Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

Universität gehen sollte, fest, wie viel mir die
Mutter jährlich geben sollte, und schwur, daß er
ihr entgelten lassen wollte, wenn er hören sollte,
daß sie insgeheim mehr hinzu thäte, welches er
schon erfahren würde. Vernähme er aber gar, daß
ich Schulden machte, so wollte er mich jedem dar-
aus erfolgenden Ungemach überlassen, und würde
die Frau Mamma, um mich davon zu befreien, die
Schulden bezahlen, so sollte sie es gewiß bereuen.
Es ist unentschieden geblieben, ob der Baron Treff
meine Besserung durch diese Strenge beabsichtigte,
oder ob er sie blos seiner Frau Gemahlinn zum Pos-
sen annahm; mit mehrerer Gewißheit aber kann ich
meine Leser versichern, daß die Lust, mich an dem
Mann zu tächen, ungemein zunahm, nachdem mir
meine Mutter seine grausamen Befehle, meinen
künftigen Etat betreffend, bekannt gemacht hatte.

Diesen Bericht erhielt ich, als ich sechs Mo-
nate nach des Magister Confuselius Tode nach ...
abgehen wollte, und Frau Elfenbein für gut fand,
die Rechnungen über ihre Auslage an die gnädige
Frau zu schicken. Da diese mit den aufgenomme-
nen Summen, für welche sie gut gesagt hatte,
über 1000 Thaler betrugen, so fand es meine gnä-
dige Mamma doch ein wenig zu stark, wenn sie be-
sonders hinzu dachte, wie viel sie mir noch außer

dem
S 2

Univerſitaͤt gehen ſollte, feſt, wie viel mir die
Mutter jaͤhrlich geben ſollte, und ſchwur, daß er
ihr entgelten laſſen wollte, wenn er hoͤren ſollte,
daß ſie insgeheim mehr hinzu thaͤte, welches er
ſchon erfahren wuͤrde. Vernaͤhme er aber gar, daß
ich Schulden machte, ſo wollte er mich jedem dar-
aus erfolgenden Ungemach uͤberlaſſen, und wuͤrde
die Frau Mamma, um mich davon zu befreien, die
Schulden bezahlen, ſo ſollte ſie es gewiß bereuen.
Es iſt unentſchieden geblieben, ob der Baron Treff
meine Beſſerung durch dieſe Strenge beabſichtigte,
oder ob er ſie blos ſeiner Frau Gemahlinn zum Pos-
ſen annahm; mit mehrerer Gewißheit aber kann ich
meine Leſer verſichern, daß die Luſt, mich an dem
Mann zu taͤchen, ungemein zunahm, nachdem mir
meine Mutter ſeine grauſamen Befehle, meinen
kuͤnftigen Etat betreffend, bekannt gemacht hatte.

Dieſen Bericht erhielt ich, als ich ſechs Mo-
nate nach des Magiſter Confuſelius Tode nach ...
abgehen wollte, und Frau Elfenbein fuͤr gut fand,
die Rechnungen uͤber ihre Auslage an die gnaͤdige
Frau zu ſchicken. Da dieſe mit den aufgenomme-
nen Summen, fuͤr welche ſie gut geſagt hatte,
uͤber 1000 Thaler betrugen, ſo fand es meine gnaͤ-
dige Mamma doch ein wenig zu ſtark, wenn ſie be-
ſonders hinzu dachte, wie viel ſie mir noch außer

dem
S 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0279" n="275"/>
Univer&#x017F;ita&#x0364;t gehen &#x017F;ollte, fe&#x017F;t, wie viel mir die<lb/>
Mutter ja&#x0364;hrlich geben &#x017F;ollte, und &#x017F;chwur, daß er<lb/>
ihr entgelten la&#x017F;&#x017F;en wollte, wenn er ho&#x0364;ren &#x017F;ollte,<lb/>
daß &#x017F;ie insgeheim mehr hinzu tha&#x0364;te, welches er<lb/>
&#x017F;chon erfahren wu&#x0364;rde. Verna&#x0364;hme er aber gar, daß<lb/>
ich Schulden machte, &#x017F;o wollte er mich jedem dar-<lb/>
aus erfolgenden Ungemach u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en, und wu&#x0364;rde<lb/>
die Frau Mamma, um mich davon zu befreien, die<lb/>
Schulden bezahlen, &#x017F;o &#x017F;ollte &#x017F;ie es gewiß bereuen.<lb/>
Es i&#x017F;t unent&#x017F;chieden geblieben, ob der Baron Treff<lb/>
meine Be&#x017F;&#x017F;erung durch die&#x017F;e Strenge beab&#x017F;ichtigte,<lb/>
oder ob er &#x017F;ie blos &#x017F;einer Frau Gemahlinn zum Pos-<lb/>
&#x017F;en annahm; mit mehrerer Gewißheit aber kann ich<lb/>
meine Le&#x017F;er ver&#x017F;ichern, daß die Lu&#x017F;t, mich an dem<lb/>
Mann zu ta&#x0364;chen, ungemein zunahm, nachdem mir<lb/>
meine Mutter &#x017F;eine grau&#x017F;amen Befehle, meinen<lb/>
ku&#x0364;nftigen Etat betreffend, bekannt gemacht hatte.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;en Bericht erhielt ich, als ich &#x017F;echs Mo-<lb/>
nate nach des Magi&#x017F;ter Confu&#x017F;elius Tode nach ...<lb/>
abgehen wollte, und Frau Elfenbein fu&#x0364;r gut fand,<lb/>
die Rechnungen u&#x0364;ber ihre Auslage an die gna&#x0364;dige<lb/>
Frau zu &#x017F;chicken. Da die&#x017F;e mit den aufgenomme-<lb/>
nen Summen, fu&#x0364;r welche &#x017F;ie gut ge&#x017F;agt hatte,<lb/>
u&#x0364;ber 1000 Thaler betrugen, &#x017F;o fand es meine gna&#x0364;-<lb/>
dige Mamma doch ein wenig zu &#x017F;tark, wenn &#x017F;ie be-<lb/>
&#x017F;onders hinzu dachte, wie viel &#x017F;ie mir noch außer<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S 2</fw><fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[275/0279] Univerſitaͤt gehen ſollte, feſt, wie viel mir die Mutter jaͤhrlich geben ſollte, und ſchwur, daß er ihr entgelten laſſen wollte, wenn er hoͤren ſollte, daß ſie insgeheim mehr hinzu thaͤte, welches er ſchon erfahren wuͤrde. Vernaͤhme er aber gar, daß ich Schulden machte, ſo wollte er mich jedem dar- aus erfolgenden Ungemach uͤberlaſſen, und wuͤrde die Frau Mamma, um mich davon zu befreien, die Schulden bezahlen, ſo ſollte ſie es gewiß bereuen. Es iſt unentſchieden geblieben, ob der Baron Treff meine Beſſerung durch dieſe Strenge beabſichtigte, oder ob er ſie blos ſeiner Frau Gemahlinn zum Pos- ſen annahm; mit mehrerer Gewißheit aber kann ich meine Leſer verſichern, daß die Luſt, mich an dem Mann zu taͤchen, ungemein zunahm, nachdem mir meine Mutter ſeine grauſamen Befehle, meinen kuͤnftigen Etat betreffend, bekannt gemacht hatte. Dieſen Bericht erhielt ich, als ich ſechs Mo- nate nach des Magiſter Confuſelius Tode nach ... abgehen wollte, und Frau Elfenbein fuͤr gut fand, die Rechnungen uͤber ihre Auslage an die gnaͤdige Frau zu ſchicken. Da dieſe mit den aufgenomme- nen Summen, fuͤr welche ſie gut geſagt hatte, uͤber 1000 Thaler betrugen, ſo fand es meine gnaͤ- dige Mamma doch ein wenig zu ſtark, wenn ſie be- ſonders hinzu dachte, wie viel ſie mir noch außer dem S 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/279
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/279>, abgerufen am 26.06.2024.