnndkoͤnne manchem wol wider ſeinen Willen einige Gutthat wiederfahren.
6. So hetten auch die Staͤnde jhnen ſelbſt nicht helffen koͤnnen. 7. Vnd muͤ-
ſte nach vielem Blu[t]vergieſſen/ oder Schlagen dennoch die eine Parthey in ein
ſawern Apffel beiſſen. 8. So wer es auch nichts newes/ daß vnder vielen Bunds-
genoſſen einer oder der ander auß ſonderbaren Vrſachen abtrette. 9. Vnd daß
jede Parthey ſich zum allerbeſten gefaßt mache/ bey den Tractaten die Oberhand
zuerhalten. 10. Derowegen bleiben muͤſſe/ was Tacitus meldet. Omne ma-
gnum exemplum habere ſolet exiniquo aliquid, quod contra ſingulos vtilitate
publicâ rependitur.
11. Daß aber Nemo alteri ſtipulari poteſt, nicht ſtatt fin-
den koͤnne/ erweiſe das jusgentium: ſintemal der Spruch nur de jure civili. 12.
So hat auch hie metus cauſa nichts ein zuwenden/ weil nichts vnziemliches/ ſon-
dern aller Nutz vorgangen vnnd geſucht worden. Wie dann zu Erhaltung ge-
meinen Friedens im H. R. R. alle Chur-Fuͤrſten vnd Staͤnde Geiſt- vnd Welt-
liche haben geſchehen laſſen muͤſſen/ daß/ vnangeſehen aller Vertraͤge/ Freyheiten/
Jndulten vnnd Herkommen ſo der Anlage zuwider ſeyn moͤchten/ jhnen von allen
Lehen vnd Erbe/ den gemeinen Pfenning zur Tuͤrckenſteur zugeben/ durch die
Reichs Abſchiede/ jnſonderheit den Speyeriſchen Anno 1544. aufferlegt worden:
darwider ſie obbenahmtes Edict nicht anziehen doͤrffen. Fuͤrnemlich aber hette
man wol bey dem Leipziger Schluß verſpuͤhret/ daß etliche Staͤnde jhr abſonderli-
ches Abſehen gefuͤhret vnnd ſich nimmermehr mit C. D. zu Sachſen vergleichen
wollen: darumb C. D. zu Sachſen jhro ſelbſten/ vnnd dann dem Evangeliſchen
Weſen Sicherheit procurieren muͤſſen. Zugeſchweigen der groſſen Vngelegen-
heiten/ ſo auß frembder Nationen Huͤlff jederzeit entſtanden/ wie noch newlich
das Griechiſche Kayſerthumb mit ſeinem Vndergang erwieſen. Endlich ſo het-
ten die zu Franckfurt verſamblete Staͤnde/ nach eheſter Notificirung/ ſich wol koͤn-
nen herbey fügen vnd alle Notturfft erinnern.

Was aber das vermeynte im dunckeln liegende NIS 1 belangt/ werden die
Relationen deß 1629. Jahrs außweiſen/ wie es mit dem Reformations Weſen
vor vnnd alsdann geſtanden. Der Tag zu Muͤlhauſen were ja vor eine vnver-
buͤndliche Conferentz gehalten/ welches der Vortrag ſelbſt mit ſich bringe/ vnnd
der Geiſtlichen Guͤter nicht gedacht worden. Vnnd da die Deciſion/ wegen
derſelben in einem Schreiben Jhrer Kay M. heimgeſtellet worden/ hette es Chur-
Sachſen nicht vnderſchrieben: wer auch/ was im Edict darauß angezogen/ nicht
zu attendiren/ welches doch allhie auffgehoben wird. Taminiqua eſt curioſa ſub-
tilitas, vt nec, quæ ipſius bono fiunt, pervideat.
Daß nun Boͤhmen vnnd die

Oeſter-
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[231/0479] Dritter Theil. viro ſapienti in paruis à juſtititiâ abire, qui in magnis eam ſaluam velit: daß es an fleiſſigen Erinnerungen nicht ermangelt/ der Stein aber nicht weiter zubringen/ noch zuheben geweſen: darumb die Particularen dem Gegentheil zu vielem nach- gruͤblen nicht Vrſach geben ſolten. 2. Wer es je kein Zwang/ ſolchen anzuneh- men. 3 Erfolge je die allgemeine Ruhe. 4. Darzu man ſich ſchuldig wiſſe. 5. Vnndkoͤnne manchem wol wider ſeinen Willen einige Gutthat wiederfahren. 6. So hetten auch die Staͤnde jhnen ſelbſt nicht helffen koͤnnen. 7. Vnd muͤ- ſte nach vielem Blutvergieſſen/ oder Schlagen dennoch die eine Parthey in ein ſawern Apffel beiſſen. 8. So wer es auch nichts newes/ daß vnder vielen Bunds- genoſſen einer oder der ander auß ſonderbaren Vrſachen abtrette. 9. Vnd daß jede Parthey ſich zum allerbeſten gefaßt mache/ bey den Tractaten die Oberhand zuerhalten. 10. Derowegen bleiben muͤſſe/ was Tacitus meldet. Omne ma- gnum exemplum habere ſolet exiniquo aliquid, quod contra ſingulos vtilitate publicâ rependitur. 11. Daß aber Nemo alteri ſtipulari poteſt, nicht ſtatt fin- den koͤnne/ erweiſe das jusgentium: ſintemal der Spruch nur de jure civili. 12. So hat auch hie metus cauſa nichts ein zuwenden/ weil nichts vnziemliches/ ſon- dern aller Nutz vorgangen vnnd geſucht worden. Wie dann zu Erhaltung ge- meinen Friedens im H. R. R. alle Chur-Fuͤrſten vnd Staͤnde Geiſt- vnd Welt- liche haben geſchehen laſſen muͤſſen/ daß/ vnangeſehen aller Vertraͤge/ Freyheiten/ Jndulten vnnd Herkommen ſo der Anlage zuwider ſeyn moͤchten/ jhnen von allen Lehen vnd Erbe/ den gemeinen Pfenning zur Tuͤrckenſteur zugeben/ durch die Reichs Abſchiede/ jnſonderheit den Speyeriſchen Anno 1544. aufferlegt worden: darwider ſie obbenahmtes Edict nicht anziehen doͤrffen. Fuͤrnemlich aber hette man wol bey dem Leipziger Schluß verſpuͤhret/ daß etliche Staͤnde jhr abſonderli- ches Abſehen gefuͤhret vnnd ſich nimmermehr mit C. D. zu Sachſen vergleichen wollen: darumb C. D. zu Sachſen jhro ſelbſten/ vnnd dann dem Evangeliſchen Weſen Sicherheit procurieren muͤſſen. Zugeſchweigen der groſſen Vngelegen- heiten/ ſo auß frembder Nationen Huͤlff jederzeit entſtanden/ wie noch newlich das Griechiſche Kayſerthumb mit ſeinem Vndergang erwieſen. Endlich ſo het- ten die zu Franckfurt verſamblete Staͤnde/ nach eheſter Notificirung/ ſich wol koͤn- nen herbey fügen vnd alle Notturfft erinnern. Was aber das vermeynte im dunckeln liegende NIS 1 belangt/ werden die Relationen deß 1629. Jahrs außweiſen/ wie es mit dem Reformations Weſen vor vnnd alsdann geſtanden. Der Tag zu Muͤlhauſen were ja vor eine vnver- buͤndliche Conferentz gehalten/ welches der Vortrag ſelbſt mit ſich bringe/ vnnd der Geiſtlichen Guͤter nicht gedacht worden. Vnnd da die Deciſion/ wegen derſelben in einem Schreiben Jhrer Kay M. heimgeſtellet worden/ hette es Chur- Sachſen nicht vnderſchrieben: wer auch/ was im Edict darauß angezogen/ nicht zu attendiren/ welches doch allhie auffgehoben wird. Taminiqua eſt curioſa ſub- tilitas, vt nec, quæ ipſius bono fiunt, pervideat. Daß nun Boͤhmen vnnd die Oeſter-

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Zitationshilfe: Wartmann, Sigismund Friedrich: Germaniae Pertvrbatae et Restavratae sive Vnpartheyischer wolmeynender Theologo-Politicorum Discvrsvm Ander vnd dritter Theil. Frankfurt (Main), 1650, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wartmann_germania0203_1650/479>, abgerufen am 22.11.2024.