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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 103 Wem der Hof gehört, dem gehört auch das Thor.

Böhm.: Ci dvur, toho i staveni. (Celakovsky, 344.)

104 Wem's zu Hofe soll glücklich gehn, der muss sich (wie der Wetterhahn) nach allen Seiten drehn!

105 Wenn der Hof Vorrath1 hat, kommt die Lieferung nicht an Bürgersleute, sagt Vater Miller. - Schiller, Cabale und Liebe, II, 6.

1) Z. B. an Buhlschaften, Intriguen u. dgl.

106 Wenn es zu Hofe nicht regnet, so tröpfelt es doch.

Frz.: A la cour, s'il n'y pleut, il y degoute. (Lendroy, 571; Gaal, 1562; Körte, 2896.)

107 Wenn gen Hofe kompt ein armer Mann, sein' Red' er kaum fangen an, man siehet, ob er bring' krumme Händ'; wo nicht, eh' er seine Rede vollend', weist man jhn heim auf bedencken, schiebt auff die Sach' mit losen Rencken. - Gruter, III, 95; Lohrengel, I, 698.

108 Wenn zu Hofe gegessen ist, sind die Schüsseln leer. - Simrock, 4823.

Holl.: Als ten hove gegeten is, zijn er veel ledige schotels (ijdele vaten). (Harrebomee, I, 313.)

109 Wer am Hofe ist, muss anbeten, was er verachtet und verachten, was er anbetet.

Macaulay (Kleine geschichtliche und biographische Schriften, III, 446) sagt: "Der Einfluss des Hoflebens ist mit geistiger Gesundheit so unverträglich, wie die Luft der Pontinischen Sümpfe mit körperlicher."

110 Wer an grosser Herren Höfen zu thun hat, muss einen Hopfensack haben voller Geld und zwei voller Geduld.

111 Wer bei Hof will erlangen gut gemach, der trete sanft und sei nicht gach.

Lat.: Commoda si queris, ne principibus socieris. (Loci comm., 17.)

112 Wer bei Hof will Gunst haben, muss, wenn man ihn fragt, ob das Wasser bergauf laufe, stracks sagen: es ist schon oben, ich hab' es laufen sehen. - Sailer, 351.

113 Wer bei Hofe dient, muss gehend essen und stehend schlafen.

Böhm.: Pretezke bydlo pansky dvur: chode najis se, stoje vyspis se. (Celakovsky, 378.)

114 Wer bei Hofe etwas ausrichten will, der muss Hans Schenk als einen Anwalt mitbringen. - Eiselein, 316.

Lat.: Clauditur oranti, sed panditur aula ferenti. (Eiselein, 316.)

115 Wer bei Hofe keine Feinde will han, muss immer spielen den Lobesan.

It.: Nelle corti per non isdegnar chi domina o bisogna applaudirlo, o tacere. (Pazzaglia, 70, 9.)

116 Wer bei Hofe lange stehen will ohne Wanken, muss viel Unrecht leiden und sich noch bedanken.

117 Wer bei Hofe nicht will auf den Achseln tragen, wird nicht weit kommen mit seinem Wagen.

118 Wer bei Hofe will alt werden, der muss schmeicheln können.

119 Wer bei Hofe will durchkommen, ehre jedermann und traue niemand.

120 Wer bey Hoff dienet, der muss böse Wort hören vnd dieselb mit dienst vnd danck belohnen. - Lehmann, 387, 7.

121 Wer dem Hof zu nahe ist, der schwitzt, vnd wer fern davon ist, den freuert. (S. Feuer 309 u. 311.) - Lehmann, 391, 57.

122 Wer den Hof verlässt, den verlässt der Hof.

Frz.: Qui s'esloigne de la cour, la cour s'esloigne de lui. (Leroux, II, 60.)

123 Wer gen Hof kommt ungerufen, muss sitzen auf den Treppenstufen.

Dän.: Hvo ei indbuden er til hove, bag dören sidde skal og sove. (Prov. dan., 302.)

124 Wer gen Hoff will gehen naschen, der trag Messer vnd Löffel in der Taschen. - Gruter, III, 107; Lehmann, II, 873, 186.

Wer zu Hoff wil naschen, der darff eines Löffels in [Spaltenumbruch] der Taschen; vnd wer sein recht bald will fortbring'n, der lass die gulten im seckel klingen. (Ayrer, IV, 2607, 7.)

Böhm.: S dvorem jak s ohnem: ani nebyvej prilis daleko, ani prilis blizko. (Celakovsky, 321.)

Dän.: Hvo til hove vil naske, skal baere en skal i sin taske. (Prov. dan., 302.)

125 Wer jetzund gen Hof wil gan, muss Frömmigkeit zu Hause lan.

So sehr hat sich die Welt seit jener Zeit umgewandelt, dass es jetzt wol kein besseres Mittel gibt, an den Hof zu kommen und dort beliebt zu sein als - Frömmigkeit.

Lat.: Vita palatina dura est animaeque ruina. (Loci comm., 18.)

126 Wer lange will bei Hofe sein, leide Unrecht und rede hübsch fein.

Dän.: Vil man vaere laenge til hove, da skal man lide uret og takk til. (Prov. dan., 302.)

127 Wer lange will zu Hofe reiten, muss den Baum tragen auf beiden Seiten.

"Als auf einem Schiessen in beisein etlicher Herrn die Hof-Bursch viel Kappenrückens, Fussscharrens und knappens, bald mit dem rechten, bald mit dem linken Fusse machten, sagte der Pritschen Peter zu Heydelberg (Hofnarr des Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz): >Die Hinckenden in meiner Gassen knappen nur auf einer Seithen, hie sehe ich wohl, man knapt zu beiden Seithen.<" (Zinkgref, I, 325.)

128 Wer lange will zu Hoffe reiten, hänge den Mantel nach beiden Seiten. - Petri, II, 731; Eiselein, 316; Simrock, 4820; Körte, 2892; Braun, I, 1419.

129 Wer nicht darf bei Hofe leben, darf auch nicht in Aengsten schweben.

130 Wer sich so lang' dem Hofe traut, bis dass ihm Kopf und Bart ergraut, wird auch bei guten Bissen gar viel vom Elend wissen.

131 Wer sick to Hav (im Frondienst) dod arbeidet, kommt nich in Himmel. (Rendsburg.)

132 Wer wil gehen zu Hof naschen, der schicke sich auff ein volle Taschen. - Petri, II, 779.

133 Wer will bei Hofe sein und kann den Fuchs nicht streichen, muss arm von dannen weichen.

Frz.: Ne soyez a la cour, si vous voulez y plaire, ni fade adulateur ni parleur trop sincere. (Cahier, 1385.)

134 Wer zu hof am maisten arbeitet, der geniessts am wenigsten. - Petri, II, 783; Henisch, 1495, 65.

135 Wer zu Hof am meisten thut, hat den wenigsten Dank.

Dän.: De som arbeyde meest til hove, have mindst. (Prov. dan., 302.)

136 Wer zu Hof ist Wartemann, kann manch Gnad empfahen.

Böhm.: Na velkem dvore hojnost vseho, jenom ce kati treba. (Celakovsky, 322.)

Poln.: U wielkiego dworu bedzie wszystkiego s potrzebe, tylko trzeba poczekac. (Celakovsky, 322.)

137 Wer zu Hof sein Glück will machen, der muss (wie ein Hund) jedem die Pratzen (Pfote) geben.

It.: Il buon cortigiano per acquistar merito serve con pontualita, e modestia il suo signore. (Pazzaglia, 70, 17.)

138 Wer zu Hof will glücklich sein, braucht mehr Schaum als Wein.

139 Wer zu Hof will leben, muss kalt und warm aus Einem Munde geben.

"Wer sich gen Hoffe giebt, muss kalt und heisses kennen; an Fürsten Taffeln kan sich einer bald verbrennen." Ein arabisches Sprichwort sagt: Der Könige Speisen verbrennen einem das Maul. (Gryphius, 38.)

Lat.: Emunctae sit naris homo, qui degit in aula: regum ignara solent urere labra dapes. (Binder II, 949; Tscherning, 33.)

140 Wer zu Hofe denkt zu leben, muss nicht allen Glauben geben.

141 Wer zu Hofe nicht heuchlen kan, der muss weit dahinden stahn. - Petri, II, 783; Latendorf II, 31.

142 Wer zu hofe tüglich ist, den treibt man zu tode, der vntuglich ist, der muss ein narr sein. - Agricola I, 273; Franck, II, 90b; Tappius, 132b; Petri, II, 784; Gruter, I, 84; Eiselein, 316; Körte, 2891; Simrock, 4824; Braun, I, 1418.

Dr. Stabius, ein Rath des Kaisers Maximilian, sagte: "Wer die Freiheit liebt, hat eine Abscheu vor dem Hofleben. Den Tüchtigen treibt man, den Untauglichen vexirt man zu Tode." (Einfälle, 440.)

[Spaltenumbruch] 103 Wem der Hof gehört, dem gehört auch das Thor.

Böhm.: Čí dvůr, toho i stavení. (Čelakovsky, 344.)

104 Wem's zu Hofe soll glücklich gehn, der muss şich (wie der Wetterhahn) nach allen Seiten drehn!

105 Wenn der Hof Vorrath1 hat, kommt die Lieferung nicht an Bürgersleute, sagt Vater Miller.Schiller, Cabale und Liebe, II, 6.

1) Z. B. an Buhlschaften, Intriguen u. dgl.

106 Wenn es zu Hofe nicht regnet, so tröpfelt es doch.

Frz.: A la cour, s'il n'y pleut, il y dégoute. (Lendroy, 571; Gaal, 1562; Körte, 2896.)

107 Wenn gen Hofe kompt ein armer Mann, sein' Red' er kaum fangen an, man siehet, ob er bring' krumme Händ'; wo nicht, eh' er seine Rede vollend', weist man jhn heim auf bedencken, schiebt auff die Sach' mit losen Rencken.Gruter, III, 95; Lohrengel, I, 698.

108 Wenn zu Hofe gegessen ist, sind die Schüsseln leer.Simrock, 4823.

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109 Wer am Hofe ist, muss anbeten, was er verachtet und verachten, was er anbetet.

Macaulay (Kleine geschichtliche und biographische Schriften, III, 446) sagt: „Der Einfluss des Hoflebens ist mit geistiger Gesundheit so unverträglich, wie die Luft der Pontinischen Sümpfe mit körperlicher.“

110 Wer an grosser Herren Höfen zu thun hat, muss einen Hopfensack haben voller Geld und zwei voller Geduld.

111 Wer bei Hof will erlangen gut gemach, der trete sanft und sei nicht gach.

Lat.: Commoda si quéris, ne principibus socieris. (Loci comm., 17.)

112 Wer bei Hof will Gunst haben, muss, wenn man ihn fragt, ob das Wasser bergauf laufe, stracks sagen: es ist schon oben, ich hab' es laufen sehen.Sailer, 351.

113 Wer bei Hofe dient, muss gehend essen und stehend schlafen.

Böhm.: Přetĕžké bydlo panský dvůr: chodĕ najiš se, stoje vyspíš se. (Čelakovsky, 378.)

114 Wer bei Hofe etwas ausrichten will, der muss Hans Schenk als einen Anwalt mitbringen.Eiselein, 316.

Lat.: Clauditur oranti, sed panditur aula ferenti. (Eiselein, 316.)

115 Wer bei Hofe keine Feinde will han, muss immer spielen den Lobesan.

It.: Nelle corti per non isdegnar chi domina ò bisogna applaudirlo, ò tacere. (Pazzaglia, 70, 9.)

116 Wer bei Hofe lange stehen will ohne Wanken, muss viel Unrecht leiden und sich noch bedanken.

117 Wer bei Hofe nicht will auf den Achseln tragen, wird nicht weit kommen mit seinem Wagen.

118 Wer bei Hofe will alt werden, der muss schmeicheln können.

119 Wer bei Hofe will durchkommen, ehre jedermann und traue niemand.

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121 Wer dem Hof zu nahe ist, der schwitzt, vnd wer fern davon ist, den freuert. (S. Feuer 309 u. 311.) – Lehmann, 391, 57.

122 Wer den Hof verlässt, den verlässt der Hof.

Frz.: Qui s'esloigne de la cour, la cour s'esloigne de lui. (Leroux, II, 60.)

123 Wer gen Hof kommt ungerufen, muss sitzen auf den Treppenstufen.

Dän.: Hvo ei indbuden er til hove, bag døren sidde skal og sove. (Prov. dan., 302.)

124 Wer gen Hoff will gehen naschen, der trag Messer vnd Löffel in der Taschen.Gruter, III, 107; Lehmann, II, 873, 186.

Wer zu Hoff wil naschen, der darff eines Löffels in [Spaltenumbruch] der Taschen; vnd wer sein recht bald will fortbring'n, der lass die gulten im seckel klingen. (Ayrer, IV, 2607, 7.)

Böhm.: S dvorem jak s ohnĕm: ani nebývej příliš daleko, ani přiliš blízko. (Čelakovsky, 321.)

Dän.: Hvo til hove vil naske, skal bære en skal i sin taske. (Prov. dan., 302.)

125 Wer jetzund gen Hof wil gan, muss Frömmigkeit zu Hause lan.

So sehr hat sich die Welt seit jener Zeit umgewandelt, dass es jetzt wol kein besseres Mittel gibt, an den Hof zu kommen und dort beliebt zu sein als – Frömmigkeit.

Lat.: Vita palatina dura est animaeque ruina. (Loci comm., 18.)

126 Wer lange will bei Hofe sein, leide Unrecht und rede hübsch fein.

Dän.: Vil man være længe til hove, da skal man lide uret og takk til. (Prov. dan., 302.)

127 Wer lange will zu Hofe reiten, muss den Baum tragen auf beiden Seiten.

„Als auf einem Schiessen in beisein etlicher Herrn die Hof-Bursch viel Kappenrückens, Fussscharrens und knappens, bald mit dem rechten, bald mit dem linken Fusse machten, sagte der Pritschen Peter zu Heydelberg (Hofnarr des Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz): ›Die Hinckenden in meiner Gassen knappen nur auf einer Seithen, hie sehe ich wohl, man knapt zu beiden Seithen.‹“ (Zinkgref, I, 325.)

128 Wer lange will zu Hoffe reiten, hänge den Mantel nach beiden Seiten.Petri, II, 731; Eiselein, 316; Simrock, 4820; Körte, 2892; Braun, I, 1419.

129 Wer nicht darf bei Hofe leben, darf auch nicht in Aengsten schweben.

130 Wer sich so lang' dem Hofe traut, bis dass ihm Kopf und Bart ergraut, wird auch bei guten Bissen gar viel vom Elend wissen.

131 Wer sick to Hav (im Frondienst) dod arbeidet, kommt nich in Himmel. (Rendsburg.)

132 Wer wil gehen zu Hof naschen, der schicke sich auff ein volle Taschen.Petri, II, 779.

133 Wer will bei Hofe sein und kann den Fuchs nicht streichen, muss arm von dannen weichen.

Frz.: Ne soyez à la cour, si vous voulez y plaire, ni fade adulateur ni parleur trop sincère. (Cahier, 1385.)

134 Wer zu hof am maisten arbeitet, der geniessts am wenigsten.Petri, II, 783; Henisch, 1495, 65.

135 Wer zu Hof am meisten thut, hat den wenigsten Dank.

Dän.: De som arbeyde meest til hove, have mindst. (Prov. dan., 302.)

136 Wer zu Hof ist Wartemann, kann manch Gnad empfahen.

Böhm.: Na velkém dvoře hojnost všeho, jenom če kati třeba. (Čelakovsky, 322.)

Poln.: U wielkiego dworu będzie wszystkiego s potrzebę, tylko trzeba poczekać. (Čelakovsky, 322.)

137 Wer zu Hof sein Glück will machen, der muss (wie ein Hund) jedem die Pratzen (Pfote) geben.

It.: Il buon cortigiano per acquistar merito serve con pontualità, e modestia il suo signore. (Pazzaglia, 70, 17.)

138 Wer zu Hof will glücklich sein, braucht mehr Schaum als Wein.

139 Wer zu Hof will leben, muss kalt und warm aus Einem Munde geben.

„Wer sich gen Hoffe giebt, muss kalt und heisses kennen; an Fürsten Taffeln kan sich einer bald verbrennen.“ Ein arabisches Sprichwort sagt: Der Könige Speisen verbrennen einem das Maul. (Gryphius, 38.)

Lat.: Emunctae sit naris homo, qui degit in aula: regum ignara solent urere labra dapes. (Binder II, 949; Tscherning, 33.)

140 Wer zu Hofe denkt zu leben, muss nicht allen Glauben geben.

141 Wer zu Hofe nicht heuchlen kan, der muss weit dahinden stahn.Petri, II, 783; Latendorf II, 31.

142 Wer zu hofe tüglich ist, den treibt man zu tode, der vntuglich ist, der muss ein narr sein.Agricola I, 273; Franck, II, 90b; Tappius, 132b; Petri, II, 784; Gruter, I, 84; Eiselein, 316; Körte, 2891; Simrock, 4824; Braun, I, 1418.

Dr. Stabius, ein Rath des Kaisers Maximilian, sagte: „Wer die Freiheit liebt, hat eine Abscheu vor dem Hofleben. Den Tüchtigen treibt man, den Untauglichen vexirt man zu Tode.“ (Einfälle, 440.)

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[[353]/0359] 103 Wem der Hof gehört, dem gehört auch das Thor. Böhm.: Čí dvůr, toho i stavení. (Čelakovsky, 344.) 104 Wem's zu Hofe soll glücklich gehn, der muss şich (wie der Wetterhahn) nach allen Seiten drehn! 105 Wenn der Hof Vorrath1 hat, kommt die Lieferung nicht an Bürgersleute, sagt Vater Miller. – Schiller, Cabale und Liebe, II, 6. 1) Z. B. an Buhlschaften, Intriguen u. dgl. 106 Wenn es zu Hofe nicht regnet, so tröpfelt es doch. Frz.: A la cour, s'il n'y pleut, il y dégoute. (Lendroy, 571; Gaal, 1562; Körte, 2896.) 107 Wenn gen Hofe kompt ein armer Mann, sein' Red' er kaum fangen an, man siehet, ob er bring' krumme Händ'; wo nicht, eh' er seine Rede vollend', weist man jhn heim auf bedencken, schiebt auff die Sach' mit losen Rencken. – Gruter, III, 95; Lohrengel, I, 698. 108 Wenn zu Hofe gegessen ist, sind die Schüsseln leer. – Simrock, 4823. Holl.: Als ten hove gegeten is, zijn er veel ledige schotels (ijdele vaten). (Harrebomée, I, 313.) 109 Wer am Hofe ist, muss anbeten, was er verachtet und verachten, was er anbetet. Macaulay (Kleine geschichtliche und biographische Schriften, III, 446) sagt: „Der Einfluss des Hoflebens ist mit geistiger Gesundheit so unverträglich, wie die Luft der Pontinischen Sümpfe mit körperlicher.“ 110 Wer an grosser Herren Höfen zu thun hat, muss einen Hopfensack haben voller Geld und zwei voller Geduld. 111 Wer bei Hof will erlangen gut gemach, der trete sanft und sei nicht gach. Lat.: Commoda si quéris, ne principibus socieris. (Loci comm., 17.) 112 Wer bei Hof will Gunst haben, muss, wenn man ihn fragt, ob das Wasser bergauf laufe, stracks sagen: es ist schon oben, ich hab' es laufen sehen. – Sailer, 351. 113 Wer bei Hofe dient, muss gehend essen und stehend schlafen. Böhm.: Přetĕžké bydlo panský dvůr: chodĕ najiš se, stoje vyspíš se. (Čelakovsky, 378.) 114 Wer bei Hofe etwas ausrichten will, der muss Hans Schenk als einen Anwalt mitbringen. – Eiselein, 316. Lat.: Clauditur oranti, sed panditur aula ferenti. (Eiselein, 316.) 115 Wer bei Hofe keine Feinde will han, muss immer spielen den Lobesan. It.: Nelle corti per non isdegnar chi domina ò bisogna applaudirlo, ò tacere. (Pazzaglia, 70, 9.) 116 Wer bei Hofe lange stehen will ohne Wanken, muss viel Unrecht leiden und sich noch bedanken. 117 Wer bei Hofe nicht will auf den Achseln tragen, wird nicht weit kommen mit seinem Wagen. 118 Wer bei Hofe will alt werden, der muss schmeicheln können. 119 Wer bei Hofe will durchkommen, ehre jedermann und traue niemand. 120 Wer bey Hoff dienet, der muss böse Wort hören vnd dieselb mit dienst vnd danck belohnen. – Lehmann, 387, 7. 121 Wer dem Hof zu nahe ist, der schwitzt, vnd wer fern davon ist, den freuert. (S. Feuer 309 u. 311.) – Lehmann, 391, 57. 122 Wer den Hof verlässt, den verlässt der Hof. Frz.: Qui s'esloigne de la cour, la cour s'esloigne de lui. (Leroux, II, 60.) 123 Wer gen Hof kommt ungerufen, muss sitzen auf den Treppenstufen. Dän.: Hvo ei indbuden er til hove, bag døren sidde skal og sove. (Prov. dan., 302.) 124 Wer gen Hoff will gehen naschen, der trag Messer vnd Löffel in der Taschen. – Gruter, III, 107; Lehmann, II, 873, 186. Wer zu Hoff wil naschen, der darff eines Löffels in der Taschen; vnd wer sein recht bald will fortbring'n, der lass die gulten im seckel klingen. (Ayrer, IV, 2607, 7.) Böhm.: S dvorem jak s ohnĕm: ani nebývej příliš daleko, ani přiliš blízko. (Čelakovsky, 321.) Dän.: Hvo til hove vil naske, skal bære en skal i sin taske. (Prov. dan., 302.) 125 Wer jetzund gen Hof wil gan, muss Frömmigkeit zu Hause lan. So sehr hat sich die Welt seit jener Zeit umgewandelt, dass es jetzt wol kein besseres Mittel gibt, an den Hof zu kommen und dort beliebt zu sein als – Frömmigkeit. Lat.: Vita palatina dura est animaeque ruina. (Loci comm., 18.) 126 Wer lange will bei Hofe sein, leide Unrecht und rede hübsch fein. Dän.: Vil man være længe til hove, da skal man lide uret og takk til. (Prov. dan., 302.) 127 Wer lange will zu Hofe reiten, muss den Baum tragen auf beiden Seiten. „Als auf einem Schiessen in beisein etlicher Herrn die Hof-Bursch viel Kappenrückens, Fussscharrens und knappens, bald mit dem rechten, bald mit dem linken Fusse machten, sagte der Pritschen Peter zu Heydelberg (Hofnarr des Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz): ›Die Hinckenden in meiner Gassen knappen nur auf einer Seithen, hie sehe ich wohl, man knapt zu beiden Seithen.‹“ (Zinkgref, I, 325.) 128 Wer lange will zu Hoffe reiten, hänge den Mantel nach beiden Seiten. – Petri, II, 731; Eiselein, 316; Simrock, 4820; Körte, 2892; Braun, I, 1419. 129 Wer nicht darf bei Hofe leben, darf auch nicht in Aengsten schweben. 130 Wer sich so lang' dem Hofe traut, bis dass ihm Kopf und Bart ergraut, wird auch bei guten Bissen gar viel vom Elend wissen. 131 Wer sick to Hav (im Frondienst) dod arbeidet, kommt nich in Himmel. (Rendsburg.) 132 Wer wil gehen zu Hof naschen, der schicke sich auff ein volle Taschen. – Petri, II, 779. 133 Wer will bei Hofe sein und kann den Fuchs nicht streichen, muss arm von dannen weichen. Frz.: Ne soyez à la cour, si vous voulez y plaire, ni fade adulateur ni parleur trop sincère. (Cahier, 1385.) 134 Wer zu hof am maisten arbeitet, der geniessts am wenigsten. – Petri, II, 783; Henisch, 1495, 65. 135 Wer zu Hof am meisten thut, hat den wenigsten Dank. Dän.: De som arbeyde meest til hove, have mindst. (Prov. dan., 302.) 136 Wer zu Hof ist Wartemann, kann manch Gnad empfahen. Böhm.: Na velkém dvoře hojnost všeho, jenom če kati třeba. (Čelakovsky, 322.) Poln.: U wielkiego dworu będzie wszystkiego s potrzebę, tylko trzeba poczekać. (Čelakovsky, 322.) 137 Wer zu Hof sein Glück will machen, der muss (wie ein Hund) jedem die Pratzen (Pfote) geben. It.: Il buon cortigiano per acquistar merito serve con pontualità, e modestia il suo signore. (Pazzaglia, 70, 17.) 138 Wer zu Hof will glücklich sein, braucht mehr Schaum als Wein. 139 Wer zu Hof will leben, muss kalt und warm aus Einem Munde geben. „Wer sich gen Hoffe giebt, muss kalt und heisses kennen; an Fürsten Taffeln kan sich einer bald verbrennen.“ Ein arabisches Sprichwort sagt: Der Könige Speisen verbrennen einem das Maul. (Gryphius, 38.) Lat.: Emunctae sit naris homo, qui degit in aula: regum ignara solent urere labra dapes. (Binder II, 949; Tscherning, 33.) 140 Wer zu Hofe denkt zu leben, muss nicht allen Glauben geben. 141 Wer zu Hofe nicht heuchlen kan, der muss weit dahinden stahn. – Petri, II, 783; Latendorf II, 31. 142 Wer zu hofe tüglich ist, den treibt man zu tode, der vntuglich ist, der muss ein narr sein. – Agricola I, 273; Franck, II, 90b; Tappius, 132b; Petri, II, 784; Gruter, I, 84; Eiselein, 316; Körte, 2891; Simrock, 4824; Braun, I, 1418. Dr. Stabius, ein Rath des Kaisers Maximilian, sagte: „Wer die Freiheit liebt, hat eine Abscheu vor dem Hofleben. Den Tüchtigen treibt man, den Untauglichen vexirt man zu Tode.“ (Einfälle, 440.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [353]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/359>, abgerufen am 26.08.2024.