langer Zeit Treue geschworen, vor den Augen al- ler Welt zu beschimpfen.
Wenn ich Sophiens Geschichte liefern wollte, so würde ich die Ohnmacht beschreiben, in welche sie bei Durchlesung dieses Billets fiel, würde nicht vergessen hurtig jemand nach dem Arzt, dem Wund- arzt, nach ihren Eltern, nach Albrechten selbst zu schicken, und sie dann, wenn der Letzte nicht kä- me, in einer Senfte zu den Schwiegereltern tra- gen lassen; um sich mit ihrem Mann zu verstän- digen und zu versöhnen. Wenn sie denn diesen Zweck nicht erlangte, ließ ich sie wieder weg und zu ihren Eltern bringen, dort krank werden, dem Tode nahe kommen, ihren Mann vors Sterbe- bette fodern, sie ihn da als in ihrer letzten Stun- de von ihrer Unschuld überzeugen und so die Leut- chen wieder zusammenbringen, wobei ich die Zwi- schenscenen mit Wilhelm Robert und Albrecht Busch bald tragisch, bald heroisch schilderte. Da ich aber von allen diesen Personen blos um mei- ner Mutter willen spreche, die ich den Lesern doch gern nach allen ihren Eigenschaften und Fähigkei- ten, welche sie an jenen so vorzüglich bewieß, be- kannt machen will, so muß ich alle übrigen Be- gebenheiten kurz fassen.
Sophie
Z
langer Zeit Treue geſchworen, vor den Augen al- ler Welt zu beſchimpfen.
Wenn ich Sophiens Geſchichte liefern wollte, ſo wuͤrde ich die Ohnmacht beſchreiben, in welche ſie bei Durchleſung dieſes Billets fiel, wuͤrde nicht vergeſſen hurtig jemand nach dem Arzt, dem Wund- arzt, nach ihren Eltern, nach Albrechten ſelbſt zu ſchicken, und ſie dann, wenn der Letzte nicht kaͤ- me, in einer Senfte zu den Schwiegereltern tra- gen laſſen; um ſich mit ihrem Mann zu verſtaͤn- digen und zu verſoͤhnen. Wenn ſie denn dieſen Zweck nicht erlangte, ließ ich ſie wieder weg und zu ihren Eltern bringen, dort krank werden, dem Tode nahe kommen, ihren Mann vors Sterbe- bette fodern, ſie ihn da als in ihrer letzten Stun- de von ihrer Unſchuld uͤberzeugen und ſo die Leut- chen wieder zuſammenbringen, wobei ich die Zwi- ſchenſcenen mit Wilhelm Robert und Albrecht Buſch bald tragiſch, bald heroiſch ſchilderte. Da ich aber von allen dieſen Perſonen blos um mei- ner Mutter willen ſpreche, die ich den Leſern doch gern nach allen ihren Eigenſchaften und Faͤhigkei- ten, welche ſie an jenen ſo vorzuͤglich bewieß, be- kannt machen will, ſo muß ich alle uͤbrigen Be- gebenheiten kurz faſſen.
Sophie
Z
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0359"n="353"/>
langer Zeit Treue geſchworen, vor den Augen al-<lb/>
ler Welt zu beſchimpfen.</p><lb/><p>Wenn ich Sophiens Geſchichte liefern wollte,<lb/>ſo wuͤrde ich die Ohnmacht beſchreiben, in welche<lb/>ſie bei Durchleſung dieſes Billets fiel, wuͤrde nicht<lb/>
vergeſſen hurtig jemand nach dem Arzt, dem Wund-<lb/>
arzt, nach ihren Eltern, nach Albrechten ſelbſt zu<lb/>ſchicken, und ſie dann, wenn der Letzte nicht kaͤ-<lb/>
me, in einer Senfte zu den Schwiegereltern tra-<lb/>
gen laſſen; um ſich mit ihrem Mann zu verſtaͤn-<lb/>
digen und zu verſoͤhnen. Wenn ſie denn dieſen<lb/>
Zweck nicht erlangte, ließ ich ſie wieder weg und<lb/>
zu ihren Eltern bringen, dort krank werden, dem<lb/>
Tode nahe kommen, ihren Mann vors Sterbe-<lb/>
bette fodern, ſie ihn da als in ihrer letzten Stun-<lb/>
de von ihrer Unſchuld uͤberzeugen und ſo die Leut-<lb/>
chen wieder zuſammenbringen, wobei ich die Zwi-<lb/>ſchenſcenen mit Wilhelm Robert und Albrecht<lb/>
Buſch bald tragiſch, bald heroiſch ſchilderte. Da<lb/>
ich aber von allen dieſen Perſonen blos um mei-<lb/>
ner Mutter willen ſpreche, die ich den Leſern doch<lb/>
gern nach allen ihren Eigenſchaften und Faͤhigkei-<lb/>
ten, welche ſie an jenen ſo vorzuͤglich bewieß, be-<lb/>
kannt machen will, ſo muß ich alle uͤbrigen Be-<lb/>
gebenheiten kurz faſſen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">Z</fw><fwplace="bottom"type="catch">Sophie</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[353/0359]
langer Zeit Treue geſchworen, vor den Augen al-
ler Welt zu beſchimpfen.
Wenn ich Sophiens Geſchichte liefern wollte,
ſo wuͤrde ich die Ohnmacht beſchreiben, in welche
ſie bei Durchleſung dieſes Billets fiel, wuͤrde nicht
vergeſſen hurtig jemand nach dem Arzt, dem Wund-
arzt, nach ihren Eltern, nach Albrechten ſelbſt zu
ſchicken, und ſie dann, wenn der Letzte nicht kaͤ-
me, in einer Senfte zu den Schwiegereltern tra-
gen laſſen; um ſich mit ihrem Mann zu verſtaͤn-
digen und zu verſoͤhnen. Wenn ſie denn dieſen
Zweck nicht erlangte, ließ ich ſie wieder weg und
zu ihren Eltern bringen, dort krank werden, dem
Tode nahe kommen, ihren Mann vors Sterbe-
bette fodern, ſie ihn da als in ihrer letzten Stun-
de von ihrer Unſchuld uͤberzeugen und ſo die Leut-
chen wieder zuſammenbringen, wobei ich die Zwi-
ſchenſcenen mit Wilhelm Robert und Albrecht
Buſch bald tragiſch, bald heroiſch ſchilderte. Da
ich aber von allen dieſen Perſonen blos um mei-
ner Mutter willen ſpreche, die ich den Leſern doch
gern nach allen ihren Eigenſchaften und Faͤhigkei-
ten, welche ſie an jenen ſo vorzuͤglich bewieß, be-
kannt machen will, ſo muß ich alle uͤbrigen Be-
gebenheiten kurz faſſen.
Sophie
Z
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/359>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.