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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 12 An Höfen gibt es mehr Ahitophel als Josephe. - Sailer, 224; Simrock, 4809.

Frz.: A chasque court son traistre. (Leroux, II, 60.)

13 An Höfen ist jeder für sich.

Frz.: A la cour du roi chacun est pour soi. (Kritzinger, 181b.)

14 An Höfen muss die Tugend betteln gehen und Wahrheit hinter der Thüre stehen.

Böhm.: Ctnost a pokora nema mista u dvora. - Ctnost si nohu zlamala, pravde dno vypadlo, a srdce uprimnosti u dvora vychladlo. (Celakovsky, 322.)

Poln.: Cnota noge zlamala, z prawdy dno wypadlo, a gzczerosci u dworu juz bardzo nadbladlo. - Cnota, pokora niema miejsca u dwora. - Prawda, szczerosc a pokora niemiewa miejsca u dwora. (Celakovsky, 322.)

15 An Höfen und in Klöstern bringt man einem eher einen Trunk, dass er ihn versuch', als ein Buch, dass er einen guten Spruch such'. - Klosterspiegel, 65, 15.

16 Bei Hof hilft ein Quintlein Glück mehr als ein Pfund (Centner) Witz.

17 Bei Hof ist alles, wer's nur spürt, mit Falschheit austapezirt.

It.: Nelle corti la carita e estinta, e non n' e amicizia se non finta. (Pazzaglia, 70, 12.)

18 Bei Hof ist Gunst im Maul, Mistrauen im Herzen. - Simrock, 4810.

Lat.: Fraus sublimi regnat in aula. (Eiselein, 315.)

19 Bei Hof ist viel Händereichens und wenig Herzens. - Eiselein, 315.

20 Bei Hof ist's, wie man eine Hand umkehrt.

Frz.: La cour a ses hauts et bas. (Kritzinger, 181b.)

21 Bei Hof verkauft man oft Rauch ohne Feuer.

Verspricht viel, ohne es zu halten.

22 Bei Hofe denkt jeder zuerst an sich.

Frz.: En la cour du roi chacun y est pour soi. (Bohn I, 17; Leroux, II, 60.)

23 Bei Hofe dient immer einer dem andern, aber jeder sich am besten.

Böhm.: Vzdy u dvora deset na jednoho slouzi. (Celakovsky, 322.)

Poln.: Zawsze u dwora dziesiec na jednego sluzy. (Celakovsky, 322.)

24 Bei Hofe donnert's oft bei schönem Wetter. - Einfälle, 534.

25 Bei Hofe donnert's oft und schlägt ein bei hellem Himmel.

Dän.: Til hofve tordner det ofte, og slaaer ned i klart veyr. (Prov. dan., 296.)

26 Bei Hofe fehlt's nicht an guten Bissen.

Daher sagte wol auch Aristipp zu Diogenes: "Hättest du gelernt mit Königen umzugehen, so brauchtest du keinen Kohl zu fressen."

27 Bei Hofe geht's wunderlich zu. - Kritzinger, 181b.

28 Bei Hofe geht's zu wie am Hofe.

Dän.: Det gaaer altid eens til i kongens gaard. (Prov. dan., 136.)

29 Bei Hofe gibt man keine Beine. - Simrock, 4812.

30 Bei Hofe gibt man viel Hände aber wenig Herzen. - Simrock, 4811.

Dän.: Til hove gives mange haender, men faa hierter; taler eet, og giör et andet. (Prov. dan., 301.)

31 Bei Hofe haben auch die Wände Ohren.

It.: Nelle corti le muraglie hanno orecchie. (Pazzaglia, 253, 4.)

32 Bei Hofe hat man für einen Centner Last ein Quentlein Lust.

Holl.: Aan 't hof: voor kleinen lust veel moeite en weinig rust. (Harrebomee, I, 313.)

33 Bei Hofe heisst's, auf beiden Achseln tragen.

34 Bei Hofe heisst's, nicht blöde sein.

It.: Paggio vergognoso, il diavolo lo porto alla corte. (Pazzaglia, 402, 1.)

35 Bei Hofe ist für die Knie immer Fastenzeit.

Das Flectamus genua (Kniebeugen) ist stets in Brauch.

36 Bei Hofe ist Klaus Narr am glücklichsten.

It.: Nelle corti niuno gode piu de' buffoni. (Pazzaglia, 72, 11.)

37 Bei Hofe ist täglich Fastnacht, denn jeder ist verlarvt. - Winckler, XIV, 68.

"An den Höfen lebt man in ewigem Fastnachtsspiele. Alles ist maskirt, und jeder belügt und betrügt den andern, wo er nur immer kann. Wenn eine Preisaufgabe gemacht würde, wie man ein Volk auf die sicherste Weise schnell verderben könnte, so müsste die Errichtung eines grossen Hofs vorgeschlagen werden." (Welt und Zeit, III, 83, 60-61.)

[Spaltenumbruch] 38 Bei Hofe kann man sich wol wärmen, aber auch verbrennen.

39 Bei Hofe muss man blind, taub und stumm sein.

Bellay sagte: Wer am Hofe leben und sich in Gunst erhalten will, der muss lange Zeit blind, taub und stumm sein. (Welt und Zeit.)

40 Bei Hofe muss man mehr denken als sagen.

"Ich bin während meiner Reise", sagt Friedrich von Gagern in seinem Nachlasse, "stets in der Nähe des Hofs gewesen, sodass ich gezwungen war, meinen Gedanken die Hörner abzusägen, dadurch sind sie etwas matt geworden."

Frz.: En la cour il faut plus penser que dire. (Kritzinger, 181b.)

41 Bei Hofe muss man so geduldig wie Hiob und so verschlagen wie Ulysses sein. - Winckler, XIII, 74.

Frz.: On doit comme Job en la cour, tres miserable y entrez, comme Ulisse y demeurer, en sortir comme de l'amour. (Leroux, II, 60.)

42 Bei Hofe schwatzt ein einziger mehr als zehn andere verschweigen.

43 Bei Hofe trägt der Wolf ein Schafskleid.

It.: Nelle corti n' e sempre qualche lupo sotto pelle di pecora. (Pazzaglia, 70, 10.)

44 Bei Hofe verkauft man seine Freiheit.

Dän.: Til hove har man solgt sin frihed. (Prov. dan., 301.)

45 Bei Hofe wäscht eine Hand die andere. - Eiselein, 316.

Engl.: At court one hand will wash the other. (Eiselein, 316.)

46 Bei Hofe will man kein Schaf ohne Wolle.

Frz.: Cour de France et cour romaine ne veulent de brebis sans laine. (Leroux, II, 60.)

47 Bei Hofe wollen alle sich wärmen, aber es kann nicht jeder zum Feuer kommen.

Dän.: Hver vilde vel gierne varme sig til hove, men kund ei alle komme til ilden. (Prov. dan., 302.)

48 Bei Hofe zahlt man titulo pro vitulo. - Eiselein, 316.

49 Bei Höfen und grossen Herren ist die Wahrheit etwas Seltsames. - Parömiakon, 150.

"Zu Hof, wo die Politici nisten", sagt Abraham a Sancta Clara, "ist die liebe Wahrheit verbannt, als habe sie die Pest, und so sie auch ein Foede vom Himmel hätte, so lässt man sie dennoch kaum ein." Unsere jetzigen Hofprediger sind doch in der Cultur gegen den Pater Abraham bedeutend vorgeschritten.

50 Bei Höfen und grossen Herrn ist die Wahrheit ein seltner Stern. - Paromiakon, 150.

"An den Höfen ist alles verschworen, den Herrscher zu belügen; und es gibt vielleicht keinen Fürsten, welcher jemals von seinen Umgebungen ein wahres Wort gehört hat." (Welt und Zeit, II, 86, 74.)

51 Bey Hof hiltft ein quintlein glück mehr als ein Pfund Witz. - Lehmann, 391, 68.

52 Bey Hof werden viel gerechte sachen verloren vnd vngerechte faule Händel gewonnen. - Lehmann, 391, 69.

It.: Gl'affari della corte non marciano sempre col passo de' desiderii de' pi`affetuosi zelanti. (Pazzaglia, 72, 5.)

53 By Have gyfft men vele hende und weynich herten. - Reineke, CCLXI.

54 Dem, der zu hof auf den Tisch hofiert, vnd dem, ders wieder auspoliert, all beiden gleicher Lohn gebiert. - Petri, II, 73.

55 Der bekommt bei Hofe schlechten Bescheid, der nichts hat als Frömmigkeit.

56 Der Hof ist eine Vielhandwerkerzunft: da sind Fechter, die über die Schnure hauen; Fischer, die mit faulen Fischen umgehen; Schneider, die einem die Ehre abschneiden; Drechsler, die eine Nase suchen zu drehen; Fuhrleute, die einen hinters Licht führen; Köche, die einem die Suppe versalzen; Geiger, die einen zu stimmen suchen, und viel Künstler in Erz, als Erzschelme, Erzdiebe u. s. w. - Megerle.

Dän.: Til hove findes hemmelige öretudere, listige hyklere, og ublud lögnere. (Prov. dan., 302.)

Poln.: Szerokie wrota do dworu, ale wazhie ze dworu. (Celakovsky, 322.)

57 Der Hof ist Hurenart, gibt einen für den andern. - Eiselein, 315.

[Spaltenumbruch] 12 An Höfen gibt es mehr Ahitophel als Josephe.Sailer, 224; Simrock, 4809.

Frz.: A chasque court son traistre. (Leroux, II, 60.)

13 An Höfen ist jeder für sich.

Frz.: A la cour du roi chacun est pour soi. (Kritzinger, 181b.)

14 An Höfen muss die Tugend betteln gehen und Wahrheit hinter der Thüre stehen.

Böhm.: Ctnost a pokora nemá místa u dvora. – Ctnost si nohu zlámala, pravdĕ dno vypadlo, a srdce upřimnosti u dvora vychladlo. (Čelakovsky, 322.)

Poln.: Cnota nogę złamała, z prawdy dno wypadło, a gzczerosci u dworu juz bardzo nadbladlo. – Cnota, pokora niema miejsca u dwora. – Prawda, szczérość a pokora niemiewa miejsca u dwora. (Čelakovsky, 322.)

15 An Höfen und in Klöstern bringt man einem eher einen Trunk, dass er ihn versuch', als ein Buch, dass er einen guten Spruch such'.Klosterspiegel, 65, 15.

16 Bei Hof hilft ein Quintlein Glück mehr als ein Pfund (Centner) Witz.

17 Bei Hof ist alles, wer's nur spürt, mit Falschheit austapezirt.

It.: Nelle corti la carità è estinta, e non n' è amicizia se non finta. (Pazzaglia, 70, 12.)

18 Bei Hof ist Gunst im Maul, Mistrauen im Herzen.Simrock, 4810.

Lat.: Fraus sublimi regnat in aula. (Eiselein, 315.)

19 Bei Hof ist viel Händereichens und wenig Herzens.Eiselein, 315.

20 Bei Hof ist's, wie man eine Hand umkehrt.

Frz.: La cour a ses hauts et bas. (Kritzinger, 181b.)

21 Bei Hof verkauft man oft Rauch ohne Feuer.

Verspricht viel, ohne es zu halten.

22 Bei Hofe denkt jeder zuerst an sich.

Frz.: En la cour du roi chacun y est pour soi. (Bohn I, 17; Leroux, II, 60.)

23 Bei Hofe dient immer einer dem andern, aber jeder sich am besten.

Böhm.: Vždy u dvora deset na jednoho slouži. (Čelakovsky, 322.)

Poln.: Zawsze u dwora dziesięć na jednego sluży. (Čelakovsky, 322.)

24 Bei Hofe donnert's oft bei schönem Wetter.Einfälle, 534.

25 Bei Hofe donnert's oft und schlägt ein bei hellem Himmel.

Dän.: Til hofve tordner det ofte, og slaaer ned i klart veyr. (Prov. dan., 296.)

26 Bei Hofe fehlt's nicht an guten Bissen.

Daher sagte wol auch Aristipp zu Diogenes: „Hättest du gelernt mit Königen umzugehen, so brauchtest du keinen Kohl zu fressen.“

27 Bei Hofe geht's wunderlich zu.Kritzinger, 181b.

28 Bei Hofe geht's zu wie am Hofe.

Dän.: Det gaaer altid eens til i kongens gaard. (Prov. dan., 136.)

29 Bei Hofe gibt man keine Beine.Simrock, 4812.

30 Bei Hofe gibt man viel Hände aber wenig Herzen.Simrock, 4811.

Dän.: Til hove gives mange hænder, men faa hierter; taler eet, og giør et andet. (Prov. dan., 301.)

31 Bei Hofe haben auch die Wände Ohren.

It.: Nelle corti le muraglie hanno orecchie. (Pazzaglia, 253, 4.)

32 Bei Hofe hat man für einen Centner Last ein Quentlein Lust.

Holl.: Aan 't hof: voor kleinen lust veel moeite en weinig rust. (Harrebomée, I, 313.)

33 Bei Hofe heisst's, auf beiden Achseln tragen.

34 Bei Hofe heisst's, nicht blöde sein.

It.: Paggio vergognoso, il diavolo lo portò alla corte. (Pazzaglia, 402, 1.)

35 Bei Hofe ist für die Knie immer Fastenzeit.

Das Flectamus genua (Kniebeugen) ist stets in Brauch.

36 Bei Hofe ist Klaus Narr am glücklichsten.

It.: Nelle corti niuno gode più de' buffoni. (Pazzaglia, 72, 11.)

37 Bei Hofe ist täglich Fastnacht, denn jeder ist verlarvt.Winckler, XIV, 68.

„An den Höfen lebt man in ewigem Fastnachtsspiele. Alles ist maskirt, und jeder belügt und betrügt den andern, wo er nur immer kann. Wenn eine Preisaufgabe gemacht würde, wie man ein Volk auf die sicherste Weise schnell verderben könnte, so müsste die Errichtung eines grossen Hofs vorgeschlagen werden.“ (Welt und Zeit, III, 83, 60-61.)

[Spaltenumbruch] 38 Bei Hofe kann man sich wol wärmen, aber auch verbrennen.

39 Bei Hofe muss man blind, taub und stumm sein.

Bellay sagte: Wer am Hofe leben und sich in Gunst erhalten will, der muss lange Zeit blind, taub und stumm sein. (Welt und Zeit.)

40 Bei Hofe muss man mehr denken als sagen.

„Ich bin während meiner Reise“, sagt Friedrich von Gagern in seinem Nachlasse, „stets in der Nähe des Hofs gewesen, sodass ich gezwungen war, meinen Gedanken die Hörner abzusägen, dadurch sind sie etwas matt geworden.“

Frz.: En la cour il faut plus penser que dire. (Kritzinger, 181b.)

41 Bei Hofe muss man so geduldig wie Hiob und so verschlagen wie Ulysses sein.Winckler, XIII, 74.

Frz.: On doit comme Job en la cour, très misérable y entrez, comme Ulisse y demeurer, en sortir comme de l'amour. (Leroux, II, 60.)

42 Bei Hofe schwatzt ein einziger mehr als zehn andere verschweigen.

43 Bei Hofe trägt der Wolf ein Schafskleid.

It.: Nelle corti n' è sempre qualche lupo sotto pelle di pecora. (Pazzaglia, 70, 10.)

44 Bei Hofe verkauft man seine Freiheit.

Dän.: Til hove har man solgt sin frihed. (Prov. dan., 301.)

45 Bei Hofe wäscht eine Hand die andere.Eiselein, 316.

Engl.: At court one hand will wash the other. (Eiselein, 316.)

46 Bei Hofe will man kein Schaf ohne Wolle.

Frz.: Cour de France et cour romaine ne veulent de brebis sans laine. (Leroux, II, 60.)

47 Bei Hofe wollen alle sich wärmen, aber es kann nicht jeder zum Feuer kommen.

Dän.: Hver vilde vel gierne varme sig til hove, men kund ei alle komme til ilden. (Prov. dan., 302.)

48 Bei Hofe zahlt man titulo pro vitulo.Eiselein, 316.

49 Bei Höfen und grossen Herren ist die Wahrheit etwas Seltsames.Parömiakon, 150.

„Zu Hof, wo die Politici nisten“, sagt Abraham a Sancta Clara, „ist die liebe Wahrheit verbannt, als habe sie die Pest, und so sie auch ein Foede vom Himmel hätte, so lässt man sie dennoch kaum ein.“ Unsere jetzigen Hofprediger sind doch in der Cultur gegen den Pater Abraham bedeutend vorgeschritten.

50 Bei Höfen und grossen Herrn ist die Wahrheit ein seltner Stern.Paromiakon, 150.

„An den Höfen ist alles verschworen, den Herrscher zu belügen; und es gibt vielleicht keinen Fürsten, welcher jemals von seinen Umgebungen ein wahres Wort gehört hat.“ (Welt und Zeit, II, 86, 74.)

51 Bey Hof hiltft ein quintlein glück mehr als ein Pfund Witz.Lehmann, 391, 68.

52 Bey Hof werden viel gerechte sachen verloren vnd vngerechte faule Händel gewonnen.Lehmann, 391, 69.

It.: Gl'affari della corte non marciano sempre col passo de' desiderii de' pi`affetuosi zelanti. (Pazzaglia, 72, 5.)

53 By Have gyfft men vele hende und weynich herten.Reineke, CCLXI.

54 Dem, der zu hof auf den Tisch hofiert, vnd dem, ders wieder auspoliert, all beiden gleicher Lohn gebiert.Petri, II, 73.

55 Der bekommt bei Hofe schlechten Bescheid, der nichts hat als Frömmigkeit.

56 Der Hof ist eine Vielhandwerkerzunft: da sind Fechter, die über die Schnure hauen; Fischer, die mit faulen Fischen umgehen; Schneider, die einem die Ehre abschneiden; Drechsler, die eine Nase suchen zu drehen; Fuhrleute, die einen hinters Licht führen; Köche, die einem die Suppe versalzen; Geiger, die einen zu stimmen suchen, und viel Künstler in Erz, als Erzschelme, Erzdiebe u. s. w.Megerle.

Dän.: Til hove findes hemmelige øretudere, listige hyklere, og ublud løgnere. (Prov. dan., 302.)

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[[351]/0357] 12 An Höfen gibt es mehr Ahitophel als Josephe. – Sailer, 224; Simrock, 4809. Frz.: A chasque court son traistre. (Leroux, II, 60.) 13 An Höfen ist jeder für sich. Frz.: A la cour du roi chacun est pour soi. (Kritzinger, 181b.) 14 An Höfen muss die Tugend betteln gehen und Wahrheit hinter der Thüre stehen. Böhm.: Ctnost a pokora nemá místa u dvora. – Ctnost si nohu zlámala, pravdĕ dno vypadlo, a srdce upřimnosti u dvora vychladlo. (Čelakovsky, 322.) Poln.: Cnota nogę złamała, z prawdy dno wypadło, a gzczerosci u dworu juz bardzo nadbladlo. – Cnota, pokora niema miejsca u dwora. – Prawda, szczérość a pokora niemiewa miejsca u dwora. (Čelakovsky, 322.) 15 An Höfen und in Klöstern bringt man einem eher einen Trunk, dass er ihn versuch', als ein Buch, dass er einen guten Spruch such'. – Klosterspiegel, 65, 15. 16 Bei Hof hilft ein Quintlein Glück mehr als ein Pfund (Centner) Witz. 17 Bei Hof ist alles, wer's nur spürt, mit Falschheit austapezirt. It.: Nelle corti la carità è estinta, e non n' è amicizia se non finta. (Pazzaglia, 70, 12.) 18 Bei Hof ist Gunst im Maul, Mistrauen im Herzen. – Simrock, 4810. Lat.: Fraus sublimi regnat in aula. (Eiselein, 315.) 19 Bei Hof ist viel Händereichens und wenig Herzens. – Eiselein, 315. 20 Bei Hof ist's, wie man eine Hand umkehrt. Frz.: La cour a ses hauts et bas. (Kritzinger, 181b.) 21 Bei Hof verkauft man oft Rauch ohne Feuer. Verspricht viel, ohne es zu halten. 22 Bei Hofe denkt jeder zuerst an sich. Frz.: En la cour du roi chacun y est pour soi. (Bohn I, 17; Leroux, II, 60.) 23 Bei Hofe dient immer einer dem andern, aber jeder sich am besten. Böhm.: Vždy u dvora deset na jednoho slouži. (Čelakovsky, 322.) Poln.: Zawsze u dwora dziesięć na jednego sluży. (Čelakovsky, 322.) 24 Bei Hofe donnert's oft bei schönem Wetter. – Einfälle, 534. 25 Bei Hofe donnert's oft und schlägt ein bei hellem Himmel. Dän.: Til hofve tordner det ofte, og slaaer ned i klart veyr. (Prov. dan., 296.) 26 Bei Hofe fehlt's nicht an guten Bissen. Daher sagte wol auch Aristipp zu Diogenes: „Hättest du gelernt mit Königen umzugehen, so brauchtest du keinen Kohl zu fressen.“ 27 Bei Hofe geht's wunderlich zu. – Kritzinger, 181b. 28 Bei Hofe geht's zu wie am Hofe. Dän.: Det gaaer altid eens til i kongens gaard. (Prov. dan., 136.) 29 Bei Hofe gibt man keine Beine. – Simrock, 4812. 30 Bei Hofe gibt man viel Hände aber wenig Herzen. – Simrock, 4811. Dän.: Til hove gives mange hænder, men faa hierter; taler eet, og giør et andet. (Prov. dan., 301.) 31 Bei Hofe haben auch die Wände Ohren. It.: Nelle corti le muraglie hanno orecchie. (Pazzaglia, 253, 4.) 32 Bei Hofe hat man für einen Centner Last ein Quentlein Lust. Holl.: Aan 't hof: voor kleinen lust veel moeite en weinig rust. (Harrebomée, I, 313.) 33 Bei Hofe heisst's, auf beiden Achseln tragen. 34 Bei Hofe heisst's, nicht blöde sein. It.: Paggio vergognoso, il diavolo lo portò alla corte. (Pazzaglia, 402, 1.) 35 Bei Hofe ist für die Knie immer Fastenzeit. Das Flectamus genua (Kniebeugen) ist stets in Brauch. 36 Bei Hofe ist Klaus Narr am glücklichsten. It.: Nelle corti niuno gode più de' buffoni. (Pazzaglia, 72, 11.) 37 Bei Hofe ist täglich Fastnacht, denn jeder ist verlarvt. – Winckler, XIV, 68. „An den Höfen lebt man in ewigem Fastnachtsspiele. Alles ist maskirt, und jeder belügt und betrügt den andern, wo er nur immer kann. Wenn eine Preisaufgabe gemacht würde, wie man ein Volk auf die sicherste Weise schnell verderben könnte, so müsste die Errichtung eines grossen Hofs vorgeschlagen werden.“ (Welt und Zeit, III, 83, 60-61.) 38 Bei Hofe kann man sich wol wärmen, aber auch verbrennen. 39 Bei Hofe muss man blind, taub und stumm sein. Bellay sagte: Wer am Hofe leben und sich in Gunst erhalten will, der muss lange Zeit blind, taub und stumm sein. (Welt und Zeit.) 40 Bei Hofe muss man mehr denken als sagen. „Ich bin während meiner Reise“, sagt Friedrich von Gagern in seinem Nachlasse, „stets in der Nähe des Hofs gewesen, sodass ich gezwungen war, meinen Gedanken die Hörner abzusägen, dadurch sind sie etwas matt geworden.“ Frz.: En la cour il faut plus penser que dire. (Kritzinger, 181b.) 41 Bei Hofe muss man so geduldig wie Hiob und so verschlagen wie Ulysses sein. – Winckler, XIII, 74. Frz.: On doit comme Job en la cour, très misérable y entrez, comme Ulisse y demeurer, en sortir comme de l'amour. (Leroux, II, 60.) 42 Bei Hofe schwatzt ein einziger mehr als zehn andere verschweigen. 43 Bei Hofe trägt der Wolf ein Schafskleid. It.: Nelle corti n' è sempre qualche lupo sotto pelle di pecora. (Pazzaglia, 70, 10.) 44 Bei Hofe verkauft man seine Freiheit. Dän.: Til hove har man solgt sin frihed. (Prov. dan., 301.) 45 Bei Hofe wäscht eine Hand die andere. – Eiselein, 316. Engl.: At court one hand will wash the other. (Eiselein, 316.) 46 Bei Hofe will man kein Schaf ohne Wolle. Frz.: Cour de France et cour romaine ne veulent de brebis sans laine. (Leroux, II, 60.) 47 Bei Hofe wollen alle sich wärmen, aber es kann nicht jeder zum Feuer kommen. Dän.: Hver vilde vel gierne varme sig til hove, men kund ei alle komme til ilden. (Prov. dan., 302.) 48 Bei Hofe zahlt man titulo pro vitulo. – Eiselein, 316. 49 Bei Höfen und grossen Herren ist die Wahrheit etwas Seltsames. – Parömiakon, 150. „Zu Hof, wo die Politici nisten“, sagt Abraham a Sancta Clara, „ist die liebe Wahrheit verbannt, als habe sie die Pest, und so sie auch ein Foede vom Himmel hätte, so lässt man sie dennoch kaum ein.“ Unsere jetzigen Hofprediger sind doch in der Cultur gegen den Pater Abraham bedeutend vorgeschritten. 50 Bei Höfen und grossen Herrn ist die Wahrheit ein seltner Stern. – Paromiakon, 150. „An den Höfen ist alles verschworen, den Herrscher zu belügen; und es gibt vielleicht keinen Fürsten, welcher jemals von seinen Umgebungen ein wahres Wort gehört hat.“ (Welt und Zeit, II, 86, 74.) 51 Bey Hof hiltft ein quintlein glück mehr als ein Pfund Witz. – Lehmann, 391, 68. 52 Bey Hof werden viel gerechte sachen verloren vnd vngerechte faule Händel gewonnen. – Lehmann, 391, 69. It.: Gl'affari della corte non marciano sempre col passo de' desiderii de' pi`affetuosi zelanti. (Pazzaglia, 72, 5.) 53 By Have gyfft men vele hende und weynich herten. – Reineke, CCLXI. 54 Dem, der zu hof auf den Tisch hofiert, vnd dem, ders wieder auspoliert, all beiden gleicher Lohn gebiert. – Petri, II, 73. 55 Der bekommt bei Hofe schlechten Bescheid, der nichts hat als Frömmigkeit. 56 Der Hof ist eine Vielhandwerkerzunft: da sind Fechter, die über die Schnure hauen; Fischer, die mit faulen Fischen umgehen; Schneider, die einem die Ehre abschneiden; Drechsler, die eine Nase suchen zu drehen; Fuhrleute, die einen hinters Licht führen; Köche, die einem die Suppe versalzen; Geiger, die einen zu stimmen suchen, und viel Künstler in Erz, als Erzschelme, Erzdiebe u. s. w. – Megerle. Dän.: Til hove findes hemmelige øretudere, listige hyklere, og ublud løgnere. (Prov. dan., 302.) Poln.: Szerokie wrota do dworu, ale wązhie ze dworu. (Čelakovsky, 322.) 57 Der Hof ist Hurenart, gibt einen für den andern. – Eiselein, 315.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [351]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/357>, abgerufen am 23.11.2024.