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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] 734 Trunckener vnnd vnsinniger Mensch sind gleich geachtet. - Lehmann, II, 626, 40.

735 Ueberall sind Menschen, in Kommotau sind Deutsche. - Reinsberg VI, 81.

Sprichwort der Czechen in Böhmen, welche die Deutschen als Gegensatz zu den Menschen hinstellen. Kommotau mit seinen deutschen Bewohnern muss in einer völlig czechischen Gegend liegen.

736 Um Eines Menschen halber steht kein Pflug still.

737 Undankbare Menschen haben den dritten Theil der Welt inne.

738 Ussen mensch und innen wolf, un friss das lamb. - Marner um das Jahr 1280.

739 Viel Menschen speisen und viel Heuser bawen macht arme Leut, hat manchem grawen. - Coler, 212; Nass. Schulbl., XIV, 5.

740 Vier Menschen sind Gott und der Welt unangenehm: der Arme hoffertig, der Reiche Lügner, der Alte unkeusch und der Kriegmacher. - Mone's Anzeiger, VII, 500.

Aehnlich ein Sprichwort des Talmud: Viererlei Menschen sind jedermann unausstehlich: ein Armer, der stolz ist; ein Greis, der der Wollust fröhnt; ein Reicher, der sich arm stellt, und ein herrschsüchtiger Vorsteher, der für die Gemeinde nichts thut. (Pesach, 112.)

741 Vnglückhafftiger Mensch kombt nie recht; vnd kombt er schon einmal, so wirfft man jhn doch die stigen hinein. - Gruter, III, 92; Lehmann, II, 802, 103.

742 Volle Menschen, tolle Menschen.

Holl.: Als de mensch is vol en zat, wordt hij van den lust gevat. (Harrebomee, II, 78b.)

743 Von einem klebrigen Menschen kommt man schwer los.

Frz.: On ne scauroit assez tost se defaire d'un fascheux et d'un importun. (Leroux, II, 8.)

744 Von einem sterblichen Menschen kan Gott nicht gezwungen werden. - Lehmann, II, 793, 142.

745 Von einem thörichten Menschen kommt auch ein weiser Rath.

746 Von fern hat offt ein Mensch mehr ansehen als vor Augen. - Lehmann, 29, 35.

747 Vor ein gut Stück vom Menschen muss man Fünff böse abrechnen. - Lehmann, 947, 27.

748 Vor einem Menschen, der nicht spricht, und einem Hunde, der nicht bellt, nimm dich in Acht.

Frz.: D'un homme qui ne parle et d'un chien qui n'abboye garde-toi. (Kritzinger, 377a.)

Span.: Del hombre que no habla, y de can que no ladra guardati. (Cahier, 3449.)

749 Wä der Mäinjtsch, esi de Arbet; wä de Arbet, esi de Mäinjtsch. - Schuster, 476.

750 Wai oas en erlik Minske stelt, mot oas 'n Deiw (Dieb) hangen. (Driburg.) - Firmenich, I, 363, 59.

751 Wann ain mensch zween mund hat, also zway oren, wann wurde er aufhören zu reden. - Agricola II, 439.

752 Wann de Minsken erst unner Dokters Füste gerath un de Vügel in Kinnerhänne, sind se boale oalt enog. (Münster.) - Lyra, 57; Frommann, VI, 428, 90.

753 Wann du einen gebrechlichen Menschen siehest, so dancke Gott vmb deinen graden Leib. - Lehmann, II, 828, 46.

754 Was auch den Menschen beisst und sticht, ein gut Gewissen fühlt es nicht.

755 Was de Mensche ditt, das ditt hä sech selwer. (Waldeck.) - Curtze, 365, 620.

756 Was dem Menschen beschieden ist, dem kann er nicht entgehen.

Lat.: Ducunt volentem fata, nolentem trahunt. (Philippi, I, 125.)

757 Was dem Menschen geliebet, das ist sein Gott. - Henisch, 1460, 8.

758 Was dem Menschen gelüstet, das ist seine Speise.

759 Was dem Menschen verboten ist, das liebt er zu aller Frist.

760 Was den Menschen nehrt, das ist sein Gott. - Lehmann, 685, 57.

[Spaltenumbruch] 761 Was der Mensch aus sich macht, das gilt er.

It.: L'huomo tanto vale, quanto si fa tale. (Pazzaglia, 172, 12.)

762 Was der Mensch im kleinen ist, das ist ein Volk im grossen. - Frost, 21.

763 Was der Mensch in der Trunkenheit verbricht, muss er in der Nüchternheit büssen. - Frost, 63.

764 Was der Mensch isst, das ist er.

Ein erst in neuerer Zeit entstandener Sinnspruch, um den Einfluss der Nahrungsmittel auf den einzelnen Menschen wie auf den Charakter eines ganzen Volks auszudrücken. Man darf blos an den Fischthran der Eskimos, die Heuschrecken der Buschmänner, die Menschenfleischmahlzeiten der Karaiben u. s. w. denken, um sich davon zu überzeugen, dass die Wahl der Nahrungsmittel den Culturzustand eines Volks charakterisirt. (Vgl. H. Klenke, Nahrungsmittel; L. Feuerbach, Sämmtliche Werke, Leipzig 1866, X; Blätter für literarische Unterhaltung, Leipzig 1866, Nr. 31.) L. Feuerbach a. a. O. wendet in der ersten Abhandlung den Spruch: "Der Mensch ist, was er isst", auf die Theorie der Opfer an. Er erweitert den Grundgedanken dahin, dass der Mensch nicht nur vermittels der Speiseröhre, sondern auch vermittels der Luftröhre isst. Ja, das Auffressen vor Liebe (s. d. 838) findet in der Abhandlung einen Platz. Ein ähnliches Sprichwort haben die Maoren auf Neuseeland: Aus Nahrung wird des Menschen Blut gebildet, und die Erde ist's, die ihm Nahrung gewährt und ihn erhält. (Reise der österreichischen Fregatte Novara, II, 317.) Doch geht die Anwendung, die sie davon machen, dahin, man solle niemals sein Grundstück verkaufen, niemals fruchtbares Land verlassen. Moleschott (Lehre der Nahrungsmittel, Erlangen 1850, S. 3): "Die nothwendige Verkettung zwischen Mensch und Thier, zwischen Thier und Pflanze, zwischen Pflanze und dem Acker, auf dem sie blüht, muss begriffen werden."

765 Was der Mensch mit Gott beginnt, Anfang, Mittel und End' gewinnt.

766 Was der Mensch nicht von der Natur lernt, lernt er von keinem Lehrer.

767 Was der Mensch säet, das wird er ernten. - Tendlau, 495.

Dän.: Hvad et menneske saaer, dat skal han höste. (Prov. dan., 98.)

Engl.: Whatsoever a man soweth, that shall he also reap.

Lat.: Quisque suae vitae semina jacta metet. (Binder I, 1492; II, 2845; Seybold, 499.) - Ut sementem feceris, ita metes. (Cicero.) (Binder II, 3449; Schonheim, U, 32; Philippi; II, 239; Hauer, Liij; Seybold, 661.)

768 Was der Mensch selbst will, kann ihm nicht unrecht sein. - Gaal, 1748.

Lat.: Volenti non fit injuria. (Gaal, 1748.)

769 Was der Mensch spart am Mund, das fressen Katze und Hund. - Chaos, 675.

770 Was der Mensch werth ist, das widerfährt ihm.

Lat.: Digna merces, quam quis accipit. (Apost., III; Binder II, 783.)

771 Was der Mensch wünscht, das hofft er.

772 Was ein Mensch gethan, bezeichnet seine Bahn.

Die Finnen: Nach dem Menschen bleibt nur die Spur seiner Arbeiten. (Bertram, 70.)

773 Was isch der Mönsch, wenn er Chüedreck scheisst! (Solothurn.) - Schild, 77, 234.

774 Was ist der Mensch! - Tendlau, 751.

Ausruf bei Vernehmung eines unvermutheten Unglücks.

775 Was Menschen nicht belohnen, belohnt Gott. - Simrock, 6985; Sprichwörterschatz, 160 u. 164.

Lat.: Si genus humanum et mortalia temnitis arma, at sperate Deos memores fandi atque nefandi. (Gaal, 796.)

776 Was Menschen nicht strafen, straft Gott. - Simrock, 6984.

777 Was sagt der Mensch nicht, wenn der böse Geist hinter ihm ist! (Westf.) (S. Bock 57.)

778 Wass im Menschen nicht ist, dass kan man nicht auss jhm (heraus) kriegen. - Lehmann, 540, 53; Sailer, 150; Simrock, 6980.

779 Wat de Minsch nich kan, dao laot he sein Näs van. (Altmark.) - Danneil, 26.

780 Wat de Minsche anfänget, da kümt he ok men an't Enne. (Göttingen.) - Schambach, II, 122.

Was der Mensch, nämlich ordentlich, anfängt, damit kommt er auch zu Ende.

781 Wat de Minsche hem sal, dat krigt he ak. - Schambach, II, 408.

Was der Mensch haben soll, das kriegt er auch; was kommen soll, bestimmt ist, kommt.

[Spaltenumbruch] 734 Trunckener vnnd vnsinniger Mensch sind gleich geachtet.Lehmann, II, 626, 40.

735 Ueberall sind Menschen, in Kommotau sind Deutsche.Reinsberg VI, 81.

Sprichwort der Czechen in Böhmen, welche die Deutschen als Gegensatz zu den Menschen hinstellen. Kommotau mit seinen deutschen Bewohnern muss in einer völlig czechischen Gegend liegen.

736 Um Eines Menschen halber steht kein Pflug still.

737 Undankbare Menschen haben den dritten Theil der Welt inne.

738 Ussen mensch und innen wolf, un friss das lamb.Marner um das Jahr 1280.

739 Viel Menschen speisen und viel Heuser bawen macht arme Leut, hat manchem grawen.Coler, 212; Nass. Schulbl., XIV, 5.

740 Vier Menschen sind Gott und der Welt unangenehm: der Arme hoffertig, der Reiche Lügner, der Alte unkeusch und der Kriegmacher.Mone's Anzeiger, VII, 500.

Aehnlich ein Sprichwort des Talmud: Viererlei Menschen sind jedermann unausstehlich: ein Armer, der stolz ist; ein Greis, der der Wollust fröhnt; ein Reicher, der sich arm stellt, und ein herrschsüchtiger Vorsteher, der für die Gemeinde nichts thut. (Pesach, 112.)

741 Vnglückhafftiger Mensch kombt nie recht; vnd kombt er schon einmal, so wirfft man jhn doch die stigen hinein.Gruter, III, 92; Lehmann, II, 802, 103.

742 Volle Menschen, tolle Menschen.

Holl.: Als de mensch is vol en zat, wordt hij van den lust gevat. (Harrebomée, II, 78b.)

743 Von einem klebrigen Menschen kommt man schwer los.

Frz.: On ne scauroit assez tost se défaire d'un fascheux et d'un importun. (Leroux, II, 8.)

744 Von einem sterblichen Menschen kan Gott nicht gezwungen werden.Lehmann, II, 793, 142.

745 Von einem thörichten Menschen kommt auch ein weiser Rath.

746 Von fern hat offt ein Mensch mehr ansehen als vor Augen.Lehmann, 29, 35.

747 Vor ein gut Stück vom Menschen muss man Fünff böse abrechnen.Lehmann, 947, 27.

748 Vor einem Menschen, der nicht spricht, und einem Hunde, der nicht bellt, nimm dich in Acht.

Frz.: D'un homme qui ne parle et d'un chien qui n'abboye garde-toi. (Kritzinger, 377a.)

Span.: Del hombre que no habla, y de can que no ladra guárdati. (Cahier, 3449.)

749 Wä der Mäinjtsch, esi de Arbet; wä de Arbet, esi de Mäinjtsch.Schuster, 476.

750 Wai oas en êrlik Minske stelt, mot oas 'n Deiw (Dieb) hangen. (Driburg.) – Firmenich, I, 363, 59.

751 Wann ain mensch zween mund hat, also zway oren, wann wurde er aufhören zu reden.Agricola II, 439.

752 Wann de Minsken êrst unner Dokters Füste gerath un de Vügel in Kinnerhänne, sind se boale oalt enôg. (Münster.) – Lyra, 57; Frommann, VI, 428, 90.

753 Wann du einen gebrechlichen Menschen siehest, so dancke Gott vmb deinen graden Leib.Lehmann, II, 828, 46.

754 Was auch den Menschen beisst und sticht, ein gut Gewissen fühlt es nicht.

755 Was de Mensche ditt, das ditt hä sech selwer. (Waldeck.) – Curtze, 365, 620.

756 Was dem Menschen beschieden ist, dem kann er nicht entgehen.

Lat.: Ducunt volentem fata, nolentem trahunt. (Philippi, I, 125.)

757 Was dem Menschen geliebet, das ist sein Gott.Henisch, 1460, 8.

758 Was dem Menschen gelüstet, das ist seine Speise.

759 Was dem Menschen verboten ist, das liebt er zu aller Frist.

760 Was den Menschen nehrt, das ist sein Gott.Lehmann, 685, 57.

[Spaltenumbruch] 761 Was der Mensch aus sich macht, das gilt er.

It.: L'huomo tanto vale, quanto si fà tale. (Pazzaglia, 172, 12.)

762 Was der Mensch im kleinen ist, das ist ein Volk im grossen.Frost, 21.

763 Was der Mensch in der Trunkenheit verbricht, muss er in der Nüchternheit büssen.Frost, 63.

764 Was der Mensch isst, das ist er.

Ein erst in neuerer Zeit entstandener Sinnspruch, um den Einfluss der Nahrungsmittel auf den einzelnen Menschen wie auf den Charakter eines ganzen Volks auszudrücken. Man darf blos an den Fischthran der Eskimos, die Heuschrecken der Buschmänner, die Menschenfleischmahlzeiten der Karaiben u. s. w. denken, um sich davon zu überzeugen, dass die Wahl der Nahrungsmittel den Culturzustand eines Volks charakterisirt. (Vgl. H. Klenke, Nahrungsmittel; L. Feuerbach, Sämmtliche Werke, Leipzig 1866, X; Blätter für literarische Unterhaltung, Leipzig 1866, Nr. 31.) L. Feuerbach a. a. O. wendet in der ersten Abhandlung den Spruch: „Der Mensch ist, was er isst“, auf die Theorie der Opfer an. Er erweitert den Grundgedanken dahin, dass der Mensch nicht nur vermittels der Speiseröhre, sondern auch vermittels der Luftröhre isst. Ja, das Auffressen vor Liebe (s. d. 838) findet in der Abhandlung einen Platz. Ein ähnliches Sprichwort haben die Maoren auf Neuseeland: Aus Nahrung wird des Menschen Blut gebildet, und die Erde ist's, die ihm Nahrung gewährt und ihn erhält. (Reise der österreichischen Fregatte Novara, II, 317.) Doch geht die Anwendung, die sie davon machen, dahin, man solle niemals sein Grundstück verkaufen, niemals fruchtbares Land verlassen. Moleschott (Lehre der Nahrungsmittel, Erlangen 1850, S. 3): „Die nothwendige Verkettung zwischen Mensch und Thier, zwischen Thier und Pflanze, zwischen Pflanze und dem Acker, auf dem sie blüht, muss begriffen werden.“

765 Was der Mensch mit Gott beginnt, Anfang, Mittel und End' gewinnt.

766 Was der Mensch nicht von der Natur lernt, lernt er von keinem Lehrer.

767 Was der Mensch säet, das wird er ernten.Tendlau, 495.

Dän.: Hvad et menneske saaer, dat skal han høste. (Prov. dan., 98.)

Engl.: Whatsoever a man soweth, that shall he also reap.

Lat.: Quisque suae vitae semina jacta metet. (Binder I, 1492; II, 2845; Seybold, 499.) – Ut sementem feceris, ita metes. (Cicero.) (Binder II, 3449; Schonheim, U, 32; Philippi; II, 239; Hauer, Liij; Seybold, 661.)

768 Was der Mensch selbst will, kann ihm nicht unrecht sein.Gaal, 1748.

Lat.: Volenti non fit injuria. (Gaal, 1748.)

769 Was der Mensch spart am Mund, das fressen Katze und Hund.Chaos, 675.

770 Was der Mensch werth ist, das widerfährt ihm.

Lat.: Digna merces, quam quis accipit. (Apost., III; Binder II, 783.)

771 Was der Mensch wünscht, das hofft er.

772 Was ein Mensch gethan, bezeichnet seine Bahn.

Die Finnen: Nach dem Menschen bleibt nur die Spur seiner Arbeiten. (Bertram, 70.)

773 Was isch der Mönsch, wenn er Chüedreck scheisst! (Solothurn.) – Schild, 77, 234.

774 Was ist der Mensch!Tendlau, 751.

Ausruf bei Vernehmung eines unvermutheten Unglücks.

775 Was Menschen nicht belohnen, belohnt Gott.Simrock, 6985; Sprichwörterschatz, 160 u. 164.

Lat.: Si genus humanum et mortalia temnitis arma, at sperate Deos memores fandi atque nefandi. (Gaal, 796.)

776 Was Menschen nicht strafen, straft Gott.Simrock, 6984.

777 Was sagt der Mensch nicht, wenn der böse Geist hinter ihm ist! (Westf.) (S. Bock 57.)

778 Wass im Menschen nicht ist, dass kan man nicht auss jhm (heraus) kriegen.Lehmann, 540, 53; Sailer, 150; Simrock, 6980.

779 Wat de Minsch nich kan, dao laot hê sîn Näs van. (Altmark.) – Danneil, 26.

780 Wat de Minsche anfänget, da kümt he ok men an't Enne. (Göttingen.) – Schambach, II, 122.

Was der Mensch, nämlich ordentlich, anfängt, damit kommt er auch zu Ende.

781 Wat de Minsche hem sal, dat krigt he âk.Schambach, II, 408.

Was der Mensch haben soll, das kriegt er auch; was kommen soll, bestimmt ist, kommt.

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[[312]/0326] 734 Trunckener vnnd vnsinniger Mensch sind gleich geachtet. – Lehmann, II, 626, 40. 735 Ueberall sind Menschen, in Kommotau sind Deutsche. – Reinsberg VI, 81. Sprichwort der Czechen in Böhmen, welche die Deutschen als Gegensatz zu den Menschen hinstellen. Kommotau mit seinen deutschen Bewohnern muss in einer völlig czechischen Gegend liegen. 736 Um Eines Menschen halber steht kein Pflug still. 737 Undankbare Menschen haben den dritten Theil der Welt inne. 738 Ussen mensch und innen wolf, un friss das lamb. – Marner um das Jahr 1280. 739 Viel Menschen speisen und viel Heuser bawen macht arme Leut, hat manchem grawen. – Coler, 212; Nass. Schulbl., XIV, 5. 740 Vier Menschen sind Gott und der Welt unangenehm: der Arme hoffertig, der Reiche Lügner, der Alte unkeusch und der Kriegmacher. – Mone's Anzeiger, VII, 500. Aehnlich ein Sprichwort des Talmud: Viererlei Menschen sind jedermann unausstehlich: ein Armer, der stolz ist; ein Greis, der der Wollust fröhnt; ein Reicher, der sich arm stellt, und ein herrschsüchtiger Vorsteher, der für die Gemeinde nichts thut. (Pesach, 112.) 741 Vnglückhafftiger Mensch kombt nie recht; vnd kombt er schon einmal, so wirfft man jhn doch die stigen hinein. – Gruter, III, 92; Lehmann, II, 802, 103. 742 Volle Menschen, tolle Menschen. Holl.: Als de mensch is vol en zat, wordt hij van den lust gevat. (Harrebomée, II, 78b.) 743 Von einem klebrigen Menschen kommt man schwer los. Frz.: On ne scauroit assez tost se défaire d'un fascheux et d'un importun. (Leroux, II, 8.) 744 Von einem sterblichen Menschen kan Gott nicht gezwungen werden. – Lehmann, II, 793, 142. 745 Von einem thörichten Menschen kommt auch ein weiser Rath. 746 Von fern hat offt ein Mensch mehr ansehen als vor Augen. – Lehmann, 29, 35. 747 Vor ein gut Stück vom Menschen muss man Fünff böse abrechnen. – Lehmann, 947, 27. 748 Vor einem Menschen, der nicht spricht, und einem Hunde, der nicht bellt, nimm dich in Acht. Frz.: D'un homme qui ne parle et d'un chien qui n'abboye garde-toi. (Kritzinger, 377a.) Span.: Del hombre que no habla, y de can que no ladra guárdati. (Cahier, 3449.) 749 Wä der Mäinjtsch, esi de Arbet; wä de Arbet, esi de Mäinjtsch. – Schuster, 476. 750 Wai oas en êrlik Minske stelt, mot oas 'n Deiw (Dieb) hangen. (Driburg.) – Firmenich, I, 363, 59. 751 Wann ain mensch zween mund hat, also zway oren, wann wurde er aufhören zu reden. – Agricola II, 439. 752 Wann de Minsken êrst unner Dokters Füste gerath un de Vügel in Kinnerhänne, sind se boale oalt enôg. (Münster.) – Lyra, 57; Frommann, VI, 428, 90. 753 Wann du einen gebrechlichen Menschen siehest, so dancke Gott vmb deinen graden Leib. – Lehmann, II, 828, 46. 754 Was auch den Menschen beisst und sticht, ein gut Gewissen fühlt es nicht. 755 Was de Mensche ditt, das ditt hä sech selwer. (Waldeck.) – Curtze, 365, 620. 756 Was dem Menschen beschieden ist, dem kann er nicht entgehen. Lat.: Ducunt volentem fata, nolentem trahunt. (Philippi, I, 125.) 757 Was dem Menschen geliebet, das ist sein Gott. – Henisch, 1460, 8. 758 Was dem Menschen gelüstet, das ist seine Speise. 759 Was dem Menschen verboten ist, das liebt er zu aller Frist. 760 Was den Menschen nehrt, das ist sein Gott. – Lehmann, 685, 57. 761 Was der Mensch aus sich macht, das gilt er. It.: L'huomo tanto vale, quanto si fà tale. (Pazzaglia, 172, 12.) 762 Was der Mensch im kleinen ist, das ist ein Volk im grossen. – Frost, 21. 763 Was der Mensch in der Trunkenheit verbricht, muss er in der Nüchternheit büssen. – Frost, 63. 764 Was der Mensch isst, das ist er. Ein erst in neuerer Zeit entstandener Sinnspruch, um den Einfluss der Nahrungsmittel auf den einzelnen Menschen wie auf den Charakter eines ganzen Volks auszudrücken. Man darf blos an den Fischthran der Eskimos, die Heuschrecken der Buschmänner, die Menschenfleischmahlzeiten der Karaiben u. s. w. denken, um sich davon zu überzeugen, dass die Wahl der Nahrungsmittel den Culturzustand eines Volks charakterisirt. (Vgl. H. Klenke, Nahrungsmittel; L. Feuerbach, Sämmtliche Werke, Leipzig 1866, X; Blätter für literarische Unterhaltung, Leipzig 1866, Nr. 31.) L. Feuerbach a. a. O. wendet in der ersten Abhandlung den Spruch: „Der Mensch ist, was er isst“, auf die Theorie der Opfer an. Er erweitert den Grundgedanken dahin, dass der Mensch nicht nur vermittels der Speiseröhre, sondern auch vermittels der Luftröhre isst. Ja, das Auffressen vor Liebe (s. d. 838) findet in der Abhandlung einen Platz. Ein ähnliches Sprichwort haben die Maoren auf Neuseeland: Aus Nahrung wird des Menschen Blut gebildet, und die Erde ist's, die ihm Nahrung gewährt und ihn erhält. (Reise der österreichischen Fregatte Novara, II, 317.) Doch geht die Anwendung, die sie davon machen, dahin, man solle niemals sein Grundstück verkaufen, niemals fruchtbares Land verlassen. Moleschott (Lehre der Nahrungsmittel, Erlangen 1850, S. 3): „Die nothwendige Verkettung zwischen Mensch und Thier, zwischen Thier und Pflanze, zwischen Pflanze und dem Acker, auf dem sie blüht, muss begriffen werden.“ 765 Was der Mensch mit Gott beginnt, Anfang, Mittel und End' gewinnt. 766 Was der Mensch nicht von der Natur lernt, lernt er von keinem Lehrer. 767 Was der Mensch säet, das wird er ernten. – Tendlau, 495. Dän.: Hvad et menneske saaer, dat skal han høste. (Prov. dan., 98.) Engl.: Whatsoever a man soweth, that shall he also reap. Lat.: Quisque suae vitae semina jacta metet. (Binder I, 1492; II, 2845; Seybold, 499.) – Ut sementem feceris, ita metes. (Cicero.) (Binder II, 3449; Schonheim, U, 32; Philippi; II, 239; Hauer, Liij; Seybold, 661.) 768 Was der Mensch selbst will, kann ihm nicht unrecht sein. – Gaal, 1748. Lat.: Volenti non fit injuria. (Gaal, 1748.) 769 Was der Mensch spart am Mund, das fressen Katze und Hund. – Chaos, 675. 770 Was der Mensch werth ist, das widerfährt ihm. Lat.: Digna merces, quam quis accipit. (Apost., III; Binder II, 783.) 771 Was der Mensch wünscht, das hofft er. 772 Was ein Mensch gethan, bezeichnet seine Bahn. Die Finnen: Nach dem Menschen bleibt nur die Spur seiner Arbeiten. (Bertram, 70.) 773 Was isch der Mönsch, wenn er Chüedreck scheisst! (Solothurn.) – Schild, 77, 234. 774 Was ist der Mensch! – Tendlau, 751. Ausruf bei Vernehmung eines unvermutheten Unglücks. 775 Was Menschen nicht belohnen, belohnt Gott. – Simrock, 6985; Sprichwörterschatz, 160 u. 164. Lat.: Si genus humanum et mortalia temnitis arma, at sperate Deos memores fandi atque nefandi. (Gaal, 796.) 776 Was Menschen nicht strafen, straft Gott. – Simrock, 6984. 777 Was sagt der Mensch nicht, wenn der böse Geist hinter ihm ist! (Westf.) (S. Bock 57.) 778 Wass im Menschen nicht ist, dass kan man nicht auss jhm (heraus) kriegen. – Lehmann, 540, 53; Sailer, 150; Simrock, 6980. 779 Wat de Minsch nich kan, dao laot hê sîn Näs van. (Altmark.) – Danneil, 26. 780 Wat de Minsche anfänget, da kümt he ok men an't Enne. (Göttingen.) – Schambach, II, 122. Was der Mensch, nämlich ordentlich, anfängt, damit kommt er auch zu Ende. 781 Wat de Minsche hem sal, dat krigt he âk. – Schambach, II, 408. Was der Mensch haben soll, das kriegt er auch; was kommen soll, bestimmt ist, kommt.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [312]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/326>, abgerufen am 22.12.2024.