Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
anwenden, welche Sie sich in Jhren Geschäften ge- ben, sondern eigensinnig darauf bestehn, daß So- phie eine Verbrecherinn ist, mit der Sie sich nicht wieder vertragen können? Albrecht. O ich habe der Sache oft nach- gedacht, immer fällt das Resultat dahin: Sophie habe sich verschuldet oder nicht, so hat sie ihren Ruf und den meinigen befleckt, und kein Mensch wird sichs jemals ausreden lassen, es sei wirklich geschehn. Felß. Denken Sie nach, Herr Busch, ob es der Menschenliebe gemäß sei, irgend ein Geschöpf blos darum und ohne weitere Untersuchung zu stra- fen, weil es andre für strafbar halten? Albrecht. Wo die Ehre beleidigt ist, gelten Ausnahmen, wenn ich Sophien so weit unschul- dig wüßte, daß sie nur durch unüberlegtes, zu frei- es Betragen gegen ihren Vetter Anlaß gegeben hätte, so schlimm von sich urtheilen zu lassen, so würde ich ihr Freund bleiben, würde nie an Schei- dung denken, ihr allenfalls die Hälfte meines Ein- kommens abtreten, aber sie wieder als Ehefrau anzunehmen, mein Herr Felß, dies thät ich nie. Felß. Nun wohl, Sophie gab der Welt An- laß, sie in ihren Vetter verliebt zu halten, aber sie sündigte nicht würklich, also wirds nach Jhren Er-
anwenden, welche Sie ſich in Jhren Geſchaͤften ge- ben, ſondern eigenſinnig darauf beſtehn, daß So- phie eine Verbrecherinn iſt, mit der Sie ſich nicht wieder vertragen koͤnnen? Albrecht. O ich habe der Sache oft nach- gedacht, immer faͤllt das Reſultat dahin: Sophie habe ſich verſchuldet oder nicht, ſo hat ſie ihren Ruf und den meinigen befleckt, und kein Menſch wird ſichs jemals ausreden laſſen, es ſei wirklich geſchehn. Felß. Denken Sie nach, Herr Buſch, ob es der Menſchenliebe gemaͤß ſei, irgend ein Geſchoͤpf blos darum und ohne weitere Unterſuchung zu ſtra- fen, weil es andre fuͤr ſtrafbar halten? Albrecht. Wo die Ehre beleidigt iſt, gelten Ausnahmen, wenn ich Sophien ſo weit unſchul- dig wuͤßte, daß ſie nur durch unuͤberlegtes, zu frei- es Betragen gegen ihren Vetter Anlaß gegeben haͤtte, ſo ſchlimm von ſich urtheilen zu laſſen, ſo wuͤrde ich ihr Freund bleiben, wuͤrde nie an Schei- dung denken, ihr allenfalls die Haͤlfte meines Ein- kommens abtreten, aber ſie wieder als Ehefrau anzunehmen, mein Herr Felß, dies thaͤt ich nie. Felß. Nun wohl, Sophie gab der Welt An- laß, ſie in ihren Vetter verliebt zu halten, aber ſie ſuͤndigte nicht wuͤrklich, alſo wirds nach Jhren Er-
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anwenden, welche Sie ſich in Jhren Geſchaͤften ge-
ben, ſondern eigenſinnig darauf beſtehn, daß So-
phie eine Verbrecherinn iſt, mit der Sie ſich nicht
wieder vertragen koͤnnen?
Albrecht. O ich habe der Sache oft nach-
gedacht, immer faͤllt das Reſultat dahin: Sophie
habe ſich verſchuldet oder nicht, ſo hat ſie ihren
Ruf und den meinigen befleckt, und kein Menſch
wird ſichs jemals ausreden laſſen, es ſei wirklich
geſchehn.
Felß. Denken Sie nach, Herr Buſch, ob es
der Menſchenliebe gemaͤß ſei, irgend ein Geſchoͤpf
blos darum und ohne weitere Unterſuchung zu ſtra-
fen, weil es andre fuͤr ſtrafbar halten?
Albrecht. Wo die Ehre beleidigt iſt, gelten
Ausnahmen, wenn ich Sophien ſo weit unſchul-
dig wuͤßte, daß ſie nur durch unuͤberlegtes, zu frei-
es Betragen gegen ihren Vetter Anlaß gegeben
haͤtte, ſo ſchlimm von ſich urtheilen zu laſſen, ſo
wuͤrde ich ihr Freund bleiben, wuͤrde nie an Schei-
dung denken, ihr allenfalls die Haͤlfte meines Ein-
kommens abtreten, aber ſie wieder als Ehefrau
anzunehmen, mein Herr Felß, dies thaͤt ich nie.
Felß. Nun wohl, Sophie gab der Welt An-
laß, ſie in ihren Vetter verliebt zu halten, aber
ſie ſuͤndigte nicht wuͤrklich, alſo wirds nach Jhren
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