Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] 59 Wenn ein Finger weh thut, so fühlt's auch die Hand. - Scheidemünze, I, 2654. 60 Wenn ich dir alle zehn Finger als Lichter anzündete, du würdest sie doch nur ansehen, als wären sie dunkel. - Burckhardt. 61 Wenn mann eim einn finger beut, wil er die faust gar haben. - Egenolff, 49b; Guttenstein, II, 81; Sutor, 71; Henisch, 1100; Pistor., VII, 71; Mayer, I, 257; Steiger, 169; Eiselein, 170; Kirchhofer, 175; Simrock, 2450. Engl.: Give him an inch, and he'll take an ell. (Bohn II, 167.) Frz.: Si vous lui donnez un pied, il en prendra quatre. (Lendroy, 1212.) - Si vous lui donnez un pied, il en prendra quatre; si 'on lui en donne un doigt (pouce), il en prendra long comme le bras. (Starschedel, 395.) Holl.: Als men iemand den vinger geeft, neemt hij de geheele hand. (Harrebomee, II, 380; Bohn I, 299.) - Geeft men hem den duim, dan wil hij er do vingers nog bij hebben. (Harrebomee, II, 381.) Lat.: Arbores cadunt post folia. (Philippi, I, 38.) - Si digitum porrexeris, manum invadet. Span.: Dame donde me assiente, que yo hare donde me acueste. (Bohn II, 167.) 62 Wenn mein Finger übel riecht, werd' ich ihn (doch) nicht abschneiden und wegwerfen. Wenn die Kinder nicht wohl geartet sind; so sind sie doch meine Kinder, und ich kann sie nicht von mir stossen. 63 Wer andern den Finger ins Maul steckt, der will gebissen sein. - Simrock, 2444; Eiselein, 169. Lat.: Stulto digitum ne ostenderis, ut ne palmam etiam devocet. (Eiselein, 169.) 64 Wer dem Finger nicht folgt, muss der Hand folgen. - Scheidemünze, II, 189. 65 Wer den Finger gibt, der soll auch die Hand geben. - Scheidemünze, I, 2. 66 Wer den Finger nicht heilt, verliert die Hand. - Scheidemünze, I, 2115. 67 Wer die finger im fewer nicht gehabt hat, der waiss nit, dass es heiss ist. - Henisch, 1089; Petri, II, 695. 68 Wer die Finger wil behalten rein, der mach den Arsswisch nicht zu klein. - Lehmann, II, 871, 164; Gruter, III, 165. 69 Wer durch die Finger sehen kann, braucht keine Brille. Holl.: Die door de vingers kan zien, heeft geen' bril noodig. (Harrebomee, II, 381.) 70 Wer durch die Finger sehen kann vnd lest sein Weib eim andern Mann, der hat die Narrenkappe an. - Petri, II, 697. 71 Wer Einem Finger nicht folgt1, der muss oft dreien2 folgen. 1) Dem Kirchthurm. 2) Dem Galgen. 72 Wer einen Finger breit nachgibt, dem wird eine Hand breit genommen. 73 Wer einen Finger hat, der will die Hand haben. Ein russisches Sprichwort sagt: Wer erst den Finger nach dem Hügel ausstreckt, wird auch bald die Hand zum Berge erheben. 74 Wer einen kranken Finger hat, besieht ihn immer, und wer 'nen übeln Gatten hat, seufzt immer. (Lomb.) 75 Wer erst die Finger hat, der hat auch die Hand. Holl.: Kan hij er maar alleen den vinger in krijgen, hij krijgt er ook spoodig de geheele vuist in. (Harrebomee, II, 382.) 76 Wer keine Finger hat, kann keine Faust machen. Wem Kraft und Mittel fehlen, der soll nicht drohen. Von Leuten, die wol möchten, aber nicht können. 77 Wer nicht kan durch die finger sehen, der kann nicht regieren (oder: Hauss halten). - Henisch, 1099; Petri, II, 741. Richter, willst du ohne Gefahr durch die Finger gucken, Musst die Brille dir vor die Augen rucken. (W. Müller, 91.) Dän.: Hvo ei kand see igiennem fingre, kand ei holde huus. (Prov. dan., 167.) Holl.: Die niet door de vingers ziet, dient in de wereld niet. - Die niet oogluiken kan, en zien door de vingers, dient niet te heerschen over stad of kinders. (Harrebomee, II, 381.) 78 Wer seine Finger in alle Löcher steckt, dem werden sie wol bald abgezwickt. Holl.: Die zijnen duim in zijn aars wil breken, kwetst zich zelven. (Harrebomee, I, 159.) [Spaltenumbruch] 79 Wer seine Finger inn alle Löcher will stecken, der ziehet sie offt beschissen wider herauss. - Tappius, 199a; Henisch, 1100; Lehmann, II, 851, 326; Körte, 1389. Dän.: Hvo der vil have sin finger hversteds, faaer ham tit skiden. (Prov. dan., 166.) 80 Wer seine finger zwischen angel vnd thür (oder: zwischen thür vnd gadder) steckt, der klempt sich gern. - Franck, II, 131b; Henisch, 1100; Tappius, 228b; Lehmann, II, 850, 319; Sailer, 287; Simrock, 2451. 81 Wer sich die Finger einmal verbrannt, der greift auch langsam an einen kalten Ofen. It.: Chi s'e scottato una volta, l'altra vi soffia, su. 82 Wer stroherne Finger hat, der komme dem Feuer nicht nahe. It.: Chi ha la coda di paglia, tema il fuoco. (Pazzaglia, 371, 6.) 83 Wie der Finger, so der Ring. 84 Wo man durch die Finger sieht, braucht man keine Brillen. - Sailer, 109. 85 Zween Finger auffheben ist leichter, denn ein Spaden vol Erde. - Petri, II, 16. Schwören leichter als arbeiten. 86 Zwischen den Fingern kann man keine Wurst braten. *87 Alle Finger lang. (Nürtingen.) *88 Alle zehn Finger danach lecken. Holl.: Hij zal daar nog met vinger en duim van likken. (Harrebomee, II, 382.) *89 Auss dem finger saugen. - Henisch, 1094; Schottel, 1116b. Lat.: Ex se fingere. *90 Daran hat er sich seine Finger verbrannt. Holl.: Hij heeft er zich den vinger aangebrand. (Harrebomee, II, 381.) *91 Darum mach' ich keinen Finger nass. Holl.: Hij heeft er geen vinger om nat gemaakt. (Harrebomee, II, 381.) *92 Das hat mir mein kleiner Finger gesagt. Frz.: Mon petit doigt me l'a dit. (Starschedel, 149.) Lat.: Supercilium salit. (Philippi, II, 207.) *93 Das ist (hat er) nicht aus den Fingern gesogen. - Eiselein, 170; Simrock, 2454. Holl.: Dat zuigt gij niet uit uw eigene vingers. (Harrebomee, II, 381.) Lat.: Necesse est municipem aut vicinum dixisse. (Eiselein, 170.) *94 Davon bekommt man keine fetten Finger. Holl.: Daar zal men geene vette vingeren van likken. (Harrebomee, II, 381.) *95 Den Finger auf den Mund legen. - Eiselein, 170. Bedachtsam schweigen. Holl.: Den vinger op den mond leggen. (Harrebomee, II, 381.) Lat.: Reddite Harpocratem. *96 Den finger darauss ziehen. - Henisch, 1099. Sicher sein. Lat.: Extra lutum pedes habere, in portu navigare. *97 Den mitlen Finger zeigen. - Eyering, I, 401; Henisch, 1102. Um die höchste Verachtung auszudrücken; denn diesen Finger nennt Martial unkeusch, unzüchtig. Dieser Finger soll, wie Erasmus bemerkt, dadurch um seine Ehre gekommen sein, weil man damit die Hühner begreife, ob sie ein Ei haben, woher er auch der ehrlose Finger genannt wurde. Als sinnverwandt fügt Eyering zur Erklärung die Redensarten bei: "Die feygen (s. d.) weisen; den arss auffdecken; in arss sehen lan; den hintern zeigen." *98 Den stoss' ich mit dem kleinen Finger um. *99 Der bricht noch den Finger im Arsch ab. Hat ganz besonderes Misgeschick. *100 Der hat ihn auf die Finger geklopft. Wenn ein Stolzer von einem gedemüthigt wird. *101 Der kleine Finger sagts (hat mir's gesagt). - Kirchhofer, 241; Simrock, 2455; Körte, 1390n. Wenn jemand auf eine geheime Art etwas erfahren hat oder zu wissen vorgibt. *102 Der lässt die Finger kleben. *103 Deswegen (dafür) krümm' ich keinen Finger. Ich gebe mir keine Mühe darum. Frz.: Voila un beau venez-y voir. (Lendroy, 120.) *104 Die Finger lecken bis an den Ellenbogen. - Grimm, III, 415; Simrock, 2457; Körte, 1390l. In der fränkischen Mundart: Der wird di Fing'r schlack'n bis zu 'n Eilaboug'n (Ellenbogen). (Frommann, VI, 167, 90.) - Er wird eine Delicatesse daraus machen.
[Spaltenumbruch] 59 Wenn ein Finger weh thut, so fühlt's auch die Hand. – Scheidemünze, I, 2654. 60 Wenn ich dir alle zehn Finger als Lichter anzündete, du würdest sie doch nur ansehen, als wären sie dunkel. – Burckhardt. 61 Wenn mann eim einn finger beut, wil er die faust gar haben. – Egenolff, 49b; Guttenstein, II, 81; Sutor, 71; Henisch, 1100; Pistor., VII, 71; Mayer, I, 257; Steiger, 169; Eiselein, 170; Kirchhofer, 175; Simrock, 2450. Engl.: Give him an inch, and he'll take an ell. (Bohn II, 167.) Frz.: Si vous lui donnez un pied, il en prendra quatre. (Lendroy, 1212.) – Si vous lui donnez un pied, il en prendra quatre; si 'on lui en donne un doigt (pouce), il en prendra long comme le bras. (Starschedel, 395.) Holl.: Als men iemand den vinger geeft, neemt hij de geheele hand. (Harrebomée, II, 380; Bohn I, 299.) – Geeft men hem den duim, dan wil hij er do vingers nog bij hebben. (Harrebomée, II, 381.) Lat.: Arbores cadunt post folia. (Philippi, I, 38.) – Si digitum porrexeris, manum invadet. Span.: Dáme donde me assiente, que yo haré donde me acueste. (Bohn II, 167.) 62 Wenn mein Finger übel riecht, werd' ich ihn (doch) nicht abschneiden und wegwerfen. Wenn die Kinder nicht wohl geartet sind; so sind sie doch meine Kinder, und ich kann sie nicht von mir stossen. 63 Wer andern den Finger ins Maul steckt, der will gebissen sein. – Simrock, 2444; Eiselein, 169. Lat.: Stulto digitum ne ostenderis, ut ne palmam etiam devocet. (Eiselein, 169.) 64 Wer dem Finger nicht folgt, muss der Hand folgen. – Scheidemünze, II, 189. 65 Wer den Finger gibt, der soll auch die Hand geben. – Scheidemünze, I, 2. 66 Wer den Finger nicht heilt, verliert die Hand. – Scheidemünze, I, 2115. 67 Wer die finger im fewer nicht gehabt hat, der waiss nit, dass es heiss ist. – Henisch, 1089; Petri, II, 695. 68 Wer die Finger wil behalten rein, der mach den Arsswisch nicht zu klein. – Lehmann, II, 871, 164; Gruter, III, 165. 69 Wer durch die Finger sehen kann, braucht keine Brille. Holl.: Die door de vingers kan zien, heeft geen' bril noodig. (Harrebomée, II, 381.) 70 Wer durch die Finger sehen kann vnd lest sein Weib eim andern Mann, der hat die Narrenkappe an. – Petri, II, 697. 71 Wer Einem Finger nicht folgt1, der muss oft dreien2 folgen. 1) Dem Kirchthurm. 2) Dem Galgen. 72 Wer einen Finger breit nachgibt, dem wird eine Hand breit genommen. 73 Wer einen Finger hat, der will die Hand haben. Ein russisches Sprichwort sagt: Wer erst den Finger nach dem Hügel ausstreckt, wird auch bald die Hand zum Berge erheben. 74 Wer einen kranken Finger hat, besieht ihn immer, und wer 'nen übeln Gatten hat, seufzt immer. (Lomb.) 75 Wer erst die Finger hat, der hat auch die Hand. Holl.: Kan hij er maar alleen den vinger in krijgen, hij krijgt er ook spoodig de geheele vuist in. (Harrebomée, II, 382.) 76 Wer keine Finger hat, kann keine Faust machen. Wem Kraft und Mittel fehlen, der soll nicht drohen. Von Leuten, die wol möchten, aber nicht können. 77 Wer nicht kan durch die finger sehen, der kann nicht regieren (oder: Hauss halten). – Henisch, 1099; Petri, II, 741. Richter, willst du ohne Gefahr durch die Finger gucken, Musst die Brille dir vor die Augen rucken. (W. Müller, 91.) Dän.: Hvo ei kand see igiennem fingre, kand ei holde huus. (Prov. dan., 167.) Holl.: Die niet door de vingers ziet, dient in de wereld niet. – Die niet oogluiken kan, en zien door de vingers, dient niet te heerschen over stad of kinders. (Harrebomée, II, 381.) 78 Wer seine Finger in alle Löcher steckt, dem werden sie wol bald abgezwickt. Holl.: Die zijnen duim in zijn aars wil breken, kwetst zich zelven. (Harrebomée, I, 159.) [Spaltenumbruch] 79 Wer seine Finger inn alle Löcher will stecken, der ziehet sie offt beschissen wider herauss. – Tappius, 199a; Henisch, 1100; Lehmann, II, 851, 326; Körte, 1389. Dän.: Hvo der vil have sin finger hversteds, faaer ham tit skiden. (Prov. dan., 166.) 80 Wer seine finger zwischen angel vnd thür (oder: zwischen thür vnd gadder) steckt, der klempt sich gern. – Franck, II, 131b; Henisch, 1100; Tappius, 228b; Lehmann, II, 850, 319; Sailer, 287; Simrock, 2451. 81 Wer sich die Finger einmal verbrannt, der greift auch langsam an einen kalten Ofen. It.: Chi s'è scottato una volta, l'altra vi soffia, sù. 82 Wer stroherne Finger hat, der komme dem Feuer nicht nahe. It.: Chi ha la coda di paglia, tema il fuoco. (Pazzaglia, 371, 6.) 83 Wie der Finger, so der Ring. 84 Wo man durch die Finger sieht, braucht man keine Brillen. – Sailer, 109. 85 Zween Finger auffheben ist leichter, denn ein Spaden vol Erde. – Petri, II, 16. Schwören leichter als arbeiten. 86 Zwischen den Fingern kann man keine Wurst braten. *87 Alle Finger lang. (Nürtingen.) *88 Alle zehn Finger danach lecken. Holl.: Hij zal daar nog met vinger en duim van likken. (Harrebomée, II, 382.) *89 Auss dem finger saugen. – Henisch, 1094; Schottel, 1116b. Lat.: Ex se fingere. *90 Daran hat er sich seine Finger verbrannt. Holl.: Hij heeft er zich den vinger aangebrand. (Harrebomée, II, 381.) *91 Darum mach' ich keinen Finger nass. Holl.: Hij heeft er geen vinger om nat gemaakt. (Harrebomée, II, 381.) *92 Das hat mir mein kleiner Finger gesagt. Frz.: Mon petit doigt me l'a dit. (Starschedel, 149.) Lat.: Supercilium salit. (Philippi, II, 207.) *93 Das ist (hat er) nicht aus den Fingern gesogen. – Eiselein, 170; Simrock, 2454. Holl.: Dat zuigt gij niet uit uw eigene vingers. (Harrebomée, II, 381.) Lat.: Necesse est municipem aut vicinum dixisse. (Eiselein, 170.) *94 Davon bekommt man keine fetten Finger. Holl.: Daar zal men geene vette vingeren van likken. (Harrebomée, II, 381.) *95 Den Finger auf den Mund legen. – Eiselein, 170. Bedachtsam schweigen. Holl.: Den vinger op den mond leggen. (Harrebomée, II, 381.) Lat.: Reddite Harpocratem. *96 Den finger darauss ziehen. – Henisch, 1099. Sicher sein. Lat.: Extra lutum pedes habere, in portu navigare. *97 Den mitlen Finger zeigen. – Eyering, I, 401; Henisch, 1102. Um die höchste Verachtung auszudrücken; denn diesen Finger nennt Martial unkeusch, unzüchtig. Dieser Finger soll, wie Erasmus bemerkt, dadurch um seine Ehre gekommen sein, weil man damit die Hühner begreife, ob sie ein Ei haben, woher er auch der ehrlose Finger genannt wurde. Als sinnverwandt fügt Eyering zur Erklärung die Redensarten bei: „Die feygen (s. d.) weisen; den arss auffdecken; in arss sehen lan; den hintern zeigen.“ *98 Den stoss' ich mit dem kleinen Finger um. *99 Der bricht noch den Finger im Arsch ab. Hat ganz besonderes Misgeschick. *100 Der hat ihn auf die Finger geklopft. Wenn ein Stolzer von einem gedemüthigt wird. *101 Der kleine Finger sagts (hat mir's gesagt). – Kirchhofer, 241; Simrock, 2455; Körte, 1390n. Wenn jemand auf eine geheime Art etwas erfahren hat oder zu wissen vorgibt. *102 Der lässt die Finger kleben. *103 Deswegen (dafür) krümm' ich keinen Finger. Ich gebe mir keine Mühe darum. Frz.: Voilà un beau venez-y voir. (Lendroy, 120.) *104 Die Finger lecken bis an den Ellenbogen. – Grimm, III, 415; Simrock, 2457; Körte, 1390l. In der fränkischen Mundart: Der wird di Fing'r schlack'n bis zu 'n Eilaboug'n (Ellenbogen). (Frommann, VI, 167, 90.) – Er wird eine Delicatesse daraus machen.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0538" n="[510]"/><cb n="1019"/> 59 Wenn ein Finger weh thut, so fühlt's auch die Hand.</hi> – <hi rendition="#i">Scheidemünze, I, 2654.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">60 Wenn ich dir alle zehn Finger als Lichter anzündete, du würdest sie doch nur ansehen, als wären sie dunkel.</hi> – <hi rendition="#i">Burckhardt.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">61 Wenn mann eim einn finger beut, wil er die faust gar haben.</hi> – <hi rendition="#i">Egenolff, 49<hi rendition="#sup">b</hi>; Guttenstein, II, 81; Sutor, 71; Henisch, 1100; Pistor., VII, 71; Mayer, I, 257; Steiger, 169; Eiselein, 170; Kirchhofer, 175; Simrock, 2450.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Give him an inch, and he'll take an ell. (<hi rendition="#i">Bohn II, 167.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Si vous lui donnez un pied, il en prendra quatre. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1212.</hi>) – Si vous lui donnez un pied, il en prendra quatre; si 'on lui en donne un doigt (pouce), il en prendra long comme le bras. (<hi rendition="#i">Starschedel, 395.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Als men iemand den vinger geeft, neemt hij de geheele hand. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 380; Bohn I, 299.</hi>) – Geeft men hem den duim, dan wil hij er do vingers nog bij hebben. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 381.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Arbores cadunt post folia. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 38.</hi>) – Si digitum porrexeris, manum invadet.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Dáme donde me assiente, que yo haré donde me acueste. (<hi rendition="#i">Bohn II, 167.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">62 Wenn mein Finger übel riecht, werd' ich ihn (doch) nicht abschneiden und wegwerfen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Wenn die Kinder nicht wohl geartet sind; so sind sie doch meine Kinder, und ich kann sie nicht von mir stossen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">63 Wer andern den Finger ins Maul steckt, der will gebissen sein.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 2444; Eiselein, 169.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Stulto digitum ne ostenderis, ut ne palmam etiam devocet. (<hi rendition="#i">Eiselein, 169.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">64 Wer dem Finger nicht folgt, muss der Hand folgen.</hi> – <hi rendition="#i">Scheidemünze, II, 189.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">65 Wer den Finger gibt, der soll auch die Hand geben.</hi> – <hi rendition="#i">Scheidemünze, I, 2.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">66 Wer den Finger nicht heilt, verliert die Hand.</hi> – <hi rendition="#i">Scheidemünze, I, 2115.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">67 Wer die finger im fewer nicht gehabt hat, der waiss nit, dass es heiss ist.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 1089; Petri, II, 695.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">68 Wer die Finger wil behalten rein, der mach den Arsswisch nicht zu klein.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, II, 871, 164; Gruter, III, 165.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">69 Wer durch die Finger sehen kann, braucht keine Brille.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die door de vingers kan zien, heeft geen' bril noodig. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 381.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">70 Wer durch die Finger sehen kann vnd lest sein Weib eim andern Mann, der hat die Narrenkappe an.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 697.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">71 Wer Einem Finger nicht folgt<hi rendition="#sup">1</hi>, der muss oft dreien<hi rendition="#sup">2</hi> folgen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Dem Kirchthurm.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Dem Galgen.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">72 Wer einen Finger breit nachgibt, dem wird eine Hand breit genommen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">73 Wer einen Finger hat, der will die Hand haben.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ein russisches Sprichwort sagt: Wer erst den Finger nach dem Hügel ausstreckt, wird auch bald die Hand zum Berge erheben.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">74 Wer einen kranken Finger hat, besieht ihn immer, und wer 'nen übeln Gatten hat, seufzt immer.</hi> (<hi rendition="#i">Lomb.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">75 Wer erst die Finger hat, der hat auch die Hand.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Kan hij er maar alleen den vinger in krijgen, hij krijgt er ook spoodig de geheele vuist in. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 382.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">76 Wer keine Finger hat, kann keine Faust machen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Wem Kraft und Mittel fehlen, der soll nicht drohen. Von Leuten, die wol möchten, aber nicht können.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">77 Wer nicht kan durch die finger sehen, der kann nicht regieren (oder: Hauss halten).</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 1099; Petri, II, 741.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Richter, willst du ohne Gefahr durch die Finger gucken,</p><lb/> <p rendition="#et">Musst die Brille dir vor die Augen rucken.</p><lb/> <p rendition="#et">(<hi rendition="#i">W. Müller, 91.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hvo ei kand see igiennem fingre, kand ei holde huus. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 167.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die niet door de vingers ziet, dient in de wereld niet. – Die niet oogluiken kan, en zien door de vingers, dient niet te heerschen over stad of kinders. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 381.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">78 Wer seine Finger in alle Löcher steckt, dem werden sie wol bald abgezwickt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die zijnen duim in zijn aars wil breken, kwetst zich zelven. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 159.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1020"/> 79 Wer seine Finger inn alle Löcher will stecken, der ziehet sie offt beschissen wider herauss.</hi> – <hi rendition="#i">Tappius, 199<hi rendition="#sup">a</hi>; Henisch, 1100; Lehmann, II, 851, 326; Körte, 1389.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hvo der vil have sin finger hversteds, faaer ham tit skiden. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 166.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">80 Wer seine finger zwischen angel vnd thür (oder: zwischen thür vnd gadder) steckt, der klempt sich gern.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, II, 131<hi rendition="#sup">b</hi>; Henisch, 1100; Tappius, 228<hi rendition="#sup">b</hi>; Lehmann, II, 850, 319; Sailer, 287; Simrock, 2451.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">81 Wer sich die Finger einmal verbrannt, der greift auch langsam an einen kalten Ofen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi s'è scottato una volta, l'altra vi soffia, sù.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">82 Wer stroherne Finger hat, der komme dem Feuer nicht nahe.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi ha la coda di paglia, tema il fuoco. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 371, 6.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">83 Wie der Finger, so der Ring.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">84 Wo man durch die Finger sieht, braucht man keine Brillen.</hi> – <hi rendition="#i">Sailer, 109.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">85 Zween Finger auffheben ist leichter, denn ein Spaden vol Erde.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 16.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Schwören leichter als arbeiten.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">86 Zwischen den Fingern kann man keine Wurst braten.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*87 Alle Finger lang.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*88 Alle zehn Finger danach lecken.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij zal daar nog met vinger en duim van likken. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 382.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*89 Auss dem finger saugen.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 1094; Schottel, 1116<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ex se fingere.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*90 Daran hat er sich seine Finger verbrannt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij heeft er zich den vinger aangebrand. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 381.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*91 Darum mach' ich keinen Finger nass.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij heeft er geen vinger om nat gemaakt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 381.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*92 Das hat mir mein kleiner Finger gesagt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Mon petit doigt me l'a dit. (<hi rendition="#i">Starschedel, 149.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Supercilium salit. (<hi rendition="#i">Philippi, II, 207.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*93 Das ist (hat er) nicht aus den Fingern gesogen.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 170; Simrock, 2454.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat zuigt gij niet uit uw eigene vingers. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 381.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Necesse est municipem aut vicinum dixisse. (<hi rendition="#i">Eiselein, 170.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*94 Davon bekommt man keine fetten Finger.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Daar zal men geene vette vingeren van likken. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 381.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*95 Den Finger auf den Mund legen.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 170.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Bedachtsam schweigen.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Den vinger op den mond leggen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 381.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Reddite Harpocratem.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*96 Den finger darauss ziehen.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 1099.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Sicher sein.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Extra lutum pedes habere, in portu navigare.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*97 Den mitlen Finger zeigen.</hi> – <hi rendition="#i">Eyering, I, 401; Henisch, 1102.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Um die höchste Verachtung auszudrücken; denn diesen Finger nennt <hi rendition="#i">Martial</hi> unkeusch, unzüchtig. Dieser Finger soll, wie <hi rendition="#i">Erasmus</hi> bemerkt, dadurch um seine Ehre gekommen sein, weil man damit die Hühner begreife, ob sie ein Ei haben, woher er auch der ehrlose Finger genannt wurde. Als sinnverwandt fügt <hi rendition="#i">Eyering</hi> zur Erklärung die Redensarten bei: „Die feygen (s. d.) weisen; den arss auffdecken; in arss sehen lan; den hintern zeigen.“</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*98 Den stoss' ich mit dem kleinen Finger um.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*99 Der bricht noch den Finger im Arsch ab.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Hat ganz besonderes Misgeschick.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*100 Der hat ihn auf die Finger geklopft.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Wenn ein Stolzer von einem gedemüthigt wird.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*101 Der kleine Finger sagts (hat mir's gesagt).</hi> – <hi rendition="#i">Kirchhofer, 241; Simrock, 2455; Körte, 1390<hi rendition="#sup">n</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Wenn jemand auf eine geheime Art etwas erfahren hat oder zu wissen vorgibt.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*102 Der lässt die Finger kleben.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*103 Deswegen (dafür) krümm' ich keinen Finger.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ich gebe mir keine Mühe darum.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Voilà un beau venez-y voir. (<hi rendition="#i">Lendroy, 120.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*104 Die Finger lecken bis an den Ellenbogen.</hi> – <hi rendition="#i">Grimm, III, 415; Simrock, 2457; Körte, 1390<hi rendition="#sup">l</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">In der fränkischen Mundart: Der wird di Fing'r schlack'n bis zu 'n Eilaboug'n (Ellenbogen). (<hi rendition="#i">Frommann, VI, 167, 90.</hi>) – Er wird eine Delicatesse daraus machen.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[510]/0538]
59 Wenn ein Finger weh thut, so fühlt's auch die Hand. – Scheidemünze, I, 2654.
60 Wenn ich dir alle zehn Finger als Lichter anzündete, du würdest sie doch nur ansehen, als wären sie dunkel. – Burckhardt.
61 Wenn mann eim einn finger beut, wil er die faust gar haben. – Egenolff, 49b; Guttenstein, II, 81; Sutor, 71; Henisch, 1100; Pistor., VII, 71; Mayer, I, 257; Steiger, 169; Eiselein, 170; Kirchhofer, 175; Simrock, 2450.
Engl.: Give him an inch, and he'll take an ell. (Bohn II, 167.)
Frz.: Si vous lui donnez un pied, il en prendra quatre. (Lendroy, 1212.) – Si vous lui donnez un pied, il en prendra quatre; si 'on lui en donne un doigt (pouce), il en prendra long comme le bras. (Starschedel, 395.)
Holl.: Als men iemand den vinger geeft, neemt hij de geheele hand. (Harrebomée, II, 380; Bohn I, 299.) – Geeft men hem den duim, dan wil hij er do vingers nog bij hebben. (Harrebomée, II, 381.)
Lat.: Arbores cadunt post folia. (Philippi, I, 38.) – Si digitum porrexeris, manum invadet.
Span.: Dáme donde me assiente, que yo haré donde me acueste. (Bohn II, 167.)
62 Wenn mein Finger übel riecht, werd' ich ihn (doch) nicht abschneiden und wegwerfen.
Wenn die Kinder nicht wohl geartet sind; so sind sie doch meine Kinder, und ich kann sie nicht von mir stossen.
63 Wer andern den Finger ins Maul steckt, der will gebissen sein. – Simrock, 2444; Eiselein, 169.
Lat.: Stulto digitum ne ostenderis, ut ne palmam etiam devocet. (Eiselein, 169.)
64 Wer dem Finger nicht folgt, muss der Hand folgen. – Scheidemünze, II, 189.
65 Wer den Finger gibt, der soll auch die Hand geben. – Scheidemünze, I, 2.
66 Wer den Finger nicht heilt, verliert die Hand. – Scheidemünze, I, 2115.
67 Wer die finger im fewer nicht gehabt hat, der waiss nit, dass es heiss ist. – Henisch, 1089; Petri, II, 695.
68 Wer die Finger wil behalten rein, der mach den Arsswisch nicht zu klein. – Lehmann, II, 871, 164; Gruter, III, 165.
69 Wer durch die Finger sehen kann, braucht keine Brille.
Holl.: Die door de vingers kan zien, heeft geen' bril noodig. (Harrebomée, II, 381.)
70 Wer durch die Finger sehen kann vnd lest sein Weib eim andern Mann, der hat die Narrenkappe an. – Petri, II, 697.
71 Wer Einem Finger nicht folgt1, der muss oft dreien2 folgen.
1) Dem Kirchthurm.
2) Dem Galgen.
72 Wer einen Finger breit nachgibt, dem wird eine Hand breit genommen.
73 Wer einen Finger hat, der will die Hand haben.
Ein russisches Sprichwort sagt: Wer erst den Finger nach dem Hügel ausstreckt, wird auch bald die Hand zum Berge erheben.
74 Wer einen kranken Finger hat, besieht ihn immer, und wer 'nen übeln Gatten hat, seufzt immer. (Lomb.)
75 Wer erst die Finger hat, der hat auch die Hand.
Holl.: Kan hij er maar alleen den vinger in krijgen, hij krijgt er ook spoodig de geheele vuist in. (Harrebomée, II, 382.)
76 Wer keine Finger hat, kann keine Faust machen.
Wem Kraft und Mittel fehlen, der soll nicht drohen. Von Leuten, die wol möchten, aber nicht können.
77 Wer nicht kan durch die finger sehen, der kann nicht regieren (oder: Hauss halten). – Henisch, 1099; Petri, II, 741.
Richter, willst du ohne Gefahr durch die Finger gucken,
Musst die Brille dir vor die Augen rucken.
(W. Müller, 91.)
Dän.: Hvo ei kand see igiennem fingre, kand ei holde huus. (Prov. dan., 167.)
Holl.: Die niet door de vingers ziet, dient in de wereld niet. – Die niet oogluiken kan, en zien door de vingers, dient niet te heerschen over stad of kinders. (Harrebomée, II, 381.)
78 Wer seine Finger in alle Löcher steckt, dem werden sie wol bald abgezwickt.
Holl.: Die zijnen duim in zijn aars wil breken, kwetst zich zelven. (Harrebomée, I, 159.)
79 Wer seine Finger inn alle Löcher will stecken, der ziehet sie offt beschissen wider herauss. – Tappius, 199a; Henisch, 1100; Lehmann, II, 851, 326; Körte, 1389.
Dän.: Hvo der vil have sin finger hversteds, faaer ham tit skiden. (Prov. dan., 166.)
80 Wer seine finger zwischen angel vnd thür (oder: zwischen thür vnd gadder) steckt, der klempt sich gern. – Franck, II, 131b; Henisch, 1100; Tappius, 228b; Lehmann, II, 850, 319; Sailer, 287; Simrock, 2451.
81 Wer sich die Finger einmal verbrannt, der greift auch langsam an einen kalten Ofen.
It.: Chi s'è scottato una volta, l'altra vi soffia, sù.
82 Wer stroherne Finger hat, der komme dem Feuer nicht nahe.
It.: Chi ha la coda di paglia, tema il fuoco. (Pazzaglia, 371, 6.)
83 Wie der Finger, so der Ring.
84 Wo man durch die Finger sieht, braucht man keine Brillen. – Sailer, 109.
85 Zween Finger auffheben ist leichter, denn ein Spaden vol Erde. – Petri, II, 16.
Schwören leichter als arbeiten.
86 Zwischen den Fingern kann man keine Wurst braten.
*87 Alle Finger lang. (Nürtingen.)
*88 Alle zehn Finger danach lecken.
Holl.: Hij zal daar nog met vinger en duim van likken. (Harrebomée, II, 382.)
*89 Auss dem finger saugen. – Henisch, 1094; Schottel, 1116b.
Lat.: Ex se fingere.
*90 Daran hat er sich seine Finger verbrannt.
Holl.: Hij heeft er zich den vinger aangebrand. (Harrebomée, II, 381.)
*91 Darum mach' ich keinen Finger nass.
Holl.: Hij heeft er geen vinger om nat gemaakt. (Harrebomée, II, 381.)
*92 Das hat mir mein kleiner Finger gesagt.
Frz.: Mon petit doigt me l'a dit. (Starschedel, 149.)
Lat.: Supercilium salit. (Philippi, II, 207.)
*93 Das ist (hat er) nicht aus den Fingern gesogen. – Eiselein, 170; Simrock, 2454.
Holl.: Dat zuigt gij niet uit uw eigene vingers. (Harrebomée, II, 381.)
Lat.: Necesse est municipem aut vicinum dixisse. (Eiselein, 170.)
*94 Davon bekommt man keine fetten Finger.
Holl.: Daar zal men geene vette vingeren van likken. (Harrebomée, II, 381.)
*95 Den Finger auf den Mund legen. – Eiselein, 170.
Bedachtsam schweigen.
Holl.: Den vinger op den mond leggen. (Harrebomée, II, 381.)
Lat.: Reddite Harpocratem.
*96 Den finger darauss ziehen. – Henisch, 1099.
Sicher sein.
Lat.: Extra lutum pedes habere, in portu navigare.
*97 Den mitlen Finger zeigen. – Eyering, I, 401; Henisch, 1102.
Um die höchste Verachtung auszudrücken; denn diesen Finger nennt Martial unkeusch, unzüchtig. Dieser Finger soll, wie Erasmus bemerkt, dadurch um seine Ehre gekommen sein, weil man damit die Hühner begreife, ob sie ein Ei haben, woher er auch der ehrlose Finger genannt wurde. Als sinnverwandt fügt Eyering zur Erklärung die Redensarten bei: „Die feygen (s. d.) weisen; den arss auffdecken; in arss sehen lan; den hintern zeigen.“
*98 Den stoss' ich mit dem kleinen Finger um.
*99 Der bricht noch den Finger im Arsch ab.
Hat ganz besonderes Misgeschick.
*100 Der hat ihn auf die Finger geklopft.
Wenn ein Stolzer von einem gedemüthigt wird.
*101 Der kleine Finger sagts (hat mir's gesagt). – Kirchhofer, 241; Simrock, 2455; Körte, 1390n.
Wenn jemand auf eine geheime Art etwas erfahren hat oder zu wissen vorgibt.
*102 Der lässt die Finger kleben.
*103 Deswegen (dafür) krümm' ich keinen Finger.
Ich gebe mir keine Mühe darum.
Frz.: Voilà un beau venez-y voir. (Lendroy, 120.)
*104 Die Finger lecken bis an den Ellenbogen. – Grimm, III, 415; Simrock, 2457; Körte, 1390l.
In der fränkischen Mundart: Der wird di Fing'r schlack'n bis zu 'n Eilaboug'n (Ellenbogen). (Frommann, VI, 167, 90.) – Er wird eine Delicatesse daraus machen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:54:38Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:54:38Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |