System und graphische Construktion der Kuppelgewölbe.
Kalotte selbst einen größeren Durchmesser a--b besitzt, welcher von der Höhe des Gesimses abhängt. Streng genommen hat man sich zwei Halb- kugeln mit geringem Durchmesserunterschied übereinander zu denken, von denen der obere flache Kuppelabschnitt den Namen "Kalotte" führt.
Statt der Kalotte, deren Mittelpunkt mit demjenigen der Halbkugel- basis zusammen fällt, findet man auch öfters eine größere Kalotte, deren Mittelpunkt höher liegt, und welche sogar in eine Halb- kugel übergehen kann, wie Fig. 357 A und B zeigt. Die vier Zwickel bilden den Uebergang von der quadratischen Grund- form in die kreisförmige; manch- mal findet man auch zwischen den vier Zwickeln und dem Ku- gelgewölbe, noch eine verticale cylindrische Mauer, den soge- nannten Tambour, angeordnet.
Eine solche Lösung zeigt Fig. 358 und 359; der Tambour kann eine beliebige Höhe haben, manchmal ist er nur 1m hoch, meistens aber bedeutend höher und dient er dann zur Auf- nahme der seitlichen Lichtöff- nungen.
Wir wollen nun noch ein- zelne Verbindungen betrachten, die sehr häufig bei sogenannten Kirchenkuppeln Anwendung fin- den. Soll das Kugelgewölbe in Stein ausgeführt werden, so
[Abbildung]
Fig. 358.
ist die einfachste Ausführung eines solchen Gewölbes die, dasselbe in horizontale Ringe zu theilen, deren Lagerfugen horizontale Kreise bilden, die Lagerflächen gehören abgeschnittenen kurzen Kegeln an, welche ihre Spitzen in dem Mittelpunkte der Halbkugel haben. Die Stoßfugen stellen verticale Meridian-Ebenen dar. Es geht nun aus dieser Construktion hervor, daß jeder Ring, wenn der letzte Stein desselben versetzt ist,
Syſtem und graphiſche Conſtruktion der Kuppelgewölbe.
Kalotte ſelbſt einen größeren Durchmeſſer a—b beſitzt, welcher von der Höhe des Geſimſes abhängt. Streng genommen hat man ſich zwei Halb- kugeln mit geringem Durchmeſſerunterſchied übereinander zu denken, von denen der obere flache Kuppelabſchnitt den Namen „Kalotte“ führt.
Statt der Kalotte, deren Mittelpunkt mit demjenigen der Halbkugel- baſis zuſammen fällt, findet man auch öfters eine größere Kalotte, deren Mittelpunkt höher liegt, und welche ſogar in eine Halb- kugel übergehen kann, wie Fig. 357 A und B zeigt. Die vier Zwickel bilden den Uebergang von der quadratiſchen Grund- form in die kreisförmige; manch- mal findet man auch zwiſchen den vier Zwickeln und dem Ku- gelgewölbe, noch eine verticale cylindriſche Mauer, den ſoge- nannten Tambour, angeordnet.
Eine ſolche Löſung zeigt Fig. 358 und 359; der Tambour kann eine beliebige Höhe haben, manchmal iſt er nur 1m hoch, meiſtens aber bedeutend höher und dient er dann zur Auf- nahme der ſeitlichen Lichtöff- nungen.
Wir wollen nun noch ein- zelne Verbindungen betrachten, die ſehr häufig bei ſogenannten Kirchenkuppeln Anwendung fin- den. Soll das Kugelgewölbe in Stein ausgeführt werden, ſo
[Abbildung]
Fig. 358.
iſt die einfachſte Ausführung eines ſolchen Gewölbes die, daſſelbe in horizontale Ringe zu theilen, deren Lagerfugen horizontale Kreiſe bilden, die Lagerflächen gehören abgeſchnittenen kurzen Kegeln an, welche ihre Spitzen in dem Mittelpunkte der Halbkugel haben. Die Stoßfugen ſtellen verticale Meridian-Ebenen dar. Es geht nun aus dieſer Conſtruktion hervor, daß jeder Ring, wenn der letzte Stein deſſelben verſetzt iſt,
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Syſtem und graphiſche Conſtruktion der Kuppelgewölbe.
Kalotte ſelbſt einen größeren Durchmeſſer a—b beſitzt, welcher von der
Höhe des Geſimſes abhängt. Streng genommen hat man ſich zwei Halb-
kugeln mit geringem Durchmeſſerunterſchied übereinander zu denken, von
denen der obere flache Kuppelabſchnitt den Namen „Kalotte“ führt.
Statt der Kalotte, deren Mittelpunkt mit demjenigen der Halbkugel-
baſis zuſammen fällt, findet man auch öfters eine größere Kalotte,
deren Mittelpunkt höher liegt,
und welche ſogar in eine Halb-
kugel übergehen kann, wie Fig.
357 A und B zeigt. Die vier
Zwickel bilden den Uebergang
von der quadratiſchen Grund-
form in die kreisförmige; manch-
mal findet man auch zwiſchen
den vier Zwickeln und dem Ku-
gelgewölbe, noch eine verticale
cylindriſche Mauer, den ſoge-
nannten Tambour, angeordnet.
Eine ſolche Löſung zeigt
Fig. 358 und 359; der Tambour
kann eine beliebige Höhe haben,
manchmal iſt er nur 1m hoch,
meiſtens aber bedeutend höher
und dient er dann zur Auf-
nahme der ſeitlichen Lichtöff-
nungen.
Wir wollen nun noch ein-
zelne Verbindungen betrachten,
die ſehr häufig bei ſogenannten
Kirchenkuppeln Anwendung fin-
den. Soll das Kugelgewölbe
in Stein ausgeführt werden, ſo
[Abbildung Fig. 358.]
iſt die einfachſte Ausführung eines ſolchen Gewölbes die, daſſelbe in
horizontale Ringe zu theilen, deren Lagerfugen horizontale Kreiſe bilden,
die Lagerflächen gehören abgeſchnittenen kurzen Kegeln an, welche ihre
Spitzen in dem Mittelpunkte der Halbkugel haben. Die Stoßfugen ſtellen
verticale Meridian-Ebenen dar. Es geht nun aus dieſer Conſtruktion
hervor, daß jeder Ring, wenn der letzte Stein deſſelben verſetzt iſt,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zw… [mehr]
Wanderleys "Handbuch" erschien bereits 1872 in zwei Bänden. Die Ausgabe von 1877/1878 ist die 2., gänzlich umgearbarbeitete und sehr vermehrte Auflage und wurde aufgrund der besseren verfügbarkeit für das DTA digitalisiert.
Wanderley, Germano: Handbuch der Bauconstruktionslehre. 2. Aufl. Bd. 2. Die Constructionen in Stein. Leipzig, 1878, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wanderley_bauconstructionslehre02_1878/359>, abgerufen am 23.07.2024.
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