Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
Erklärungen billig sein, daß Sie ihr bekannt ma- chen, was sie künftig zu ihrem Unterhalt von Jh- nen zu hoffen hat, und daß Sie Jhr Freund blei- ben wollen. Albrecht. Woher wissen Sie, daß Sophie nichts that, als daß sie übeln Schein gab? Felß. Aus Wilhelms Briefe an Sie, den Sie nicht des Lesens würdigten, ihn vielmehr mit einem sehr beleidigenden Gegenschreiben zurückschick- ten. Sie sollen deswegen verklagt werden, Rosen- bergs sind bis jetzt nur von ihrer Tochter zurück- gehalten worden, es ihrer Seits zu thun und hiel- ten Roberten wieder zurück. Jch habe mich nach dem ehemaligen Betragen Jhrer Frau erkundigt, habe, was ich erfuhr, gegen das gehalten, was Sie mir selbst von ihr gesagt haben und daraus den Schluß gezogen, daß eine Person von solchen liebenswürdigen Eigenschaften nicht auf einmal so frech werden konnte. Denn Verschlimmerung des gutgewesenen Menschen ist möglich, aber sie erfolgt stufenweis und geht nicht so schnell zu dem Grad, wohin Sophie, wenn, was man sagt, wahr wär, gekommen sein müßte. Auch Verstellung ist bei ei- ner gutgeglaubten Person möglich, (obwohl kaum bei einer freimüthigen, lebhaften Sophie) aber bei der Verstellung wär sie auch behutsam zu Werke ge-
Erklaͤrungen billig ſein, daß Sie ihr bekannt ma- chen, was ſie kuͤnftig zu ihrem Unterhalt von Jh- nen zu hoffen hat, und daß Sie Jhr Freund blei- ben wollen. Albrecht. Woher wiſſen Sie, daß Sophie nichts that, als daß ſie uͤbeln Schein gab? Felß. Aus Wilhelms Briefe an Sie, den Sie nicht des Leſens wuͤrdigten, ihn vielmehr mit einem ſehr beleidigenden Gegenſchreiben zuruͤckſchick- ten. Sie ſollen deswegen verklagt werden, Roſen- bergs ſind bis jetzt nur von ihrer Tochter zuruͤck- gehalten worden, es ihrer Seits zu thun und hiel- ten Roberten wieder zuruͤck. Jch habe mich nach dem ehemaligen Betragen Jhrer Frau erkundigt, habe, was ich erfuhr, gegen das gehalten, was Sie mir ſelbſt von ihr geſagt haben und daraus den Schluß gezogen, daß eine Perſon von ſolchen liebenswuͤrdigen Eigenſchaften nicht auf einmal ſo frech werden konnte. Denn Verſchlimmerung des gutgeweſenen Menſchen iſt moͤglich, aber ſie erfolgt ſtufenweis und geht nicht ſo ſchnell zu dem Grad, wohin Sophie, wenn, was man ſagt, wahr waͤr, gekommen ſein muͤßte. Auch Verſtellung iſt bei ei- ner gutgeglaubten Perſon moͤglich, (obwohl kaum bei einer freimuͤthigen, lebhaften Sophie) aber bei der Verſtellung waͤr ſie auch behutſam zu Werke ge-
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Erklaͤrungen billig ſein, daß Sie ihr bekannt ma-
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nen zu hoffen hat, und daß Sie Jhr Freund blei-
ben wollen.
Albrecht. Woher wiſſen Sie, daß Sophie
nichts that, als daß ſie uͤbeln Schein gab?
Felß. Aus Wilhelms Briefe an Sie, den
Sie nicht des Leſens wuͤrdigten, ihn vielmehr mit
einem ſehr beleidigenden Gegenſchreiben zuruͤckſchick-
ten. Sie ſollen deswegen verklagt werden, Roſen-
bergs ſind bis jetzt nur von ihrer Tochter zuruͤck-
gehalten worden, es ihrer Seits zu thun und hiel-
ten Roberten wieder zuruͤck. Jch habe mich nach
dem ehemaligen Betragen Jhrer Frau erkundigt,
habe, was ich erfuhr, gegen das gehalten, was
Sie mir ſelbſt von ihr geſagt haben und daraus
den Schluß gezogen, daß eine Perſon von ſolchen
liebenswuͤrdigen Eigenſchaften nicht auf einmal ſo
frech werden konnte. Denn Verſchlimmerung des
gutgeweſenen Menſchen iſt moͤglich, aber ſie erfolgt
ſtufenweis und geht nicht ſo ſchnell zu dem Grad,
wohin Sophie, wenn, was man ſagt, wahr waͤr,
gekommen ſein muͤßte. Auch Verſtellung iſt bei ei-
ner gutgeglaubten Perſon moͤglich, (obwohl kaum
bei einer freimuͤthigen, lebhaften Sophie) aber bei
der Verſtellung waͤr ſie auch behutſam zu Werke
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