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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] *1543 Einem einen blauen Hund zeigen. - Körte, 3046a.

Soviel, wie ihm etwas auf den Aermel binden.

*1544 Einem Hunde die Schmer anvertrauen.

It.: Non andar dalla gatta per lardo.

*1545 Einem tollen Hunde ins Maul greifen.

Eine Sache von der gefährlichsten Seite anfassen.

Frz.: Prendre le tison par ou il braule. (Lendroy, 1242.)

*1546 Einen alten Hund davon verstehen. - Braun, I, 1531.

*1547 Einen geschundenen Hund schinden.

Einmal, einen quälen, der schon sehr viel erlitten hat, jemand dasselbe Leiden wiederholt zufügen; dann auch, sich vergebliche Mühe machen.

It.: Scorticar il cane scorticato. (Bohn I, 125.)

*1548 Einen Hund an eine Bratwurst binden. - Henisch, 480, 64.

Lat.: Agninis lactibus alligare canem. - Cognatum illi, lupo ovem committere. (Henisch, 480, 65.)

*1549 Einen Hund nach Buxtehude tragen.

Von thörichten Bemühungen.

*1550 Einen mit Hunden forthetzen.

"Mit Hunden soll man sie ausshetzen." (Waldis, IV, 3.)

*1551 Einen tollen Hund streicheln.

*1552 Einen wie einen Hund halten (behandeln). (S. Fusshader.) - Mathesy, 38b.

Frz.: Recevoir quelqu'un comme un chien dans un jeu de quilles. (Lendroy, 1276.)

*1553 Em känen ümmer de Hunde bepissen. - Dähnert, 199a.

Von einem, der niemals Geld bei sich hat.

*1554 En schevatsken Hund. - Eichwald, 853.

*1555 Er bedarf eines Hundes, wie der Bettler einer Goldwage. - Eiselein, 330.

Lat.: Te ipsum non alens catulos alis. ( Eiselein, 330.)

*1556 Er beisst danach wie der Hund in den Stein.

Von Zorn, der nicht auf den richtigen Gegenstand gerichtet ist.

*1557 Er bricht dem Hunde die Zähne aus und beisst (bellt) selber.

*1558 Er chient kein Hund us em Ofe'n use locke. (Schaffhausen.) - Schweiz, II, 168, 38.

Zur Erklärung dient der lateinische Reim: vide canis, hic est panis.

*1559 Er fällt über den hund. - Luther's Ms., 12.

*1560 Er findet den Hund im Topf.

Kommt zu spät, es ist alles aufgezehrt, der Hund leckt schon die Geschirre ab.

*1561 Er geht wie der Hund auf die Kirmes.

*1562 Er gibt dem Hunde keinen abgeklaubten Knochen, er kocht ihn erst aus.

Poln.: Nie wyrzuci on za psam miesa, ledwie kosc. (Lompa, 5.)

*1563 Er had ma 'n Hund ablassen. (Baiern.)

D. i. er hat mir den Hund abgelassen, er hat mit mir getanzt. Daher weil die Mädchen, gleich dem Kettenhunde, immer an ihrer Stelle sitzen bleiben, bis eine Mannsperson sie zum Tanz auffordert. (Zaupser, Idiot., Nachlese, 23.)

*1564 Er hängt's dem Hunde an den Wedel (Schweif). (Rottenburg.)

*1565 Er hat den Hund bellen hören, hat ihn aber nicht gesehen.

Dän.: Har vel hörd hunden giöe men har ei seet ham i bund. (Prov. dan., 307.)

*1566 Er hat den Hund nach Fleisch geschickt. - Eyering, II, 274.

*1567 Er hat den Hund im Leibe. (Köthen.)

Ist ruinirt.

*1568 Er hat einen Hund da peitschen sehen. (Fries.)

Um zu sagen, dass jemand in Bezug auf eine Sache das Vertrauen, die Zuneigung fehlt, weil er unangenehme Erfahrungen in Betreff derselben gemacht hat. Er will nicht Soldat, Landwirth u. s. w. werden, weil er die Beschwerden u. s. w. dieses Berufs kennen gelernt hat.

*1569 Er hat Hund und Strick zugleich verloren. Wenn alles auf einmal zu Grunde geht.

*1570 Er hat keinen todten Hund gesehen. (Schles.)

Der Unerfahrene oder der Neugierige, der sich umsonst bemüht hat.

*1571 Er hat nit einen hund auss dem ofen zu locken. - Franck, II, 23b; Hauer, Kiij3; für Schlesien: Gomolcke, 376.

Franck a. a. O. führt diese Redensart an, um den Sinn der lateinischen: Zonam perdidit, dadurch auszudrücken. Er fügt aber noch folgende für denselben Zweck zur geeigneten Auswahl hinzu, wenn es sich darum handelt, [Spaltenumbruch] den Gedanken auszusprechen, dass jemand nichts besitzt, dass es mit seinem Vermögen zu Ende ist: "Es ist jm pestilenz in seckel kommen. Er hat gelt in eim wetzstein verneet. Er helt hauss in wetschger. Er bringt mehr leuss dann gelts. Er ist von blinden beraubt worden zwischen zwo kanten. Er hat weder seckel noch gelt. Er hat den gürtel verzert. Er hat den schlüssel zur trugen, da das gelt innen ligt, verlorn. Er ist reich daheym, hat aber weit heym." "Die alten krieger vnd Vngern", sagt er, "trugen jre barschafft hangen vnd eingeneet für künfftig not an vnd vnder dem gürtel; der nun nicht het sein Capellin besungen, von dem sagt man: zonam perdidit. Es ist jhm der gürtel empfallen. Hir sihe aber, wie allenthalb, wo die Latini, Greci oder Hebrei ein sprichwort haben, haben wir zehen." - Die Polen sagen: Er hat nicht, um einen Hund zur Thür hinauszutreiben.

Poln.: Nie ma czem psa z domu wygnac. (Lompa, 26.)

*1572 Er hat sich ganz auf den Hund geschafft.

*1573 Er hat weder Hund noch Katze.

Er ernährt kein lebendes Thier, ist sehr arm.

Frz.: Il n'a ni cheval ni ane, ni ane ni mulet.

*1574 Er hat's, als hätt' ihn ein Hund gebissen. - Campe, II, 801b.

Er muss es ungeahndet hingehen lassen.

*1575 Er hilft ihm auf den Hund.

Trägt zur Verschlechterung seiner Lage bei.

*1576 Er ist allen Hunden schuldig.

*1577 Er ist auf dem Hunde.

*1578 Er ist auf den Hund gekommen. - Frischbier, 345; Frischbier2, 1715; Körte, 3048; Lohrengel, I, 21.

Nach einigen soll Wallenstein diese Redensart veranlasst haben. Auf der Universität Altdorf studirend, war er in der Regel an den Streichen der Studenten nicht wenig betheiligt. Um jene Zeit ward ein neues Schulgefängniss (Carcer) erbaut. Damit es lange unbesetzt bleiben möchte, machte der Rector bekannt, dass es den Namen dessen führen solle, der zuerst dahin kommen werde. Nachdem das Ehrgefühl die Studirenden lange vor so strafwürdigen Handlungen bewahrt hatte, wurde endlich dem Wallenstein die Strafe zuerkannt, der indess ein Mittel fand, seinen Namen der Brandmarkung zu entziehen. Er half sich nämlich damit, dass er, als er eingesperrt werden sollte, einen Hund mit sich nahm und diesen vor sich zur Thür hineinschob. Der Einfall ward belacht und der Carcer hiess von nun an "der Hund". Der böhmische Geschichtschreiber Palacky hat nun zwar den Studienaufenthalt Wallenstein's in Altdorf für ein Märchen erklärt, obwol eine Eingabe desselben, datirt 20. Jan. 1600, um Erlass der verfügten Relegation, unterzeichnet "Albrecht von Waldstein Freiherr", aus den Acten seit 1790 gedruckt vorliegt. Der Archivar Baader hat aber in einer kleinen Schrift (Wallenstein als Student an der Universität Atldorf, Nürnberg 1860) die Identität jenes wegen Strassentumultes, Schuldenmachens u. s. w. relegirten Raufboldes mit dem nachmaligen Herzoge Friedland unzweifelhaft nachgewiesen. - "Auf den Hund kommen" hiess also ursprünglich so viel als ins Schuldgefängniss kommen. In der Folge bekam die Redensart die allgemeinere Bedeutung: in schlechte Umstände gerathen. Dieser Erklärung steht aber das Bedenken entgegen, dass die Redensart von Schriftstellern jener Zeit so gebraucht wird, als ob sie bereits allbekannt wäre. So sagt Fischart (Geschichtklitterung, 1617): "Ja, dass ich euch auf den Hund bringe!" - Andere erklären so: "In Bergwerken ist bekanntlich die niedrigste Arbeit das Wegschaffen der überflüssigen Erd- und Steinmassen, welche in der Regel die >Jungen< verrichten. Die Karren, welche dazu gebraucht werden, heissen >Hunde<. Die Bergleute, welche den Hund fahren, bilden die unterste Klasse und bekommen den geringsten Lohn. Macht sich ein Bergmann höherer Klasse eines Vergehens schuldig, so muss er den >Hund fahren<; er ist auf den Hund herabgesetzt worden, ist auf den Hund gekommen." (Vgl. Deutsche Romanzeitung, Berlin 1864, Jahrg. 1, S. 950.) - Man hat auch noch einen ältern Ursprung der Redensart gesucht. Ein griechischer Redner, Namens Zoilus, machte es sich zur Aufgabe, alle Dichter, besonders aber Homer, herabzuwürdigen. Man nannte ihn deshalb den Hund der Beredsamkeit. Sein grösstes Verdienst bestand im Widersprechen; er tadelte und lästerte alles; er machte alles schlecht. Wenn es daher jemand schlecht geht, so geht es ihm so, wie denen, welche Zoilus angriff; sie sind auf dem Hunde. Zoilus zeichnete sich, wie Aelian im 2. Buche seiner Geschichten erzählt, schon durch seine Tracht aus. Er trug einen grossen Bart, der bis an den Gürtel herabhing, sein Kopf war kahl und die Haare warren bis auf die Haut abgeschoren. Er bediente sich eines Mantels, der ihm bis an die Knie reichte. - Wie verschieden indess die Ansichten über den Ursprung der Redensart sind, so geht doch ihr Sinn dahin, auszudrücken, dass jemand in seinen Verhältnissen heruntergekommen sei. Herr Lehrer Schwieren in Bedburg hat mir folgende mundartliche Redensarten mitgetheilt, welche dies Herunterkommen aus bessern Umständen in Noth bis zu völliger Armuth und Entblössung von allen Hülfsmitteln in verschiedener Weise ausdrücken

[Spaltenumbruch] *1543 Einem einen blauen Hund zeigen.Körte, 3046a.

Soviel, wie ihm etwas auf den Aermel binden.

*1544 Einem Hunde die Schmer anvertrauen.

It.: Non andar dalla gatta per lardo.

*1545 Einem tollen Hunde ins Maul greifen.

Eine Sache von der gefährlichsten Seite anfassen.

Frz.: Prendre le tison par où il brûle. (Lendroy, 1242.)

*1546 Einen alten Hund davon verstehen.Braun, I, 1531.

*1547 Einen geschundenen Hund schinden.

Einmal, einen quälen, der schon sehr viel erlitten hat, jemand dasselbe Leiden wiederholt zufügen; dann auch, sich vergebliche Mühe machen.

It.: Scorticar il cane scorticato. (Bohn I, 125.)

*1548 Einen Hund an eine Bratwurst binden.Henisch, 480, 64.

Lat.: Agninis lactibus alligare canem. – Cognatum illi, lupo ovem committere. (Henisch, 480, 65.)

*1549 Einen Hund nach Buxtehude tragen.

Von thörichten Bemühungen.

*1550 Einen mit Hunden forthetzen.

„Mit Hunden soll man sie ausshetzen.“ (Waldis, IV, 3.)

*1551 Einen tollen Hund streicheln.

*1552 Einen wie einen Hund halten (behandeln). (S. Fusshader.) – Mathesy, 38b.

Frz.: Recevoir quelqu'un comme un chien dans un jeu de quilles. (Lendroy, 1276.)

*1553 Em känen ümmer de Hunde bepissen.Dähnert, 199a.

Von einem, der niemals Geld bei sich hat.

*1554 En schevatsken Hund.Eichwald, 853.

*1555 Er bedarf eines Hundes, wie der Bettler einer Goldwage.Eiselein, 330.

Lat.: Te ipsum non alens catulos alis. ( Eiselein, 330.)

*1556 Er beisst danach wie der Hund in den Stein.

Von Zorn, der nicht auf den richtigen Gegenstand gerichtet ist.

*1557 Er bricht dem Hunde die Zähne aus und beisst (bellt) selber.

*1558 Er chient kein Hund us em Ofe'n use locke. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 38.

Zur Erklärung dient der lateinische Reim: vide canis, hic est panis.

*1559 Er fällt über den hund.Luther's Ms., 12.

*1560 Er findet den Hund im Topf.

Kommt zu spät, es ist alles aufgezehrt, der Hund leckt schon die Geschirre ab.

*1561 Er geht wie der Hund auf die Kirmes.

*1562 Er gibt dem Hunde keinen abgeklaubten Knochen, er kocht ihn erst aus.

Poln.: Nie wyrzuci on za psam mięsa, ledwie kość. (Lompa, 5.)

*1563 Er had ma 'n Hund ablassen. (Baiern.)

D. i. er hat mir den Hund abgelassen, er hat mit mir getanzt. Daher weil die Mädchen, gleich dem Kettenhunde, immer an ihrer Stelle sitzen bleiben, bis eine Mannsperson sie zum Tanz auffordert. (Zaupser, Idiot., Nachlese, 23.)

*1564 Er hängt's dem Hunde an den Wedel (Schweif). (Rottenburg.)

*1565 Er hat den Hund bellen hören, hat ihn aber nicht gesehen.

Dän.: Har vel hørd hunden giøe men har ei seet ham i bund. (Prov. dan., 307.)

*1566 Er hat den Hund nach Fleisch geschickt.Eyering, II, 274.

*1567 Er hat den Hund im Leibe. (Köthen.)

Ist ruinirt.

*1568 Er hat einen Hund da peitschen sehen. (Fries.)

Um zu sagen, dass jemand in Bezug auf eine Sache das Vertrauen, die Zuneigung fehlt, weil er unangenehme Erfahrungen in Betreff derselben gemacht hat. Er will nicht Soldat, Landwirth u. s. w. werden, weil er die Beschwerden u. s. w. dieses Berufs kennen gelernt hat.

*1569 Er hat Hund und Strick zugleich verloren. Wenn alles auf einmal zu Grunde geht.

*1570 Er hat keinen todten Hund gesehen. (Schles.)

Der Unerfahrene oder der Neugierige, der sich umsonst bemüht hat.

*1571 Er hat nit einen hund auss dem ofen zu locken.Franck, II, 23b; Hauer, Kiij3; für Schlesien: Gomolcke, 376.

Franck a. a. O. führt diese Redensart an, um den Sinn der lateinischen: Zonam perdidit, dadurch auszudrücken. Er fügt aber noch folgende für denselben Zweck zur geeigneten Auswahl hinzu, wenn es sich darum handelt, [Spaltenumbruch] den Gedanken auszusprechen, dass jemand nichts besitzt, dass es mit seinem Vermögen zu Ende ist: „Es ist jm pestilenz in seckel kommen. Er hat gelt in eim wetzstein verneet. Er helt hauss in wetschger. Er bringt mehr leuss dann gelts. Er ist von blinden beraubt worden zwischen zwo kanten. Er hat weder seckel noch gelt. Er hat den gürtel verzert. Er hat den schlüssel zur trugen, da das gelt innen ligt, verlorn. Er ist reich daheym, hat aber weit heym.“ „Die alten krieger vnd Vngern“, sagt er, „trugen jre barschafft hangen vnd eingeneet für künfftig not an vnd vnder dem gürtel; der nun nicht het sein Capellin besungen, von dem sagt man: zonam perdidit. Es ist jhm der gürtel empfallen. Hir sihe aber, wie allenthalb, wo die Latini, Greci oder Hebrei ein sprichwort haben, haben wir zehen.“ – Die Polen sagen: Er hat nicht, um einen Hund zur Thür hinauszutreiben.

Poln.: Nie ma czem psa z domu wygnać. (Lompa, 26.)

*1572 Er hat sich ganz auf den Hund geschafft.

*1573 Er hat weder Hund noch Katze.

Er ernährt kein lebendes Thier, ist sehr arm.

Frz.: Il n'a ni cheval ni âne, ni âne ni mulet.

*1574 Er hat's, als hätt' ihn ein Hund gebissen.Campe, II, 801b.

Er muss es ungeahndet hingehen lassen.

*1575 Er hilft ihm auf den Hund.

Trägt zur Verschlechterung seiner Lage bei.

*1576 Er ist allen Hunden schuldig.

*1577 Er ist auf dem Hunde.

*1578 Er ist auf den Hund gekommen.Frischbier, 345; Frischbier2, 1715; Körte, 3048; Lohrengel, I, 21.

Nach einigen soll Wallenstein diese Redensart veranlasst haben. Auf der Universität Altdorf studirend, war er in der Regel an den Streichen der Studenten nicht wenig betheiligt. Um jene Zeit ward ein neues Schulgefängniss (Carcer) erbaut. Damit es lange unbesetzt bleiben möchte, machte der Rector bekannt, dass es den Namen dessen führen solle, der zuerst dahin kommen werde. Nachdem das Ehrgefühl die Studirenden lange vor so strafwürdigen Handlungen bewahrt hatte, wurde endlich dem Wallenstein die Strafe zuerkannt, der indess ein Mittel fand, seinen Namen der Brandmarkung zu entziehen. Er half sich nämlich damit, dass er, als er eingesperrt werden sollte, einen Hund mit sich nahm und diesen vor sich zur Thür hineinschob. Der Einfall ward belacht und der Carcer hiess von nun an „der Hund“. Der böhmische Geschichtschreiber Palacky hat nun zwar den Studienaufenthalt Wallenstein's in Altdorf für ein Märchen erklärt, obwol eine Eingabe desselben, datirt 20. Jan. 1600, um Erlass der verfügten Relegation, unterzeichnet „Albrecht von Waldstein Freiherr“, aus den Acten seit 1790 gedruckt vorliegt. Der Archivar Baader hat aber in einer kleinen Schrift (Wallenstein als Student an der Universität Atldorf, Nürnberg 1860) die Identität jenes wegen Strassentumultes, Schuldenmachens u. s. w. relegirten Raufboldes mit dem nachmaligen Herzoge Friedland unzweifelhaft nachgewiesen. – „Auf den Hund kommen“ hiess also ursprünglich so viel als ins Schuldgefängniss kommen. In der Folge bekam die Redensart die allgemeinere Bedeutung: in schlechte Umstände gerathen. Dieser Erklärung steht aber das Bedenken entgegen, dass die Redensart von Schriftstellern jener Zeit so gebraucht wird, als ob sie bereits allbekannt wäre. So sagt Fischart (Geschichtklitterung, 1617): „Ja, dass ich euch auf den Hund bringe!“ – Andere erklären so: „In Bergwerken ist bekanntlich die niedrigste Arbeit das Wegschaffen der überflüssigen Erd- und Steinmassen, welche in der Regel die ›Jungen‹ verrichten. Die Karren, welche dazu gebraucht werden, heissen ›Hunde‹. Die Bergleute, welche den Hund fahren, bilden die unterste Klasse und bekommen den geringsten Lohn. Macht sich ein Bergmann höherer Klasse eines Vergehens schuldig, so muss er den ›Hund fahren‹; er ist auf den Hund herabgesetzt worden, ist auf den Hund gekommen.“ (Vgl. Deutsche Romanzeitung, Berlin 1864, Jahrg. 1, S. 950.) – Man hat auch noch einen ältern Ursprung der Redensart gesucht. Ein griechischer Redner, Namens Zoilus, machte es sich zur Aufgabe, alle Dichter, besonders aber Homer, herabzuwürdigen. Man nannte ihn deshalb den Hund der Beredsamkeit. Sein grösstes Verdienst bestand im Widersprechen; er tadelte und lästerte alles; er machte alles schlecht. Wenn es daher jemand schlecht geht, so geht es ihm so, wie denen, welche Zoilus angriff; sie sind auf dem Hunde. Zoilus zeichnete sich, wie Aelian im 2. Buche seiner Geschichten erzählt, schon durch seine Tracht aus. Er trug einen grossen Bart, der bis an den Gürtel herabhing, sein Kopf war kahl und die Haare warren bis auf die Haut abgeschoren. Er bediente sich eines Mantels, der ihm bis an die Knie reichte. – Wie verschieden indess die Ansichten über den Ursprung der Redensart sind, so geht doch ihr Sinn dahin, auszudrücken, dass jemand in seinen Verhältnissen heruntergekommen sei. Herr Lehrer Schwieren in Bedburg hat mir folgende mundartliche Redensarten mitgetheilt, welche dies Herunterkommen aus bessern Umständen in Noth bis zu völliger Armuth und Entblössung von allen Hülfsmitteln in verschiedener Weise ausdrücken

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[[444]/0450] *1543 Einem einen blauen Hund zeigen. – Körte, 3046a. Soviel, wie ihm etwas auf den Aermel binden. *1544 Einem Hunde die Schmer anvertrauen. It.: Non andar dalla gatta per lardo. *1545 Einem tollen Hunde ins Maul greifen. Eine Sache von der gefährlichsten Seite anfassen. Frz.: Prendre le tison par où il brûle. (Lendroy, 1242.) *1546 Einen alten Hund davon verstehen. – Braun, I, 1531. *1547 Einen geschundenen Hund schinden. Einmal, einen quälen, der schon sehr viel erlitten hat, jemand dasselbe Leiden wiederholt zufügen; dann auch, sich vergebliche Mühe machen. It.: Scorticar il cane scorticato. (Bohn I, 125.) *1548 Einen Hund an eine Bratwurst binden. – Henisch, 480, 64. Lat.: Agninis lactibus alligare canem. – Cognatum illi, lupo ovem committere. (Henisch, 480, 65.) *1549 Einen Hund nach Buxtehude tragen. Von thörichten Bemühungen. *1550 Einen mit Hunden forthetzen. „Mit Hunden soll man sie ausshetzen.“ (Waldis, IV, 3.) *1551 Einen tollen Hund streicheln. *1552 Einen wie einen Hund halten (behandeln). (S. Fusshader.) – Mathesy, 38b. Frz.: Recevoir quelqu'un comme un chien dans un jeu de quilles. (Lendroy, 1276.) *1553 Em känen ümmer de Hunde bepissen. – Dähnert, 199a. Von einem, der niemals Geld bei sich hat. *1554 En schevatsken Hund. – Eichwald, 853. *1555 Er bedarf eines Hundes, wie der Bettler einer Goldwage. – Eiselein, 330. Lat.: Te ipsum non alens catulos alis. ( Eiselein, 330.) *1556 Er beisst danach wie der Hund in den Stein. Von Zorn, der nicht auf den richtigen Gegenstand gerichtet ist. *1557 Er bricht dem Hunde die Zähne aus und beisst (bellt) selber. *1558 Er chient kein Hund us em Ofe'n use locke. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 38. Zur Erklärung dient der lateinische Reim: vide canis, hic est panis. *1559 Er fällt über den hund. – Luther's Ms., 12. *1560 Er findet den Hund im Topf. Kommt zu spät, es ist alles aufgezehrt, der Hund leckt schon die Geschirre ab. *1561 Er geht wie der Hund auf die Kirmes. *1562 Er gibt dem Hunde keinen abgeklaubten Knochen, er kocht ihn erst aus. Poln.: Nie wyrzuci on za psam mięsa, ledwie kość. (Lompa, 5.) *1563 Er had ma 'n Hund ablassen. (Baiern.) D. i. er hat mir den Hund abgelassen, er hat mit mir getanzt. Daher weil die Mädchen, gleich dem Kettenhunde, immer an ihrer Stelle sitzen bleiben, bis eine Mannsperson sie zum Tanz auffordert. (Zaupser, Idiot., Nachlese, 23.) *1564 Er hängt's dem Hunde an den Wedel (Schweif). (Rottenburg.) *1565 Er hat den Hund bellen hören, hat ihn aber nicht gesehen. Dän.: Har vel hørd hunden giøe men har ei seet ham i bund. (Prov. dan., 307.) *1566 Er hat den Hund nach Fleisch geschickt. – Eyering, II, 274. *1567 Er hat den Hund im Leibe. (Köthen.) Ist ruinirt. *1568 Er hat einen Hund da peitschen sehen. (Fries.) Um zu sagen, dass jemand in Bezug auf eine Sache das Vertrauen, die Zuneigung fehlt, weil er unangenehme Erfahrungen in Betreff derselben gemacht hat. Er will nicht Soldat, Landwirth u. s. w. werden, weil er die Beschwerden u. s. w. dieses Berufs kennen gelernt hat. *1569 Er hat Hund und Strick zugleich verloren. Wenn alles auf einmal zu Grunde geht. *1570 Er hat keinen todten Hund gesehen. (Schles.) Der Unerfahrene oder der Neugierige, der sich umsonst bemüht hat. *1571 Er hat nit einen hund auss dem ofen zu locken. – Franck, II, 23b; Hauer, Kiij3; für Schlesien: Gomolcke, 376. Franck a. a. O. führt diese Redensart an, um den Sinn der lateinischen: Zonam perdidit, dadurch auszudrücken. Er fügt aber noch folgende für denselben Zweck zur geeigneten Auswahl hinzu, wenn es sich darum handelt, den Gedanken auszusprechen, dass jemand nichts besitzt, dass es mit seinem Vermögen zu Ende ist: „Es ist jm pestilenz in seckel kommen. Er hat gelt in eim wetzstein verneet. Er helt hauss in wetschger. Er bringt mehr leuss dann gelts. Er ist von blinden beraubt worden zwischen zwo kanten. Er hat weder seckel noch gelt. Er hat den gürtel verzert. Er hat den schlüssel zur trugen, da das gelt innen ligt, verlorn. Er ist reich daheym, hat aber weit heym.“ „Die alten krieger vnd Vngern“, sagt er, „trugen jre barschafft hangen vnd eingeneet für künfftig not an vnd vnder dem gürtel; der nun nicht het sein Capellin besungen, von dem sagt man: zonam perdidit. Es ist jhm der gürtel empfallen. Hir sihe aber, wie allenthalb, wo die Latini, Greci oder Hebrei ein sprichwort haben, haben wir zehen.“ – Die Polen sagen: Er hat nicht, um einen Hund zur Thür hinauszutreiben. Poln.: Nie ma czem psa z domu wygnać. (Lompa, 26.) *1572 Er hat sich ganz auf den Hund geschafft. *1573 Er hat weder Hund noch Katze. Er ernährt kein lebendes Thier, ist sehr arm. Frz.: Il n'a ni cheval ni âne, ni âne ni mulet. *1574 Er hat's, als hätt' ihn ein Hund gebissen. – Campe, II, 801b. Er muss es ungeahndet hingehen lassen. *1575 Er hilft ihm auf den Hund. Trägt zur Verschlechterung seiner Lage bei. *1576 Er ist allen Hunden schuldig. *1577 Er ist auf dem Hunde. *1578 Er ist auf den Hund gekommen. – Frischbier, 345; Frischbier2, 1715; Körte, 3048; Lohrengel, I, 21. Nach einigen soll Wallenstein diese Redensart veranlasst haben. Auf der Universität Altdorf studirend, war er in der Regel an den Streichen der Studenten nicht wenig betheiligt. Um jene Zeit ward ein neues Schulgefängniss (Carcer) erbaut. Damit es lange unbesetzt bleiben möchte, machte der Rector bekannt, dass es den Namen dessen führen solle, der zuerst dahin kommen werde. Nachdem das Ehrgefühl die Studirenden lange vor so strafwürdigen Handlungen bewahrt hatte, wurde endlich dem Wallenstein die Strafe zuerkannt, der indess ein Mittel fand, seinen Namen der Brandmarkung zu entziehen. Er half sich nämlich damit, dass er, als er eingesperrt werden sollte, einen Hund mit sich nahm und diesen vor sich zur Thür hineinschob. Der Einfall ward belacht und der Carcer hiess von nun an „der Hund“. Der böhmische Geschichtschreiber Palacky hat nun zwar den Studienaufenthalt Wallenstein's in Altdorf für ein Märchen erklärt, obwol eine Eingabe desselben, datirt 20. Jan. 1600, um Erlass der verfügten Relegation, unterzeichnet „Albrecht von Waldstein Freiherr“, aus den Acten seit 1790 gedruckt vorliegt. Der Archivar Baader hat aber in einer kleinen Schrift (Wallenstein als Student an der Universität Atldorf, Nürnberg 1860) die Identität jenes wegen Strassentumultes, Schuldenmachens u. s. w. relegirten Raufboldes mit dem nachmaligen Herzoge Friedland unzweifelhaft nachgewiesen. – „Auf den Hund kommen“ hiess also ursprünglich so viel als ins Schuldgefängniss kommen. In der Folge bekam die Redensart die allgemeinere Bedeutung: in schlechte Umstände gerathen. Dieser Erklärung steht aber das Bedenken entgegen, dass die Redensart von Schriftstellern jener Zeit so gebraucht wird, als ob sie bereits allbekannt wäre. So sagt Fischart (Geschichtklitterung, 1617): „Ja, dass ich euch auf den Hund bringe!“ – Andere erklären so: „In Bergwerken ist bekanntlich die niedrigste Arbeit das Wegschaffen der überflüssigen Erd- und Steinmassen, welche in der Regel die ›Jungen‹ verrichten. Die Karren, welche dazu gebraucht werden, heissen ›Hunde‹. Die Bergleute, welche den Hund fahren, bilden die unterste Klasse und bekommen den geringsten Lohn. Macht sich ein Bergmann höherer Klasse eines Vergehens schuldig, so muss er den ›Hund fahren‹; er ist auf den Hund herabgesetzt worden, ist auf den Hund gekommen.“ (Vgl. Deutsche Romanzeitung, Berlin 1864, Jahrg. 1, S. 950.) – Man hat auch noch einen ältern Ursprung der Redensart gesucht. Ein griechischer Redner, Namens Zoilus, machte es sich zur Aufgabe, alle Dichter, besonders aber Homer, herabzuwürdigen. Man nannte ihn deshalb den Hund der Beredsamkeit. Sein grösstes Verdienst bestand im Widersprechen; er tadelte und lästerte alles; er machte alles schlecht. Wenn es daher jemand schlecht geht, so geht es ihm so, wie denen, welche Zoilus angriff; sie sind auf dem Hunde. Zoilus zeichnete sich, wie Aelian im 2. Buche seiner Geschichten erzählt, schon durch seine Tracht aus. Er trug einen grossen Bart, der bis an den Gürtel herabhing, sein Kopf war kahl und die Haare warren bis auf die Haut abgeschoren. Er bediente sich eines Mantels, der ihm bis an die Knie reichte. – Wie verschieden indess die Ansichten über den Ursprung der Redensart sind, so geht doch ihr Sinn dahin, auszudrücken, dass jemand in seinen Verhältnissen heruntergekommen sei. Herr Lehrer Schwieren in Bedburg hat mir folgende mundartliche Redensarten mitgetheilt, welche dies Herunterkommen aus bessern Umständen in Noth bis zu völliger Armuth und Entblössung von allen Hülfsmitteln in verschiedener Weise ausdrücken

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [444]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/450>, abgerufen am 24.11.2024.