Da dieser also abgieng, erbot er sich, für Be- setzung seiner Stelle zu sorgen, und that selbst eine Reise von vier Meilen, um Lebrechten, den er kann- te und wegen Absterben eines Zöglings außer Con- dition wußte, zu bereden, daß er die in unserm Hause annehmen möchte. Er hatte ihm gesagt, daß ich ein etwas verwöhnter Knabe sei, doch hoffte er, ein vernünftiger und geschickter Mann, wie Herr Lebrecht, werde mich wohl bessern, wel- ches freilich der einfältige unwissende Mensch, der Null; nicht im Stande gewesen, bei welchem ich vielmehr eben so verwildert wäre. Uebrigens hüthete sich Reitmann, Lebrechten die wahre Einrichtung zwischen mir und meiner Mutter kund zu geben, er hoffte, diese werde zu bewegen sein, mich der Zucht des neuen Hofmeisters gänzlich zu überlassen, und gab ihr, da es mit Lebrechten richtig war, diese Hoffnung nebst dem Beweis der Nothwendig- keit, mich besser zu ziehen, so deutlich zu verste- hen, daß sie es übel nahm, und dem dienstfertigen Nachbar dagegen zu verstehen gab, sie ließe sich nicht gern Vorschriften machen, und werde das Beste ihres Kindes schon selbst zu bedenken wissen.
Reitmann ließ sich das nicht abschrecken, er kam immer wieder krumm herum auf die Gewalt, welche man einem Hofmeister über den Lehrling
geben
Da dieſer alſo abgieng, erbot er ſich, fuͤr Be- ſetzung ſeiner Stelle zu ſorgen, und that ſelbſt eine Reiſe von vier Meilen, um Lebrechten, den er kann- te und wegen Abſterben eines Zoͤglings außer Con- dition wußte, zu bereden, daß er die in unſerm Hauſe annehmen moͤchte. Er hatte ihm geſagt, daß ich ein etwas verwoͤhnter Knabe ſei, doch hoffte er, ein vernuͤnftiger und geſchickter Mann, wie Herr Lebrecht, werde mich wohl beſſern, wel- ches freilich der einfaͤltige unwiſſende Menſch, der Null; nicht im Stande geweſen, bei welchem ich vielmehr eben ſo verwildert waͤre. Uebrigens huͤthete ſich Reitmann, Lebrechten die wahre Einrichtung zwiſchen mir und meiner Mutter kund zu geben, er hoffte, dieſe werde zu bewegen ſein, mich der Zucht des neuen Hofmeiſters gaͤnzlich zu uͤberlaſſen, und gab ihr, da es mit Lebrechten richtig war, dieſe Hoffnung nebſt dem Beweis der Nothwendig- keit, mich beſſer zu ziehen, ſo deutlich zu verſte- hen, daß ſie es uͤbel nahm, und dem dienſtfertigen Nachbar dagegen zu verſtehen gab, ſie ließe ſich nicht gern Vorſchriften machen, und werde das Beſte ihres Kindes ſchon ſelbſt zu bedenken wiſſen.
Reitmann ließ ſich das nicht abſchrecken, er kam immer wieder krumm herum auf die Gewalt, welche man einem Hofmeiſter uͤber den Lehrling
geben
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Da dieſer alſo abgieng, erbot er ſich, fuͤr Be-
ſetzung ſeiner Stelle zu ſorgen, und that ſelbſt eine
Reiſe von vier Meilen, um Lebrechten, den er kann-
te und wegen Abſterben eines Zoͤglings außer Con-
dition wußte, zu bereden, daß er die in unſerm
Hauſe annehmen moͤchte. Er hatte ihm geſagt,
daß ich ein etwas verwoͤhnter Knabe ſei, doch
hoffte er, ein vernuͤnftiger und geſchickter Mann,
wie Herr Lebrecht, werde mich wohl beſſern, wel-
ches freilich der einfaͤltige unwiſſende Menſch, der
Null; nicht im Stande geweſen, bei welchem ich
vielmehr eben ſo verwildert waͤre. Uebrigens huͤthete
ſich Reitmann, Lebrechten die wahre Einrichtung
zwiſchen mir und meiner Mutter kund zu geben,
er hoffte, dieſe werde zu bewegen ſein, mich der
Zucht des neuen Hofmeiſters gaͤnzlich zu uͤberlaſſen,
und gab ihr, da es mit Lebrechten richtig war,
dieſe Hoffnung nebſt dem Beweis der Nothwendig-
keit, mich beſſer zu ziehen, ſo deutlich zu verſte-
hen, daß ſie es uͤbel nahm, und dem dienſtfertigen
Nachbar dagegen zu verſtehen gab, ſie ließe ſich
nicht gern Vorſchriften machen, und werde das
Beſte ihres Kindes ſchon ſelbſt zu bedenken wiſſen.
Reitmann ließ ſich das nicht abſchrecken, er
kam immer wieder krumm herum auf die Gewalt,
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/150>, abgerufen am 23.11.2024.
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