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Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.

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102. Ein Jüngling wird vor Liebe in einer Nacht grau.

HErr Doctor Sigemund Selden gedencket/ daß bey seiner Zeit an Käyser Caroli V. Hofe/ ein junger Edelman sey bey einer schönen Jungfrau im Bette gefunden worden/ welche einer Vrsachen halben nicht haben können Ehelich zusammen geben werden. Als nun dieser ergrieffen/ und ins Gefängnüß geleget/ ist er in einer Nacht gantz und gar grau worden/ wegen der Liebe Schmertzen/ daß er nun vermeinet der Liehe gantz und gar beraubet zu seyn/ und als Käyser Carl dieses mit leiblichen Augen gesehen/ thut Er Anordnung/ daß diese Liebhabende Personen ehelich zusammen gegeben werden/ kein Vhrsach anzusehen/ damit sie unverhindert der Liebe geniessen möchten.

1. Vmb die Liebe ist es ein hefftiges Ding/ sie ist starck wie der Todt/ nach Salomonis Ausspruch Cant. 8/6. Das beweiset das Exempel dieses Jünglings / welcher in einer eintzigen Nacht vor Liebe grau worden.

2. Junge Leute sollen sich vor der Liebe hüten/ zumaln wenns noch nicht Zeit ist / daß sie lieben sollen. Es ist wohl bald geschehen/ daß man sich in der Liebe Netz verwickelt /

102. Ein Jüngling wird vor Liebe in einer Nacht grau.

HErr Doctor Sigemund Selden gedencket/ daß bey seiner Zeit an Käyser Caroli V. Hofe/ ein junger Edelman sey bey einer schönen Jungfrau im Bette gefunden worden/ welche einer Vrsachen halben nicht haben können Ehelich zusammen geben werden. Als nun dieser ergrieffen/ und ins Gefängnüß geleget/ ist er in einer Nacht gantz und gar grau worden/ wegen der Liebe Schmertzen/ daß er nun vermeinet der Liehe gantz und gar beraubet zu seyn/ und als Käyser Carl dieses mit leiblichen Augen gesehen/ thut Er Anordnung/ daß diese Liebhabende Personen ehelich zusammen gegeben werden/ kein Vhrsach anzusehen/ damit sie unverhindert der Liebe geniessen möchten.

1. Vmb die Liebe ist es ein hefftiges Ding/ sie ist starck wie der Todt/ nach Salomonis Ausspruch Cant. 8/6. Das beweiset das Exempel dieses Jünglings / welcher in einer eintzigen Nacht vor Liebe grau worden.

2. Junge Leute sollen sich vor der Liebe hüten/ zumaln wenns noch nicht Zeit ist / daß sie lieben sollen. Es ist wohl bald geschehen/ daß man sich in der Liebe Netz verwickelt /

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[242/0262] 102. Ein Jüngling wird vor Liebe in einer Nacht grau. HErr Doctor Sigemund Selden gedencket/ daß bey seiner Zeit an Käyser Caroli V. Hofe/ ein junger Edelman sey bey einer schönen Jungfrau im Bette gefunden worden/ welche einer Vrsachen halben nicht haben können Ehelich zusammen geben werden. Als nun dieser ergrieffen/ und ins Gefängnüß geleget/ ist er in einer Nacht gantz und gar grau worden/ wegen der Liebe Schmertzen/ daß er nun vermeinet der Liehe gantz und gar beraubet zu seyn/ und als Käyser Carl dieses mit leiblichen Augen gesehen/ thut Er Anordnung/ daß diese Liebhabende Personen ehelich zusammen gegeben werden/ kein Vhrsach anzusehen/ damit sie unverhindert der Liebe geniessen möchten. 1. Vmb die Liebe ist es ein hefftiges Ding/ sie ist starck wie der Todt/ nach Salomonis Ausspruch Cant. 8/6. Das beweiset das Exempel dieses Jünglings / welcher in einer eintzigen Nacht vor Liebe grau worden. 2. Junge Leute sollen sich vor der Liebe hüten/ zumaln wenns noch nicht Zeit ist / daß sie lieben sollen. Es ist wohl bald geschehen/ daß man sich in der Liebe Netz verwickelt /

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Zitationshilfe: Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/262>, abgerufen am 18.05.2024.