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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] *105 Die Finger zwischen Thür und Angel legen.

"Ein Sprichwort ist uns lang gesagt: Wer zwischen Thür und Angel stösst seinen Finger unverzagt, der gewinnt an Freuden Mangel, ob er sich dazwischenklemmt." (Suchenwirth.)

Frz.: Mettre les doigts entre le bois et l'ecorce. (Kritzinger, 243.)

*106 Die fünf Finger einer Hand sind einander nicht so ähnlich.

*107 Do sall ich mich wahl vör en de Fing'ren biesse. (Köln.) - Firmenich, 473, 100.

Davor werde ich mich wol hüten.

*108 Du schast mi den Finger wol utn Eers holden. - Eichwald, 411.

*109 Durch die Finger lachen.

*110 Durch die finger sehen. - Agricola II, 130; Henisch, 1099; Eyering, II, 140; Franck, I, 48a; Parömiakon, 1570 u. 1577; Mathesy, 126a; Sutor, 234.

Nachsichtig sein, hingehen lassen, was geahndet werden sollte. (Meinau, 17.)

*111 E äs wä me Finger. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, VI, 33, 28.

*112 Ea hod in kluann Finga mea, wiar Ounari in gounza Koubf. (Steiermark.) - Firmenich, II, 768, 103.

Er hat im kleinen Finger mehr (nämlich Verstand), als ein anderer im Kopfe.

*113 Ea hod lounki Finga gmocht. (Steiermark.) - Firmenich, II, 770, 167.

Er hat lange Finger gemacht.

*114 Ea hod si dapai d' Finga vaprennt. (Steiermark.) - Firmenich, II, 770, 166.

*115 Ea muis si oli Fingar olecken, woun das gschiad. (Steiermark.) - Firmenich, II, 768, 99.

Er muss sich alle Finger ablecken, d. h. sehr froh sein, wenn das geschieht.

*116 Eam goat de Finger äs dem doden Fearken de Stert. (Büren.)

Die Finger gehen ihm wie einem todten Ferkel der Steiss. Er ist ein Faulenzer, mag nichts thun.

*117 Ein ander leckt die finger darnach. - Henisch, 1100.

Was der eine verschmäht, ist dem andern willkommen.

*118 Einem auf die Finger sehen. - Meinau, 248; Eiselein, 169.

Seine Handlungen genau beobachten.

Holl.: Iemand op de vingers zien. (Harrebomee, II, 382.)

*119 Einem die Finger sehr beschneiden.

Ihn kurz halten.

*120 Einem etwas auf die Finger geben.

*121 Einen andern die Finger verbrennen lassen.

Frz.: Tirer les marrons du feu avec la patte du chat. (Starschedel, 395.)

*122 Einen auf den kleinen Finger herausfordern.

Verächtlich behandeln.

Lat.: Minimo me provocat. (Horaz.) (Philippi, I, 250.)

*123 Einen auf die Finger klopfen. - Körte, 1390o.

Wegen eines kleinen Versehens mässig bestrafen.

Frz.: Donner sur les doigts a quelqu'un. (Starschedel, 149; Kritzinger, 243.)

*124 Einen mit dem (auf den) kleinen Finger herausfordern.

Spott und Verachtung ausdrückend. Von verhöhnender Herausforderung.

*125 Einen mit fingern aus der Erde graben wollen. - Mathesy, 308b.

*126 Em1 koan en äm2 de klene Fanger wäckeln. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 341, 51.

1) Man.

2) Um. - Von einem sehr gutmüthigen Menschen.

*127 Er beisst sich lieber einen kleinen Finger ab.

*128 Er bricht seine Finger im Hirsebrei.

*129 Er hat den letzten Finger verbunden. - Kirchhofer, 355.

*130 Er hat es auss den fingern gesogen. - Tappius, 13b; Eyering, II, 318; Franck, II, 11a; Mayer, II, 42; Körte, 1390 h.

Was er sagt, hat keinen Grund, er hat es erdacht, erfunden.

Frz.: Il a pris cela sous son bonnet. (Lendroy, 186.)

*131 Er hat Finger wie eine Hebamme. - Tendlau, 549.

Lang, dünn und zart. Jüdisch-deutsch: wie e Meleedeste.

*132 Er hat klebrige Finger. - Körte, 1390f.

Stiehlt.

Lat.: Visco manus tinctas habet. (Binder I, 1863; II, 3577; Philippi, II, 256; Seybold, 639.)

[Spaltenumbruch] *133 Er hat lange (krumme, klebrige) Finger. - Kirchhofer, 144; für Franken: Frommann, VI, 167, 87.

Er entwendet gern etwas, wenn Gelegenheit ist.

Holl.: Hij heeft kromme vingers. (Harrebomee, II, 381.)

*134 Er hat lange finger, die finden, ehe man verleurt. - Franck, I, 4a; Körte, 1390e.

Ist diebisch.

Holl.: De zucht tot stelen zit hem reeds in de vingers. - Hij heeft lange vingers, maar haalt ze krom naar zich. (Harrebomee, II, 381.)

*135 Er hat mehr in seinem kleinen Finger, als der in seinem Kopfe.

*136 Er hat sich die Finger daran bemalt, wie der Pfaff an Eulenspiegel's Erbe. - Fischart.

*137 Er hat sich in die Finger geschnitten.

Schaden zugefügt.

Holl.: Hij heeft zich in zijnen vinger gesneden. (Harrebomee, II, 381.)

*138 Er hat versilberte Finger.

*139 Er hat's aus dem kleinen Finger gesaugt.

*140 Er ist mir am kleinen Finger lieber als du am ganzen Leibe.

Lat.: Pluris est ejus unguis, quam tu totus es. (Binder II, 2594.)

*141 Er lässt die Finger kleben.

Von Diebischen.

*142 Er lässt sich um einen Finger wickeln.

*143 Er leckt alle Finger danach. - Schuppius, Trakt.; Eiselein, 169.

"Ich kenne wol das Fingerlecken nach meinen reichen Hypotheken." (Butler.)

Frz.: Il s'en est leche les doigts. (Starschedel, 149; Kritzinger, 243.)

*144 Er macht lange Finger. - Mayer, I, 80.

*145 Er mag keinen Finger in die Asche stecken.

*146 Er rührt nicht einen Finger.

Frz.: Il ne fait oeuvre de ses dix doigts. (Starschedel, 150; Kritzinger, 243.)

*147 Er schleckt die Finger danach.

*148 Er steckt seine Finger in jeden Quark.

Engl.: He has his finger in every pie. (Bohn I, 460.)

*149 Er wird an den Fingern nagen.

Die Sache wird ihm unangenehm sein.

*150 Er wird sich die Finger daran verbrennen.

Frz.: Il s'en mordra les doigts. (Lendroy, 39.)

*151 Es fehlt ihm zwei Finger über der Nase. - Körte, 1390h.

*152 Es geht jhme vmb den Finger vnnd nicht drein. - Lehmann, 721, 2.

Vom Sorglosen, Leichtsinnigen. - Um Gleichgültigkeit, Sorglosigkeit, Unbekümmertheit u. s. w. in ihren verschiedenen Formen, Graden und Beziehungen auszudrücken, haben wir noch die verwandten Redensarten: Er deckt den Himmel darüber. Er fragt nichts darnach, es werde Essig oder Wasser aussm Dinge. Er hinckt nicht, wenn ein anderer gefallen. Er kehrt sich an keine Ganss, sie sey dann gebraten. Er lässt die Hund sorgen, die dörffen vier Schuh. Er läst fliessen, was er nicht darff. Er läst rauschen, wz nicht bleiben will. Er macht's wie die Herren zu Metz, die lassen's geschehen, wann es regnet. Er setzt sich nieder vnd trincket einmal. Er siht wie er seine sorgen andern anhenckt. Er sihet das Wetter in der warmen Stuben zum Fenster auss an. Er sorgt nicht, was der Müller auffschütt. Er trägt kein eng Wammes. Er wills den Gelehrten befehlen, die werden die todten rathsfragen. Er wischt das Maul vnd gehet davon. Es gebet jhme vmbs Wammes, nicht ins Hertz. Es thut jhm nicht wehe, wenn ein ander sich stosst. Rom geht jhm nichts an, er hat kein Hauss drin. Sein Wammes liegt so hart nicht an.

*153 Es lässt sich an den Fingern zählen.

Von äusserst seltenen Dingen sagt der Franzose: On les peut compter avec le nez.

*154 Es schwirt jhm kein finger mehr. - Henisch, 1099; Eyering, II, 579.

Wie: Es thut ihm kein Zahn mehr wehe.

*155 Etwas an den Fingern herzählen.

Lat.: In digitos mittere. (Macrobius.) (Binder II, 1420.)

*156 Etwas aus den Fingern saugen.

Erfinden, erdichten. Die mit Unwahrheit umgehen, zerbrechen sich den Kopf mit Erfindung wahrscheinlicher Gründe, wobei manche die Gewohnheit haben, an den Nägeln zu kauen und gleichsam an einem Finger zu saugen.

*157 Etwas mit dem Finger anrühren (berühren). - Eiselein, 170.

Ganz nahe daran sein.

Frz.: Toucher a quelque chose du bout du doigt. (Starschedel, 149.)

[Spaltenumbruch] *105 Die Finger zwischen Thür und Angel legen.

„Ein Sprichwort ist uns lang gesagt: Wer zwischen Thür und Angel stösst seinen Finger unverzagt, der gewinnt an Freuden Mangel, ob er sich dazwischenklemmt.“ (Suchenwirth.)

Frz.: Mettre les doigts entre le bois et l'écorce. (Kritzinger, 243.)

*106 Die fünf Finger einer Hand sind einander nicht so ähnlich.

*107 Do sall ich mich wahl vör en de Fing'ren biesse. (Köln.) – Firmenich, 473, 100.

Davor werde ich mich wol hüten.

*108 Du schast mi den Finger wol utn Eers holden.Eichwald, 411.

*109 Durch die Finger lachen.

*110 Durch die finger sehen.Agricola II, 130; Henisch, 1099; Eyering, II, 140; Franck, I, 48a; Parömiakon, 1570 u. 1577; Mathesy, 126a; Sutor, 234.

Nachsichtig sein, hingehen lassen, was geahndet werden sollte. (Meinau, 17.)

*111 E äs wä me Finger. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, VI, 33, 28.

*112 Ea hod in kluann Finga mea, wiar Ounari in gounza Koubf. (Steiermark.) – Firmenich, II, 768, 103.

Er hat im kleinen Finger mehr (nämlich Verstand), als ein anderer im Kopfe.

*113 Ea hod lounki Finga gmocht. (Steiermark.) – Firmenich, II, 770, 167.

Er hat lange Finger gemacht.

*114 Ea hod si dapai d' Finga vaprennt. (Steiermark.) – Firmenich, II, 770, 166.

*115 Ea muis si oli Fingar olecken, woun das gschiad. (Steiermark.) – Firmenich, II, 768, 99.

Er muss sich alle Finger ablecken, d. h. sehr froh sein, wenn das geschieht.

*116 Eam goat de Finger äs dem doden Fearken de Stêrt. (Büren.)

Die Finger gehen ihm wie einem todten Ferkel der Steiss. Er ist ein Faulenzer, mag nichts thun.

*117 Ein ander leckt die finger darnach.Henisch, 1100.

Was der eine verschmäht, ist dem andern willkommen.

*118 Einem auf die Finger sehen.Meinau, 248; Eiselein, 169.

Seine Handlungen genau beobachten.

Holl.: Iemand op de vingers zien. (Harrebomée, II, 382.)

*119 Einem die Finger sehr beschneiden.

Ihn kurz halten.

*120 Einem etwas auf die Finger geben.

*121 Einen andern die Finger verbrennen lassen.

Frz.: Tirer les marrons du feu avec la patte du chat. (Starschedel, 395.)

*122 Einen auf den kleinen Finger herausfordern.

Verächtlich behandeln.

Lat.: Minimo me provocat. (Horaz.) (Philippi, I, 250.)

*123 Einen auf die Finger klopfen.Körte, 1390o.

Wegen eines kleinen Versehens mässig bestrafen.

Frz.: Donner sur les doigts à quelqu'un. (Starschedel, 149; Kritzinger, 243.)

*124 Einen mit dem (auf den) kleinen Finger herausfordern.

Spott und Verachtung ausdrückend. Von verhöhnender Herausforderung.

*125 Einen mit fingern aus der Erde graben wollen.Mathesy, 308b.

*126 Em1 koan en äm2 de klêne Fanger wäckeln. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 341, 51.

1) Man.

2) Um. – Von einem sehr gutmüthigen Menschen.

*127 Er beisst sich lieber einen kleinen Finger ab.

*128 Er bricht seine Finger im Hirsebrei.

*129 Er hat den letzten Finger verbunden.Kirchhofer, 355.

*130 Er hat es auss den fingern gesogen.Tappius, 13b; Eyering, II, 318; Franck, II, 11a; Mayer, II, 42; Körte, 1390 h.

Was er sagt, hat keinen Grund, er hat es erdacht, erfunden.

Frz.: Il a pris cela sous son bonnet. (Lendroy, 186.)

*131 Er hat Finger wie eine Hebamme.Tendlau, 549.

Lang, dünn und zart. Jüdisch-deutsch: wie e Meleedeste.

*132 Er hat klebrige Finger.Körte, 1390f.

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Lat.: Visco manus tinctas habet. (Binder I, 1863; II, 3577; Philippi, II, 256; Seybold, 639.)

[Spaltenumbruch] *133 Er hat lange (krumme, klebrige) Finger.Kirchhofer, 144; für Franken: Frommann, VI, 167, 87.

Er entwendet gern etwas, wenn Gelegenheit ist.

Holl.: Hij heeft kromme vingers. (Harrebomée, II, 381.)

*134 Er hat lange finger, die finden, ehe man verleurt.Franck, I, 4a; Körte, 1390e.

Ist diebisch.

Holl.: De zucht tot stelen zit hem reeds in de vingers. – Hij heeft lange vingers, maar haalt ze krom naar zich. (Harrebomée, II, 381.)

*135 Er hat mehr in seinem kleinen Finger, als der in seinem Kopfe.

*136 Er hat sich die Finger daran bemalt, wie der Pfaff an Eulenspiegel's Erbe.Fischart.

*137 Er hat sich in die Finger geschnitten.

Schaden zugefügt.

Holl.: Hij heeft zich in zijnen vinger gesneden. (Harrebomée, II, 381.)

*138 Er hat versilberte Finger.

*139 Er hat's aus dem kleinen Finger gesaugt.

*140 Er ist mir am kleinen Finger lieber als du am ganzen Leibe.

Lat.: Pluris est ejus unguis, quam tu totus es. (Binder II, 2594.)

*141 Er lässt die Finger kleben.

Von Diebischen.

*142 Er lässt sich um einen Finger wickeln.

*143 Er leckt alle Finger danach.Schuppius, Trakt.; Eiselein, 169.

„Ich kenne wol das Fingerlecken nach meinen reichen Hypotheken.“ (Butler.)

Frz.: Il s'en est léché les doigts. (Starschedel, 149; Kritzinger, 243.)

*144 Er macht lange Finger.Mayer, I, 80.

*145 Er mag keinen Finger in die Asche stecken.

*146 Er rührt nicht einen Finger.

Frz.: Il ne fait oeuvre de ses dix doigts. (Starschedel, 150; Kritzinger, 243.)

*147 Er schleckt die Finger danach.

*148 Er steckt seine Finger in jeden Quark.

Engl.: He has his finger in every pie. (Bohn I, 460.)

*149 Er wird an den Fingern nagen.

Die Sache wird ihm unangenehm sein.

*150 Er wird sich die Finger daran verbrennen.

Frz.: Il s'en mordra les doigts. (Lendroy, 39.)

*151 Es fehlt ihm zwei Finger über der Nase.Körte, 1390h.

*152 Es geht jhme vmb den Finger vnnd nicht drein.Lehmann, 721, 2.

Vom Sorglosen, Leichtsinnigen. – Um Gleichgültigkeit, Sorglosigkeit, Unbekümmertheit u. s. w. in ihren verschiedenen Formen, Graden und Beziehungen auszudrücken, haben wir noch die verwandten Redensarten: Er deckt den Himmel darüber. Er fragt nichts darnach, es werde Essig oder Wasser aussm Dinge. Er hinckt nicht, wenn ein anderer gefallen. Er kehrt sich an keine Ganss, sie sey dann gebraten. Er lässt die Hund sorgen, die dörffen vier Schuh. Er läst fliessen, was er nicht darff. Er läst rauschen, wz nicht bleiben will. Er macht's wie die Herren zu Metz, die lassen's geschehen, wann es regnet. Er setzt sich nieder vnd trincket einmal. Er siht wie er seine sorgen andern anhenckt. Er sihet das Wetter in der warmen Stuben zum Fenster auss an. Er sorgt nicht, was der Müller auffschütt. Er trägt kein eng Wammes. Er wills den Gelehrten befehlen, die werden die todten rathsfragen. Er wischt das Maul vnd gehet davon. Es gebet jhme vmbs Wammes, nicht ins Hertz. Es thut jhm nicht wehe, wenn ein ander sich stosst. Rom geht jhm nichts an, er hat kein Hauss drin. Sein Wammes liegt so hart nicht an.

*153 Es lässt sich an den Fingern zählen.

Von äusserst seltenen Dingen sagt der Franzose: On les peut compter avec le nez.

*154 Es schwirt jhm kein finger mehr.Henisch, 1099; Eyering, II, 579.

Wie: Es thut ihm kein Zahn mehr wehe.

*155 Etwas an den Fingern herzählen.

Lat.: In digitos mittere. (Macrobius.) (Binder II, 1420.)

*156 Etwas aus den Fingern saugen.

Erfinden, erdichten. Die mit Unwahrheit umgehen, zerbrechen sich den Kopf mit Erfindung wahrscheinlicher Gründe, wobei manche die Gewohnheit haben, an den Nägeln zu kauen und gleichsam an einem Finger zu saugen.

*157 Etwas mit dem Finger anrühren (berühren).Eiselein, 170.

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[[511]/0539] *105 Die Finger zwischen Thür und Angel legen. „Ein Sprichwort ist uns lang gesagt: Wer zwischen Thür und Angel stösst seinen Finger unverzagt, der gewinnt an Freuden Mangel, ob er sich dazwischenklemmt.“ (Suchenwirth.) Frz.: Mettre les doigts entre le bois et l'écorce. (Kritzinger, 243.) *106 Die fünf Finger einer Hand sind einander nicht so ähnlich. *107 Do sall ich mich wahl vör en de Fing'ren biesse. (Köln.) – Firmenich, 473, 100. Davor werde ich mich wol hüten. *108 Du schast mi den Finger wol utn Eers holden. – Eichwald, 411. *109 Durch die Finger lachen. *110 Durch die finger sehen. – Agricola II, 130; Henisch, 1099; Eyering, II, 140; Franck, I, 48a; Parömiakon, 1570 u. 1577; Mathesy, 126a; Sutor, 234. Nachsichtig sein, hingehen lassen, was geahndet werden sollte. (Meinau, 17.) *111 E äs wä me Finger. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, VI, 33, 28. *112 Ea hod in kluann Finga mea, wiar Ounari in gounza Koubf. (Steiermark.) – Firmenich, II, 768, 103. Er hat im kleinen Finger mehr (nämlich Verstand), als ein anderer im Kopfe. *113 Ea hod lounki Finga gmocht. (Steiermark.) – Firmenich, II, 770, 167. Er hat lange Finger gemacht. *114 Ea hod si dapai d' Finga vaprennt. (Steiermark.) – Firmenich, II, 770, 166. *115 Ea muis si oli Fingar olecken, woun das gschiad. (Steiermark.) – Firmenich, II, 768, 99. Er muss sich alle Finger ablecken, d. h. sehr froh sein, wenn das geschieht. *116 Eam goat de Finger äs dem doden Fearken de Stêrt. (Büren.) Die Finger gehen ihm wie einem todten Ferkel der Steiss. Er ist ein Faulenzer, mag nichts thun. *117 Ein ander leckt die finger darnach. – Henisch, 1100. Was der eine verschmäht, ist dem andern willkommen. *118 Einem auf die Finger sehen. – Meinau, 248; Eiselein, 169. Seine Handlungen genau beobachten. Holl.: Iemand op de vingers zien. (Harrebomée, II, 382.) *119 Einem die Finger sehr beschneiden. Ihn kurz halten. *120 Einem etwas auf die Finger geben. *121 Einen andern die Finger verbrennen lassen. Frz.: Tirer les marrons du feu avec la patte du chat. (Starschedel, 395.) *122 Einen auf den kleinen Finger herausfordern. Verächtlich behandeln. Lat.: Minimo me provocat. (Horaz.) (Philippi, I, 250.) *123 Einen auf die Finger klopfen. – Körte, 1390o. Wegen eines kleinen Versehens mässig bestrafen. Frz.: Donner sur les doigts à quelqu'un. (Starschedel, 149; Kritzinger, 243.) *124 Einen mit dem (auf den) kleinen Finger herausfordern. Spott und Verachtung ausdrückend. Von verhöhnender Herausforderung. *125 Einen mit fingern aus der Erde graben wollen. – Mathesy, 308b. *126 Em1 koan en äm2 de klêne Fanger wäckeln. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 341, 51. 1) Man. 2) Um. – Von einem sehr gutmüthigen Menschen. *127 Er beisst sich lieber einen kleinen Finger ab. *128 Er bricht seine Finger im Hirsebrei. *129 Er hat den letzten Finger verbunden. – Kirchhofer, 355. *130 Er hat es auss den fingern gesogen. – Tappius, 13b; Eyering, II, 318; Franck, II, 11a; Mayer, II, 42; Körte, 1390 h. 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(Harrebomée, II, 381.) *135 Er hat mehr in seinem kleinen Finger, als der in seinem Kopfe. *136 Er hat sich die Finger daran bemalt, wie der Pfaff an Eulenspiegel's Erbe. – Fischart. *137 Er hat sich in die Finger geschnitten. Schaden zugefügt. Holl.: Hij heeft zich in zijnen vinger gesneden. (Harrebomée, II, 381.) *138 Er hat versilberte Finger. *139 Er hat's aus dem kleinen Finger gesaugt. *140 Er ist mir am kleinen Finger lieber als du am ganzen Leibe. Lat.: Pluris est ejus unguis, quam tu totus es. (Binder II, 2594.) *141 Er lässt die Finger kleben. Von Diebischen. *142 Er lässt sich um einen Finger wickeln. *143 Er leckt alle Finger danach. – Schuppius, Trakt.; Eiselein, 169. „Ich kenne wol das Fingerlecken nach meinen reichen Hypotheken.“ (Butler.) Frz.: Il s'en est léché les doigts. (Starschedel, 149; Kritzinger, 243.) *144 Er macht lange Finger. – Mayer, I, 80. *145 Er mag keinen Finger in die Asche stecken. *146 Er rührt nicht einen Finger. Frz.: Il ne fait oeuvre de ses dix doigts. (Starschedel, 150; Kritzinger, 243.) *147 Er schleckt die Finger danach. *148 Er steckt seine Finger in jeden Quark. Engl.: He has his finger in every pie. (Bohn I, 460.) *149 Er wird an den Fingern nagen. Die Sache wird ihm unangenehm sein. *150 Er wird sich die Finger daran verbrennen. Frz.: Il s'en mordra les doigts. (Lendroy, 39.) *151 Es fehlt ihm zwei Finger über der Nase. – Körte, 1390h. *152 Es geht jhme vmb den Finger vnnd nicht drein. – Lehmann, 721, 2. Vom Sorglosen, Leichtsinnigen. – Um Gleichgültigkeit, Sorglosigkeit, Unbekümmertheit u. s. w. in ihren verschiedenen Formen, Graden und Beziehungen auszudrücken, haben wir noch die verwandten Redensarten: Er deckt den Himmel darüber. Er fragt nichts darnach, es werde Essig oder Wasser aussm Dinge. Er hinckt nicht, wenn ein anderer gefallen. Er kehrt sich an keine Ganss, sie sey dann gebraten. Er lässt die Hund sorgen, die dörffen vier Schuh. Er läst fliessen, was er nicht darff. Er läst rauschen, wz nicht bleiben will. Er macht's wie die Herren zu Metz, die lassen's geschehen, wann es regnet. Er setzt sich nieder vnd trincket einmal. Er siht wie er seine sorgen andern anhenckt. Er sihet das Wetter in der warmen Stuben zum Fenster auss an. Er sorgt nicht, was der Müller auffschütt. Er trägt kein eng Wammes. Er wills den Gelehrten befehlen, die werden die todten rathsfragen. Er wischt das Maul vnd gehet davon. Es gebet jhme vmbs Wammes, nicht ins Hertz. Es thut jhm nicht wehe, wenn ein ander sich stosst. Rom geht jhm nichts an, er hat kein Hauss drin. Sein Wammes liegt so hart nicht an. *153 Es lässt sich an den Fingern zählen. Von äusserst seltenen Dingen sagt der Franzose: On les peut compter avec le nez. *154 Es schwirt jhm kein finger mehr. – Henisch, 1099; Eyering, II, 579. Wie: Es thut ihm kein Zahn mehr wehe. *155 Etwas an den Fingern herzählen. Lat.: In digitos mittere. (Macrobius.) (Binder II, 1420.) *156 Etwas aus den Fingern saugen. Erfinden, erdichten. Die mit Unwahrheit umgehen, zerbrechen sich den Kopf mit Erfindung wahrscheinlicher Gründe, wobei manche die Gewohnheit haben, an den Nägeln zu kauen und gleichsam an einem Finger zu saugen. *157 Etwas mit dem Finger anrühren (berühren). – Eiselein, 170. Ganz nahe daran sein. Frz.: Toucher à quelque chose du bout du doigt. (Starschedel, 149.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [511]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/539>, abgerufen am 22.07.2024.