le weiteren Grillen vergaß und nach nichts neuen mehr gelüstete; auch war sie lange von der besten Laune und genoß, da nichts als angenehme Jdeen in ihr herrschten, der festesten Gesundheit bei ih- rer Schwangerschaft, worüber sich Johann Jacob nicht genug freuen konnte, welcher nunmehr sicher hofte einen lebendigen und muntern Leibeserben zu umarmen.
Jhre Zufriedenheit dauerte wirklich bis zur Niederkunft ununterbrochen fort, denn Sophiens Sache ward schlimm und verwickelt; ihr Mann be- handelte sie nur zu ernsthaft.
Nicht nur hatte ihm sein Vater geschrieben, wie ehrlos sich seine Frau aufführte, sondern auch einer von Albrechts Freunden, der Sophien, nach dem was man jetzt öffentlich erzählte, für ein leicht- sinniges Weib und seines Freundes unwerth hielt, glaubte, ihn benachrichtigen zu müssen. Albrecht unterdrückte den Schmerz über Sophies verlohrne Liebe und seine getäuschten Hofnungen und kehrte, als er von der Reise zurückkam, bei seinen Eltern ein, von wo er Sophien in wenig Zeilen bat, sei- ne Wohnung zu räumen, weil er nicht eine Nacht in derselben zubringen wollte, bis das treulose Ge- schöpf es verlassen, dem es so leicht gedünkt hät- te, sich und den Mann, dem sie vor nicht gar
langer
le weiteren Grillen vergaß und nach nichts neuen mehr geluͤſtete; auch war ſie lange von der beſten Laune und genoß, da nichts als angenehme Jdeen in ihr herrſchten, der feſteſten Geſundheit bei ih- rer Schwangerſchaft, woruͤber ſich Johann Jacob nicht genug freuen konnte, welcher nunmehr ſicher hofte einen lebendigen und muntern Leibeserben zu umarmen.
Jhre Zufriedenheit dauerte wirklich bis zur Niederkunft ununterbrochen fort, denn Sophiens Sache ward ſchlimm und verwickelt; ihr Mann be- handelte ſie nur zu ernſthaft.
Nicht nur hatte ihm ſein Vater geſchrieben, wie ehrlos ſich ſeine Frau auffuͤhrte, ſondern auch einer von Albrechts Freunden, der Sophien, nach dem was man jetzt oͤffentlich erzaͤhlte, fuͤr ein leicht- ſinniges Weib und ſeines Freundes unwerth hielt, glaubte, ihn benachrichtigen zu muͤſſen. Albrecht unterdruͤckte den Schmerz uͤber Sophies verlohrne Liebe und ſeine getaͤuſchten Hofnungen und kehrte, als er von der Reiſe zuruͤckkam, bei ſeinen Eltern ein, von wo er Sophien in wenig Zeilen bat, ſei- ne Wohnung zu raͤumen, weil er nicht eine Nacht in derſelben zubringen wollte, bis das treuloſe Ge- ſchoͤpf es verlaſſen, dem es ſo leicht geduͤnkt haͤt- te, ſich und den Mann, dem ſie vor nicht gar
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le weiteren Grillen vergaß und nach nichts neuen
mehr geluͤſtete; auch war ſie lange von der beſten
Laune und genoß, da nichts als angenehme Jdeen
in ihr herrſchten, der feſteſten Geſundheit bei ih-
rer Schwangerſchaft, woruͤber ſich Johann Jacob
nicht genug freuen konnte, welcher nunmehr ſicher
hofte einen lebendigen und muntern Leibeserben
zu umarmen.
Jhre Zufriedenheit dauerte wirklich bis zur
Niederkunft ununterbrochen fort, denn Sophiens
Sache ward ſchlimm und verwickelt; ihr Mann be-
handelte ſie nur zu ernſthaft.
Nicht nur hatte ihm ſein Vater geſchrieben,
wie ehrlos ſich ſeine Frau auffuͤhrte, ſondern auch
einer von Albrechts Freunden, der Sophien, nach
dem was man jetzt oͤffentlich erzaͤhlte, fuͤr ein leicht-
ſinniges Weib und ſeines Freundes unwerth hielt,
glaubte, ihn benachrichtigen zu muͤſſen. Albrecht
unterdruͤckte den Schmerz uͤber Sophies verlohrne
Liebe und ſeine getaͤuſchten Hofnungen und kehrte,
als er von der Reiſe zuruͤckkam, bei ſeinen Eltern
ein, von wo er Sophien in wenig Zeilen bat, ſei-
ne Wohnung zu raͤumen, weil er nicht eine Nacht
in derſelben zubringen wollte, bis das treuloſe Ge-
ſchoͤpf es verlaſſen, dem es ſo leicht geduͤnkt haͤt-
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/358>, abgerufen am 23.11.2024.
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