Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.seyn/ und du solt/ ob Gott wil/ mein seyn. Mit solchen und dergleichen vergeblichen Worten/ (du solt seyn eine Herscherin und Gebieterin aller meiner Güter) brachte er manche gantze Nacht weg / biß er endlich/ durch einen vornehmen vom Adel seine Werbung an der Zungfrauen Eltern bringen ließ/ welche es auch willig annahmen/ und alsbald darauff ihrer Tochter dieses Christliche fürnehmen anmeldeten. Das keusche und Tugendhaffte Zungfräulein aber höret ihres geliebten Vatern Meynung mit niedergeschlagenen Augen/ und Zungfräulichen züchtigen stillschweigen an. Jhre Eltern gaben auch gegen dem Abgesanten so viel zu verstehen/ daß sie nach kurtzer Zeit sein Ehrliches und Christliches Suchen nicht wüsten abzuschlagen / wofern sein Hertz (wie er fürgebe) mit beständiger Liebe recht eingenommen were. Dieser Legat thut ihm solches bald zuwissen/ daher denn sein in keuscher Liebe brennendes Hertz sich etlicher massen zu Frieden gab/ und beobachtete die Stunde/ in welcher die Phoenicia ihm an die Hand gegeben/ und ehelichen beygeleget werden möchte. Vnter aber war ein vornehmer Ritter am Hofe/ Herr Gironte genant/ welcher diese obgedachte Jungfrau wegen ihrer Freundlichkeit / Demuth/ und Verstandes/ neben der anmuthigen Schönheit/ gleicher massen hochliebte. Als dieser Ritter nun erfuht/ daß sei- seyn/ und du solt/ ob Gott wil/ mein seyn. Mit solchen und dergleichen vergeblichen Worten/ (du solt seyn eine Herscherin und Gebieterin aller meiner Güter) brachte er manche gantze Nacht weg / biß er endlich/ durch einen vornehmen vom Adel seine Werbung an der Zungfrauen Eltern bringen ließ/ welche es auch willig annahmen/ und alsbald darauff ihrer Tochter dieses Christliche fürnehmen anmeldeten. Das keusche und Tugendhaffte Zungfräulein aber höret ihres geliebten Vatern Meynung mit niedergeschlagenen Augen/ und Zungfräulichen züchtigen stillschweigen an. Jhre Eltern gaben auch gegen dem Abgesanten so viel zu verstehen/ daß sie nach kurtzer Zeit sein Ehrliches und Christliches Suchen nicht wüsten abzuschlagen / wofern sein Hertz (wie er fürgebe) mit beständiger Liebe recht eingenommen were. Dieser Legat thut ihm solches bald zuwissen/ daher denn sein in keuscher Liebe brennendes Hertz sich etlicher massen zu Frieden gab/ und beobachtete die Stunde/ in welcher die Phoenicia ihm an die Hand gegeben/ und ehelichen beygeleget werden möchte. Vnter aber war ein vornehmer Ritter am Hofe/ Herr Gironte genant/ welcher diese obgedachte Jungfrau wegen ihrer Freundlichkeit / Demuth/ und Verstandes/ neben der anmuthigen Schönheit/ gleicher massen hochliebte. Als dieser Ritter nun erfuht/ daß sei- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0085" n="65"/> seyn/ und du solt/ ob Gott wil/ mein seyn. Mit solchen und dergleichen vergeblichen Worten/ (du solt seyn eine Herscherin und Gebieterin aller meiner Güter) brachte er manche gantze Nacht weg / biß er endlich/ durch einen vornehmen vom Adel seine Werbung an der Zungfrauen Eltern bringen ließ/ welche es auch willig annahmen/ und alsbald darauff ihrer Tochter dieses Christliche fürnehmen anmeldeten. Das keusche und Tugendhaffte Zungfräulein aber höret ihres geliebten Vatern Meynung mit niedergeschlagenen Augen/ und Zungfräulichen züchtigen stillschweigen an. Jhre Eltern gaben auch gegen dem Abgesanten so viel zu verstehen/ daß sie nach kurtzer Zeit sein Ehrliches und Christliches Suchen nicht wüsten abzuschlagen / wofern sein Hertz (wie er fürgebe) mit beständiger Liebe recht eingenommen were. Dieser Legat thut ihm solches bald zuwissen/ daher denn sein in keuscher Liebe brennendes Hertz sich etlicher massen zu Frieden gab/ und beobachtete die Stunde/ in welcher die Phoenicia ihm an die Hand gegeben/ und ehelichen beygeleget werden möchte. Vnter aber war ein vornehmer Ritter am Hofe/ Herr Gironte genant/ welcher diese obgedachte Jungfrau wegen ihrer Freundlichkeit / Demuth/ und Verstandes/ neben der anmuthigen Schönheit/ gleicher massen hochliebte. Als dieser Ritter nun erfuht/ daß sei- </p> </div> </body> </text> </TEI> [65/0085]
seyn/ und du solt/ ob Gott wil/ mein seyn. Mit solchen und dergleichen vergeblichen Worten/ (du solt seyn eine Herscherin und Gebieterin aller meiner Güter) brachte er manche gantze Nacht weg / biß er endlich/ durch einen vornehmen vom Adel seine Werbung an der Zungfrauen Eltern bringen ließ/ welche es auch willig annahmen/ und alsbald darauff ihrer Tochter dieses Christliche fürnehmen anmeldeten. Das keusche und Tugendhaffte Zungfräulein aber höret ihres geliebten Vatern Meynung mit niedergeschlagenen Augen/ und Zungfräulichen züchtigen stillschweigen an. Jhre Eltern gaben auch gegen dem Abgesanten so viel zu verstehen/ daß sie nach kurtzer Zeit sein Ehrliches und Christliches Suchen nicht wüsten abzuschlagen / wofern sein Hertz (wie er fürgebe) mit beständiger Liebe recht eingenommen were. Dieser Legat thut ihm solches bald zuwissen/ daher denn sein in keuscher Liebe brennendes Hertz sich etlicher massen zu Frieden gab/ und beobachtete die Stunde/ in welcher die Phoenicia ihm an die Hand gegeben/ und ehelichen beygeleget werden möchte. Vnter aber war ein vornehmer Ritter am Hofe/ Herr Gironte genant/ welcher diese obgedachte Jungfrau wegen ihrer Freundlichkeit / Demuth/ und Verstandes/ neben der anmuthigen Schönheit/ gleicher massen hochliebte. Als dieser Ritter nun erfuht/ daß sei-
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/85>, abgerufen am 24.06.2024. |