Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.sein wiederwertiges Glück bedachte/ auch mit überflüßigen Thränen sein in Leib verwundtes Hertz (das Amor ihn zu einem Knecht gemacht) betrachtet und sprach: Ach was vor ein lebendiger Flamm distilliret eine solche Fluth durch meine Augen/ damit zu bezeugen meine Pein und Leyden/ wo ist denn nunmehr meine Stärcke? Wo ist meine Tapfferkeit? Wo ist mein freudiges Gemüth? Ja/ wo ist meine Vernunfft und mein selbest Erkäntniß? Ach Amor, Amor, falscher und betrüglicher Amor, wohin/ worein hastu mich geführet? Weßhalben hastu mich in Liebe gesteeker/ gegen der/ die doch mein nicht achtet? O du schöne holdselige Zungfrau/ du Blum und Kron/ Ja du Außbund aller keuschen Zungfrauen/ warum liebe ich dich/ die du mich doch hassest. Aber ach! was hassen? Nimmermehr thut sie solches/ sondern lieber ihre Zungfräuliche Schamheit/ so hoch/ und helt etwan ihre Liebe gegen mir verborgen/ Ach Phönicia/ du keusches/ Adeliches/ Tugenthafftiges/ auch reines und frommes/ ja beständiges Hertz/ du/ du frist mir mein Hertz im Leibe; du hilffst mir zum Grabe; du benimmest mir alle weltliche Freudigkeit / helf mir Gott Vater/ Sohn und Heiliger Geist/ daß dein schöner keuscher Leib / mir kürtzlich in meine Arm und Eheliches Bette zugeführet werde/ wo aber nicht / so wil ich zehenmahl lieber todt seyn/ als leben: Dein wil ich sein wiederwertiges Glück bedachte/ auch mit überflüßigen Thränen sein in Leib verwundtes Hertz (das Amor ihn zu einem Knecht gemacht) betrachtet und sprach: Ach was vor ein lebendiger Flamm distilliret eine solche Fluth durch meine Augen/ damit zu bezeugen meine Pein und Leyden/ wo ist denn nunmehr meine Stärcke? Wo ist meine Tapfferkeit? Wo ist mein freudiges Gemüth? Ja/ wo ist meine Vernunfft und mein selbest Erkäntniß? Ach Amor, Amor, falscher und betrüglicher Amor, wohin/ worein hastu mich geführet? Weßhalben hastu mich in Liebe gesteeker/ gegen der/ die doch mein nicht achtet? O du schöne holdselige Zungfrau/ du Blum und Kron/ Ja du Außbund aller keuschen Zungfrauen/ warum liebe ich dich/ die du mich doch hassest. Aber ach! was hassen? Nimmermehr thut sie solches/ sondern lieber ihre Zungfräuliche Schamheit/ so hoch/ und helt etwan ihre Liebe gegen mir verborgen/ Ach Phönicia/ du keusches/ Adeliches/ Tugenthafftiges/ auch reines und frommes/ ja beständiges Hertz/ du/ du frist mir mein Hertz im Leibe; du hilffst mir zum Grabe; du benimmest mir alle weltliche Freudigkeit / helf mir Gott Vater/ Sohn und Heiliger Geist/ daß dein schöner keuscher Leib / mir kürtzlich in meine Arm und Eheliches Bette zugeführet werde/ wo aber nicht / so wil ich zehenmahl lieber todt seyn/ als leben: Dein wil ich <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0084" n="64"/> sein wiederwertiges Glück bedachte/ auch mit überflüßigen Thränen sein in Leib verwundtes Hertz (das Amor ihn zu einem Knecht gemacht) betrachtet und sprach: Ach was vor ein lebendiger Flamm distilliret eine solche Fluth durch meine Augen/ damit zu bezeugen meine Pein und Leyden/ wo ist denn nunmehr meine Stärcke? Wo ist meine Tapfferkeit? Wo ist mein freudiges Gemüth? Ja/ wo ist meine Vernunfft und mein selbest Erkäntniß? Ach Amor, Amor, falscher und betrüglicher Amor, wohin/ worein hastu mich geführet? Weßhalben hastu mich in Liebe gesteeker/ gegen der/ die doch mein nicht achtet? O du schöne holdselige Zungfrau/ du Blum und Kron/ Ja du Außbund aller keuschen Zungfrauen/ warum liebe ich dich/ die du mich doch hassest. Aber ach! was hassen? Nimmermehr thut sie solches/ sondern lieber ihre Zungfräuliche Schamheit/ so hoch/ und helt etwan ihre Liebe gegen mir verborgen/ Ach Phönicia/ du keusches/ Adeliches/ Tugenthafftiges/ auch reines und frommes/ ja beständiges Hertz/ du/ du frist mir mein Hertz im Leibe; du hilffst mir zum Grabe; du benimmest mir alle weltliche Freudigkeit / helf mir Gott Vater/ Sohn und Heiliger Geist/ daß dein schöner keuscher Leib / mir kürtzlich in meine Arm und Eheliches Bette zugeführet werde/ wo aber nicht / so wil ich zehenmahl lieber todt seyn/ als leben: Dein wil ich </p> </div> </body> </text> </TEI> [64/0084]
sein wiederwertiges Glück bedachte/ auch mit überflüßigen Thränen sein in Leib verwundtes Hertz (das Amor ihn zu einem Knecht gemacht) betrachtet und sprach: Ach was vor ein lebendiger Flamm distilliret eine solche Fluth durch meine Augen/ damit zu bezeugen meine Pein und Leyden/ wo ist denn nunmehr meine Stärcke? Wo ist meine Tapfferkeit? Wo ist mein freudiges Gemüth? Ja/ wo ist meine Vernunfft und mein selbest Erkäntniß? Ach Amor, Amor, falscher und betrüglicher Amor, wohin/ worein hastu mich geführet? Weßhalben hastu mich in Liebe gesteeker/ gegen der/ die doch mein nicht achtet? O du schöne holdselige Zungfrau/ du Blum und Kron/ Ja du Außbund aller keuschen Zungfrauen/ warum liebe ich dich/ die du mich doch hassest. Aber ach! was hassen? Nimmermehr thut sie solches/ sondern lieber ihre Zungfräuliche Schamheit/ so hoch/ und helt etwan ihre Liebe gegen mir verborgen/ Ach Phönicia/ du keusches/ Adeliches/ Tugenthafftiges/ auch reines und frommes/ ja beständiges Hertz/ du/ du frist mir mein Hertz im Leibe; du hilffst mir zum Grabe; du benimmest mir alle weltliche Freudigkeit / helf mir Gott Vater/ Sohn und Heiliger Geist/ daß dein schöner keuscher Leib / mir kürtzlich in meine Arm und Eheliches Bette zugeführet werde/ wo aber nicht / so wil ich zehenmahl lieber todt seyn/ als leben: Dein wil ich
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/84>, abgerufen am 24.06.2024. |