Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] 811 Ungerathene Kinder sind ein Fluch des Hauses. Holl.: Waar een ondeugend kind in huis is, komt de vloek in langs alle deuren. - Weelderige kinderen, treurige ouders. (Harrebomee, I, 407b.) 812 Ungetuagene1 Kinner goaet (gehen) to Wierke as Rinner. - (Münster.) - Frommann, VI, 427, 80; für Osnabrück: Firmenich, II, 162, 2; Lyra, 27; hochdeutsch bei Simrock, 5583a; Reinsberg VII, 13. 1) Ungezogen, unartig von dügen = taugen. 813 Unmündiger Kinder Gut gewinnt nichts. - Graf, 172, 180. Entweder, um zu sagen: es wird so verwaltet, dass es nicht wächst, oder, um auszudrücken, dass es, weil es weder gewinnen noch verlieren soll, nicht zu Speculationen benutzt werden dürfe. (S. Gut 71 und Kindergut.) "Merke, das vnmündiger Kinder gut nichts gewinnt." (Klingen, 90b, 1.) 814 Unsere Kinder sind unsere Plagen. - Reinsberg VII, 57. 815 Vaöl Kinner, väöl Vaterunser. (Altmark.) - Danneil, 100. 816 Vel Kinner, vel Segen, sär dei Küster, as hei den Döpschilling in dei Tasch steckt. (Mecklenburg.) - Raabe, 185; Hoefer, 636; Kern, 333. 817 Verbrentes kind förchts fewr. - Franck, I, 58b u. 102a; Egenolff, 18a u. 356a; Eyering, III, 342; Guttenstein, I, 9; Gruter, I, 67; Petri, II, 566; Latendorf II, 26; Körte, 3380. 818 Verhätschelte Kinder gerathen nicht. Die Basken: Ein zärtlich erzogen Kind kommt oft jämmerlich um. Ein zu lecker gewöhntes Kind wird Müssiggänger, wenn es erwachsen ist. (Reinsberg I, 178.) Die Bergamasken: Gewöhnt man die Söhne lecker, werden sie Diebe. In Brescia empfiehlt man: Erziehe deine Söhne als arm, wenn du sie reich und geschätzt haben willst. (Reinsberg VII, 72.) Die Russen sagen: Die Kinder werden schwer entwöhnt, die an einer goldenen Brust gesogen haben. (Altmann VI, 444.) Frz.: Enfant par trop caresse mal appris et pis regle. (Leroux, I, 140.) Holl.: Zoo het kind te veel gevleid wordt, wordt het tot veel kwaad verleid, (Harrebomee, I, 403a.) It.: Fanciul troppo accarezzato non e mai ben regolato. (Pazzaglia, 120, 2.) 819 Verzogen Kind bleibt ein Rind. Die Litauer: Verziehe die Kinder nicht, mit der Ruthe rufst du sie nicht heim. (Reinsberg VII, 72.) 820 Viel Kinder erwürgen sogar den Edelmann. (Saulgau.) - Birlinger, 121. 821 Viel Kinder machen schmale Bissen. Holl.: Daar veel kinderen zijn, daar smaldeelt het zoo. (Harrebomee, I, 401a.) 822 Viel Kinder, viel Aerger. - Reinsberg I, 174. 823 Viel Kinder, viel Augen Gottes. (Saulgau.) - Birlinger, 301. 824 Viel Kinder, viel Mäuler, viel Stückchen Brot. - Frischbier2, 2003. 825 Viel Kinder, viel Segen (Gottes). - Birlinger, 300. 826 Viel Kinder, viel Vaterunser; viel Vaterunser, viel Aerger. - Reinsberg VII, 57. 827 Viel Kinder, viel Vaterunser; viel Vaterunser, viel Segen. - Blum, 18; Eiselein, 374; Körte, 3357; Simrock, 5613; Braun, I, 1826; Rochholz, 301; Reinsberg I, 174; VII, 6; Lohrengel, I, 679; für Eifel: Schmitz, 187, 71; für Iserlohn: Woeste, 71, 14; für Waldeck: Curtze, 317, 42. Ein Trost für kinderreiche Aeltern, dass es auslangen werde, wenn sie redlich das Ihre thun. Ein alter frommer Glaube, der aber von der Erfahrung oft genug widerlegt wird. Sicherer ist der Satz: Viel Kinder, viel Sorge und Unruh, vielleicht auch viel Kummer und Verdruss und oft genug wenig Freude. 828 Viele Kinder sind Gottes Segen im Haus, aber sie ziehen einem das Hemde vom Leibe aus. Riehl, Familie (Stuttgart 1855), S. 228. Die Walachen behaupten: Kindersegen brach noch keines Hauses Dach. (Reinsberg I, 175.) 829 Vil Käinjt, vil schtäkeltscher Breit. - Schuster, 573. 830 Vil Käinjt, vil Vuoteraser. - Schuster, 572. 831 Vill Kenger, vill Vatteronser, evver och vill Schnidde Brud. (Bedburg.) 832 Vill Kinder, vill Schnede Brud, vill Vaterunser. (Köln.) - Weyden, IV, 167; für Waldeck: Curtze, 317, 42. [Spaltenumbruch] 833 Vndanckbare Kinder geben der Mutter Otternlon. - Petri, II, 849. 834 Vngehorsamen Kindern fressen die Raben gemeiniglich die Augen auss. - Petri, II, 558. 853 Vngeraten Kinder sind böse Blutschweren vnd dem Hertzen eine grosse Pein. - Petri, II, 558. 836 Vo Kinde'n1 und Loap'n2 ku ma3 d' Woachet4 de toap'n5. (Innsbruck.) - Frommann, VI, 35, 39. 1) Von Kindern. 2) Lap = Blödsinniger, Thor, Narr. 3) Kann man. 4) Wahrheit. 5) Ertappen, erwischen. 837 Völ Kenger es Sege Goddes egen (im) Haus, märr (aber) se hauen enge1 de Noppe2 vage (vom) Lif. (Aachen.) - Firmenich, I, 493, 124. 1) Sie halten einem. 2) Die Fäserchen von Wolle im Tuch, vom holländischen nop. - Viel Kinder sind ein Segen aber auch Ursache, dass man sich behelfen muss. Noppe sind eigentlich Wollknötchen, aber man trug ehemals auch Röcke aus einem Zeuge, worauf solche Noppen oder Knöpfchen gezupft waren. - Die Bergamasken sagen: Sind die Kinder artig und gesund, so hat man wirklich nie zu viel. Die Polen behaupten unbedingt: Kinder und Gläser hat man nie zu viel. (Reinsberg VII, 5.) (S. Kindersegen.) Holl.: Kinderen zijn een zegen des Heeren, maar zij houden iemand de noppen van de kleeren. (Harrebomee, I, 406a.) 838 Völ Kinder word't staur1 Een Olde to underholden, man Een Olde underhold't mackelk völ Kinder. - Bueren, 1210; Stürenburg, 271b. 1) Schwer, schwierig, grosse Kraftanstrengung erfordernd. 839 Vor der Kinder. Nöthlichkeit1 vergist man des Gasts (Manns) allzeit. - Gruter, III, 93; Lehmann, II, 805, 417; Fischart, Gesch. 1) Der Befriedigung ihrer natürlichen Bedürfnisse, gegen die vieles andere zurückstehen muss. 840 Vor viel Kindern und wenig Brot bewahr' uns lieber Herre Gott. Engl.: From many children and little bread, good Lord deliver us. (Bohn II, 359.) 841 Wä em sich de Käinjd erziht, esi huot em se. - Schuster, 595. 842 Wa mer dä Kenger ehre Welle det, da kreische se net. (Bedburg.) 843 Wä welld holden e fresch Kenk, dä hat et für aprelsche Sonn un Märzer Wenk. (Bedburg.) 844 Wann än Kind kacken well, äs en Kä(r)l, säu be(r)stet dem Aes. (Sauerland.) 845 Wänn d' Kend'r klään sain, trate s' d'r Mott'r of d' Scherze; wänn 's grauss sain; goar ofte ofs Herze. (Oesterr.-Schles.) - Peter, 448. 846 Wann das Kind todt ist, so ist (hat) die Gevatterschafft auss (ein Ende). - Petri, II, 631; Henisch, 1418, 13; Lehmann, II, 826, 15; Gaal, 1003; Pistor., IX, 39; Simrock, 5653; Körte, 3395; Reinsberg VII, 24; Braun, I, 1846. Im allgemeinen: Der Tod hebt alle Verpflichtungen und Verbindlichkeiten auf. Oder: Mit dem Tode einer geliebten Person, die zwei Familien durch Heirath verband, ist das Band zwischen ihnen aufgelöst. Im besondern aber bezieht sich das Sprichwort auf die geistliche Sippe, die nach der Lehre der katholischen Kirche durch Gevatterschaft (s. d. 2) entsteht (s. Geratter 9 u. Taufstein) und gewisse Ehehindernisse begründet. Das Sprichwort sagt nun, dass durch den Tod des Kindes das gevatterschaftliche Verhältniss mit seinen Folgen aufgehört habe, wie durch den Tod der Frau die schwägerliche Sippe erlöscht. (S. Frau 607.) Die Böhmen: Stirbt das Kind, so stirbt auch die Gevatterschaft. Die Serben: Stirbt das Pathenkind, ist die Gevatterschaft zerrissen. Die Ungarn: Ist das Kind todt, ist die Gevatterschaft hin. (Reinsberg VII, 24.) Böhm.: Umre dite, umre i kmotrovstvi. (Celakovsky, 412.) Dän.: Naar barnet er dödt, er fadderskabet ude, er skogerskabet glemt. (Prov. dan., 151.) Frz.: Ne compere, ne ami, l'enfant est mort. (Leroux, II, 267.) Holl.: AIs het kind dood is, is het gevaderschap uit. (Harrebomee, I, 401a.) It.: Doglia passata, commar dimenticata. ( Gaal, 1003.) - Morto 'l fanciullo, addio compare. (Pazzaglia, 234, 6.) Lat.: Contemnunt spinas, cum cecidere rosae. (Ovid.) (Binder I, 225; II, 568; Philippi, I, 93.) - Decrescit factus calor, ac amor ipse coactus. - Nescio, quid sit amor, nec amo, nec amor, nec amavi, sed scio, si quis amat, uritur igne gravi. (Sutor, 4.) - Post mortis morsum vertit dilectio dorsum. (Binder II, 2622; Schreger, 27.) - Sublato fundamento tollitur relatio. (Binder I, 1686; II, 3227; Schreger, 71; Seybold, 87 u. 584.) Ung.: Meg holt a gyermek, oda a komasag. (Gaal, 1003.)
[Spaltenumbruch] 811 Ungerathene Kinder sind ein Fluch des Hauses. Holl.: Waar een ondeugend kind in huis is, komt de vloek in langs alle deuren. – Weelderige kinderen, treurige ouders. (Harrebomée, I, 407b.) 812 Ungetuagene1 Kinner goaet (gehen) to Wièrke as Rinner. – (Münster.) – Frommann, VI, 427, 80; für Osnabrück: Firmenich, II, 162, 2; Lyra, 27; hochdeutsch bei Simrock, 5583a; Reinsberg VII, 13. 1) Ungezogen, unartig von dügen = taugen. 813 Unmündiger Kinder Gut gewinnt nichts. – Graf, 172, 180. Entweder, um zu sagen: es wird so verwaltet, dass es nicht wächst, oder, um auszudrücken, dass es, weil es weder gewinnen noch verlieren soll, nicht zu Speculationen benutzt werden dürfe. (S. Gut 71 und Kindergut.) „Merke, das vnmündiger Kinder gut nichts gewinnt.“ (Klingen, 90b, 1.) 814 Unsere Kinder sind unsere Plagen. – Reinsberg VII, 57. 815 Vaöl Kinner, väöl Vaterunser. (Altmark.) – Danneil, 100. 816 Vêl Kinner, vêl Segen, sär dei Küster, as hei den Döpschilling in dei Tasch steckt. 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811 Ungerathene Kinder sind ein Fluch des Hauses.
Holl.: Waar een ondeugend kind in huis is, komt de vloek in langs alle deuren. – Weelderige kinderen, treurige ouders. (Harrebomée, I, 407b.)
812 Ungetuagene1 Kinner goaet (gehen) to Wièrke as Rinner. – (Münster.) – Frommann, VI, 427, 80; für Osnabrück: Firmenich, II, 162, 2; Lyra, 27; hochdeutsch bei Simrock, 5583a; Reinsberg VII, 13.
1) Ungezogen, unartig von dügen = taugen.
813 Unmündiger Kinder Gut gewinnt nichts. – Graf, 172, 180.
Entweder, um zu sagen: es wird so verwaltet, dass es nicht wächst, oder, um auszudrücken, dass es, weil es weder gewinnen noch verlieren soll, nicht zu Speculationen benutzt werden dürfe. (S. Gut 71 und Kindergut.) „Merke, das vnmündiger Kinder gut nichts gewinnt.“ (Klingen, 90b, 1.)
814 Unsere Kinder sind unsere Plagen. – Reinsberg VII, 57.
815 Vaöl Kinner, väöl Vaterunser. (Altmark.) – Danneil, 100.
816 Vêl Kinner, vêl Segen, sär dei Küster, as hei den Döpschilling in dei Tasch steckt. (Mecklenburg.) – Raabe, 185; Hoefer, 636; Kern, 333.
817 Verbrentes kind förchts fewr. – Franck, I, 58b u. 102a; Egenolff, 18a u. 356a; Eyering, III, 342; Guttenstein, I, 9; Gruter, I, 67; Petri, II, 566; Latendorf II, 26; Körte, 3380.
818 Verhätschelte Kinder gerathen nicht.
Die Basken: Ein zärtlich erzogen Kind kommt oft jämmerlich um. Ein zu lecker gewöhntes Kind wird Müssiggänger, wenn es erwachsen ist. (Reinsberg I, 178.) Die Bergamasken: Gewöhnt man die Söhne lecker, werden sie Diebe. In Brescia empfiehlt man: Erziehe deine Söhne als arm, wenn du sie reich und geschätzt haben willst. (Reinsberg VII, 72.) Die Russen sagen: Die Kinder werden schwer entwöhnt, die an einer goldenen Brust gesogen haben. (Altmann VI, 444.)
Frz.: Enfant par trop caressé mal appris et pis réglé. (Leroux, I, 140.)
Holl.: Zoo het kind te veel gevleid wordt, wordt het tot veel kwaad verleid, (Harrebomée, I, 403a.)
It.: Fanciul troppo accarezzato non è mai ben regolato. (Pazzaglia, 120, 2.)
819 Verzogen Kind bleibt ein Rind.
Die Litauer: Verziehe die Kinder nicht, mit der Ruthe rufst du sie nicht heim. (Reinsberg VII, 72.)
820 Viel Kinder erwürgen sogar den Edelmann. (Saulgau.) – Birlinger, 121.
821 Viel Kinder machen schmale Bissen.
Holl.: Daar veel kinderen zijn, daar smaldeelt het zoo. (Harrebomée, I, 401a.)
822 Viel Kinder, viel Aerger. – Reinsberg I, 174.
823 Viel Kinder, viel Augen Gottes. (Saulgau.) – Birlinger, 301.
824 Viel Kinder, viel Mäuler, viel Stückchen Brot. – Frischbier2, 2003.
825 Viel Kinder, viel Segen (Gottes). – Birlinger, 300.
826 Viel Kinder, viel Vaterunser; viel Vaterunser, viel Aerger. – Reinsberg VII, 57.
827 Viel Kinder, viel Vaterunser; viel Vaterunser, viel Segen. – Blum, 18; Eiselein, 374; Körte, 3357; Simrock, 5613; Braun, I, 1826; Rochholz, 301; Reinsberg I, 174; VII, 6; Lohrengel, I, 679; für Eifel: Schmitz, 187, 71; für Iserlohn: Woeste, 71, 14; für Waldeck: Curtze, 317, 42.
Ein Trost für kinderreiche Aeltern, dass es auslangen werde, wenn sie redlich das Ihre thun. Ein alter frommer Glaube, der aber von der Erfahrung oft genug widerlegt wird. Sicherer ist der Satz: Viel Kinder, viel Sorge und Unruh, vielleicht auch viel Kummer und Verdruss und oft genug wenig Freude.
828 Viele Kinder sind Gottes Segen im Haus, aber sie ziehen einem das Hemde vom Leibe aus. Riehl, Familie (Stuttgart 1855), S. 228.
Die Walachen behaupten: Kindersegen brach noch keines Hauses Dach. (Reinsberg I, 175.)
829 Vil Käinjt, vil schtäkeltscher Brît. – Schuster, 573.
830 Vil Käinjt, vil Vuoterâser. – Schuster, 572.
831 Vill Kenger, vill Vatteronser, evver ôch vill Schnidde Brud. (Bedburg.)
832 Vill Kinder, vill Schnede Brud, vill Vaterunser. (Köln.) – Weyden, IV, 167; für Waldeck: Curtze, 317, 42.
833 Vndanckbare Kinder geben der Mutter Otternlon. – Petri, II, 849.
834 Vngehorsamen Kindern fressen die Raben gemeiniglich die Augen auss. – Petri, II, 558.
853 Vngeraten Kinder sind böse Blutschweren vnd dem Hertzen eine grosse Pein. – Petri, II, 558.
836 Vo Kinde'n1 und Loap'n2 ku ma3 d' Woachet4 de toap'n5. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 35, 39.
1) Von Kindern.
2) Lap = Blödsinniger, Thor, Narr.
3) Kann man.
4) Wahrheit.
5) Ertappen, erwischen.
837 Völ Kenger es Sêge Goddes egen (im) Hûs, märr (aber) se hauen enge1 de Noppe2 vage (vom) Lif. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 124.
1) Sie halten einem.
2) Die Fäserchen von Wolle im Tuch, vom holländischen nop. – Viel Kinder sind ein Segen aber auch Ursache, dass man sich behelfen muss. Noppe sind eigentlich Wollknötchen, aber man trug ehemals auch Röcke aus einem Zeuge, worauf solche Noppen oder Knöpfchen gezupft waren. – Die Bergamasken sagen: Sind die Kinder artig und gesund, so hat man wirklich nie zu viel. Die Polen behaupten unbedingt: Kinder und Gläser hat man nie zu viel. (Reinsberg VII, 5.) (S. Kindersegen.)
Holl.: Kinderen zijn een zegen des Heeren, maar zij houden iemand de noppen van de kleêren. (Harrebomée, I, 406a.)
838 Völ Kinder word't stûr1 Een Olde to underholden, man Een Olde underhold't mackelk völ Kinder. – Bueren, 1210; Stürenburg, 271b.
1) Schwer, schwierig, grosse Kraftanstrengung erfordernd.
839 Vor der Kinder. Nöthlichkeit1 vergist man des Gasts (Manns) allzeit. – Gruter, III, 93; Lehmann, II, 805, 417; Fischart, Gesch.
1) Der Befriedigung ihrer natürlichen Bedürfnisse, gegen die vieles andere zurückstehen muss.
840 Vor viel Kindern und wenig Brot bewahr' uns lieber Herre Gott.
Engl.: From many children and little bread, good Lord deliver us. (Bohn II, 359.)
841 Wä em sich de Käinjd erziht, esi huot em se. – Schuster, 595.
842 Wa mer dä Kenger ehre Welle dêt, da kreische se net. (Bedburg.)
843 Wä welld holden e fresch Kenk, dä hat et für aprelsche Sonn un Märzer Wenk. (Bedburg.)
844 Wann än Kind kacken well, äs en Kä(r)l, säu be(r)stet dem Aes. (Sauerland.)
845 Wänn d' Kend'r klään sain, trâte s' d'r Mott'r of d' Scherze; wänn 's grûss sain; goar ofte ofs Herze. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 448.
846 Wann das Kind todt ist, so ist (hat) die Gevatterschafft auss (ein Ende). – Petri, II, 631; Henisch, 1418, 13; Lehmann, II, 826, 15; Gaal, 1003; Pistor., IX, 39; Simrock, 5653; Körte, 3395; Reinsberg VII, 24; Braun, I, 1846.
Im allgemeinen: Der Tod hebt alle Verpflichtungen und Verbindlichkeiten auf. Oder: Mit dem Tode einer geliebten Person, die zwei Familien durch Heirath verband, ist das Band zwischen ihnen aufgelöst. Im besondern aber bezieht sich das Sprichwort auf die geistliche Sippe, die nach der Lehre der katholischen Kirche durch Gevatterschaft (s. d. 2) entsteht (s. Geratter 9 u. Taufstein) und gewisse Ehehindernisse begründet. Das Sprichwort sagt nun, dass durch den Tod des Kindes das gevatterschaftliche Verhältniss mit seinen Folgen aufgehört habe, wie durch den Tod der Frau die schwägerliche Sippe erlöscht. (S. Frau 607.) Die Böhmen: Stirbt das Kind, so stirbt auch die Gevatterschaft. Die Serben: Stirbt das Pathenkind, ist die Gevatterschaft zerrissen. Die Ungarn: Ist das Kind todt, ist die Gevatterschaft hin. (Reinsberg VII, 24.)
Böhm.: Umře dítĕ, umře i kmotrovství. (Čelakovsky, 412.)
Dän.: Naar barnet er dødt, er fadderskabet ude, er skogerskabet glemt. (Prov. dan., 151.)
Frz.: Ne compère, ne ami, l'enfant est mort. (Leroux, II, 267.)
Holl.: AIs het kind dood is, is het gevaderschap uit. (Harrebomée, I, 401a.)
It.: Doglia passata, commar dimenticata. ( Gaal, 1003.) – Morto 'l fanciullo, addio compare. (Pazzaglia, 234, 6.)
Lat.: Contemnunt spinas, cum cecidere rosae. (Ovid.) (Binder I, 225; II, 568; Philippi, I, 93.) – Decrescit factus calor, ac amor ipse coactus. – Nescio, quid sit amor, nec amo, nec amor, nec amavi, sed scio, si quis amat, uritur igne gravi. (Sutor, 4.) – Post mortis morsum vertit dilectio dorsum. (Binder II, 2622; Schreger, 27.) – Sublato fundamento tollitur relatio. (Binder I, 1686; II, 3227; Schreger, 71; Seybold, 87 u. 584.)
Ung.: Meg hólt a gyermek, oda a komaság. (Gaal, 1003.)
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