geben müsse, wenn der erste was bei dem letzten ausrichten sollte. Weil ich eben hinter einander etliche Bubenstücke ausgeübt hatte, die meiner lie- ben Mama Schaden und Verdruß verursachten, so begann sie Reitmanns verblümten Vorschlägen Ge- hör zu geben, und da Lebrecht seine Stelle antrat, ward ich ihm so gänzlich übergeben, daß mein Bett aus der Schlafstube meiner Mutter in die des Hof- meisters gesetzt wurde, und die erste sich erklärte, sie wolle mich anders nicht als beim Essen, und auch da nicht sehen, wenn ich Herr Lebrechten nicht recht gut folgte und fleißig lernte.
Mir war diese Drohung lächerlich, weil ich wußte, daß es leicht sein würde, Mammachen an- ders Sinnes zu machen, sobald es mir beliebte. Vor der Hand war ich mit der getroffenen Einrich- tung zufrteden, denn an der Gesellschaft der Frau Mutter war mir eigentlich nie etwas gelegen, hin- gegen war ich, so lange Lebrecht neu war, gern um ihn.
Er hatte eine Art mich in Respect zu erhal- ten, und zu seinem Willen zu bringen, die mir bisher ganz fremd gewesen war, ich konnte nicht über Strenge oder harte Worte klagen, vielmehr war er sehr liebreich gegen mich, sobald ich aber etwas wollte, was nicht in seinen Plan taugte,
wußte
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geben muͤſſe, wenn der erſte was bei dem letzten ausrichten ſollte. Weil ich eben hinter einander etliche Bubenſtuͤcke ausgeuͤbt hatte, die meiner lie- ben Mama Schaden und Verdruß verurſachten, ſo begann ſie Reitmanns verbluͤmten Vorſchlaͤgen Ge- hoͤr zu geben, und da Lebrecht ſeine Stelle antrat, ward ich ihm ſo gaͤnzlich uͤbergeben, daß mein Bett aus der Schlafſtube meiner Mutter in die des Hof- meiſters geſetzt wurde, und die erſte ſich erklaͤrte, ſie wolle mich anders nicht als beim Eſſen, und auch da nicht ſehen, wenn ich Herr Lebrechten nicht recht gut folgte und fleißig lernte.
Mir war dieſe Drohung laͤcherlich, weil ich wußte, daß es leicht ſein wuͤrde, Mammachen an- ders Sinnes zu machen, ſobald es mir beliebte. Vor der Hand war ich mit der getroffenen Einrich- tung zufrteden, denn an der Geſellſchaft der Frau Mutter war mir eigentlich nie etwas gelegen, hin- gegen war ich, ſo lange Lebrecht neu war, gern um ihn.
Er hatte eine Art mich in Reſpect zu erhal- ten, und zu ſeinem Willen zu bringen, die mir bisher ganz fremd geweſen war, ich konnte nicht uͤber Strenge oder harte Worte klagen, vielmehr war er ſehr liebreich gegen mich, ſobald ich aber etwas wollte, was nicht in ſeinen Plan taugte,
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geben muͤſſe, wenn der erſte was bei dem letzten
ausrichten ſollte. Weil ich eben hinter einander
etliche Bubenſtuͤcke ausgeuͤbt hatte, die meiner lie-
ben Mama Schaden und Verdruß verurſachten, ſo
begann ſie Reitmanns verbluͤmten Vorſchlaͤgen Ge-
hoͤr zu geben, und da Lebrecht ſeine Stelle antrat,
ward ich ihm ſo gaͤnzlich uͤbergeben, daß mein Bett
aus der Schlafſtube meiner Mutter in die des Hof-
meiſters geſetzt wurde, und die erſte ſich erklaͤrte, ſie
wolle mich anders nicht als beim Eſſen, und auch
da nicht ſehen, wenn ich Herr Lebrechten nicht recht
gut folgte und fleißig lernte.
Mir war dieſe Drohung laͤcherlich, weil ich
wußte, daß es leicht ſein wuͤrde, Mammachen an-
ders Sinnes zu machen, ſobald es mir beliebte.
Vor der Hand war ich mit der getroffenen Einrich-
tung zufrteden, denn an der Geſellſchaft der Frau
Mutter war mir eigentlich nie etwas gelegen, hin-
gegen war ich, ſo lange Lebrecht neu war, gern
um ihn.
Er hatte eine Art mich in Reſpect zu erhal-
ten, und zu ſeinem Willen zu bringen, die mir
bisher ganz fremd geweſen war, ich konnte nicht
uͤber Strenge oder harte Worte klagen, vielmehr
war er ſehr liebreich gegen mich, ſobald ich aber
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/151>, abgerufen am 23.11.2024.
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