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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 890 Weinend Kind lässt das Maul hängen.

Dän.: Det barn er snart til at graede som laeben haenger paa. (Prov. dan., 48.)

891 Weinende Kinder machen singende Frauen (Ammen). - Reinsberg VII, 40.

Die Russen: Wenn das Kind nicht weint, so versteht es die Mutter nicht; und die Türken behaupten: Wenn das Kind nicht weint, wird es keine Nahrung bekommen. (Cahier, 1994 u. 2718.)

Dän.: Graedende barn giör siungende amme. (Prov. dan., 47.)

892 Weise Kinder sind der Eltern frewd. - Petri, II, 617.

893 Weisem Kind ist man feind. - Lehmann, II, 837, 202; Simrock, 11492; Körte, 3386.

Lat.: Odi puerulum praecoci sapientia.

894 Weisse (kluge) Kinder kriegen wol grawe röck, aber nicht grawe köpffe. - Petri, II, 617; Henisch, 1734, 54.

895 Welche ein Kind thut geberen, sol es erhalten vnd ernehren.

Lat.: Est puer alendus a patre, simulque tuendus. (Loci comm., 151.)

896 Welche Kinder zeugen, sollen ihnen beizeiten den Rücken beugen.

Frz.: De l'homme les plus beaux ouvrages, c'est faire enfans, qui soient bien sages. (Kritzinger, 378.)

897 Welches Kind ist frei und echt, das behält des Vaters Recht. - Graf, 57, 204.

Wenn bei Vollfreien nur verschiedene Grade des Adels in Betracht kommen, entscheidet für den Geburtsstand der des Vaters. - Die Aegypter sagen: Welches von deinen Kindern liebst du am meisten? "Das Kind derjenigen Mutter", antwortet er, "deren Aufführung ich am sorgfältigsten bewache." (Burckhardt, 633.) Der Vater liebt das Kind am meisten, in dessen Echtheit er keinen Zweifel setzt. Daher, weil infolge der Vielweiberei sich die Kinder verschiedener Mütter in dem Hause Eines Gatten zusammenfinden.

Mhd.: Sv art kint is vri vnde echt, dar behalt it sines vader recht. (Homeyer, I, 16, 2.)

898 Wemmer 'n Kind 'n Will'n thut, greint's nit. (Franken.) - Frommann, III, 327, 423.

899 Wenig Kinder werden jhren Eltern gleich. - Petri, II, 627.

900 Wenn das Kind da ist, wird die Hebamme gelobt. - Altmann VI, 484.

901 Wenn das Kind dem Vater gleicht, so nimmt es den Zweifel von der Mutter.

902 Wenn das Kind den Willen hat, so weint es nicht. - Gaal, 1002; Struve, I, 36; Körte, 3377; Reinsberg IV, 96.

Gilt von grossen und kleinen Kindern.

903 Wenn das Kind entwöhnt ist, wird die Amme entlassen.

Die Russen: Wenn das Kind entwöhnt ist, was fragt man nach den Brüsten der Amme. (Altmann VI, 445.)

904 Wenn das Kind ertruncken ist, so deckt man erst den Brunnen zu. - Petri, II, 631; Henisch, 669, 53; Tunn., 2, 8; Blum, 554; Bücking, 175; Simrock, 1360; Lohrengel, I, 747; Reinsberg IV, 27.

Die, welche Vorsicht anwenden, wenn das Unglück geschehen ist. Als in Paris ein Thronerbe den Hals gebrochen hatte, dachte man an die Pflasterung der Stadt (1184). Wenn einige Tausend oder Hunderttausend Menschen im Kampfe für religiöse oder bürgerliche Freiheit hingeopfert sind, dann kommen Toleranzedicte, wie schon Friedrich II. in einem Briefe an Voltaire bemerkte, und - Verfassungen. Die Franzosen empfehlen daher: Man muss die Kinder bis zum siebenten Jahre vor Feuer und Wasser hüten. (Reinsberg VII, 48.) Die Abyssinier sagen: Ist das Kind einmal verschlungen, was nützt dir, wenn der Alligator mit dir weint!

Holl.: Als dat kind verdronken is, so stopt men den put. (Tunn., 2, 8.)

Lat.: Clypeum post vulnera sumere. (Ovid.) (Binder II, 514; Faselius, 46; Wiegand, 796.)

Span.: Si el ninno llorare, acallelo su madre, y si no quisiere callar, dexelo llorar. (Bohn I, 257.)

905 Wenn das Kind ertrunken ist, verschliesst man den Brunnen.

In Bedburg: Wann et Kenk versoffen ess, welld mer den Pötz zomache.

Lat.: Maxima pars pecore amisso praesepia claudit tunc que sapit, cum calva retro fortuna recessit. (Philippi, I, 244.)

[Spaltenumbruch] 906 Wenn das Kind fest an der Tugend hält, das ist das schönste Erbe auf der Welt.

Lat.: Dos est magna parentum virtus. (Horaz.) (Philippi, I, 125.)

907 Wenn das Kind geboren, ist das Testament gemacht1. - Eisenhart, 116; Pistor., I, 19; Hillebrand, 165, 230; Simrock, 5577; Körte, 3392; Graf, 204, 152; Braun, I, 1840.

Bezeichnet die Unabänderlichkeit der Erbfolge der Leibeserben, die so fest steht, dass ein fertiges Testament durch später geborene Kinder, die darin nicht berücksichtigt sind, von selbst ungültig wird. Das Sprichwort bezieht sich auf den Satz aus dem römischen Recht, dass durch die Geburt eines Notherben (suus posthumus) das Testament, in welchem dieser keine Berücksichtigung gefunden habe, vernichtet werde.

908 Wenn das Kind geboren ist, so ist das Gut schon vererbt. - Graf, 204, 153.

Mhd.: Wan di kint geborin werdin, so ist ir gut vorerbit. (Ortloff, Eisenachsches Rechtsbuch., S. 669.)

909 Wenn das Kind gestorben, hat die Gevatterschaft ein Ende. - Eiselen, 372; Mayer, I, 118.

910 Wenn das Kind gestorben ist, was nützt es den Heiligen zu schlagen!

911 Wenn das Kind getaufft, so wil mancher Gefatter werden. - Petri, II, 630.

Engl.: When the child is christened, you may have godfathers enough. (Bohn II, 78.)

Frz.: C'est quand l'enfant est baptise qu'il arrive des parrains. (Bohn I, 11.)

912 Wenn das Kind getauft ist, fehlt's nicht an Pathen. - Reinsberg IV, 30.

913 Wenn das Kind getauft ist, will jeder heben. - Henisch, 1418, 9; Sailer, 163; Simrock, 10121; Reinsberg IV, 30; VII, 2; für Waldeck: Curtze, 356, 519.

914 Wenn das Kind in der Wiege liegt, kann man erkennen, was (wess) es ist.

915 Wenn das Kind ist geboren, haben die Rüben den Geschmack verloren. - Simrock, 8566.

Zu Weihnachten sind die Rüben saftlos.

916 Wenn das Kind nicht lallen wollte, würde es auch nicht sprechen lernen. - Reinsberg III, 104.

917 Wenn das Kind nicht schreit, wird es nicht gestillt.

918 Wenn das Kind nicht weint, glaubt die Mutter es brauche nichts. - Gartenlaube (Leipzig 1860), S. 239.

Die Basken: Einem Kinde, das nicht schreit, gibt die Mutter die Brust nicht. So sagt man auch in der Herzegowina. Auch die Türken sagen: Man gibt den Busen nicht dem Kinde, das nicht weint. (Schlechta, 51.) Und die Dänen: Wer wird einem Lamme geben, das nichts verlangt! (Reinsberg VII, 40.)

919 Wenn das Kind nicht weint, kümmert sich die Mutter nicht darum. (Lit.)

Böhm.: Ditee neplace, mat nerozumi. (Celakovsky, 9.)

Poln.: Dziecie nieplacze, matka niewie, czego potrzebuje. (Celakovsky, 9.)

920 Wenn das Kind nur da ist, es findet sich leicht jemand, der es aus der Taufe hebt.

921 Wenn das Kind seine Zähne hat, braucht es keine Amme mehr.

922 Wenn das Kind sich selber kann verstehen, so kann es auch seine Mündel wohl verstehen. - Graf, 173, 185.

Mit erlangter Mündigkeit hat das Kind nicht nur das eigene Bestimmungs- und Verwaltungsrecht gewonnen, sondern auch die Vormundschaft über seine eigenen noch unmündigen Familiengenossen.

Mhd.: Alz daz chint sich selven muz versten alz muz ez sine mundelen wol versten. (Sachsenspiegel, I, 42, 2.)

923 Wenn das Kind weint, reicht ihm die Mutter die Brust.

Mahnung zum Gebet.

924 Wenn das Kind zahnt, soll die Mutter den Unterrock verkaufen und ihm Wein geben. - Venedey, 100; Reinsberg I, 176.

Die Spanier: Wenn das Kind zahnt, versucht es der Tod. Sie stellen als Regel auf: Dem neuen Knaben Brot und Ei und später Brot und Stock. Die Franzosen wollen vom Weine für kleine Kinder nichts wissen; sie sagen: Sonnenschein bei Morgenlicht, Frau, die sprechen will Latein, kleines Kind, genährt mit Wein, kommen zu gutem Ende nicht. (Reinsberg VII, 44.)

[Spaltenumbruch] 890 Weinend Kind lässt das Maul hängen.

Dän.: Det barn er snart til at græde som læben hænger paa. (Prov. dan., 48.)

891 Weinende Kinder machen singende Frauen (Ammen).Reinsberg VII, 40.

Die Russen: Wenn das Kind nicht weint, so versteht es die Mutter nicht; und die Türken behaupten: Wenn das Kind nicht weint, wird es keine Nahrung bekommen. (Cahier, 1994 u. 2718.)

Dän.: Grædende barn giør siungende amme. (Prov. dan., 47.)

892 Weise Kinder sind der Eltern frewd.Petri, II, 617.

893 Weisem Kind ist man feind.Lehmann, II, 837, 202; Simrock, 11492; Körte, 3386.

Lat.: Odi puerulum praecoci sapientia.

894 Weisse (kluge) Kinder kriegen wol grawe röck, aber nicht grawe köpffe.Petri, II, 617; Henisch, 1734, 54.

895 Welche ein Kind thut geberen, sol es erhalten vnd ernehren.

Lat.: Est puer alendus a patre, simulque tuendus. (Loci comm., 151.)

896 Welche Kinder zeugen, sollen ihnen beizeiten den Rücken beugen.

Frz.: De l'homme les plus beaux ouvrages, c'est faire enfans, qui soient bien sages. (Kritzinger, 378.)

897 Welches Kind ist frei und echt, das behält des Vaters Recht.Graf, 57, 204.

Wenn bei Vollfreien nur verschiedene Grade des Adels in Betracht kommen, entscheidet für den Geburtsstand der des Vaters. – Die Aegypter sagen: Welches von deinen Kindern liebst du am meisten? „Das Kind derjenigen Mutter“, antwortet er, „deren Aufführung ich am sorgfältigsten bewache.“ (Burckhardt, 633.) Der Vater liebt das Kind am meisten, in dessen Echtheit er keinen Zweifel setzt. Daher, weil infolge der Vielweiberei sich die Kinder verschiedener Mütter in dem Hause Eines Gatten zusammenfinden.

Mhd.: Sv art kint is vri vnde echt, dar behalt it sines vader recht. (Homeyer, I, 16, 2.)

898 Wemmer 'n Kind 'n Will'n thut, greint's nit. (Franken.) – Frommann, III, 327, 423.

899 Wenig Kinder werden jhren Eltern gleich.Petri, II, 627.

900 Wenn das Kind da ist, wird die Hebamme gelobt.Altmann VI, 484.

901 Wenn das Kind dem Vater gleicht, so nimmt es den Zweifel von der Mutter.

902 Wenn das Kind den Willen hat, so weint es nicht.Gaal, 1002; Struve, I, 36; Körte, 3377; Reinsberg IV, 96.

Gilt von grossen und kleinen Kindern.

903 Wenn das Kind entwöhnt ist, wird die Amme entlassen.

Die Russen: Wenn das Kind entwöhnt ist, was fragt man nach den Brüsten der Amme. (Altmann VI, 445.)

904 Wenn das Kind ertruncken ist, so deckt man erst den Brunnen zu.Petri, II, 631; Henisch, 669, 53; Tunn., 2, 8; Blum, 554; Bücking, 175; Simrock, 1360; Lohrengel, I, 747; Reinsberg IV, 27.

Die, welche Vorsicht anwenden, wenn das Unglück geschehen ist. Als in Paris ein Thronerbe den Hals gebrochen hatte, dachte man an die Pflasterung der Stadt (1184). Wenn einige Tausend oder Hunderttausend Menschen im Kampfe für religiöse oder bürgerliche Freiheit hingeopfert sind, dann kommen Toleranzedicte, wie schon Friedrich II. in einem Briefe an Voltaire bemerkte, und – Verfassungen. Die Franzosen empfehlen daher: Man muss die Kinder bis zum siebenten Jahre vor Feuer und Wasser hüten. (Reinsberg VII, 48.) Die Abyssinier sagen: Ist das Kind einmal verschlungen, was nützt dir, wenn der Alligator mit dir weint!

Holl.: Als dat kind verdronken is, so stopt men den put. (Tunn., 2, 8.)

Lat.: Clypeum post vulnera sumere. (Ovid.) (Binder II, 514; Faselius, 46; Wiegand, 796.)

Span.: Si el niño lloráre, acállelo su madre, y si no quisiere callar, déxelo llorar. (Bohn I, 257.)

905 Wenn das Kind ertrunken ist, verschliesst man den Brunnen.

In Bedburg: Wann et Kenk versoffen ess, welld mer den Pötz zomâche.

Lat.: Maxima pars pecore amisso praesepia claudit tunc que sapit, cum calva retro fortuna recessit. (Philippi, I, 244.)

[Spaltenumbruch] 906 Wenn das Kind fest an der Tugend hält, das ist das schönste Erbe auf der Welt.

Lat.: Dos est magna parentum virtus. (Horaz.) (Philippi, I, 125.)

907 Wenn das Kind geboren, ist das Testament gemacht1.Eisenhart, 116; Pistor., I, 19; Hillebrand, 165, 230; Simrock, 5577; Körte, 3392; Graf, 204, 152; Braun, I, 1840.

Bezeichnet die Unabänderlichkeit der Erbfolge der Leibeserben, die so fest steht, dass ein fertiges Testament durch später geborene Kinder, die darin nicht berücksichtigt sind, von selbst ungültig wird. Das Sprichwort bezieht sich auf den Satz aus dem römischen Recht, dass durch die Geburt eines Notherben (suus posthumus) das Testament, in welchem dieser keine Berücksichtigung gefunden habe, vernichtet werde.

908 Wenn das Kind geboren ist, so ist das Gut schon vererbt.Graf, 204, 153.

Mhd.: Wan di kint geborin werdin, so ist ir gut vorerbit. (Ortloff, Eisenachsches Rechtsbuch., S. 669.)

909 Wenn das Kind gestorben, hat die Gevatterschaft ein Ende.Eiselen, 372; Mayer, I, 118.

910 Wenn das Kind gestorben ist, was nützt es den Heiligen zu schlagen!

911 Wenn das Kind getaufft, so wil mancher Gefatter werden.Petri, II, 630.

Engl.: When the child is christened, you may have godfathers enough. (Bohn II, 78.)

Frz.: C'est quand l'enfant est baptisé qu'il arrive des parrains. (Bohn I, 11.)

912 Wenn das Kind getauft ist, fehlt's nicht an Pathen.Reinsberg IV, 30.

913 Wenn das Kind getauft ist, will jeder heben.Henisch, 1418, 9; Sailer, 163; Simrock, 10121; Reinsberg IV, 30; VII, 2; für Waldeck: Curtze, 356, 519.

914 Wenn das Kind in der Wiege liegt, kann man erkennen, was (wess) es ist.

915 Wenn das Kind ist geboren, haben die Rüben den Geschmack verloren.Simrock, 8566.

Zu Weihnachten sind die Rüben saftlos.

916 Wenn das Kind nicht lallen wollte, würde es auch nicht sprechen lernen.Reinsberg III, 104.

917 Wenn das Kind nicht schreit, wird es nicht gestillt.

918 Wenn das Kind nicht weint, glaubt die Mutter es brauche nichts.Gartenlaube (Leipzig 1860), S. 239.

Die Basken: Einem Kinde, das nicht schreit, gibt die Mutter die Brust nicht. So sagt man auch in der Herzegowina. Auch die Türken sagen: Man gibt den Busen nicht dem Kinde, das nicht weint. (Schlechta, 51.) Und die Dänen: Wer wird einem Lamme geben, das nichts verlangt! (Reinsberg VII, 40.)

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Böhm.: Dítĕe nepláče, mát nerozumí. (Čelakovsky, 9.)

Poln.: Dziecię niepłacze, matka niewié, czego potrzebuje. (Čelakovsky, 9.)

920 Wenn das Kind nur da ist, es findet sich leicht jemand, der es aus der Taufe hebt.

921 Wenn das Kind seine Zähne hat, braucht es keine Amme mehr.

922 Wenn das Kind sich selber kann verstehen, so kann es auch seine Mündel wohl verstehen.Graf, 173, 185.

Mit erlangter Mündigkeit hat das Kind nicht nur das eigene Bestimmungs- und Verwaltungsrecht gewonnen, sondern auch die Vormundschaft über seine eigenen noch unmündigen Familiengenossen.

Mhd.: Alz daz chint sich selven muz versten alz muz ez sine mundelen wol versten. (Sachsenspiegel, I, 42, 2.)

923 Wenn das Kind weint, reicht ihm die Mutter die Brust.

Mahnung zum Gebet.

924 Wenn das Kind zahnt, soll die Mutter den Unterrock verkaufen und ihm Wein geben.Venedey, 100; Reinsberg I, 176.

Die Spanier: Wenn das Kind zahnt, versucht es der Tod. Sie stellen als Regel auf: Dem neuen Knaben Brot und Ei und später Brot und Stock. Die Franzosen wollen vom Weine für kleine Kinder nichts wissen; sie sagen: Sonnenschein bei Morgenlicht, Frau, die sprechen will Latein, kleines Kind, genährt mit Wein, kommen zu gutem Ende nicht. (Reinsberg VII, 44.)

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[[656]/0662] 890 Weinend Kind lässt das Maul hängen. Dän.: Det barn er snart til at græde som læben hænger paa. (Prov. dan., 48.) 891 Weinende Kinder machen singende Frauen (Ammen). – Reinsberg VII, 40. Die Russen: Wenn das Kind nicht weint, so versteht es die Mutter nicht; und die Türken behaupten: Wenn das Kind nicht weint, wird es keine Nahrung bekommen. (Cahier, 1994 u. 2718.) Dän.: Grædende barn giør siungende amme. (Prov. dan., 47.) 892 Weise Kinder sind der Eltern frewd. – Petri, II, 617. 893 Weisem Kind ist man feind. – Lehmann, II, 837, 202; Simrock, 11492; Körte, 3386. Lat.: Odi puerulum praecoci sapientia. 894 Weisse (kluge) Kinder kriegen wol grawe röck, aber nicht grawe köpffe. – Petri, II, 617; Henisch, 1734, 54. 895 Welche ein Kind thut geberen, sol es erhalten vnd ernehren. Lat.: Est puer alendus a patre, simulque tuendus. (Loci comm., 151.) 896 Welche Kinder zeugen, sollen ihnen beizeiten den Rücken beugen. Frz.: De l'homme les plus beaux ouvrages, c'est faire enfans, qui soient bien sages. (Kritzinger, 378.) 897 Welches Kind ist frei und echt, das behält des Vaters Recht. – Graf, 57, 204. Wenn bei Vollfreien nur verschiedene Grade des Adels in Betracht kommen, entscheidet für den Geburtsstand der des Vaters. – Die Aegypter sagen: Welches von deinen Kindern liebst du am meisten? „Das Kind derjenigen Mutter“, antwortet er, „deren Aufführung ich am sorgfältigsten bewache.“ (Burckhardt, 633.) Der Vater liebt das Kind am meisten, in dessen Echtheit er keinen Zweifel setzt. Daher, weil infolge der Vielweiberei sich die Kinder verschiedener Mütter in dem Hause Eines Gatten zusammenfinden. Mhd.: Sv art kint is vri vnde echt, dar behalt it sines vader recht. (Homeyer, I, 16, 2.) 898 Wemmer 'n Kind 'n Will'n thut, greint's nit. (Franken.) – Frommann, III, 327, 423. 899 Wenig Kinder werden jhren Eltern gleich. – Petri, II, 627. 900 Wenn das Kind da ist, wird die Hebamme gelobt. – Altmann VI, 484. 901 Wenn das Kind dem Vater gleicht, so nimmt es den Zweifel von der Mutter. 902 Wenn das Kind den Willen hat, so weint es nicht. – Gaal, 1002; Struve, I, 36; Körte, 3377; Reinsberg IV, 96. Gilt von grossen und kleinen Kindern. 903 Wenn das Kind entwöhnt ist, wird die Amme entlassen. Die Russen: Wenn das Kind entwöhnt ist, was fragt man nach den Brüsten der Amme. (Altmann VI, 445.) 904 Wenn das Kind ertruncken ist, so deckt man erst den Brunnen zu. – Petri, II, 631; Henisch, 669, 53; Tunn., 2, 8; Blum, 554; Bücking, 175; Simrock, 1360; Lohrengel, I, 747; Reinsberg IV, 27. Die, welche Vorsicht anwenden, wenn das Unglück geschehen ist. Als in Paris ein Thronerbe den Hals gebrochen hatte, dachte man an die Pflasterung der Stadt (1184). Wenn einige Tausend oder Hunderttausend Menschen im Kampfe für religiöse oder bürgerliche Freiheit hingeopfert sind, dann kommen Toleranzedicte, wie schon Friedrich II. in einem Briefe an Voltaire bemerkte, und – Verfassungen. Die Franzosen empfehlen daher: Man muss die Kinder bis zum siebenten Jahre vor Feuer und Wasser hüten. (Reinsberg VII, 48.) Die Abyssinier sagen: Ist das Kind einmal verschlungen, was nützt dir, wenn der Alligator mit dir weint! Holl.: Als dat kind verdronken is, so stopt men den put. (Tunn., 2, 8.) Lat.: Clypeum post vulnera sumere. (Ovid.) (Binder II, 514; Faselius, 46; Wiegand, 796.) Span.: Si el niño lloráre, acállelo su madre, y si no quisiere callar, déxelo llorar. (Bohn I, 257.) 905 Wenn das Kind ertrunken ist, verschliesst man den Brunnen. In Bedburg: Wann et Kenk versoffen ess, welld mer den Pötz zomâche. Lat.: Maxima pars pecore amisso praesepia claudit tunc que sapit, cum calva retro fortuna recessit. (Philippi, I, 244.) 906 Wenn das Kind fest an der Tugend hält, das ist das schönste Erbe auf der Welt. Lat.: Dos est magna parentum virtus. (Horaz.) (Philippi, I, 125.) 907 Wenn das Kind geboren, ist das Testament gemacht1. – Eisenhart, 116; Pistor., I, 19; Hillebrand, 165, 230; Simrock, 5577; Körte, 3392; Graf, 204, 152; Braun, I, 1840. Bezeichnet die Unabänderlichkeit der Erbfolge der Leibeserben, die so fest steht, dass ein fertiges Testament durch später geborene Kinder, die darin nicht berücksichtigt sind, von selbst ungültig wird. Das Sprichwort bezieht sich auf den Satz aus dem römischen Recht, dass durch die Geburt eines Notherben (suus posthumus) das Testament, in welchem dieser keine Berücksichtigung gefunden habe, vernichtet werde. 908 Wenn das Kind geboren ist, so ist das Gut schon vererbt. – Graf, 204, 153. Mhd.: Wan di kint geborin werdin, so ist ir gut vorerbit. (Ortloff, Eisenachsches Rechtsbuch., S. 669.) 909 Wenn das Kind gestorben, hat die Gevatterschaft ein Ende. – Eiselen, 372; Mayer, I, 118. 910 Wenn das Kind gestorben ist, was nützt es den Heiligen zu schlagen! 911 Wenn das Kind getaufft, so wil mancher Gefatter werden. – Petri, II, 630. Engl.: When the child is christened, you may have godfathers enough. (Bohn II, 78.) Frz.: C'est quand l'enfant est baptisé qu'il arrive des parrains. (Bohn I, 11.) 912 Wenn das Kind getauft ist, fehlt's nicht an Pathen. – Reinsberg IV, 30. 913 Wenn das Kind getauft ist, will jeder heben. – Henisch, 1418, 9; Sailer, 163; Simrock, 10121; Reinsberg IV, 30; VII, 2; für Waldeck: Curtze, 356, 519. 914 Wenn das Kind in der Wiege liegt, kann man erkennen, was (wess) es ist. 915 Wenn das Kind ist geboren, haben die Rüben den Geschmack verloren. – Simrock, 8566. Zu Weihnachten sind die Rüben saftlos. 916 Wenn das Kind nicht lallen wollte, würde es auch nicht sprechen lernen. – Reinsberg III, 104. 917 Wenn das Kind nicht schreit, wird es nicht gestillt. 918 Wenn das Kind nicht weint, glaubt die Mutter es brauche nichts. – Gartenlaube (Leipzig 1860), S. 239. Die Basken: Einem Kinde, das nicht schreit, gibt die Mutter die Brust nicht. So sagt man auch in der Herzegowina. Auch die Türken sagen: Man gibt den Busen nicht dem Kinde, das nicht weint. (Schlechta, 51.) Und die Dänen: Wer wird einem Lamme geben, das nichts verlangt! (Reinsberg VII, 40.) 919 Wenn das Kind nicht weint, kümmert sich die Mutter nicht darum. (Lit.) Böhm.: Dítĕe nepláče, mát nerozumí. (Čelakovsky, 9.) Poln.: Dziecię niepłacze, matka niewié, czego potrzebuje. (Čelakovsky, 9.) 920 Wenn das Kind nur da ist, es findet sich leicht jemand, der es aus der Taufe hebt. 921 Wenn das Kind seine Zähne hat, braucht es keine Amme mehr. 922 Wenn das Kind sich selber kann verstehen, so kann es auch seine Mündel wohl verstehen. – Graf, 173, 185. Mit erlangter Mündigkeit hat das Kind nicht nur das eigene Bestimmungs- und Verwaltungsrecht gewonnen, sondern auch die Vormundschaft über seine eigenen noch unmündigen Familiengenossen. Mhd.: Alz daz chint sich selven muz versten alz muz ez sine mundelen wol versten. (Sachsenspiegel, I, 42, 2.) 923 Wenn das Kind weint, reicht ihm die Mutter die Brust. Mahnung zum Gebet. 924 Wenn das Kind zahnt, soll die Mutter den Unterrock verkaufen und ihm Wein geben. – Venedey, 100; Reinsberg I, 176. Die Spanier: Wenn das Kind zahnt, versucht es der Tod. Sie stellen als Regel auf: Dem neuen Knaben Brot und Ei und später Brot und Stock. Die Franzosen wollen vom Weine für kleine Kinder nichts wissen; sie sagen: Sonnenschein bei Morgenlicht, Frau, die sprechen will Latein, kleines Kind, genährt mit Wein, kommen zu gutem Ende nicht. (Reinsberg VII, 44.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [656]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/662>, abgerufen am 24.11.2024.