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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

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Buchladen kam, und die so bemerkten Schriften
soderte. Frau Schnitzerinn, welche wegen der sech-
zehn Jahre, die ihr Mann jünger war als sie, oft
bei sich selbst sagte, daß ein anderer an seiner
Stelle nach jungen Dirnen umherschauen würde,
redete ihm (zum Danke, daß er dieses nicht that,)
nie mit einem Worte drein, wenn er von Messe
zu Messe neue Bücher anschaffte, und dane-
ben auch andre, die ihm sein Rathgeber vor-
schlug, kaufte.

So wenig dieser freundschaftliche Rathgeber,
den ich dem Leser so gleich näher bekannt machen
werde, immer die beste Wahl zu treffen wußte, so
konnte es doch nicht fehlen, daß nicht mit unter
auch manch gutes und vortrefliches Werk in die
Sammlung meines Vaters kam. Mein Vater las
indessen alles, wie es ihm sein Lehrer zu genießen
gab; und die natürliche Folge davon war, daß sein
Geschmack und Magen hin und wieder ziemlich pa-
radox, und von dem Geschmack und Magen ande-
rer Leute sehr abweichend geriethen.



Drit-

Buchladen kam, und die ſo bemerkten Schriften
ſoderte. Frau Schnitzerinn, welche wegen der ſech-
zehn Jahre, die ihr Mann juͤnger war als ſie, oft
bei ſich ſelbſt ſagte, daß ein anderer an ſeiner
Stelle nach jungen Dirnen umherſchauen wuͤrde,
redete ihm (zum Danke, daß er dieſes nicht that,)
nie mit einem Worte drein, wenn er von Meſſe
zu Meſſe neue Buͤcher anſchaffte, und dane-
ben auch andre, die ihm ſein Rathgeber vor-
ſchlug, kaufte.

So wenig dieſer freundſchaftliche Rathgeber,
den ich dem Leſer ſo gleich naͤher bekannt machen
werde, immer die beſte Wahl zu treffen wußte, ſo
konnte es doch nicht fehlen, daß nicht mit unter
auch manch gutes und vortrefliches Werk in die
Sammlung meines Vaters kam. Mein Vater las
indeſſen alles, wie es ihm ſein Lehrer zu genießen
gab; und die natuͤrliche Folge davon war, daß ſein
Geſchmack und Magen hin und wieder ziemlich pa-
radox, und von dem Geſchmack und Magen ande-
rer Leute ſehr abweichend geriethen.



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[9/0015] Buchladen kam, und die ſo bemerkten Schriften ſoderte. Frau Schnitzerinn, welche wegen der ſech- zehn Jahre, die ihr Mann juͤnger war als ſie, oft bei ſich ſelbſt ſagte, daß ein anderer an ſeiner Stelle nach jungen Dirnen umherſchauen wuͤrde, redete ihm (zum Danke, daß er dieſes nicht that,) nie mit einem Worte drein, wenn er von Meſſe zu Meſſe neue Buͤcher anſchaffte, und dane- ben auch andre, die ihm ſein Rathgeber vor- ſchlug, kaufte. So wenig dieſer freundſchaftliche Rathgeber, den ich dem Leſer ſo gleich naͤher bekannt machen werde, immer die beſte Wahl zu treffen wußte, ſo konnte es doch nicht fehlen, daß nicht mit unter auch manch gutes und vortrefliches Werk in die Sammlung meines Vaters kam. Mein Vater las indeſſen alles, wie es ihm ſein Lehrer zu genießen gab; und die natuͤrliche Folge davon war, daß ſein Geſchmack und Magen hin und wieder ziemlich pa- radox, und von dem Geſchmack und Magen ande- rer Leute ſehr abweichend geriethen. Drit-

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/15>, abgerufen am 22.11.2024.