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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 58 Der Hof macht kluge (höfliche) Leute.

Frz.: La cour derouille les gens. (Kritzinger, 181b.)

59 Der Hof trägt wol gute Früchte, es sind aber wenig, die sie geniessen. - Winckler, IV, 43.

60 Der Höfe Glanz führt das Volk zum Betteltanz.

"Der Glanz der Höfe ist die unnütze Flamme, welche das Mark der Völker verzehrt." (Welt und Zeit, III, 42, 52.)

61 Der Höfe Kostgänger sind Kauzenstreicher und Suppenfresser, Tellerschlecker und Speichellecker.

Jemand verglich das Hofgesinde mit einer grossen Menge Schaben, welche sich in ein zusammengeflicktes altes Kamisol eingenistet hatten, und den es im Traume nicht einfiele, dass ihre Herberge einst ausgebürstet und ausgeklopft werden könnte.

Dän.: Smiger og lögn findes ved alle hoffe. (Prov. dan., 3808.)

62 Der ist zu Hofe am übelsten daran, von dem man weder Gutes noch Böses redet. - Winckler, XIII, 51.

63 Der muss des Hofes sich begeben, der gedenket fromm zu leben.

64 Die kleinen Höfe sind der grossen Affen.

"Die kleinen Höfe ahmen grossen Mornarchien mit eben dem Glücke nach, mit welchem ein Schuhflicker auf dem Theater in Berlin den Hamlet spielen würde." (Welt und Zeit, III, 68, 13.)

65 Die zu Hoff am meisten arbeiten, die haben am wenigsten. - Lehmann, 392, 71.

66 Die zu Hoff einander am freundlichsten zusprechen, die trachten einander zu schaden (oder: die möchten einander gern den Hals brechen). - Lehmann, 391, 59.

Dän.: Til hove tale de venligst, ok skade meest. (Prov. dan., 301.)

67 Du must zu Hofe valthafft sein. - Agricola II, 317.

"Wer nicht ist valthafft vnd spitzig auff bössen gewin, der ist nicht witzig." Agricola führt a. a. O. diese Stelle aus Renner an.

68 Ein grosser Hoff muss viel Knechte vnd Megde haben. - Petri, II, 361.

69 Ein Hof in der Mitte des Dorfes und ein Nussbaum in der Mitte des Gartens verderben alles um sich her.

70 Ein Hof ohne Tugend ist eine Nacht ohne Stern.

It.: Corte senza virtu e notte senza stelle. (Pazzaglia, 68, 3.)

71 En Hof kann versinken, awer nich verdrinken. - Schambach, II, 143.

Ein Bauernhof kann durch schlechte Bewirtschaftung, durch Misjahre und andere Unfälle wol tief herunterkommen, aber er kann nie ganz verloren gehen, er wird sich vielmehr immer wieder erholen.

72 Es gibt zu Hoff viel Knechts Knecht. - Petri, II, 249.

73 Es ist zu Hof viel Leckerei und sagt niemand die Wahrheit als: ja, ja. - Eiselein, 315.

74 Es wil zu hoffe also sein, wer da wil faren, der muss schmieren. - Sarcerius, 44.

75 Graut is de Haf, graut geiht daraf. (Osnabrück.)

Wer viel hat, lässt viel draufgehen.

Holl.: Groot is het hof, veel moet erof. (Harrebomee, I, 313.)

76 Hof, Liebe und Jagd sind drei betrügliche Dinge. - Winckler, XX, 35.

77 Hof üm de Man (Mond), dat sall wol gan; Hof üm de Sün(ne), dar schreit Schippers Weit üm. (Ostfries.) - Eichwald, 2049; Frommann, VI, 282, 694; Bueren, 574; Hauskalender, II.

78 Höfe sind Vorstädte der Hölle. - Winckler, XIV, 53.

"Jeder Hof eines Königs ist eine Schlangenburg." (E. M. Arndt, Meine Wanderungen mit dem Freiherrn von Stein, Berlin 1858, S. 251.)

79 Hoff wil schlete hebben. - Petri, II, 383.

D. i. "hausshalten gehet ohn Vnrath vnnd vnkosten nicht ab."

80 Ich bin auf dem Hofe aufgewachsen und weiss wie man mit Rindvieh umgeht, sagte der Ochsenjunge.

Holl.: Hij is aan het hof van Jan Vlegel opgevoed. (Harrebomee, I, 356b.)

81 Je länger am Hofe des Edelmanns, desto länger in der Hölle bei den Teufeln. (Lit.)

82 Jeder hat in seinem eigenen Hofe genug zu gäten.

[Spaltenumbruch] 83 Jung zu Hof und alt zu Helle ist ein gewisses vngefelle. - Petri, II, 411; Latendorf II, 19; Sutor, 218.

Die Dänen empfehlen alt für den Hof und jung ins Kloster: Du skal vaere gammel til hofve, og ung til kloster. (Prov. dan., 296.)

Lat.: Regum sollicita, quicunq; senescit in aula, aut fuit aut semper postulat esse miser. (Loci comm., 17.)

84 Keiner fällt bei Hofe härter, als wer in seines Herrn Ungnade fällt.

85 Kleiner Hoff, kleiner Verlust. - Petri, II, 424.

86 Lang zu hofe, lang zu helle. - Agricola I, 262; Franck, I, 139b; Egenolff, 162b; Eyering, I, 20; III, 166; Zeytbuch, CXLIIIb; Petri, II, 431; Gruter, I, 54; Simplic., III, 452; Luther, 132; Guttenstein, II, 48; Manl., 611; Eiselein, 316; Sailer, 244; Simrock, 4813; Körte, 2889; für Schlesien: Frommann, III, 416, 612.

"Wie denn an manchem Hoffe gar ein Grottloss Sauleben geführet wird, und man davon um Leib und Seel kömt, daher denn auch das gemeine Sprichwort entstanden: Lang zu hofe, lang zu helle." (Luther, Werke, Isl. L, 291b.)

Böhm.: Dlouho pri dvore, dlouho v pekle. (Celakovsky, 321.)

Lat.: Exeat aula, qui volet eese pius; virtus et summa potestas non coeunt. (Lucan.) (Philippi, I, 142; Schonheim, E, 12.) - Exeat aula, qui vult esse pius. (Binder II, 1031; Seybold, 161.)

87 Man kennt zu hoff nichts bessres dann gelt. - Petri, II, 457; Henisch, 1474.

88 Man muss bei Hofe viel einfressen.

Frz.: Il faut avaler beaucoup de couleuvres a la cour. (Kritzinger, 43.)

89 Man weist den Hof so frei als die heilige Kirche. (S. Haus 289.) - Graf, 497, 85.

90 Me löpet wuol vam Huowe, awer nitt vam Truoge. (Iserlohn.) - Firmenich, III, 186.

91 Mott de Eene va'm Hof, dann sägt de Annere Goddlow. (Waldeck.)

Wenn der eine vom Hofe, d. h. sein Gut verkaufen muss, so freut sich der andere darüber.

92 Niemand bleibt zu Hoff fromb. - Lehmann, II, 427, 198.

93 Oft sitzt zu Hof und in einer Stadt einer im hohen Amt, den zwanzig Bauern auf einem Dorf nicht für einen Schultheissen würdig hielten. - Seybold, 319.

Lat.: Multis confertur dignitus, non aptitudo. (Seybold, 319.)

94 So mancher Hof, so manches Besthaupt. - Graf, 50, 177.

Besthaupt (Cormut, Todfall) ist eine Abgabe, die der Erbe eines nicht völlig freien Gutes beim Tode des Besitzers an den Grundherrn zu leisten hatte. (S. Fall 6.) So viel Höfe oder Herdstätten, so viel Besthaupt.

Mhd.: Als manich hove, als manich besthaupt. (Grimm, Weisth., l, 587.)

95 Selten ist zu Hoff geblieben, wer einfeltig ist vnd nicht durchtrieben. - Petri, II, 520.

96 Upm Hoewe mött twei Liypgänger siyn: de Buer un de Rüe. (Westf.)

97 Van en grot Hof geit völ af. (Ostfries.) - Bueren, 1193; Hauskalender, II.

98 Viel Höfe, viel Fäulniss.

Böhm.: Kolik dvoruv, tolik pover. (Celakovsky, 17.)

99 Vom Hofe fern ist das beste Leben.

Frz.: On a plus de mal a suyvre la court qu'a se sauver. (Leroux, II, 60.)

100 Wann zu Hoff zween zusammenhalten, so ist der dritt jhr Narr. - Lehmann, 389, 36; Einfälle, 442.

Dän.: Naar to holder sammen til hove, maale den tredie vaere nar. (Prov. dan., 302.)

101 Was lernet man zu Hoff nicht. - Gruter, III, 99; Lehmann, II, 865, 77.

Dän.: Det er fortabet man til hove laerer. (Prov. dan., 187 u. 302.)

102 Weit von Hof hat wenig Verdruss. - Eiselein, 316; Simrock, 4814.

Böhm.: Radeji chci sto mil jiti, nez bezdek u dvora byti. (Celakovsky, 322.)

Engl.: Far from court, far from care. (Gaal, 704.)

It.: Contro l'insidie della corte non e il miglior rimedio che la ritirata, e la lontananza. (Pazzaglia, 68, 2.)

Lat.: Dormit secure, cui non est functio curae. (Eiselein, 316.) - Vive tibi, quantumque potes, praelustria vita, saevum praelustri fulmen ab arce venit. (Ovid.) (Philippi, II, 259.)

[Spaltenumbruch] 58 Der Hof macht kluge (höfliche) Leute.

Frz.: La cour dérouille les gens. (Kritzinger, 181b.)

59 Der Hof trägt wol gute Früchte, es sind aber wenig, die sie geniessen.Winckler, IV, 43.

60 Der Höfe Glanz führt das Volk zum Betteltanz.

„Der Glanz der Höfe ist die unnütze Flamme, welche das Mark der Völker verzehrt.“ (Welt und Zeit, III, 42, 52.)

61 Der Höfe Kostgänger sind Kauzenstreicher und Suppenfresser, Tellerschlecker und Speichellecker.

Jemand verglich das Hofgesinde mit einer grossen Menge Schaben, welche sich in ein zusammengeflicktes altes Kamisol eingenistet hatten, und den es im Traume nicht einfiele, dass ihre Herberge einst ausgebürstet und ausgeklopft werden könnte.

Dän.: Smiger og løgn findes ved alle hoffe. (Prov. dan., 3808.)

62 Der ist zu Hofe am übelsten daran, von dem man weder Gutes noch Böses redet.Winckler, XIII, 51.

63 Der muss des Hofes sich begeben, der gedenket fromm zu leben.

64 Die kleinen Höfe sind der grossen Affen.

„Die kleinen Höfe ahmen grossen Mornarchien mit eben dem Glücke nach, mit welchem ein Schuhflicker auf dem Theater in Berlin den Hamlet spielen würde.“ (Welt und Zeit, III, 68, 13.)

65 Die zu Hoff am meisten arbeiten, die haben am wenigsten.Lehmann, 392, 71.

66 Die zu Hoff einander am freundlichsten zusprechen, die trachten einander zu schaden (oder: die möchten einander gern den Hals brechen).Lehmann, 391, 59.

Dän.: Til hove tale de venligst, ok skade meest. (Prov. dan., 301.)

67 Du must zu Hofe valthafft sein.Agricola II, 317.

„Wer nicht ist valthafft vnd spitzig auff bössen gewin, der ist nicht witzig.“ Agricola führt a. a. O. diese Stelle aus Renner an.

68 Ein grosser Hoff muss viel Knechte vnd Megde haben.Petri, II, 361.

69 Ein Hof in der Mitte des Dorfes und ein Nussbaum in der Mitte des Gartens verderben alles um sich her.

70 Ein Hof ohne Tugend ist eine Nacht ohne Stern.

It.: Corte senza virtù è notte senza stelle. (Pazzaglia, 68, 3.)

71 En Hof kann versinken, awer nich verdrinken.Schambach, II, 143.

Ein Bauernhof kann durch schlechte Bewirtschaftung, durch Misjahre und andere Unfälle wol tief herunterkommen, aber er kann nie ganz verloren gehen, er wird sich vielmehr immer wieder erholen.

72 Es gibt zu Hoff viel Knechts Knecht.Petri, II, 249.

73 Es ist zu Hof viel Leckerei und sagt niemand die Wahrheit als: ja, ja.Eiselein, 315.

74 Es wil zu hoffe also sein, wer da wil faren, der muss schmieren.Sarcerius, 44.

75 Graut is de Haf, graut geiht daraf. (Osnabrück.)

Wer viel hat, lässt viel draufgehen.

Holl.: Groot is het hof, veel moet erof. (Harrebomée, I, 313.)

76 Hof, Liebe und Jagd sind drei betrügliche Dinge.Winckler, XX, 35.

77 Hof üm de Mân (Mond), dat sall wol gân; Hof üm de Sün(ne), dar schreit Schippers Wît üm. (Ostfries.) – Eichwald, 2049; Frommann, VI, 282, 694; Bueren, 574; Hauskalender, II.

78 Höfe sind Vorstädte der Hölle.Winckler, XIV, 53.

„Jeder Hof eines Königs ist eine Schlangenburg.“ (E. M. Arndt, Meine Wanderungen mit dem Freiherrn von Stein, Berlin 1858, S. 251.)

79 Hoff wil schlete hebben.Petri, II, 383.

D. i. „hausshalten gehet ohn Vnrath vnnd vnkosten nicht ab.“

80 Ich bin auf dem Hofe aufgewachsen und weiss wie man mit Rindvieh umgeht, sagte der Ochsenjunge.

Holl.: Hij is aan het hof van Jan Vlegel opgevoed. (Harrebomée, I, 356b.)

81 Je länger am Hofe des Edelmanns, desto länger in der Hölle bei den Teufeln. (Lit.)

82 Jeder hat in seinem eigenen Hofe genug zu gäten.

[Spaltenumbruch] 83 Jung zu Hof und alt zu Helle ist ein gewisses vngefelle.Petri, II, 411; Latendorf II, 19; Sutor, 218.

Die Dänen empfehlen alt für den Hof und jung ins Kloster: Du skal være gammel til hofve, og ung til kloster. (Prov. dan., 296.)

Lat.: Regum sollicita, quicunq; senescit in aula, aut fuit aut semper postulat esse miser. (Loci comm., 17.)

84 Keiner fällt bei Hofe härter, als wer in seines Herrn Ungnade fällt.

85 Kleiner Hoff, kleiner Verlust.Petri, II, 424.

86 Lang zu hofe, lang zu helle.Agricola I, 262; Franck, I, 139b; Egenolff, 162b; Eyering, I, 20; III, 166; Zeytbuch, CXLIIIb; Petri, II, 431; Gruter, I, 54; Simplic., III, 452; Luther, 132; Guttenstein, II, 48; Manl., 611; Eiselein, 316; Sailer, 244; Simrock, 4813; Körte, 2889; für Schlesien: Frommann, III, 416, 612.

„Wie denn an manchem Hoffe gar ein Grottloss Sauleben geführet wird, und man davon um Leib und Seel kömt, daher denn auch das gemeine Sprichwort entstanden: Lang zu hofe, lang zu helle.“ (Luther, Werke, Isl. L, 291b.)

Böhm.: Dlouho při dvoře, dlouho v pekle. (Čelakovsky, 321.)

Lat.: Exeat aula, qui volet eese pius; virtus et summa potestas non coëunt. (Lucan.) (Philippi, I, 142; Schonheim, E, 12.) – Exeat aula, qui vult esse pius. (Binder II, 1031; Seybold, 161.)

87 Man kennt zu hoff nichts bessres dann gelt.Petri, II, 457; Henisch, 1474.

88 Man muss bei Hofe viel einfressen.

Frz.: Il faut avaler beaucoup de couleuvres à la cour. (Kritzinger, 43.)

89 Man weist den Hof so frei als die heilige Kirche. (S. Haus 289.) – Graf, 497, 85.

90 Me löpet wuol vam Huowe, awer nitt vam Truoge. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 186.

91 Mott de Eene va'm Hof, dann sägt de Annere Goddlow. (Waldeck.)

Wenn der eine vom Hofe, d. h. sein Gut verkaufen muss, so freut sich der andere darüber.

92 Niemand bleibt zu Hoff fromb.Lehmann, II, 427, 198.

93 Oft sitzt zu Hof und in einer Stadt einer im hohen Amt, den zwanzig Bauern auf einem Dorf nicht für einen Schultheissen würdig hielten.Seybold, 319.

Lat.: Multis confertur dignitus, non aptitudo. (Seybold, 319.)

94 So mancher Hof, so manches Besthaupt.Graf, 50, 177.

Besthaupt (Cormut, Todfall) ist eine Abgabe, die der Erbe eines nicht völlig freien Gutes beim Tode des Besitzers an den Grundherrn zu leisten hatte. (S. Fall 6.) So viel Höfe oder Herdstätten, so viel Besthaupt.

Mhd.: Als manich hove, als manich besthaupt. (Grimm, Weisth., l, 587.)

95 Selten ist zu Hoff geblieben, wer einfeltig ist vnd nicht durchtrieben.Petri, II, 520.

96 Upm Hoewe mött twei Liypgänger siyn: de Buer un de Rüe. (Westf.)

97 Van ên grôt Hof geit völ af. (Ostfries.) – Bueren, 1193; Hauskalender, II.

98 Viel Höfe, viel Fäulniss.

Böhm.: Kolik dvorův, tolik povĕr. (Čelakovsky, 17.)

99 Vom Hofe fern ist das beste Leben.

Frz.: On a plus de mal à suyvre la court qu'à se sauver. (Leroux, II, 60.)

100 Wann zu Hoff zween zusammenhalten, so ist der dritt jhr Narr.Lehmann, 389, 36; Einfälle, 442.

Dän.: Naar to holder sammen til hove, maale den tredie være nar. (Prov. dan., 302.)

101 Was lernet man zu Hoff nicht.Gruter, III, 99; Lehmann, II, 865, 77.

Dän.: Det er fortabet man til hove lærer. (Prov. dan., 187 u. 302.)

102 Weit von Hof hat wenig Verdruss.Eiselein, 316; Simrock, 4814.

Böhm.: Radĕji chci sto mil jíti, než bezdĕk u dvora býti. (Čelakovsky, 322.)

Engl.: Far from court, far from care. (Gaal, 704.)

It.: Contro l'insidie della corte non è il miglior rimedio che la ritirata, e la lontananza. (Pazzaglia, 68, 2.)

Lat.: Dormit secure, cui non est functio curae. (Eiselein, 316.) – Vive tibi, quantumque potes, praelustria vita, saevum praelustri fulmen ab arce venit. (Ovid.) (Philippi, II, 259.)

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[[352]/0358] 58 Der Hof macht kluge (höfliche) Leute. Frz.: La cour dérouille les gens. (Kritzinger, 181b.) 59 Der Hof trägt wol gute Früchte, es sind aber wenig, die sie geniessen. – Winckler, IV, 43. 60 Der Höfe Glanz führt das Volk zum Betteltanz. „Der Glanz der Höfe ist die unnütze Flamme, welche das Mark der Völker verzehrt.“ (Welt und Zeit, III, 42, 52.) 61 Der Höfe Kostgänger sind Kauzenstreicher und Suppenfresser, Tellerschlecker und Speichellecker. Jemand verglich das Hofgesinde mit einer grossen Menge Schaben, welche sich in ein zusammengeflicktes altes Kamisol eingenistet hatten, und den es im Traume nicht einfiele, dass ihre Herberge einst ausgebürstet und ausgeklopft werden könnte. Dän.: Smiger og løgn findes ved alle hoffe. (Prov. dan., 3808.) 62 Der ist zu Hofe am übelsten daran, von dem man weder Gutes noch Böses redet. – Winckler, XIII, 51. 63 Der muss des Hofes sich begeben, der gedenket fromm zu leben. 64 Die kleinen Höfe sind der grossen Affen. „Die kleinen Höfe ahmen grossen Mornarchien mit eben dem Glücke nach, mit welchem ein Schuhflicker auf dem Theater in Berlin den Hamlet spielen würde.“ (Welt und Zeit, III, 68, 13.) 65 Die zu Hoff am meisten arbeiten, die haben am wenigsten. – Lehmann, 392, 71. 66 Die zu Hoff einander am freundlichsten zusprechen, die trachten einander zu schaden (oder: die möchten einander gern den Hals brechen). – Lehmann, 391, 59. Dän.: Til hove tale de venligst, ok skade meest. (Prov. dan., 301.) 67 Du must zu Hofe valthafft sein. – Agricola II, 317. „Wer nicht ist valthafft vnd spitzig auff bössen gewin, der ist nicht witzig.“ Agricola führt a. a. O. diese Stelle aus Renner an. 68 Ein grosser Hoff muss viel Knechte vnd Megde haben. – Petri, II, 361. 69 Ein Hof in der Mitte des Dorfes und ein Nussbaum in der Mitte des Gartens verderben alles um sich her. 70 Ein Hof ohne Tugend ist eine Nacht ohne Stern. It.: Corte senza virtù è notte senza stelle. (Pazzaglia, 68, 3.) 71 En Hof kann versinken, awer nich verdrinken. – Schambach, II, 143. Ein Bauernhof kann durch schlechte Bewirtschaftung, durch Misjahre und andere Unfälle wol tief herunterkommen, aber er kann nie ganz verloren gehen, er wird sich vielmehr immer wieder erholen. 72 Es gibt zu Hoff viel Knechts Knecht. – Petri, II, 249. 73 Es ist zu Hof viel Leckerei und sagt niemand die Wahrheit als: ja, ja. – Eiselein, 315. 74 Es wil zu hoffe also sein, wer da wil faren, der muss schmieren. – Sarcerius, 44. 75 Graut is de Haf, graut geiht daraf. (Osnabrück.) Wer viel hat, lässt viel draufgehen. Holl.: Groot is het hof, veel moet erof. (Harrebomée, I, 313.) 76 Hof, Liebe und Jagd sind drei betrügliche Dinge. – Winckler, XX, 35. 77 Hof üm de Mân (Mond), dat sall wol gân; Hof üm de Sün(ne), dar schreit Schippers Wît üm. (Ostfries.) – Eichwald, 2049; Frommann, VI, 282, 694; Bueren, 574; Hauskalender, II. 78 Höfe sind Vorstädte der Hölle. – Winckler, XIV, 53. „Jeder Hof eines Königs ist eine Schlangenburg.“ (E. M. Arndt, Meine Wanderungen mit dem Freiherrn von Stein, Berlin 1858, S. 251.) 79 Hoff wil schlete hebben. – Petri, II, 383. D. i. „hausshalten gehet ohn Vnrath vnnd vnkosten nicht ab.“ 80 Ich bin auf dem Hofe aufgewachsen und weiss wie man mit Rindvieh umgeht, sagte der Ochsenjunge. Holl.: Hij is aan het hof van Jan Vlegel opgevoed. (Harrebomée, I, 356b.) 81 Je länger am Hofe des Edelmanns, desto länger in der Hölle bei den Teufeln. (Lit.) 82 Jeder hat in seinem eigenen Hofe genug zu gäten. 83 Jung zu Hof und alt zu Helle ist ein gewisses vngefelle. – Petri, II, 411; Latendorf II, 19; Sutor, 218. Die Dänen empfehlen alt für den Hof und jung ins Kloster: Du skal være gammel til hofve, og ung til kloster. (Prov. dan., 296.) Lat.: Regum sollicita, quicunq; senescit in aula, aut fuit aut semper postulat esse miser. (Loci comm., 17.) 84 Keiner fällt bei Hofe härter, als wer in seines Herrn Ungnade fällt. 85 Kleiner Hoff, kleiner Verlust. – Petri, II, 424. 86 Lang zu hofe, lang zu helle. – Agricola I, 262; Franck, I, 139b; Egenolff, 162b; Eyering, I, 20; III, 166; Zeytbuch, CXLIIIb; Petri, II, 431; Gruter, I, 54; Simplic., III, 452; Luther, 132; Guttenstein, II, 48; Manl., 611; Eiselein, 316; Sailer, 244; Simrock, 4813; Körte, 2889; für Schlesien: Frommann, III, 416, 612. „Wie denn an manchem Hoffe gar ein Grottloss Sauleben geführet wird, und man davon um Leib und Seel kömt, daher denn auch das gemeine Sprichwort entstanden: Lang zu hofe, lang zu helle.“ (Luther, Werke, Isl. L, 291b.) Böhm.: Dlouho při dvoře, dlouho v pekle. (Čelakovsky, 321.) Lat.: Exeat aula, qui volet eese pius; virtus et summa potestas non coëunt. (Lucan.) (Philippi, I, 142; Schonheim, E, 12.) – Exeat aula, qui vult esse pius. (Binder II, 1031; Seybold, 161.) 87 Man kennt zu hoff nichts bessres dann gelt. – Petri, II, 457; Henisch, 1474. 88 Man muss bei Hofe viel einfressen. Frz.: Il faut avaler beaucoup de couleuvres à la cour. (Kritzinger, 43.) 89 Man weist den Hof so frei als die heilige Kirche. (S. Haus 289.) – Graf, 497, 85. 90 Me löpet wuol vam Huowe, awer nitt vam Truoge. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 186. 91 Mott de Eene va'm Hof, dann sägt de Annere Goddlow. (Waldeck.) Wenn der eine vom Hofe, d. h. sein Gut verkaufen muss, so freut sich der andere darüber. 92 Niemand bleibt zu Hoff fromb. – Lehmann, II, 427, 198. 93 Oft sitzt zu Hof und in einer Stadt einer im hohen Amt, den zwanzig Bauern auf einem Dorf nicht für einen Schultheissen würdig hielten. – Seybold, 319. Lat.: Multis confertur dignitus, non aptitudo. (Seybold, 319.) 94 So mancher Hof, so manches Besthaupt. – Graf, 50, 177. Besthaupt (Cormut, Todfall) ist eine Abgabe, die der Erbe eines nicht völlig freien Gutes beim Tode des Besitzers an den Grundherrn zu leisten hatte. (S. Fall 6.) So viel Höfe oder Herdstätten, so viel Besthaupt. Mhd.: Als manich hove, als manich besthaupt. (Grimm, Weisth., l, 587.) 95 Selten ist zu Hoff geblieben, wer einfeltig ist vnd nicht durchtrieben. – Petri, II, 520. 96 Upm Hoewe mött twei Liypgänger siyn: de Buer un de Rüe. (Westf.) 97 Van ên grôt Hof geit völ af. (Ostfries.) – Bueren, 1193; Hauskalender, II. 98 Viel Höfe, viel Fäulniss. Böhm.: Kolik dvorův, tolik povĕr. (Čelakovsky, 17.) 99 Vom Hofe fern ist das beste Leben. Frz.: On a plus de mal à suyvre la court qu'à se sauver. (Leroux, II, 60.) 100 Wann zu Hoff zween zusammenhalten, so ist der dritt jhr Narr. – Lehmann, 389, 36; Einfälle, 442. Dän.: Naar to holder sammen til hove, maale den tredie være nar. (Prov. dan., 302.) 101 Was lernet man zu Hoff nicht. – Gruter, III, 99; Lehmann, II, 865, 77. 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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [352]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/358>, abgerufen am 27.11.2024.