ihr diesen Brief insgeheim zukommen zu lassen, weil wir nicht wußten, wie der Baron die Sache auf- nehmen und ob er sie nicht würde untersuchen las- sen, wenn er sie in Erfahrung brächte. Das Mut- terherz ward etwas erweicht, wie es aber schien, freute sie sich nicht allein ihres wohlgerathenen Sohns, sondern auch ihrer bisherigen Festigkeit, der sie die von Klausen gerühmte regelmäßige Auf- führung zuschrieb. Den Duell rechnete sie als eine ehrenvolle That, und ärgerte sich nur, daß ich dem Gegner keine Wunde beigebracht hatte.
Sie beschloß, mir wieder außerordentlich bei- zustehen, um mich aber auf dem guten Wege, wel- chen ich diesem Briefe nach betreten hatte, zu er- halten, erfolgte weit weniger, als ich im Schüler- stande bekommen hatte, auch setzte sie ihr Still- schweigen gegen mich fort, und antwortete nur Klausen; doch war in dem Briefe an ihn das Ver- sprechen beigefügt, daß ich öfter Beweise ihres Wohlgefallens erhalten sollte, wenn ich fortführe ihr Ehre zu machen.
Was also jetzt erfolgte, waren freilich nur ei- nige Tropfen Wasser, womit man ein großes Feuer löschen will, ich brauchte es auf der Stelle selbst, hatte also wieder nichts, um meine Gläubiger zu bezahlen und frischen Kredit zu erlangen. Ergrimmt,
wie
ihr dieſen Brief insgeheim zukommen zu laſſen, weil wir nicht wußten, wie der Baron die Sache auf- nehmen und ob er ſie nicht wuͤrde unterſuchen las- ſen, wenn er ſie in Erfahrung braͤchte. Das Mut- terherz ward etwas erweicht, wie es aber ſchien, freute ſie ſich nicht allein ihres wohlgerathenen Sohns, ſondern auch ihrer bisherigen Feſtigkeit, der ſie die von Klauſen geruͤhmte regelmaͤßige Auf- fuͤhrung zuſchrieb. Den Duell rechnete ſie als eine ehrenvolle That, und aͤrgerte ſich nur, daß ich dem Gegner keine Wunde beigebracht hatte.
Sie beſchloß, mir wieder außerordentlich bei- zuſtehen, um mich aber auf dem guten Wege, wel- chen ich dieſem Briefe nach betreten hatte, zu er- halten, erfolgte weit weniger, als ich im Schuͤler- ſtande bekommen hatte, auch ſetzte ſie ihr Still- ſchweigen gegen mich fort, und antwortete nur Klauſen; doch war in dem Briefe an ihn das Ver- ſprechen beigefuͤgt, daß ich oͤfter Beweiſe ihres Wohlgefallens erhalten ſollte, wenn ich fortfuͤhre ihr Ehre zu machen.
Was alſo jetzt erfolgte, waren freilich nur ei- nige Tropfen Waſſer, womit man ein großes Feuer loͤſchen will, ich brauchte es auf der Stelle ſelbſt, hatte alſo wieder nichts, um meine Glaͤubiger zu bezahlen und friſchen Kredit zu erlangen. Ergrimmt,
wie
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0287"n="283"/>
ihr dieſen Brief insgeheim zukommen zu laſſen, weil<lb/>
wir nicht wußten, wie der Baron die Sache auf-<lb/>
nehmen und ob er ſie nicht wuͤrde unterſuchen las-<lb/>ſen, wenn er ſie in Erfahrung braͤchte. Das Mut-<lb/>
terherz ward etwas erweicht, wie es aber ſchien,<lb/>
freute ſie ſich nicht allein ihres wohlgerathenen<lb/>
Sohns, ſondern auch ihrer bisherigen Feſtigkeit,<lb/>
der ſie die von Klauſen geruͤhmte regelmaͤßige Auf-<lb/>
fuͤhrung zuſchrieb. Den Duell rechnete ſie als eine<lb/>
ehrenvolle That, und aͤrgerte ſich nur, daß ich dem<lb/>
Gegner keine Wunde beigebracht hatte.</p><lb/><p>Sie beſchloß, mir wieder außerordentlich bei-<lb/>
zuſtehen, um mich aber auf dem guten Wege, wel-<lb/>
chen ich dieſem Briefe nach betreten hatte, zu er-<lb/>
halten, erfolgte weit weniger, als ich im Schuͤler-<lb/>ſtande bekommen hatte, auch ſetzte ſie ihr Still-<lb/>ſchweigen gegen mich fort, und antwortete nur<lb/>
Klauſen; doch war in dem Briefe an ihn das Ver-<lb/>ſprechen beigefuͤgt, daß ich oͤfter Beweiſe ihres<lb/>
Wohlgefallens erhalten ſollte, wenn ich fortfuͤhre<lb/>
ihr Ehre zu machen.</p><lb/><p>Was alſo jetzt erfolgte, waren freilich nur ei-<lb/>
nige Tropfen Waſſer, womit man ein großes Feuer<lb/>
loͤſchen will, ich brauchte es auf der Stelle ſelbſt,<lb/>
hatte alſo wieder nichts, um meine Glaͤubiger zu<lb/>
bezahlen und friſchen Kredit zu erlangen. Ergrimmt,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wie</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[283/0287]
ihr dieſen Brief insgeheim zukommen zu laſſen, weil
wir nicht wußten, wie der Baron die Sache auf-
nehmen und ob er ſie nicht wuͤrde unterſuchen las-
ſen, wenn er ſie in Erfahrung braͤchte. Das Mut-
terherz ward etwas erweicht, wie es aber ſchien,
freute ſie ſich nicht allein ihres wohlgerathenen
Sohns, ſondern auch ihrer bisherigen Feſtigkeit,
der ſie die von Klauſen geruͤhmte regelmaͤßige Auf-
fuͤhrung zuſchrieb. Den Duell rechnete ſie als eine
ehrenvolle That, und aͤrgerte ſich nur, daß ich dem
Gegner keine Wunde beigebracht hatte.
Sie beſchloß, mir wieder außerordentlich bei-
zuſtehen, um mich aber auf dem guten Wege, wel-
chen ich dieſem Briefe nach betreten hatte, zu er-
halten, erfolgte weit weniger, als ich im Schuͤler-
ſtande bekommen hatte, auch ſetzte ſie ihr Still-
ſchweigen gegen mich fort, und antwortete nur
Klauſen; doch war in dem Briefe an ihn das Ver-
ſprechen beigefuͤgt, daß ich oͤfter Beweiſe ihres
Wohlgefallens erhalten ſollte, wenn ich fortfuͤhre
ihr Ehre zu machen.
Was alſo jetzt erfolgte, waren freilich nur ei-
nige Tropfen Waſſer, womit man ein großes Feuer
loͤſchen will, ich brauchte es auf der Stelle ſelbſt,
hatte alſo wieder nichts, um meine Glaͤubiger zu
bezahlen und friſchen Kredit zu erlangen. Ergrimmt,
wie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/287>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.