derlich um, hatte bei seiner Ankunft, Geschenke mitgebracht, und Suschen ein nicht Knauseriches ins Wochenbett gegeben. Er war unverheirathet, und wollte als Junggeselle sterben, (ob darum, weil die Schnitzers überhaupt phlegmatischen Tempera- ments waren, oder ob ein gewisses Versehen der Natur Schuld war, habe ich nicht erfahren kön- nen) genug er wollte sein Jch nicht fortpflanzen, sondern einst seinen Neveu'n und Niecen, das hin- terlassen, was seine kleinen Jchs würden vekommen haben. Johann Jacob hatte oft schon mit Sus- chen von diesem Bruder gesprochen, und da er ankam, bat er sie, es ja nicht mit ihm zu ver- derben.
Sie verdarbs auch nicht mit ihm, nahm ihm nichts übel, oder ließ sich wenigstens nichts davon merken, ja weil Peter ausdrücklich sagte, daß Jacob sein liebster Bruder wär, nahm sie sich in Gegen- wart des ersten noch mehr zusammen, um sich als die zärtlichste Gattinn des letztern zu zeigen.
Da es also zur Bestimmung der Gevattern kam, war es das erstemal, daß sie sich vergaß, in Gegenwart des Schwagers mit den Geschenken und der Erbschaft, gegen ihren Jacob so schnüppisch und übermüthig herauszufahren, weswegen sie denn die schon erwähnten plumpen Complimente von jenem
hinneh-
derlich um, hatte bei ſeiner Ankunft, Geſchenke mitgebracht, und Suschen ein nicht Knauſeriches ins Wochenbett gegeben. Er war unverheirathet, und wollte als Junggeſelle ſterben, (ob darum, weil die Schnitzers uͤberhaupt phlegmatiſchen Tempera- ments waren, oder ob ein gewiſſes Verſehen der Natur Schuld war, habe ich nicht erfahren koͤn- nen) genug er wollte ſein Jch nicht fortpflanzen, ſondern einſt ſeinen Neveu’n und Niecen, das hin- terlaſſen, was ſeine kleinen Jchs wuͤrden vekommen haben. Johann Jacob hatte oft ſchon mit Sus- chen von dieſem Bruder geſprochen, und da er ankam, bat er ſie, es ja nicht mit ihm zu ver- derben.
Sie verdarbs auch nicht mit ihm, nahm ihm nichts uͤbel, oder ließ ſich wenigſtens nichts davon merken, ja weil Peter ausdruͤcklich ſagte, daß Jacob ſein liebſter Bruder waͤr, nahm ſie ſich in Gegen- wart des erſten noch mehr zuſammen, um ſich als die zaͤrtlichſte Gattinn des letztern zu zeigen.
Da es alſo zur Beſtimmung der Gevattern kam, war es das erſtemal, daß ſie ſich vergaß, in Gegenwart des Schwagers mit den Geſchenken und der Erbſchaft, gegen ihren Jacob ſo ſchnuͤppiſch und uͤbermuͤthig herauszufahren, weswegen ſie denn die ſchon erwaͤhnten plumpen Complimente von jenem
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[8/0012]
derlich um, hatte bei ſeiner Ankunft, Geſchenke
mitgebracht, und Suschen ein nicht Knauſeriches
ins Wochenbett gegeben. Er war unverheirathet,
und wollte als Junggeſelle ſterben, (ob darum, weil
die Schnitzers uͤberhaupt phlegmatiſchen Tempera-
ments waren, oder ob ein gewiſſes Verſehen der
Natur Schuld war, habe ich nicht erfahren koͤn-
nen) genug er wollte ſein Jch nicht fortpflanzen,
ſondern einſt ſeinen Neveu’n und Niecen, das hin-
terlaſſen, was ſeine kleinen Jchs wuͤrden vekommen
haben. Johann Jacob hatte oft ſchon mit Sus-
chen von dieſem Bruder geſprochen, und da er
ankam, bat er ſie, es ja nicht mit ihm zu ver-
derben.
Sie verdarbs auch nicht mit ihm, nahm ihm
nichts uͤbel, oder ließ ſich wenigſtens nichts davon
merken, ja weil Peter ausdruͤcklich ſagte, daß Jacob
ſein liebſter Bruder waͤr, nahm ſie ſich in Gegen-
wart des erſten noch mehr zuſammen, um ſich als
die zaͤrtlichſte Gattinn des letztern zu zeigen.
Da es alſo zur Beſtimmung der Gevattern
kam, war es das erſtemal, daß ſie ſich vergaß, in
Gegenwart des Schwagers mit den Geſchenken und
der Erbſchaft, gegen ihren Jacob ſo ſchnuͤppiſch und
uͤbermuͤthig herauszufahren, weswegen ſie denn die
ſchon erwaͤhnten plumpen Complimente von jenem
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/12>, abgerufen am 23.11.2024.
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