Johann Jacob wollte das nicht verneinen, konnte es aber als ein Mensch, der nicht allwis- send ist, auch nicht eben ganz bestimmt bejahen; er machte einen Scherz daraus und sagte dann: Siehe so ists lieber Bruder, wenn man eine vor- nehmere Frau heirathet, als man selbst ist, Sus- chen steckts noch immer im Kopfe, daß sie eine Officiers Tochter ist. So viel ich gehört habe, versetzte Peter, mein Oncle, ist das nun so so, mit der Officiers Tochter! Gesetzt aber den Fall, es wäre wahr, so hilft das jetzt nichts mehr! Richte Sie sich hübsch nach Jhrem jetzigen Stand, Frau Schwester, und denke Sie, daß Sie ein armes Mäd- chen war, das hier diente. Was gehts mich an, mag Jhre Mutter haben incugnito bleiben und sich für ein gemeines Soldaten-Weib ausgeben wollen, oder mag das eine Finte von Jhr sein, genug jetzt ist Sie des Gastwirth Schnitzers Eheweib, und kann Gott danken, daß Sie's ist, also folg' Sie mir und thu Sie nicht so dicke.
Peter konnte ein Wort sprechen, denn er be- saß ein schönes Vermögen, welches er durch einen Kornhandel im Kriege zusammen gebracht hatte, er war dabei ein gutwilliger Mann, der besonders seinen Bruder Jacob herzlich liebte; Jhm zu Ge- fallen gieng er auch mit meiner Mutter sehr brü-
derlich
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Johann Jacob wollte das nicht verneinen, konnte es aber als ein Menſch, der nicht allwiſ- ſend iſt, auch nicht eben ganz beſtimmt bejahen; er machte einen Scherz daraus und ſagte dann: Siehe ſo iſts lieber Bruder, wenn man eine vor- nehmere Frau heirathet, als man ſelbſt iſt, Sus- chen ſteckts noch immer im Kopfe, daß ſie eine Officiers Tochter iſt. So viel ich gehoͤrt habe, verſetzte Peter, mein Oncle, iſt das nun ſo ſo, mit der Officiers Tochter! Geſetzt aber den Fall, es waͤre wahr, ſo hilft das jetzt nichts mehr! Richte Sie ſich huͤbſch nach Jhrem jetzigen Stand, Frau Schweſter, und denke Sie, daß Sie ein armes Maͤd- chen war, das hier diente. Was gehts mich an, mag Jhre Mutter haben incugnito bleiben und ſich fuͤr ein gemeines Soldaten-Weib ausgeben wollen, oder mag das eine Finte von Jhr ſein, genug jetzt iſt Sie des Gaſtwirth Schnitzers Eheweib, und kann Gott danken, daß Sie’s iſt, alſo folg’ Sie mir und thu Sie nicht ſo dicke.
Peter konnte ein Wort ſprechen, denn er be- ſaß ein ſchoͤnes Vermoͤgen, welches er durch einen Kornhandel im Kriege zuſammen gebracht hatte, er war dabei ein gutwilliger Mann, der beſonders ſeinen Bruder Jacob herzlich liebte; Jhm zu Ge- fallen gieng er auch mit meiner Mutter ſehr bruͤ-
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Johann Jacob wollte das nicht verneinen,
konnte es aber als ein Menſch, der nicht allwiſ-
ſend iſt, auch nicht eben ganz beſtimmt bejahen;
er machte einen Scherz daraus und ſagte dann:
Siehe ſo iſts lieber Bruder, wenn man eine vor-
nehmere Frau heirathet, als man ſelbſt iſt, Sus-
chen ſteckts noch immer im Kopfe, daß ſie eine
Officiers Tochter iſt. So viel ich gehoͤrt habe,
verſetzte Peter, mein Oncle, iſt das nun ſo ſo, mit
der Officiers Tochter! Geſetzt aber den Fall, es
waͤre wahr, ſo hilft das jetzt nichts mehr! Richte
Sie ſich huͤbſch nach Jhrem jetzigen Stand, Frau
Schweſter, und denke Sie, daß Sie ein armes Maͤd-
chen war, das hier diente. Was gehts mich an,
mag Jhre Mutter haben incugnito bleiben und ſich
fuͤr ein gemeines Soldaten-Weib ausgeben wollen,
oder mag das eine Finte von Jhr ſein, genug jetzt
iſt Sie des Gaſtwirth Schnitzers Eheweib, und
kann Gott danken, daß Sie’s iſt, alſo folg’ Sie
mir und thu Sie nicht ſo dicke.
Peter konnte ein Wort ſprechen, denn er be-
ſaß ein ſchoͤnes Vermoͤgen, welches er durch einen
Kornhandel im Kriege zuſammen gebracht hatte, er
war dabei ein gutwilliger Mann, der beſonders
ſeinen Bruder Jacob herzlich liebte; Jhm zu Ge-
fallen gieng er auch mit meiner Mutter ſehr bruͤ-
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/11>, abgerufen am 21.11.2024.
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