Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.mich meynete. Als nun der Graf auf eine Zeit Gelegenheit fand/ mit ihr heimlich in ihres Vaters Hause zu reden/ sprach er: Ach mein höchster Schatz / mich hat hertzlich verlanget/ euch meines Hertzen heimlichkeit zu offenbahren / denn meinen Kummer kan mir niemand wenden/ als Jhr. Das zarte Jungfräulein verkehret ob vieser Reden gar offt ihre Farbe/ gab doch mit ihren Geberden so viel zu verstehen/ daß sie mit ihm an gleicher Kranekheit des Hertzens lege / fieng derhalben mit sonderbahrer Liebligkeit an/ und sprach: Ich habe bey mir gäntzlich beschlossen/ daß kein Mensch auff Erden meines Hertzens/ oder Leibes / theilhafftig werden sol/ als der jenige/ welchen der hohe barmhertzige Gott nach seinem göttlichen willrn/ mir vor einem Herren und Ehegemahl aussersehen hat/ und auch mir von meinem geliebten Herrn Vatern darzu gerathen wird / jedoch wolte Ich viel tausendmallieber den Todt erwehlen/ als in unehrliche Anmutung willigen/ zwischen uns aber ist beständige Liebe nicht zu hoffen / sintemahl ihr am Stande und Vermögen unserm Geschlecht weit vorzuziehen seyd / darumb ist kein Eheliche Verbündnüß unter uns zu vermuhten/ welches er anders / als sie es meinete/ verstund und auffnahm. Derwegen fügte sich dieser Trostlose und elende Herr in sein innerstes Gemach/ da er sich an ein Bette legete/ und allda kläglich mich meynete. Als nun der Graf auf eine Zeit Gelegenheit fand/ mit ihr heimlich in ihres Vaters Hause zu reden/ sprach er: Ach mein höchster Schatz / mich hat hertzlich verlanget/ euch meines Hertzen heimlichkeit zu offenbahren / denn meinen Kummer kan mir niemand wenden/ als Jhr. Das zarte Jungfräulein verkehret ob vieser Reden gar offt ihre Farbe/ gab doch mit ihren Geberden so viel zu verstehen/ daß sie mit ihm an gleicher Kranekheit des Hertzens lege / fieng derhalben mit sonderbahrer Liebligkeit an/ und sprach: Ich habe bey mir gäntzlich beschlossen/ daß kein Mensch auff Erden meines Hertzens/ oder Leibes / theilhafftig werden sol/ als der jenige/ welchen der hohe barmhertzige Gott nach seinem göttlichen willrn/ mir vor einem Herren und Ehegemahl aussersehen hat/ und auch mir von meinem geliebten Herrn Vatern darzu gerathen wird / jedoch wolte Ich viel tausendmallieber den Todt erwehlen/ als in unehrliche Anmutung willigen/ zwischen uns aber ist beständige Liebe nicht zu hoffen / sintemahl ihr am Stande und Vermögen unserm Geschlecht weit vorzuziehen seyd / darumb ist kein Eheliche Verbündnüß unter uns zu vermuhten/ welches er anders / als sie es meinete/ verstund und auffnahm. Derwegen fügte sich dieser Trostlose und elende Herr in sein innerstes Gemach/ da er sich an ein Bette legete/ und allda kläglich <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0083" n="63"/> mich meynete. Als nun der Graf auf eine Zeit Gelegenheit fand/ mit ihr heimlich in ihres Vaters Hause zu reden/ sprach er: Ach mein höchster Schatz / mich hat hertzlich verlanget/ euch meines Hertzen heimlichkeit zu offenbahren / denn meinen Kummer kan mir niemand wenden/ als Jhr. Das zarte Jungfräulein verkehret ob vieser Reden gar offt ihre Farbe/ gab doch mit ihren Geberden so viel zu verstehen/ daß sie mit ihm an gleicher Kranekheit des Hertzens lege / fieng derhalben mit sonderbahrer Liebligkeit an/ und sprach: Ich habe bey mir gäntzlich beschlossen/ daß kein Mensch auff Erden meines Hertzens/ oder Leibes / theilhafftig werden sol/ als der jenige/ welchen der hohe barmhertzige Gott nach seinem göttlichen willrn/ mir vor einem Herren und Ehegemahl aussersehen hat/ und auch mir von meinem geliebten Herrn Vatern darzu gerathen wird / jedoch wolte Ich viel tausendmallieber den Todt erwehlen/ als in unehrliche Anmutung willigen/ zwischen uns aber ist beständige Liebe nicht zu hoffen / sintemahl ihr am Stande und Vermögen unserm Geschlecht weit vorzuziehen seyd / darumb ist kein Eheliche Verbündnüß unter uns zu vermuhten/ welches er anders / als sie es meinete/ verstund und auffnahm. Derwegen fügte sich dieser Trostlose und elende Herr in sein innerstes Gemach/ da er sich an ein Bette legete/ und allda kläglich </p> </div> </body> </text> </TEI> [63/0083]
mich meynete. Als nun der Graf auf eine Zeit Gelegenheit fand/ mit ihr heimlich in ihres Vaters Hause zu reden/ sprach er: Ach mein höchster Schatz / mich hat hertzlich verlanget/ euch meines Hertzen heimlichkeit zu offenbahren / denn meinen Kummer kan mir niemand wenden/ als Jhr. Das zarte Jungfräulein verkehret ob vieser Reden gar offt ihre Farbe/ gab doch mit ihren Geberden so viel zu verstehen/ daß sie mit ihm an gleicher Kranekheit des Hertzens lege / fieng derhalben mit sonderbahrer Liebligkeit an/ und sprach: Ich habe bey mir gäntzlich beschlossen/ daß kein Mensch auff Erden meines Hertzens/ oder Leibes / theilhafftig werden sol/ als der jenige/ welchen der hohe barmhertzige Gott nach seinem göttlichen willrn/ mir vor einem Herren und Ehegemahl aussersehen hat/ und auch mir von meinem geliebten Herrn Vatern darzu gerathen wird / jedoch wolte Ich viel tausendmallieber den Todt erwehlen/ als in unehrliche Anmutung willigen/ zwischen uns aber ist beständige Liebe nicht zu hoffen / sintemahl ihr am Stande und Vermögen unserm Geschlecht weit vorzuziehen seyd / darumb ist kein Eheliche Verbündnüß unter uns zu vermuhten/ welches er anders / als sie es meinete/ verstund und auffnahm. Derwegen fügte sich dieser Trostlose und elende Herr in sein innerstes Gemach/ da er sich an ein Bette legete/ und allda kläglich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |