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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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ich konnte ... nicht geschwinde genug verlassen,
weßhalb ich auch nicht eher wieder spielte, als auf
der Hälfte des Wegs, in einer Stadt, wo dieses
Handwerk stark getrieben wurde. Da probirte ich
die Kunstgriffe, welche mir meine Mutter gelernt
hatte, sie mißlangen mir auch nicht ganz, weil aber
die meisten davon den Banquier angingen, und
ich nur Pointeur war, so konnte es nicht viel fruch-
ten; auch hatte ich Nachbarn, die mir auf die
Finger sahen. Jndessen half meine Jndustrie doch
so weit, daß ich etwas gewann; dadurch dreust ge-
macht, blieb ich, um es des folgenden Tages
aufs neue zu versuchen, noch in dieser Stadt. Die
Karten fielen mir gut, ich vernachläßigte die Kunst
und erwartete alles vom Glück, welches ganz auf
meiner Seite zu sein schien; es schlug um, und ich
verspielte, weil ich auch die Fassung verlor, fast
so viel, als wir meiner Muttter abgenommen hat-
ten.

Es ist Zeit, sagte ich zu Klausen, als ich in
den Gasthof zurückkam, daß wir abgehen und uns
in N. N. fürs erste wie Leute, die gute Wirthschaft
treiben, einrichten, dann nach Holland gehen, und
die Juwelen verkaufen, sonst wird es uns nächstens
an Gelde fehlen. Jch muß morgen 1500 Thlr., die
der Teufel diesen Abend durchs Spiel geholt hat,
bezahlen, wir haben wenn ich nicht irre, außer dem
Rest der Knappischen Goldstücke wenig mehr. Und
auch die sind weg, wenn Sie sich zu erinnern belie-
ben, versetzte Klaus, nun bleiben uns keine 300
Thlr. mehr in Casse, welches ein wahrer Bertel-
pfennig
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ich konnte ... nicht geſchwinde genug verlaſſen,
weßhalb ich auch nicht eher wieder ſpielte, als auf
der Haͤlfte des Wegs, in einer Stadt, wo dieſes
Handwerk ſtark getrieben wurde. Da probirte ich
die Kunſtgriffe, welche mir meine Mutter gelernt
hatte, ſie mißlangen mir auch nicht ganz, weil aber
die meiſten davon den Banquier angingen, und
ich nur Pointeur war, ſo konnte es nicht viel fruch-
ten; auch hatte ich Nachbarn, die mir auf die
Finger ſahen. Jndeſſen half meine Jnduſtrie doch
ſo weit, daß ich etwas gewann; dadurch dreuſt ge-
macht, blieb ich, um es des folgenden Tages
aufs neue zu verſuchen, noch in dieſer Stadt. Die
Karten fielen mir gut, ich vernachlaͤßigte die Kunſt
und erwartete alles vom Gluͤck, welches ganz auf
meiner Seite zu ſein ſchien; es ſchlug um, und ich
verſpielte, weil ich auch die Faſſung verlor, faſt
ſo viel, als wir meiner Muttter abgenommen hat-
ten.

Es iſt Zeit, ſagte ich zu Klauſen, als ich in
den Gaſthof zuruͤckkam, daß wir abgehen und uns
in N. N. fuͤrs erſte wie Leute, die gute Wirthſchaft
treiben, einrichten, dann nach Holland gehen, und
die Juwelen verkaufen, ſonſt wird es uns naͤchſtens
an Gelde fehlen. Jch muß morgen 1500 Thlr., die
der Teufel dieſen Abend durchs Spiel geholt hat,
bezahlen, wir haben wenn ich nicht irre, außer dem
Reſt der Knappiſchen Goldſtuͤcke wenig mehr. Und
auch die ſind weg, wenn Sie ſich zu erinnern belie-
ben, verſetzte Klaus, nun bleiben uns keine 300
Thlr. mehr in Caſſe, welches ein wahrer Bertel-
pfennig
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[377/0381] ich konnte ... nicht geſchwinde genug verlaſſen, weßhalb ich auch nicht eher wieder ſpielte, als auf der Haͤlfte des Wegs, in einer Stadt, wo dieſes Handwerk ſtark getrieben wurde. Da probirte ich die Kunſtgriffe, welche mir meine Mutter gelernt hatte, ſie mißlangen mir auch nicht ganz, weil aber die meiſten davon den Banquier angingen, und ich nur Pointeur war, ſo konnte es nicht viel fruch- ten; auch hatte ich Nachbarn, die mir auf die Finger ſahen. Jndeſſen half meine Jnduſtrie doch ſo weit, daß ich etwas gewann; dadurch dreuſt ge- macht, blieb ich, um es des folgenden Tages aufs neue zu verſuchen, noch in dieſer Stadt. Die Karten fielen mir gut, ich vernachlaͤßigte die Kunſt und erwartete alles vom Gluͤck, welches ganz auf meiner Seite zu ſein ſchien; es ſchlug um, und ich verſpielte, weil ich auch die Faſſung verlor, faſt ſo viel, als wir meiner Muttter abgenommen hat- ten. Es iſt Zeit, ſagte ich zu Klauſen, als ich in den Gaſthof zuruͤckkam, daß wir abgehen und uns in N. N. fuͤrs erſte wie Leute, die gute Wirthſchaft treiben, einrichten, dann nach Holland gehen, und die Juwelen verkaufen, ſonſt wird es uns naͤchſtens an Gelde fehlen. Jch muß morgen 1500 Thlr., die der Teufel dieſen Abend durchs Spiel geholt hat, bezahlen, wir haben wenn ich nicht irre, außer dem Reſt der Knappiſchen Goldſtuͤcke wenig mehr. Und auch die ſind weg, wenn Sie ſich zu erinnern belie- ben, verſetzte Klaus, nun bleiben uns keine 300 Thlr. mehr in Caſſe, welches ein wahrer Bertel- pfennig A a 5

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/381>, abgerufen am 25.11.2024.