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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] Hä ess op der Honk kummen. Hä ess vom Bett op et Strüh kummen. Hä ess vom Essel op den Driefer kummen. Dä kan der Düvel net mieh banne. Dä steht zwesche Hangen un Würgen. Dä ess us dem Rähn en de Dachsief kummen. Dä fiddelt noch op enen Schnor. Dat ess'ne Mann, dä sich net mieh gehürig söhne un der Düvel met Weihwasser onge de Ope werpe kann. Et Hus steht op popierne olle. Dü ess jetzt wie 'ne Voggel op de Heck. Hä ess öm de Eck. Hä ess övver de Wuppen.

*1579 Er ist auf den Hund gekommen, wie eine deutsche Constitution. (Aus Kurhessen 1855.)

*1580 Er ist den Hunden überliefert.

In schlechte Hände gefallen.

*1581 Er ist der Hund, der das Leder gefressen hat. - Murner, Nb., 30.

An ihm wird fremdes Vergehen gebüsst. "Ich binn der selb frumm fleissig hundt, der wol seines herren hüten kundt; da aber kam der neyd vnd hass, ward ich der Hundt ders leder frass." - "Die falsche katz leugt mich yetz an, das ich das leder fressen han." (Kloster, IV, 713.)

*1582 Er ist ein Hund, wenn er Zaggel hat. - Luther's Ms., S. 1.

*1583 Er ist ein todter Hund.

Ein machtloser, ungefährlicher Mensch. (Vgl. 1, Sam. 24, 15; 2 Sam. 9, 8 u. 16, 9.)

*1584 Er ist mit allen Hunden gehetzt. (S. Pfütze und Wasser.) - Eiselein, 332; Simrock, 5063; Frischbier, 344; Frischbier2, 1716; Braun, I, 1529; Lohrengel, II, 381.

"Ein mit allen Hunden gehetzter Fuchs." (Langbein, Zimpel's Brautfahrt, Berlin 1820, XXIX.)

Lat.: A fronte praecipitium, a tergo lupi. - Leporis vitam vivere. (Eiselein, 332.)

*1585 Er ist unter die Hunde gekommen. - Frischbier2, 1715.

Frz.: Ils veulent faire comme les grands chiens, ils veulent pisser contre les murailles. (Kritzinger, 140b; Starschedel, 102.)

*1586 Er ist weder Hund noch Fuchs.

"Die weder Hund noch Fuchs (vom Hasen sag' ich nichts), weder unter die Gelehrten noch Ungelehrten zu rechnen seyn." (Grimmelshausen, Teutscher Michel.)

*1587 Er ist wie der Hund an der Kette.

Er kann nicht abkommen, weil Amt oder Beruf es nicht gestatten.

Frz.: Il est la comme un chien a l'attache. (Lendroy, 66; Starschedel, 102; Kritzinger, 141a.)

Holl.: Hij is er als een hond aan den band. (Harrebomee, I, 319.)

*1588 Er ist wie der Hund an der Krippe.

Von denen, die weder selbst etwas geniessen, noch es andere geniessen lassen. Wenn jemand kostbare Handschriften sorgfältig eingeschlossen bewahrt, und sie weder selbst aufschlägt, noch andern die Benutzung erlaubt, sowie der Hund an der Krippe keine Gerste frisst, aber dennoch dem Pferde den Genuss verwehrt.

*1589 Er ist wie der Hund auf dem Heu, er frisst es selbst nicht und lässt's auch die Kuh nicht fressen.

Ein treffliches Bild des Neides.

Holl.: Hij slacht den hond, die op het hooi lag, hij mogt het zelf niet en wilde niet toelaten, dat de os het at. (Harrebomee, I, 320.)

Poln.: By pies na sianie, sam go nie je i krowie go nie da. (Wurzfbach, I, 209, 100.)

Port.: Cao de palheiro nem come, nem deixa comer. (Bohn I, 271.)

*1590 Er ist wie ein abgebrühter (verbrühter) Hund. - Frischbier2, 1718.

*1591 Er jagt den Hund aus der Küchen. - Eyering, II, 325; Henisch, 634, 26.

Von einem, der nicht weiss, was er mit seiner Zeit anfangen soll. (Grimm, V, 795.)

*1592 Er kann keinen Hund aus dem Ofen locken. - Schottel, 1115a; Sailer, 302; Körte, 3046c; Wurzbach II, 197; Lohrengel, II, 362.

Er weiss sich in keiner Verlegenheit Rath, und versteht seine Kenntnisse nicht anzuwenden. Oder: Er ist so mittellos, dass ihm ein Stück Brot sogar fehlt, einen Hund damit zu locken.

Frz.: Il n'est absolument bon a rien.

*1593 Er kann mit den Hunden heulen.

Holl.: Hij kan wel met de honden huilen. (Harrebomee, I, 320.)

*1594 Er kommt vom Hunde auf den Schwanz. (Militsch in Schlesien.)

In seiner Wirthschaft rückwärts.

[Spaltenumbruch] *1595 Er lässt keinen Hund in Ruh'.

Holl.: Hij kan geen' hond of geene kat met vrede laten. (Harrebomee, I, 320.)

*1596 Er läst die Hund sorgen, die dörffen vier Schuh. - Lehmann, 721, 2.

Lehmann a. a. O. hat mit der vorstehenden Redensart die folgenden zusammengestellt, um den Sorglosen zu schildern: "Er fragt nichts darnach, es werde Essig oder Wasser aussm ding. Es geht jhm vmb die Finger vnnd nicht drin. Es geht jhm vmbs Wammes, nicht ins Hertz. Er trägt kein eng Wammes. Er sihet das Wetter in der warmen Stuben zum Fenster auss an. Er läst rauschen wz nit bleiben will. Er machts wie die Herrn zu Metz, die lassens geschehen, wann es regnet. Er kehrt sich an keine Ganss, sie sei dann gebraten. Er wüscht das Maul vnd gehet davon. Was er nicht darff, lässt er fliessen. Er deckt den Himmel darüber. Sein Wammes liegt so hart nicht an; er kan es aussthun, wann er will. Er setzt sich nieder vnd trincket einmal. Er hinckt nicht, thut jhn auch nicht wehe, wann ein ander sich stösst. Er sieht, wie er seine Sorgen andern anhängt. Er sagt nicht, was der Müller aufschüt. Er will den Gelehrten befehlen, die werden die Todten rathfragen. Rom geht jhn nichts an, er hat kein Haus darin."

*1597 Er macht's wie Fugger's Hund, wie Scharcha-Manhem's Hund. (S. Machen.) - Tendlau, 797.

*1598 Er mag nümme mit de Hünde über d' Häg us. (Luzern.)

*1599 Er meint, der grosse Hund ist sein Göth' (Pathe) und is nicht amol der kleine. (Rott-Thal.)

*1600 Er möchte (muss) Hunde führen bis Bautzen (auch Buschendorf bei Nürnberg). - Körte, 3047e u. 3784; Simrock, 5075; Braun, I, 1556; Grimm, Rechtsalt., 717; schlesisch bei Gomolcke, 181.

So gross der Reichthum der Erfindung in Betreff der Lebens- und Leibesstrafen in der Vorzeit war, so mannichfach waren auch die Ehrenstrafen, deren man sich bediente. Zu den letztern gehörte es z. B., dass Adeliche, welche während Anwesenheit des Kaisers das Land beunruhigten, einen Hund bis an ein Haus, eine Kirche oder die Grenze tragen, oder bis zu den Jagden des Herrschers an den nächsten Grenzort des Gaues führen mussten. (Vgl. Grimm, Deutsche Rechtsalt., 715.) Im ostfriesischen Landesrechte bestand unter dem Namen Hermsched, sonst Harmscher, Harniscara genannt, eine uralte geistliche Strafe, nach welcher der büssende Missethäter (z. B. ein Meineidiger) einen Stuhl, ein Rad, einen Hund u. s. w. zum Schimpf tragen musste. (Stürenburg, 86b.) Sonst bestimmte Karl V. (Peinliche Halsgerichtsordnung, Art. 128) zur Strafe der Landesfriedensbrecher das Schwert. (Vgl. auch Döbber, Schauplatz der Leibes- und Lebensstrafen, I, 1080; Neues Laus. Magazin, Bd. 13, Hft. 4, S. 340.) Demnach würde die vorstehende Redensart eine Person bezeichnen, die tief in der öffentlichen Achtung gesunken ist oder als eine solche, wenn auch ungerechterweise, behandelt wird. (Vgl. den Aufsatz: Die Strafen, der Vorzeit und Gegenwart in der Gartenlaube, Leipzig 1856, Nr. 23 u. 24, S. 320.) - Nach andern soll die Redensart ihren Ursprung in der Zeit Heinrich's I. von Deutschland haben, der den bei Bautzen lagernden Ungarn zwei Boten mit einem Fehdebriefe nebst zwei räudigen Hunden übersandte, worüber der Ungarfürst so in Zorn gerieth, dass er den Boten Nasen und Ohren abschneiden liess und sie so nebst den Hunden an Heinrich I. zurückschickte. Da dies Hundeführen nach Bautzen den Boten so schlecht bekam, so soll seitdem die Redensart angewandt worden sein, um die äusserste Noth zu bezeichnen, weil gewiss jeder erst dann dies Geschäft ergreifen würde, wenn sonst gar kein Rettungsmittel für ihn vorhanden wäre.

Lat.: Servabis bovem. (Philippi, II, 179.)

*1601 Er muss immer den Hund heben. (Nürtingen.)

Das Schwerste bei der Sache thun.

*1602 Er muss sein Hund oder sein Narr sein.

*1603 Er schlägt den Hund vorm Wild.

*1604 Er sieht darauf wie ein Hund auf eine kranke Kuh.

*1605 Er sieht einen weissen Hund für einen Bäckergesellen (oder: Müllerknecht) an. - Simrock, 5076.

"Ich sauff dich, ich tauff dich, ich rauff dich, seh, wie dir die Stieraugen spannenweit vor dem Kopff ligen; jetzt sichst ein weissen Hund für ein Müllerknecht an." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 178.)

Frz.: Il croit que les vessies sont des lanternes.

Holl.: Hij ziet een' witten hond ann voor een' bakkers knecht. (Harrebomee, I, 320.)

*1606 Er spricht nicht Hund, noch Narr. (Meiningen.)

Sagt gar nichts, äussert sich weder für noch gegen, weder zustimmend, noch abweisend. Er sagt nichts weder Hund noch Narr. (Vgl. Frommann, III, 392, 2.)

[Spaltenumbruch] Hä ess op der Honk kummen. Hä ess vom Bett op et Strüh kummen. Hä ess vom Essel op den Driefer kummen. Dä kan der Düvel net mieh banne. Dä steht zwesche Hangen un Würgen. Dä ess us dem Rähn en de Dâchsief kummen. Dä fiddelt noch op ênen Schnôr. Dat ess'ne Mann, dä sich net mieh gehürig söhne un der Düvel met Weihwasser onge de Ope werpe kann. Et Hus steht op popierne olle. Dü ess jetzt wie 'ne Voggel op de Heck. Hä ess öm de Eck. Hä ess övver de Wuppen.

*1579 Er ist auf den Hund gekommen, wie eine deutsche Constitution. (Aus Kurhessen 1855.)

*1580 Er ist den Hunden überliefert.

In schlechte Hände gefallen.

*1581 Er ist der Hund, der das Leder gefressen hat.Murner, Nb., 30.

An ihm wird fremdes Vergehen gebüsst. „Ich binn der selb frumm fleissig hundt, der wol seines herren hüten kundt; da aber kam der neyd vnd hass, ward ich der Hundt ders leder frass.“ – „Die falsche katz leugt mich yetz an, das ich das leder fressen han.“ (Kloster, IV, 713.)

*1582 Er ist ein Hund, wenn er Zaggel hat.Luther's Ms., S. 1.

*1583 Er ist ein todter Hund.

Ein machtloser, ungefährlicher Mensch. (Vgl. 1, Sam. 24, 15; 2 Sam. 9, 8 u. 16, 9.)

*1584 Er ist mit allen Hunden gehetzt. (S. Pfütze und Wasser.) – Eiselein, 332; Simrock, 5063; Frischbier, 344; Frischbier2, 1716; Braun, I, 1529; Lohrengel, II, 381.

„Ein mit allen Hunden gehetzter Fuchs.“ (Langbein, Zimpel's Brautfahrt, Berlin 1820, XXIX.)

Lat.: A fronte praecipitium, a tergo lupi. – Leporis vitam vivere. (Eiselein, 332.)

*1585 Er ist unter die Hunde gekommen.Frischbier2, 1715.

Frz.: Ils veulent faire comme les grands chiens, ils veulent pisser contre les murailles. (Kritzinger, 140b; Starschedel, 102.)

*1586 Er ist weder Hund noch Fuchs.

„Die weder Hund noch Fuchs (vom Hasen sag' ich nichts), weder unter die Gelehrten noch Ungelehrten zu rechnen seyn.“ (Grimmelshausen, Teutscher Michel.)

*1587 Er ist wie der Hund an der Kette.

Er kann nicht abkommen, weil Amt oder Beruf es nicht gestatten.

Frz.: Il est là comme un chien à l'attache. (Lendroy, 66; Starschedel, 102; Kritzinger, 141a.)

Holl.: Hij is er als een hond aan den band. (Harrebomée, I, 319.)

*1588 Er ist wie der Hund an der Krippe.

Von denen, die weder selbst etwas geniessen, noch es andere geniessen lassen. Wenn jemand kostbare Handschriften sorgfältig eingeschlossen bewahrt, und sie weder selbst aufschlägt, noch andern die Benutzung erlaubt, sowie der Hund an der Krippe keine Gerste frisst, aber dennoch dem Pferde den Genuss verwehrt.

*1589 Er ist wie der Hund auf dem Heu, er frisst es selbst nicht und lässt's auch die Kuh nicht fressen.

Ein treffliches Bild des Neides.

Holl.: Hij slacht den hond, die op het hooi lag, hij mogt het zelf niet en wilde niet toelaten, dat de os het at. (Harrebomée, I, 320.)

Poln.: By pies na sianie, sam go nie je i krowie go nie da. (Wurzfbach, I, 209, 100.)

Port.: Cāo de palheiro nem come, nem deixa comer. (Bohn I, 271.)

*1590 Er ist wie ein abgebrühter (verbrühter) Hund.Frischbier2, 1718.

*1591 Er jagt den Hund aus der Küchen.Eyering, II, 325; Henisch, 634, 26.

Von einem, der nicht weiss, was er mit seiner Zeit anfangen soll. (Grimm, V, 795.)

*1592 Er kann keinen Hund aus dem Ofen locken.Schottel, 1115a; Sailer, 302; Körte, 3046c; Wurzbach II, 197; Lohrengel, II, 362.

Er weiss sich in keiner Verlegenheit Rath, und versteht seine Kenntnisse nicht anzuwenden. Oder: Er ist so mittellos, dass ihm ein Stück Brot sogar fehlt, einen Hund damit zu locken.

Frz.: Il n'est absolument bon à rien.

*1593 Er kann mit den Hunden heulen.

Holl.: Hij kan wel met de honden huilen. (Harrebomée, I, 320.)

*1594 Er kommt vom Hunde auf den Schwanz. (Militsch in Schlesien.)

In seiner Wirthschaft rückwärts.

[Spaltenumbruch] *1595 Er lässt keinen Hund in Ruh'.

Holl.: Hij kan geen' hond of geene kat met vrede laten. (Harrebomée, I, 320.)

*1596 Er läst die Hund sorgen, die dörffen vier Schuh.Lehmann, 721, 2.

Lehmann a. a. O. hat mit der vorstehenden Redensart die folgenden zusammengestellt, um den Sorglosen zu schildern: „Er fragt nichts darnach, es werde Essig oder Wasser aussm ding. Es geht jhm vmb die Finger vnnd nicht drin. Es geht jhm vmbs Wammes, nicht ins Hertz. Er trägt kein eng Wammes. Er sihet das Wetter in der warmen Stuben zum Fenster auss an. Er läst rauschen wz nit bleiben will. Er machts wie die Herrn zu Metz, die lassens geschehen, wann es regnet. Er kehrt sich an keine Ganss, sie sei dann gebraten. Er wüscht das Maul vnd gehet davon. Was er nicht darff, lässt er fliessen. Er deckt den Himmel darüber. Sein Wammes liegt so hart nicht an; er kan es aussthun, wann er will. Er setzt sich nieder vnd trincket einmal. Er hinckt nicht, thut jhn auch nicht wehe, wann ein ander sich stösst. Er sieht, wie er seine Sorgen andern anhängt. Er sagt nicht, was der Müller aufschüt. Er will den Gelehrten befehlen, die werden die Todten rathfragen. Rom geht jhn nichts an, er hat kein Haus darin.“

*1597 Er macht's wie Fugger's Hund, wie Scharcha-Manhem's Hund. (S. Machen.) – Tendlau, 797.

*1598 Er mag nümme mit de Hünde über d' Häg us. (Luzern.)

*1599 Er meint, der grosse Hund ist sein Göth' (Pathe) und is nicht amol der kleine. (Rott-Thal.)

*1600 Er möchte (muss) Hunde führen bis Bautzen (auch Buschendorf bei Nürnberg).Körte, 3047e u. 3784; Simrock, 5075; Braun, I, 1556; Grimm, Rechtsalt., 717; schlesisch bei Gomolcke, 181.

So gross der Reichthum der Erfindung in Betreff der Lebens- und Leibesstrafen in der Vorzeit war, so mannichfach waren auch die Ehrenstrafen, deren man sich bediente. Zu den letztern gehörte es z. B., dass Adeliche, welche während Anwesenheit des Kaisers das Land beunruhigten, einen Hund bis an ein Haus, eine Kirche oder die Grenze tragen, oder bis zu den Jagden des Herrschers an den nächsten Grenzort des Gaues führen mussten. (Vgl. Grimm, Deutsche Rechtsalt., 715.) Im ostfriesischen Landesrechte bestand unter dem Namen Hermschêd, sonst Harmschêr, Harniscara genannt, eine uralte geistliche Strafe, nach welcher der büssende Missethäter (z. B. ein Meineidiger) einen Stuhl, ein Rad, einen Hund u. s. w. zum Schimpf tragen musste. (Stürenburg, 86b.) Sonst bestimmte Karl V. (Peinliche Halsgerichtsordnung, Art. 128) zur Strafe der Landesfriedensbrecher das Schwert. (Vgl. auch Döbber, Schauplatz der Leibes- und Lebensstrafen, I, 1080; Neues Laus. Magazin, Bd. 13, Hft. 4, S. 340.) Demnach würde die vorstehende Redensart eine Person bezeichnen, die tief in der öffentlichen Achtung gesunken ist oder als eine solche, wenn auch ungerechterweise, behandelt wird. (Vgl. den Aufsatz: Die Strafen, der Vorzeit und Gegenwart in der Gartenlaube, Leipzig 1856, Nr. 23 u. 24, S. 320.) – Nach andern soll die Redensart ihren Ursprung in der Zeit Heinrich's I. von Deutschland haben, der den bei Bautzen lagernden Ungarn zwei Boten mit einem Fehdebriefe nebst zwei räudigen Hunden übersandte, worüber der Ungarfürst so in Zorn gerieth, dass er den Boten Nasen und Ohren abschneiden liess und sie so nebst den Hunden an Heinrich I. zurückschickte. Da dies Hundeführen nach Bautzen den Boten so schlecht bekam, so soll seitdem die Redensart angewandt worden sein, um die äusserste Noth zu bezeichnen, weil gewiss jeder erst dann dies Geschäft ergreifen würde, wenn sonst gar kein Rettungsmittel für ihn vorhanden wäre.

Lat.: Servabis bovem. (Philippi, II, 179.)

*1601 Er muss immer den Hund heben. (Nürtingen.)

Das Schwerste bei der Sache thun.

*1602 Er muss sein Hund oder sein Narr sein.

*1603 Er schlägt den Hund vorm Wild.

*1604 Er sieht darauf wie ein Hund auf eine kranke Kuh.

*1605 Er sieht einen weissen Hund für einen Bäckergesellen (oder: Müllerknecht) an.Simrock, 5076.

„Ich sauff dich, ich tauff dich, ich rauff dich, seh, wie dir die Stieraugen spannenweit vor dem Kopff ligen; jetzt sichst ein weissen Hund für ein Müllerknecht an.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 178.)

Frz.: Il croit que les vessies sont des lanternes.

Holl.: Hij ziet een' witten hond ann voor een' bakkers knecht. (Harrebomée, I, 320.)

*1606 Er spricht nicht Hund, noch Narr. (Meiningen.)

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[[445]/0451] Hä ess op der Honk kummen. Hä ess vom Bett op et Strüh kummen. Hä ess vom Essel op den Driefer kummen. Dä kan der Düvel net mieh banne. Dä steht zwesche Hangen un Würgen. Dä ess us dem Rähn en de Dâchsief kummen. Dä fiddelt noch op ênen Schnôr. Dat ess'ne Mann, dä sich net mieh gehürig söhne un der Düvel met Weihwasser onge de Ope werpe kann. Et Hus steht op popierne olle. Dü ess jetzt wie 'ne Voggel op de Heck. Hä ess öm de Eck. Hä ess övver de Wuppen. *1579 Er ist auf den Hund gekommen, wie eine deutsche Constitution. (Aus Kurhessen 1855.) *1580 Er ist den Hunden überliefert. In schlechte Hände gefallen. *1581 Er ist der Hund, der das Leder gefressen hat. – Murner, Nb., 30. An ihm wird fremdes Vergehen gebüsst. „Ich binn der selb frumm fleissig hundt, der wol seines herren hüten kundt; da aber kam der neyd vnd hass, ward ich der Hundt ders leder frass.“ – „Die falsche katz leugt mich yetz an, das ich das leder fressen han.“ (Kloster, IV, 713.) *1582 Er ist ein Hund, wenn er Zaggel hat. – Luther's Ms., S. 1. *1583 Er ist ein todter Hund. Ein machtloser, ungefährlicher Mensch. (Vgl. 1, Sam. 24, 15; 2 Sam. 9, 8 u. 16, 9.) *1584 Er ist mit allen Hunden gehetzt. (S. Pfütze und Wasser.) – Eiselein, 332; Simrock, 5063; Frischbier, 344; Frischbier2, 1716; Braun, I, 1529; Lohrengel, II, 381. „Ein mit allen Hunden gehetzter Fuchs.“ (Langbein, Zimpel's Brautfahrt, Berlin 1820, XXIX.) Lat.: A fronte praecipitium, a tergo lupi. – Leporis vitam vivere. (Eiselein, 332.) *1585 Er ist unter die Hunde gekommen. – Frischbier2, 1715. Frz.: Ils veulent faire comme les grands chiens, ils veulent pisser contre les murailles. (Kritzinger, 140b; Starschedel, 102.) *1586 Er ist weder Hund noch Fuchs. „Die weder Hund noch Fuchs (vom Hasen sag' ich nichts), weder unter die Gelehrten noch Ungelehrten zu rechnen seyn.“ (Grimmelshausen, Teutscher Michel.) *1587 Er ist wie der Hund an der Kette. Er kann nicht abkommen, weil Amt oder Beruf es nicht gestatten. Frz.: Il est là comme un chien à l'attache. (Lendroy, 66; Starschedel, 102; Kritzinger, 141a.) Holl.: Hij is er als een hond aan den band. (Harrebomée, I, 319.) *1588 Er ist wie der Hund an der Krippe. Von denen, die weder selbst etwas geniessen, noch es andere geniessen lassen. Wenn jemand kostbare Handschriften sorgfältig eingeschlossen bewahrt, und sie weder selbst aufschlägt, noch andern die Benutzung erlaubt, sowie der Hund an der Krippe keine Gerste frisst, aber dennoch dem Pferde den Genuss verwehrt. *1589 Er ist wie der Hund auf dem Heu, er frisst es selbst nicht und lässt's auch die Kuh nicht fressen. Ein treffliches Bild des Neides. Holl.: Hij slacht den hond, die op het hooi lag, hij mogt het zelf niet en wilde niet toelaten, dat de os het at. (Harrebomée, I, 320.) Poln.: By pies na sianie, sam go nie je i krowie go nie da. (Wurzfbach, I, 209, 100.) Port.: Cāo de palheiro nem come, nem deixa comer. (Bohn I, 271.) *1590 Er ist wie ein abgebrühter (verbrühter) Hund. – Frischbier2, 1718. *1591 Er jagt den Hund aus der Küchen. – Eyering, II, 325; Henisch, 634, 26. Von einem, der nicht weiss, was er mit seiner Zeit anfangen soll. (Grimm, V, 795.) *1592 Er kann keinen Hund aus dem Ofen locken. – Schottel, 1115a; Sailer, 302; Körte, 3046c; Wurzbach II, 197; Lohrengel, II, 362. Er weiss sich in keiner Verlegenheit Rath, und versteht seine Kenntnisse nicht anzuwenden. Oder: Er ist so mittellos, dass ihm ein Stück Brot sogar fehlt, einen Hund damit zu locken. Frz.: Il n'est absolument bon à rien. *1593 Er kann mit den Hunden heulen. Holl.: Hij kan wel met de honden huilen. (Harrebomée, I, 320.) *1594 Er kommt vom Hunde auf den Schwanz. (Militsch in Schlesien.) In seiner Wirthschaft rückwärts. *1595 Er lässt keinen Hund in Ruh'. Holl.: Hij kan geen' hond of geene kat met vrede laten. (Harrebomée, I, 320.) *1596 Er läst die Hund sorgen, die dörffen vier Schuh. – Lehmann, 721, 2. Lehmann a. a. O. hat mit der vorstehenden Redensart die folgenden zusammengestellt, um den Sorglosen zu schildern: „Er fragt nichts darnach, es werde Essig oder Wasser aussm ding. Es geht jhm vmb die Finger vnnd nicht drin. Es geht jhm vmbs Wammes, nicht ins Hertz. Er trägt kein eng Wammes. Er sihet das Wetter in der warmen Stuben zum Fenster auss an. Er läst rauschen wz nit bleiben will. Er machts wie die Herrn zu Metz, die lassens geschehen, wann es regnet. Er kehrt sich an keine Ganss, sie sei dann gebraten. Er wüscht das Maul vnd gehet davon. Was er nicht darff, lässt er fliessen. Er deckt den Himmel darüber. Sein Wammes liegt so hart nicht an; er kan es aussthun, wann er will. Er setzt sich nieder vnd trincket einmal. Er hinckt nicht, thut jhn auch nicht wehe, wann ein ander sich stösst. Er sieht, wie er seine Sorgen andern anhängt. Er sagt nicht, was der Müller aufschüt. Er will den Gelehrten befehlen, die werden die Todten rathfragen. Rom geht jhn nichts an, er hat kein Haus darin.“ *1597 Er macht's wie Fugger's Hund, wie Scharcha-Manhem's Hund. (S. Machen.) – Tendlau, 797. *1598 Er mag nümme mit de Hünde über d' Häg us. (Luzern.) *1599 Er meint, der grosse Hund ist sein Göth' (Pathe) und is nicht amol der kleine. (Rott-Thal.) *1600 Er möchte (muss) Hunde führen bis Bautzen (auch Buschendorf bei Nürnberg). – Körte, 3047e u. 3784; Simrock, 5075; Braun, I, 1556; Grimm, Rechtsalt., 717; schlesisch bei Gomolcke, 181. So gross der Reichthum der Erfindung in Betreff der Lebens- und Leibesstrafen in der Vorzeit war, so mannichfach waren auch die Ehrenstrafen, deren man sich bediente. Zu den letztern gehörte es z. B., dass Adeliche, welche während Anwesenheit des Kaisers das Land beunruhigten, einen Hund bis an ein Haus, eine Kirche oder die Grenze tragen, oder bis zu den Jagden des Herrschers an den nächsten Grenzort des Gaues führen mussten. (Vgl. Grimm, Deutsche Rechtsalt., 715.) Im ostfriesischen Landesrechte bestand unter dem Namen Hermschêd, sonst Harmschêr, Harniscara genannt, eine uralte geistliche Strafe, nach welcher der büssende Missethäter (z. B. ein Meineidiger) einen Stuhl, ein Rad, einen Hund u. s. w. zum Schimpf tragen musste. (Stürenburg, 86b.) Sonst bestimmte Karl V. (Peinliche Halsgerichtsordnung, Art. 128) zur Strafe der Landesfriedensbrecher das Schwert. (Vgl. auch Döbber, Schauplatz der Leibes- und Lebensstrafen, I, 1080; Neues Laus. Magazin, Bd. 13, Hft. 4, S. 340.) Demnach würde die vorstehende Redensart eine Person bezeichnen, die tief in der öffentlichen Achtung gesunken ist oder als eine solche, wenn auch ungerechterweise, behandelt wird. (Vgl. den Aufsatz: Die Strafen, der Vorzeit und Gegenwart in der Gartenlaube, Leipzig 1856, Nr. 23 u. 24, S. 320.) – Nach andern soll die Redensart ihren Ursprung in der Zeit Heinrich's I. von Deutschland haben, der den bei Bautzen lagernden Ungarn zwei Boten mit einem Fehdebriefe nebst zwei räudigen Hunden übersandte, worüber der Ungarfürst so in Zorn gerieth, dass er den Boten Nasen und Ohren abschneiden liess und sie so nebst den Hunden an Heinrich I. zurückschickte. Da dies Hundeführen nach Bautzen den Boten so schlecht bekam, so soll seitdem die Redensart angewandt worden sein, um die äusserste Noth zu bezeichnen, weil gewiss jeder erst dann dies Geschäft ergreifen würde, wenn sonst gar kein Rettungsmittel für ihn vorhanden wäre. Lat.: Servabis bovem. (Philippi, II, 179.) *1601 Er muss immer den Hund heben. (Nürtingen.) Das Schwerste bei der Sache thun. *1602 Er muss sein Hund oder sein Narr sein. *1603 Er schlägt den Hund vorm Wild. *1604 Er sieht darauf wie ein Hund auf eine kranke Kuh. *1605 Er sieht einen weissen Hund für einen Bäckergesellen (oder: Müllerknecht) an. – Simrock, 5076. „Ich sauff dich, ich tauff dich, ich rauff dich, seh, wie dir die Stieraugen spannenweit vor dem Kopff ligen; jetzt sichst ein weissen Hund für ein Müllerknecht an.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 178.) Frz.: Il croit que les vessies sont des lanternes. Holl.: Hij ziet een' witten hond ann voor een' bakkers knecht. (Harrebomée, I, 320.) *1606 Er spricht nicht Hund, noch Narr. (Meiningen.) Sagt gar nichts, äussert sich weder für noch gegen, weder zustimmend, noch abweisend. Er sagt nichts weder Hund noch Narr. (Vgl. Frommann, III, 392, 2.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [445]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/451>, abgerufen am 01.07.2024.