Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

vorher gesagt und gedacht worden war. Das
Schlimmste war, daß man, da ich zu lange aus-
geblieben, (denn ich wollte nur vier Tage wegblei-
ben) an meine Eltern geschrieben hatte, und eben
da diese nichts von mir wußten, sollten Kundschaf-
ten in den Zeitungen ausgestellt werden. Jch gab
vor, daß ich eine Reise ins Ausland gemacht hätte,
wo mich gemachte gute Bekanntschaften gegen mei-
nen Vorsatz so lange aufgehalten, indessen habe es
doch das Gute gehabt, daß ich viel im Spiel gewon-
nen hätte, und so meine Schulden bezahlen könnte.

Dies nehmliche schrieb ich meiner Mutter, und
zwar ohne von ihr ein Schreiben abzuwarten, ich
stellte mich, als geschähe es aus Vorsorge, sie werde
meinetwegen in Unruhe sein, da man, wie ch gehört,
hört, an sie geschrieben und meine Abwesenheit ge-
meldet hätte. Jch erhielt bald Antwort, die jeden
weichherzigen Thoren von Sohn gerührt hätte, mich
aber zum Lachen reizte. Meine Mutter schrieb mir,
welch Unglück sie und ihr Gemahl gehabt hätten,
wie sie beide rein ausgeplündert und krank wären.
Besonders stark hätte es den Baron getroffen, der
sich einen guten Thaler gesammelt; bei ihr wäre
zwar der Bestand an Geld nicht so groß gewesen,
aber nebst ihm sei auch ihr Schmuck von den gott-
losen Menschen mitgenommen worden. So sei sie

also

vorher geſagt und gedacht worden war. Das
Schlimmſte war, daß man, da ich zu lange aus-
geblieben, (denn ich wollte nur vier Tage wegblei-
ben) an meine Eltern geſchrieben hatte, und eben
da dieſe nichts von mir wußten, ſollten Kundſchaf-
ten in den Zeitungen ausgeſtellt werden. Jch gab
vor, daß ich eine Reiſe ins Ausland gemacht haͤtte,
wo mich gemachte gute Bekanntſchaften gegen mei-
nen Vorſatz ſo lange aufgehalten, indeſſen habe es
doch das Gute gehabt, daß ich viel im Spiel gewon-
nen haͤtte, und ſo meine Schulden bezahlen koͤnnte.

Dies nehmliche ſchrieb ich meiner Mutter, und
zwar ohne von ihr ein Schreiben abzuwarten, ich
ſtellte mich, als geſchaͤhe es aus Vorſorge, ſie werde
meinetwegen in Unruhe ſein, da man, wie ch gehoͤrt,
hoͤrt, an ſie geſchrieben und meine Abweſenheit ge-
meldet haͤtte. Jch erhielt bald Antwort, die jeden
weichherzigen Thoren von Sohn geruͤhrt haͤtte, mich
aber zum Lachen reizte. Meine Mutter ſchrieb mir,
welch Ungluͤck ſie und ihr Gemahl gehabt haͤtten,
wie ſie beide rein ausgepluͤndert und krank waͤren.
Beſonders ſtark haͤtte es den Baron getroffen, der
ſich einen guten Thaler geſammelt; bei ihr waͤre
zwar der Beſtand an Geld nicht ſo groß geweſen,
aber nebſt ihm ſei auch ihr Schmuck von den gott-
loſen Menſchen mitgenommen worden. So ſei ſie

alſo
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0306" n="302"/>
vorher ge&#x017F;agt und gedacht worden war. Das<lb/>
Schlimm&#x017F;te war, daß man, da ich zu lange aus-<lb/>
geblieben, (denn ich wollte nur vier Tage wegblei-<lb/>
ben) an meine Eltern ge&#x017F;chrieben hatte, und eben<lb/>
da die&#x017F;e nichts von mir wußten, &#x017F;ollten Kund&#x017F;chaf-<lb/>
ten in den Zeitungen ausge&#x017F;tellt werden. Jch gab<lb/>
vor, daß ich eine Rei&#x017F;e ins Ausland gemacht ha&#x0364;tte,<lb/>
wo mich gemachte gute Bekannt&#x017F;chaften gegen mei-<lb/>
nen Vor&#x017F;atz &#x017F;o lange aufgehalten, inde&#x017F;&#x017F;en habe es<lb/>
doch das Gute gehabt, daß ich viel im Spiel gewon-<lb/>
nen ha&#x0364;tte, und &#x017F;o meine Schulden bezahlen ko&#x0364;nnte.</p><lb/>
        <p>Dies nehmliche &#x017F;chrieb ich meiner Mutter, und<lb/>
zwar ohne von ihr ein Schreiben abzuwarten, ich<lb/>
&#x017F;tellte mich, als ge&#x017F;cha&#x0364;he es aus Vor&#x017F;orge, &#x017F;ie werde<lb/>
meinetwegen in Unruhe &#x017F;ein, da man, wie ch geho&#x0364;rt,<lb/>
ho&#x0364;rt, an &#x017F;ie ge&#x017F;chrieben und meine Abwe&#x017F;enheit ge-<lb/>
meldet ha&#x0364;tte. Jch erhielt bald Antwort, die jeden<lb/>
weichherzigen Thoren von Sohn geru&#x0364;hrt ha&#x0364;tte, mich<lb/>
aber zum Lachen reizte. Meine Mutter &#x017F;chrieb mir,<lb/>
welch Unglu&#x0364;ck &#x017F;ie und ihr Gemahl gehabt ha&#x0364;tten,<lb/>
wie &#x017F;ie beide rein ausgeplu&#x0364;ndert und krank wa&#x0364;ren.<lb/>
Be&#x017F;onders &#x017F;tark ha&#x0364;tte es den Baron getroffen, der<lb/>
&#x017F;ich einen guten Thaler ge&#x017F;ammelt; bei ihr wa&#x0364;re<lb/>
zwar der Be&#x017F;tand an Geld nicht &#x017F;o groß gewe&#x017F;en,<lb/>
aber neb&#x017F;t ihm &#x017F;ei auch ihr Schmuck von den gott-<lb/>
lo&#x017F;en Men&#x017F;chen mitgenommen worden. So &#x017F;ei &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">al&#x017F;o</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[302/0306] vorher geſagt und gedacht worden war. Das Schlimmſte war, daß man, da ich zu lange aus- geblieben, (denn ich wollte nur vier Tage wegblei- ben) an meine Eltern geſchrieben hatte, und eben da dieſe nichts von mir wußten, ſollten Kundſchaf- ten in den Zeitungen ausgeſtellt werden. Jch gab vor, daß ich eine Reiſe ins Ausland gemacht haͤtte, wo mich gemachte gute Bekanntſchaften gegen mei- nen Vorſatz ſo lange aufgehalten, indeſſen habe es doch das Gute gehabt, daß ich viel im Spiel gewon- nen haͤtte, und ſo meine Schulden bezahlen koͤnnte. Dies nehmliche ſchrieb ich meiner Mutter, und zwar ohne von ihr ein Schreiben abzuwarten, ich ſtellte mich, als geſchaͤhe es aus Vorſorge, ſie werde meinetwegen in Unruhe ſein, da man, wie ch gehoͤrt, hoͤrt, an ſie geſchrieben und meine Abweſenheit ge- meldet haͤtte. Jch erhielt bald Antwort, die jeden weichherzigen Thoren von Sohn geruͤhrt haͤtte, mich aber zum Lachen reizte. Meine Mutter ſchrieb mir, welch Ungluͤck ſie und ihr Gemahl gehabt haͤtten, wie ſie beide rein ausgepluͤndert und krank waͤren. Beſonders ſtark haͤtte es den Baron getroffen, der ſich einen guten Thaler geſammelt; bei ihr waͤre zwar der Beſtand an Geld nicht ſo groß geweſen, aber nebſt ihm ſei auch ihr Schmuck von den gott- loſen Menſchen mitgenommen worden. So ſei ſie alſo

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/306
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/306>, abgerufen am 17.06.2024.