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Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

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dich HErr JEsu Christe/ dessen Bildnüß ich allhie anschaue/ daß du mit dem wilden Feuer meines Sohns Leib anzünden wollest. Kaum hat sie das Gebet ausgesprochen/ da ist der Sohn in seinem gantzen Leibe erhitzet und schreyet: O mater, mater, preces tuae exauditae sunt! O Mutter/ Mutter/ dein Gebet ist erhöret und wahr worden/ und ist an dieser Plag am dritten Tag hernacher gestorben. Man hat Exempel/ daß eine Mutter ihrem Kind gewünschet/ daß dir der Teuffel in Leib fahre/ da so bald der Teuffel ins Kind gefahren/ und es ist wahnwitzig und tobend worden. Man hat Exempel/ daß eine Mutter zu ihren ungerathenen Sohn/ als er mit zweyen Fingern das Maul auffgerissen/ und der Mutter gespottet/ in Zorn gesagt: Ey daß GOtt gebe/ daß du am liechten Galgen das Maul also auffsperren und flennen müssest/ daß bald darnach er im Diebstal ergriffen/ an Galgen gehencket/ und eben also das Maul/ wie gegen seiner Mutter geflennet. Man hat Exempel/ daß ein Spannischer Soldat eine ehrliche vom Adel in Gellern zum Weib genommen/ und als sie schwangers Leibs/ er aus Grimm wieder sie gesagt: Du trägst einen lebendigen Teuffel im Leib/ durch welchen ich diese Wehr hinstechen will / darauff sie eine scheußliche Mißgeburt in Teuflischer Gestalt gebohren. Man hat Exempel/ daß ein schwanger

dich HErr JEsu Christe/ dessen Bildnüß ich allhie anschaue/ daß du mit dem wilden Feuer meines Sohns Leib anzünden wollest. Kaum hat sie das Gebet ausgesprochen/ da ist der Sohn in seinem gantzen Leibe erhitzet und schreyet: O mater, mater, preces tuae exauditae sunt! O Mutter/ Mutter/ dein Gebet ist erhöret und wahr worden/ und ist an dieser Plag am dritten Tag hernacher gestorben. Man hat Exempel/ daß eine Mutter ihrem Kind gewünschet/ daß dir der Teuffel in Leib fahre/ da so bald der Teuffel ins Kind gefahren/ und es ist wahnwitzig und tobend worden. Man hat Exempel/ daß eine Mutter zu ihren ungerathenen Sohn/ als er mit zweyen Fingern das Maul auffgerissen/ und der Mutter gespottet/ in Zorn gesagt: Ey daß GOtt gebe/ daß du am liechten Galgen das Maul also auffsperren und flennen müssest/ daß bald darnach er im Diebstal ergriffen/ an Galgen gehencket/ und eben also das Maul/ wie gegen seiner Mutter geflennet. Man hat Exempel/ daß ein Spannischer Soldat eine ehrliche vom Adel in Gellern zum Weib genommen/ und als sie schwangers Leibs/ er aus Grimm wieder sie gesagt: Du trägst einen lebendigen Teuffel im Leib/ durch welchen ich diese Wehr hinstechen will / darauff sie eine scheußliche Mißgeburt in Teuflischer Gestalt gebohren. Man hat Exempel/ daß ein schwanger

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[343/0363] dich HErr JEsu Christe/ dessen Bildnüß ich allhie anschaue/ daß du mit dem wilden Feuer meines Sohns Leib anzünden wollest. Kaum hat sie das Gebet ausgesprochen/ da ist der Sohn in seinem gantzen Leibe erhitzet und schreyet: O mater, mater, preces tuae exauditae sunt! O Mutter/ Mutter/ dein Gebet ist erhöret und wahr worden/ und ist an dieser Plag am dritten Tag hernacher gestorben. Man hat Exempel/ daß eine Mutter ihrem Kind gewünschet/ daß dir der Teuffel in Leib fahre/ da so bald der Teuffel ins Kind gefahren/ und es ist wahnwitzig und tobend worden. Man hat Exempel/ daß eine Mutter zu ihren ungerathenen Sohn/ als er mit zweyen Fingern das Maul auffgerissen/ und der Mutter gespottet/ in Zorn gesagt: Ey daß GOtt gebe/ daß du am liechten Galgen das Maul also auffsperren und flennen müssest/ daß bald darnach er im Diebstal ergriffen/ an Galgen gehencket/ und eben also das Maul/ wie gegen seiner Mutter geflennet. Man hat Exempel/ daß ein Spannischer Soldat eine ehrliche vom Adel in Gellern zum Weib genommen/ und als sie schwangers Leibs/ er aus Grimm wieder sie gesagt: Du trägst einen lebendigen Teuffel im Leib/ durch welchen ich diese Wehr hinstechen will / darauff sie eine scheußliche Mißgeburt in Teuflischer Gestalt gebohren. Man hat Exempel/ daß ein schwanger

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Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/363>, abgerufen am 19.05.2024.