Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

Bild:
<< vorherige Seite

je mehr wir uns an der Feder versuchten/ je mehr sie starte und knarte/ als wenn sie Eisen were/ sie knarte so sehr/ daß es mir in Ohren wehe that/ und durchs Hertze gieng / wurden endlich also verdrossen und müde darüber/ daß wir abliessen/ verborge sich auch jmmer einer nach dem andern/ und besorgeten uns der Mönch möchte mehr können/ denn Brodt essen/ er möchte uns auch etwa einen Schaden zufügen. Nichts destoweniger aber/ ließ ich den Mönch fragen/ woher er doch zu solcher Feder kommen were/ und wie es zugienge/ daß sie so zehe und feste sey? Er ließ mir sagen/ sie wehre von einer Böhmischen alten hundert Jährigen Ganß/ einer seiner altern Schulmeister hette ihn darmit verehret und gebeten/ weil sie sehr gut wehre/ er wolle sie zu seinem Gedächtnüß behalten/ und brauchen/ er hette sie auch selbst temperiret/ daß sie aber so lange wehret/ und fest wehre / komme daher/ daß man ihr den Geist nicht nehmen/ noch die Seele/ wie mit andern Federn geschicht/ heraus ziehen könte/ darüber er sich denn selbst zum höchsten verwunderte. Bald hernach kömpt ein Geschrey aus/ es wehren aus der langen Mönchs-Feder unzehlich viel andere Schreibfedern hier zu Wittenberg gewachsen/ und es sey mit Lust anzusehen/ wie sich viel gelehrter Leute drumb reissen/ wie sich viel gelehrter Leute drumb reissen/ und meinen Theils / diese neuen Federn/ werden mit der Zeit auch so groß

je mehr wir uns an der Feder versuchten/ je mehr sie starte und knarte/ als wenn sie Eisen were/ sie knarte so sehr/ daß es mir in Ohren wehe that/ und durchs Hertze gieng / wurden endlich also verdrossen und müde darüber/ daß wir abliessen/ verborge sich auch jmmer einer nach dem andern/ und besorgeten uns der Mönch möchte mehr können/ denn Brodt essen/ er möchte uns auch etwa einen Schaden zufügen. Nichts destoweniger aber/ ließ ich den Mönch fragen/ woher er doch zu solcher Feder kommen were/ und wie es zugienge/ daß sie so zehe und feste sey? Er ließ mir sagen/ sie wehre von einer Böhmischen alten hundert Jährigen Ganß/ einer seiner altern Schulmeister hette ihn darmit verehret und gebeten/ weil sie sehr gut wehre/ er wolle sie zu seinem Gedächtnüß behalten/ und brauchen/ er hette sie auch selbst temperiret/ daß sie aber so lange wehret/ und fest wehre / komme daher/ daß man ihr den Geist nicht nehmen/ noch die Seele/ wie mit andern Federn geschicht/ heraus ziehen könte/ darüber er sich denn selbst zum höchsten verwunderte. Bald hernach kömpt ein Geschrey aus/ es wehren aus der langen Mönchs-Feder unzehlich viel andere Schreibfedern hier zu Wittenberg gewachsen/ und es sey mit Lust anzusehen/ wie sich viel gelehrter Leute drumb reissen/ wie sich viel gelehrter Leute drumb reissen/ und meinen Theils / diese neuen Federn/ werden mit der Zeit auch so groß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0448" n="428"/>
je mehr wir uns an der Feder                      versuchten/ je mehr sie starte und knarte/ als wenn sie Eisen were/ sie                      knarte so sehr/ daß es mir in Ohren wehe that/ und durchs Hertze gieng /                      wurden endlich also verdrossen und müde darüber/ daß wir abliessen/ verborge                      sich auch jmmer einer nach dem andern/ und besorgeten uns der Mönch möchte mehr                      können/ denn Brodt essen/ er möchte uns auch etwa einen Schaden zufügen.                      Nichts destoweniger aber/ ließ ich den Mönch fragen/ woher er doch zu solcher                      Feder kommen were/ und wie es zugienge/ daß sie so zehe und feste sey? Er ließ                      mir sagen/ sie wehre von einer Böhmischen alten hundert Jährigen Ganß/ einer                      seiner altern Schulmeister hette ihn darmit verehret und gebeten/ weil sie sehr                      gut wehre/ er wolle sie zu seinem Gedächtnüß behalten/ und brauchen/ er hette                      sie auch selbst temperiret/ daß sie aber so lange wehret/ und fest wehre /                      komme daher/ daß man ihr den Geist nicht nehmen/ noch die Seele/ wie mit                      andern Federn geschicht/ heraus ziehen könte/ darüber er sich denn selbst zum                      höchsten verwunderte. Bald hernach kömpt ein Geschrey aus/ es wehren aus der                      langen Mönchs-Feder unzehlich viel andere Schreibfedern hier zu Wittenberg                      gewachsen/ und es sey mit Lust anzusehen/ wie sich viel gelehrter Leute drumb                      reissen/ wie sich viel gelehrter Leute drumb reissen/ und meinen Theils /                      diese neuen Federn/ werden mit der Zeit auch so groß
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[428/0448] je mehr wir uns an der Feder versuchten/ je mehr sie starte und knarte/ als wenn sie Eisen were/ sie knarte so sehr/ daß es mir in Ohren wehe that/ und durchs Hertze gieng / wurden endlich also verdrossen und müde darüber/ daß wir abliessen/ verborge sich auch jmmer einer nach dem andern/ und besorgeten uns der Mönch möchte mehr können/ denn Brodt essen/ er möchte uns auch etwa einen Schaden zufügen. Nichts destoweniger aber/ ließ ich den Mönch fragen/ woher er doch zu solcher Feder kommen were/ und wie es zugienge/ daß sie so zehe und feste sey? Er ließ mir sagen/ sie wehre von einer Böhmischen alten hundert Jährigen Ganß/ einer seiner altern Schulmeister hette ihn darmit verehret und gebeten/ weil sie sehr gut wehre/ er wolle sie zu seinem Gedächtnüß behalten/ und brauchen/ er hette sie auch selbst temperiret/ daß sie aber so lange wehret/ und fest wehre / komme daher/ daß man ihr den Geist nicht nehmen/ noch die Seele/ wie mit andern Federn geschicht/ heraus ziehen könte/ darüber er sich denn selbst zum höchsten verwunderte. Bald hernach kömpt ein Geschrey aus/ es wehren aus der langen Mönchs-Feder unzehlich viel andere Schreibfedern hier zu Wittenberg gewachsen/ und es sey mit Lust anzusehen/ wie sich viel gelehrter Leute drumb reissen/ wie sich viel gelehrter Leute drumb reissen/ und meinen Theils / diese neuen Federn/ werden mit der Zeit auch so groß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/448
Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/448>, abgerufen am 10.06.2024.