Streiche ihre Hülfe erkauft. Es ging freilich nicht immer so durch, wie auf der Schule, mehr als ein- mal fiel ich dem Pedel in die Hände, und sollte ins Career spatzieren, doch auch da half Geld, so- bald ichs nur durch dieses Metall vermitteln konn- te, war alles gehoben, und gern gab ich Geldstrafe, um nur auf freiem Fuß zu bleiben und wieder aufs neue sündigen zu können.
Klaus, welcher nicht nur mein Gehülfe und Rathgeber war, sondern auch um der Sicherheit willen mitunter den Hofmeister, oder doch den Sachführer machte, überlegte, daß wir ganz um unsern Kredit kommen würden, wenn wir die al- ten Schulden nicht bezahlten, denn schon wollte man nicht recht mehr an die Willigkeit meiner Eltern, alles aufgelaufene zu bezahlen, glauben, da schon fünf Monate vergangen waren, in denen ich wenig bezahlt und desto mehr zugeborgt hatte. Er nahm einen Duell zu Hülfe, den ich würklich gehabt und wobei ich eine kleine Wunde bekommen hatte, um meiner Mutter einen kläglichen Brief von meinem Leiden und dem Mongel dabei zu schreiben. Er war in diesem Brief nicht mein Bedienter, son- dern mein Freund, ein Student wie ich, ein Be- wunderer meiner Talente und meiner guten Auf- führung. Wir bedienten uns des ehemaligen Wegs,
ihr
Streiche ihre Huͤlfe erkauft. Es ging freilich nicht immer ſo durch, wie auf der Schule, mehr als ein- mal fiel ich dem Pedel in die Haͤnde, und ſollte ins Career ſpatzieren, doch auch da half Geld, ſo- bald ichs nur durch dieſes Metall vermitteln konn- te, war alles gehoben, und gern gab ich Geldſtrafe, um nur auf freiem Fuß zu bleiben und wieder aufs neue ſuͤndigen zu koͤnnen.
Klaus, welcher nicht nur mein Gehuͤlfe und Rathgeber war, ſondern auch um der Sicherheit willen mitunter den Hofmeiſter, oder doch den Sachfuͤhrer machte, uͤberlegte, daß wir ganz um unſern Kredit kommen wuͤrden, wenn wir die al- ten Schulden nicht bezahlten, denn ſchon wollte man nicht recht mehr an die Willigkeit meiner Eltern, alles aufgelaufene zu bezahlen, glauben, da ſchon fuͤnf Monate vergangen waren, in denen ich wenig bezahlt und deſto mehr zugeborgt hatte. Er nahm einen Duell zu Huͤlfe, den ich wuͤrklich gehabt und wobei ich eine kleine Wunde bekommen hatte, um meiner Mutter einen klaͤglichen Brief von meinem Leiden und dem Mongel dabei zu ſchreiben. Er war in dieſem Brief nicht mein Bedienter, ſon- dern mein Freund, ein Student wie ich, ein Be- wunderer meiner Talente und meiner guten Auf- fuͤhrung. Wir bedienten uns des ehemaligen Wegs,
ihr
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0286"n="282"/>
Streiche ihre Huͤlfe erkauft. Es ging freilich nicht<lb/>
immer ſo durch, wie auf der Schule, mehr als ein-<lb/>
mal fiel ich dem Pedel in die Haͤnde, und ſollte<lb/>
ins Career ſpatzieren, doch auch da half Geld, ſo-<lb/>
bald ichs nur durch dieſes Metall vermitteln konn-<lb/>
te, war alles gehoben, und gern gab ich Geldſtrafe,<lb/>
um nur auf freiem Fuß zu bleiben und wieder aufs<lb/>
neue ſuͤndigen zu koͤnnen.</p><lb/><p>Klaus, welcher nicht nur mein Gehuͤlfe und<lb/>
Rathgeber war, ſondern auch um der Sicherheit<lb/>
willen mitunter den Hofmeiſter, oder doch den<lb/>
Sachfuͤhrer machte, uͤberlegte, daß wir ganz um<lb/>
unſern Kredit kommen wuͤrden, wenn wir die al-<lb/>
ten Schulden nicht bezahlten, denn ſchon wollte man<lb/>
nicht recht mehr an die Willigkeit meiner Eltern,<lb/>
alles aufgelaufene zu bezahlen, glauben, da ſchon<lb/>
fuͤnf Monate vergangen waren, in denen ich wenig<lb/>
bezahlt und deſto mehr zugeborgt hatte. Er nahm<lb/>
einen Duell zu Huͤlfe, den ich wuͤrklich gehabt und<lb/>
wobei ich eine kleine Wunde bekommen hatte, um<lb/>
meiner Mutter einen klaͤglichen Brief von meinem<lb/>
Leiden und dem Mongel dabei zu ſchreiben. Er<lb/>
war in dieſem Brief nicht mein Bedienter, ſon-<lb/>
dern mein Freund, ein Student wie ich, ein Be-<lb/>
wunderer meiner Talente und meiner guten Auf-<lb/>
fuͤhrung. Wir bedienten uns des ehemaligen Wegs,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ihr</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[282/0286]
Streiche ihre Huͤlfe erkauft. Es ging freilich nicht
immer ſo durch, wie auf der Schule, mehr als ein-
mal fiel ich dem Pedel in die Haͤnde, und ſollte
ins Career ſpatzieren, doch auch da half Geld, ſo-
bald ichs nur durch dieſes Metall vermitteln konn-
te, war alles gehoben, und gern gab ich Geldſtrafe,
um nur auf freiem Fuß zu bleiben und wieder aufs
neue ſuͤndigen zu koͤnnen.
Klaus, welcher nicht nur mein Gehuͤlfe und
Rathgeber war, ſondern auch um der Sicherheit
willen mitunter den Hofmeiſter, oder doch den
Sachfuͤhrer machte, uͤberlegte, daß wir ganz um
unſern Kredit kommen wuͤrden, wenn wir die al-
ten Schulden nicht bezahlten, denn ſchon wollte man
nicht recht mehr an die Willigkeit meiner Eltern,
alles aufgelaufene zu bezahlen, glauben, da ſchon
fuͤnf Monate vergangen waren, in denen ich wenig
bezahlt und deſto mehr zugeborgt hatte. Er nahm
einen Duell zu Huͤlfe, den ich wuͤrklich gehabt und
wobei ich eine kleine Wunde bekommen hatte, um
meiner Mutter einen klaͤglichen Brief von meinem
Leiden und dem Mongel dabei zu ſchreiben. Er
war in dieſem Brief nicht mein Bedienter, ſon-
dern mein Freund, ein Student wie ich, ein Be-
wunderer meiner Talente und meiner guten Auf-
fuͤhrung. Wir bedienten uns des ehemaligen Wegs,
ihr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/286>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.