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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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für mich selbst abgeschwatzt. Aber Meister Elfen-
bein, oder vielmehr seine Frau, die er walten ließ,
weil sie sich mit so was besser zu benehmen wußte,
besaß nicht weniger Egoismus als ich, und vereitel-
te meinen guten Willen.

Sie kam mit dem Briefe meiner Mutter in
meine Stube gerannt, und hob einen greulichen
Lärm über die Drohungen derselben an. Alle meine
geheimen Stückcheu kamen nun eins nach dem an-
dern zum Vorwurf, und der Refrain war immer:
lassen Sie nur den Baron kommen, er soll alles er-
fahren, und die Obrigkeit dazu. Gut, versetzte ich,
als Sie das zum letztenmal gesagt hatte, so wer-
den auch Sie in Verantwortung kommen, weil
Sie das alles bisher verheimlicht haben. Sie stutzte,
besann sich aber sogleich wieder, und sagte, da mache
ich mir nichts draus, und es wird mir auch den
Hals nicht kosten, daß ich nachsichtig war und Sie
schonte, wer beschimpft denn gern Leute, mit denen
man zusammen lebt, und wer will nicht gern einem
jungen Menschen so lange als möglich nachsehen.
Jetzt kann ichs aber nicht mehr, denn Sie sind ein
Bösewicht, das will ich vor allen Dingen ihrem
Stiefvater schreiben, dann mag er, ehe er andere
Anstalten macht, mit Jhrer Mutter überlegen, ob

Sie
S 3

fuͤr mich ſelbſt abgeſchwatzt. Aber Meiſter Elfen-
bein, oder vielmehr ſeine Frau, die er walten ließ,
weil ſie ſich mit ſo was beſſer zu benehmen wußte,
beſaß nicht weniger Egoismus als ich, und vereitel-
te meinen guten Willen.

Sie kam mit dem Briefe meiner Mutter in
meine Stube gerannt, und hob einen greulichen
Laͤrm uͤber die Drohungen derſelben an. Alle meine
geheimen Stuͤckcheu kamen nun eins nach dem an-
dern zum Vorwurf, und der Refrain war immer:
laſſen Sie nur den Baron kommen, er ſoll alles er-
fahren, und die Obrigkeit dazu. Gut, verſetzte ich,
als Sie das zum letztenmal geſagt hatte, ſo wer-
den auch Sie in Verantwortung kommen, weil
Sie das alles bisher verheimlicht haben. Sie ſtutzte,
beſann ſich aber ſogleich wieder, und ſagte, da mache
ich mir nichts draus, und es wird mir auch den
Hals nicht koſten, daß ich nachſichtig war und Sie
ſchonte, wer beſchimpft denn gern Leute, mit denen
man zuſammen lebt, und wer will nicht gern einem
jungen Menſchen ſo lange als moͤglich nachſehen.
Jetzt kann ichs aber nicht mehr, denn Sie ſind ein
Boͤſewicht, das will ich vor allen Dingen ihrem
Stiefvater ſchreiben, dann mag er, ehe er andere
Anſtalten macht, mit Jhrer Mutter uͤberlegen, ob

Sie
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[277/0281] fuͤr mich ſelbſt abgeſchwatzt. Aber Meiſter Elfen- bein, oder vielmehr ſeine Frau, die er walten ließ, weil ſie ſich mit ſo was beſſer zu benehmen wußte, beſaß nicht weniger Egoismus als ich, und vereitel- te meinen guten Willen. Sie kam mit dem Briefe meiner Mutter in meine Stube gerannt, und hob einen greulichen Laͤrm uͤber die Drohungen derſelben an. Alle meine geheimen Stuͤckcheu kamen nun eins nach dem an- dern zum Vorwurf, und der Refrain war immer: laſſen Sie nur den Baron kommen, er ſoll alles er- fahren, und die Obrigkeit dazu. Gut, verſetzte ich, als Sie das zum letztenmal geſagt hatte, ſo wer- den auch Sie in Verantwortung kommen, weil Sie das alles bisher verheimlicht haben. Sie ſtutzte, beſann ſich aber ſogleich wieder, und ſagte, da mache ich mir nichts draus, und es wird mir auch den Hals nicht koſten, daß ich nachſichtig war und Sie ſchonte, wer beſchimpft denn gern Leute, mit denen man zuſammen lebt, und wer will nicht gern einem jungen Menſchen ſo lange als moͤglich nachſehen. Jetzt kann ichs aber nicht mehr, denn Sie ſind ein Boͤſewicht, das will ich vor allen Dingen ihrem Stiefvater ſchreiben, dann mag er, ehe er andere Anſtalten macht, mit Jhrer Mutter uͤberlegen, ob Sie S 3

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/281>, abgerufen am 22.11.2024.