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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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Jhr werdet eingestehn müssen, meine Leser, daß
ich den Adel so gut durch Heldenthaten erworben
hatte, wie so mancher Vorfahr jetzt berühmter Ge-
schlechter, daß ich nicht öffentlich und gerüstet mit
einem Trup Reißigen auszog, ist nicht mir, son-
dern der geänderten Einrichtung unsers Zeital-
ters zur Last zu legen.

Es kam aber so manches Hinderniß, wie sie
ehrlichen Leuten meines Schlags zuweilen auf-
stoßen, in die Quere, welches mich aus meiner
schönen Laufbahn wie ein gewaltiger Sturm riß,
und so bin ich bis auf den heutigen Tag noch Fritz
Nickel Schnitzer ohne die 3 Buchstaben, die mich
zwischen den alten Adel und den Bürgerstand ge-
setzt hätten, wie ein etwas, das jedem verächt-
lich ist und einer dem andern zuschiebt.

Die Epoche der Widerwärtigkeiten trat eben
da ein, wo ich mich in N. N. mit allen hübschen
Leuten, ja mit den besten Häusern auf einen sehr
guten Fuß gesetzt hatte, welches sehr bald in Gang
kam, ich lebte ruhig, sogar sittlich, und hätte bei-
nahe vergessen, daß ich Blasewitzen meine Schwe-
ster erst vor kurzem verkauft und mich eben dadurch
in den glänzenden Zustand gesetzt hatte, so ein or-
dentlicher und gesetzter Mensch schien ich mir.

Doch ich ward aus der Vergessenheit meiner
Verdienste gerissen, und damit auch meine Leser
aufs neue daran erinnert werden, will ich Jhnen
den Fortgang, die Folgen und das Ende dieses Ro-
mans, so kurz als ichs kann, mittheilen.

Etwa 2 Wochen nach Blasewitzens glücklicher
Abreise erhielt ich folgenden Brief von ihm.

"Ob-
Jhr werdet eingeſtehn muͤſſen, meine Leſer, daß
ich den Adel ſo gut durch Heldenthaten erworben
hatte, wie ſo mancher Vorfahr jetzt beruͤhmter Ge-
ſchlechter, daß ich nicht oͤffentlich und geruͤſtet mit
einem Trup Reißigen auszog, iſt nicht mir, ſon-
dern der geaͤnderten Einrichtung unſers Zeital-
ters zur Laſt zu legen.

Es kam aber ſo manches Hinderniß, wie ſie
ehrlichen Leuten meines Schlags zuweilen auf-
ſtoßen, in die Quere, welches mich aus meiner
ſchoͤnen Laufbahn wie ein gewaltiger Sturm riß,
und ſo bin ich bis auf den heutigen Tag noch Fritz
Nickel Schnitzer ohne die 3 Buchſtaben, die mich
zwiſchen den alten Adel und den Buͤrgerſtand ge-
ſetzt haͤtten, wie ein etwas, das jedem veraͤcht-
lich iſt und einer dem andern zuſchiebt.

Die Epoche der Widerwaͤrtigkeiten trat eben
da ein, wo ich mich in N. N. mit allen huͤbſchen
Leuten, ja mit den beſten Haͤuſern auf einen ſehr
guten Fuß geſetzt hatte, welches ſehr bald in Gang
kam, ich lebte ruhig, ſogar ſittlich, und haͤtte bei-
nahe vergeſſen, daß ich Blaſewitzen meine Schwe-
ſter erſt vor kurzem verkauft und mich eben dadurch
in den glaͤnzenden Zuſtand geſetzt hatte, ſo ein or-
dentlicher und geſetzter Menſch ſchien ich mir.

Doch ich ward aus der Vergeſſenheit meiner
Verdienſte geriſſen, und damit auch meine Leſer
aufs neue daran erinnert werden, will ich Jhnen
den Fortgang, die Folgen und das Ende dieſes Ro-
mans, ſo kurz als ichs kann, mittheilen.

Etwa 2 Wochen nach Blaſewitzens gluͤcklicher
Abreiſe erhielt ich folgenden Brief von ihm.

„Ob-
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[402/0406] Jhr werdet eingeſtehn muͤſſen, meine Leſer, daß ich den Adel ſo gut durch Heldenthaten erworben hatte, wie ſo mancher Vorfahr jetzt beruͤhmter Ge- ſchlechter, daß ich nicht oͤffentlich und geruͤſtet mit einem Trup Reißigen auszog, iſt nicht mir, ſon- dern der geaͤnderten Einrichtung unſers Zeital- ters zur Laſt zu legen. Es kam aber ſo manches Hinderniß, wie ſie ehrlichen Leuten meines Schlags zuweilen auf- ſtoßen, in die Quere, welches mich aus meiner ſchoͤnen Laufbahn wie ein gewaltiger Sturm riß, und ſo bin ich bis auf den heutigen Tag noch Fritz Nickel Schnitzer ohne die 3 Buchſtaben, die mich zwiſchen den alten Adel und den Buͤrgerſtand ge- ſetzt haͤtten, wie ein etwas, das jedem veraͤcht- lich iſt und einer dem andern zuſchiebt. Die Epoche der Widerwaͤrtigkeiten trat eben da ein, wo ich mich in N. N. mit allen huͤbſchen Leuten, ja mit den beſten Haͤuſern auf einen ſehr guten Fuß geſetzt hatte, welches ſehr bald in Gang kam, ich lebte ruhig, ſogar ſittlich, und haͤtte bei- nahe vergeſſen, daß ich Blaſewitzen meine Schwe- ſter erſt vor kurzem verkauft und mich eben dadurch in den glaͤnzenden Zuſtand geſetzt hatte, ſo ein or- dentlicher und geſetzter Menſch ſchien ich mir. Doch ich ward aus der Vergeſſenheit meiner Verdienſte geriſſen, und damit auch meine Leſer aufs neue daran erinnert werden, will ich Jhnen den Fortgang, die Folgen und das Ende dieſes Ro- mans, ſo kurz als ichs kann, mittheilen. Etwa 2 Wochen nach Blaſewitzens gluͤcklicher Abreiſe erhielt ich folgenden Brief von ihm. „Ob-

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/406>, abgerufen am 23.11.2024.